Demo bei Schulausschusssitzung: „Wir wollen keinen halben Hausi“

Ob es an den massiven Reaktionen von Eltern und Schülern der Hubertus-Grundschule lag, die sich mit der Kürzung der Hausmeisterstelle nicht abfinden wollen, an den Medienberichten oder an der angekündigten Demonstration – in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen die Ausschussmitglieder, die Situation, die durch die Halbierung der Stelle entstanden ist, in einem Jahr noch einmal zu betrachten, um dann gegebenenfalls eine neue Empfehlung an die Verwaltung zu beschließen.
Wenn auch nur ein Trostpflaster, so hatte der enorme Einsatz der Eltern und Schüler, den sowohl die Ausschussvorsitzende Brigitte Middeldorf und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler als auch Marc Buchholz lobend kommentierten und sich dafür bedankten, doch einen kleinen Erfolg, obwohl die dienstrechtliche Anordnung des Bürgermeisters, die dieser noch einmal begründete, bestehen bleibt (siehe Pressemitteilung der Stadt weiter unten).
Bereits über eine Stunde vor der Sitzung waren mehr als 30 Eltern und Kinder der Hubertus-Schule mit Plakaten vor das Rathaus gezogen, denn: „Es wurde uns gesagt, dass alle die, die etwas zu sagen haben, hier vorbeikommen“, so eine Mutter, „und da wollen wir ihnen zeigen, was wir von dieser falschen Entscheidung halten.“ Besonders von den Kindern wurden voller Elan den Ausschussmitgliedern die Transparente entgegengehalten: „Wir wollen keinen halben Hausi“, „Kevelaer leider doch nicht unverwechselbar“, „Ohne Dich sind die Klos abgeschlossen“, „Politiker – die ganze Schule ist traurig wegen Euch“ oder die Unterschriften aller Schüler waren auf den Plakaten zu lesen.
Auch auf Ansprache hatten die Kinder eine deutliche Meinung, wie zum Beispiel Luis: „Der repariert immer alle Sachen, damit alles klappt, aber die Politiker meinen, der Thomas würde nur Kakao verteilen – so ein Quatsch.“ Lukas stellte klar: „Der Hausi holt uns immer die Bälle vom Dach und hilft uns, wenn einer verletzt ist.“ Max, ein schon etwas älteres Kind, ist nicht mehr auf der Schule: „Aber mein Bruder ist da, und ich bin auch dort auf die Schule gegangen. Gerade für so kleine Kinder ist der Hausmeister wichtig, denn sie brauchen ihn noch mehr als die älteren.“
Brigitte Tebartz begründete ihre Teilnahme an der Demo: „Mein Sohn war nicht immer einfach, als er dort zur Schule gegangen ist, und ich wurde oft dorthin zitiert. Der Hausmeister hat sich toll um mein Kind gekümmert, und so wurden viele Probleme aufgefangen.“ Robert Grave, stellvertretender Schulpflegschaftsvorsitzender: „Die Schule braucht jemanden, der ständig als gute Seele da ist. Auch das hat bisher die besondere Qualität der Schule ausgemacht. Die Lehrer haben eine Aufsichtspflicht in der Klasse und können sich nicht bei Bedarf um ein einzelnes Kind kümmern, wenn es ihm nicht gut geht. Das Sekretariat ist auch nur bis 11.00 Uhr besetzt, die Schulzeit geht aber mindestens bis 12.30 Uhr.“ Und Dörthe Voß, Schulpflegschaftsvorsitzende, bemängelt, dass in ein gut funktionierendes System ein Loch gerissen wird: „Herr Saborowski ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Schülern und Lehrern, nicht nur in vier Stunden, sondern auch darüber hinaus. Außerdem ist er die einzige männliche Kontaktperson an der Schule. In anderen Schulen wurde es klaglos hingenommen, dass durch die Reduzierung der Hausmeisterstelle die Qualität leidet. Wir wollen das nicht.“
Ein Plakat stach besonders ins Auge: „Unfassbar Kevelaer, hier werden Bürger mundtot gemacht.“
Teilnehmer berichteten, dass den Mitarbeitern der Offenen Ganztagsschule (OGS) mit Androhung, sie würden sonst die fristlose Kündigung erhalten, verboten worden sei, an der Veranstaltung teilzunehmen. Auch in der Ausschusssitzung wurde von einer Mutter ungläubig nachgefragt, ob dies so zutreffend sei. Buchholz antwortete mit dem Hinweis, dass Personalmaßnahmen der Caritas, die die OGS betreut, nicht bekannt wären, dass aber ein Gespräch mit dem Vorstand der Caritas über die Vorgänge geführt worden sei. In dem Zusammenhang wurde auch Kritik an der Informationsweise der Medien, implizit dem KB, geübt. Auf Nachfrage der Redaktion an die Caritas Geldern/Kevelaer äußerte sich Tobias Kleinebrahm, Stabsstelle Kommunikation, ihm sei von Kündigungsandrohungen nichts bekannt. Es habe jedoch ein Gespräch mit den Mitarbeiterinnen der OGS stattgefunden, bei dem deutlich gesagt worden sei, dass Äußerungen von Standortleiterin Frau Anette Erretkamps, die in der Presse zu lesen waren, nicht die Linie der Caritas widerspiegeln, Personalentscheidungen der Stadt seitens der Caritas nicht kommentiert würden und dass es keinen Auftritt der Caritas und somit der Personen, die dann dort als Mitarbeiterinnen und Vertreter der Caritas wahrgenommen würden, bei der Ausschusssitzung geben werde.
Die weiteren Tagesordnungspunkte der Sitzung (Bericht der Verwaltung zur Anmeldung für die 5. Klasse an den weiterführenden Schulen und zur geplanten Investition an der Gesamtschule Mittelkreis in Goch) wurden ohne große Aussprache abgehandelt, wobei der TOP 10, die Vereinsbeteiligung Hallenbad, verschoben wurde. Abschließend berichtete Marc Buchholz noch, dass es einen Antrag des KSV für einen Kunstrasenplatz im Hüls-Stadion gibt, der bearbeitet werde. Die emotionsreiche Sitzung wurde erst nach fast drei Stunden geschlossen.
Jörg von der Höh


 
Mitteilung der Stadt Kevelaer vom 03.05.2016

„Stadt Kevelaer hält an der Neuorganisation im Bereich der Schulhausmeister fest“

Aufgrund der öffentlichen Diskussion über eine Kürzung der Hausmeisterdienstleistung an der Hubertusschule in Kevelaer zum 01.04.2016 wurden den Mitgliedern des Schulausschusses gestern in nichtöffentlicher Sitzung auf deren Wunsch hin die Hintergründe der Maßnahme näher erläutert. Das Thema wurde in nichtöffentlicher Sitzung behandelt, da es sich um eine innerdienstliche Organisations-/ Personalmaßnahme handelt, die grundsätzlich nicht öffentlich zu behandeln ist. Da die Entscheidung jedoch erhebliche Diskussionen mit sich gebracht hat und Anlass für Proteste aus der Schullandschaft war, wird aufgrund des allgemeinen öffentlichen Interesses und aus Gründen der Transparenz ein kurzer Überblick über die Hintergründe der Maßnahme gegeben:
Im Zuge einer Organisationsuntersuchung für den kompletten Schulhausmeisterbereich wurde festgestellt, dass im Laufe der Jahre die Stellenanteile der Hausmeister nicht den veränderten Rahmenbedingungen angepasst wurden. Während einige Schulen Zuwächse bei den Klassen, Schülern oder Räumlichkeiten zu verzeichnen hatten, haben sich an anderen Schulen Verkleinerungen ergeben.
Die Stellenbemessung stellt den aktuellen notwendigen Bedarf unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten der einzelnen Schulen dar. Je nach Größe der Schule, des Schulgebäudes und der Außenanlagen, der Schülerzahlen sowie schultypische Besonderheiten, ergeben sich für die einzelnen Schulen sehr unterschiedliche Stellenanteile. Dabei ist es logisch, dass eine große Schule mit vielen Schülern mehr Hausmeisterstunden zugewiesen bekommt als eine kleine Schule mit wenigen Schülern.
Entsprechend des Gutachtens des Untersuchungsunternehmens wurden bereits an einigen Schulen unterschiedliche Maßnahmen im Hausmeisterbereich umgesetzt, die bisher zu keinen nennenswerten Problemen geführt haben. Dabei ist zu bedenken, dass Neuerungen immer einige Zeit brauchen, um reibungslos zu funktionieren. Sie setzen jedoch immer auch eine Bereitschaft aller Beteiligten voraus, sich einer Veränderung zu stellen und lösungsorientiert mitzuwirken.
Die Ermittlung von aufgabenbezogenen Stellenbedarfen, die Erhöhung oder Reduzierung von Stellenanteilen je nach Arbeitsumfang sowie interne Umsetzungen von Beschäftigten finden regelmäßig in einer Verwaltung statt. Auch wenn nicht immer alle Beteiligten mit den organisatorischen Veränderungen glücklich sind, werden diese Maßnahmen von der Öffentlichkeit meist kaum wahrgenommen.
Die Stadt Kevelaer hat im Rahmen einer sparsamen Haushaltsführung, einer Gleichbehandlung aller Beschäftigten unter Berücksichtigung gesetzlicher und tariflicher Vorschriften immer wieder schwierige Personal und Organisationsentscheidungen zu treffen. Auch wenn diese Entscheidungen nicht immer für alle nachvollziehbar sind, werden sie niemals leichtfertig getroffen. Soweit möglich, werden die Hintergründe den Betroffenen dargelegt. Für eine öffentliche Diskussion eignen sich diese Themen aber i.d.R. nicht.
Von einer Sparpolitik an den Schulen kann auf keinen Fall die Rede sein. Die Kevelaerer Schulen haben nach wie vor einen sehr hohen Standard und werden gut von ihren Hausmeistern betreut. Investitionen in die Bildung und die Zukunft der Kinder sind Rat und Verwaltung äußerst wichtig. So wurde im Rahmen der Haushaltsberatungen vor kurzem noch beschlossen, eine weitere Stelle für den Aufbau einer einheitlichen Informationstechnik an den Schulen einzurichten. Auch sind die Schulgebäude in einem sehr guten baulichen Zustand.
Von liebgewonnenen Annehmlichkeiten Abschied zu nehmen, ist jedoch immer schwierig und dass eine Aufgabe, die nicht in der Zuständigkeit des Hausmeisters liegt, nun gegebenenfalls auch von anderen Personen wahrgenommen werden muss, entspricht dabei der Tatsache. Den Kindern an den Kevelaerer Schulen geht es dadurch aber keinesfalls schlechter und der Bildungsauftrag ist hierdurch nicht gefährdet.