Das wird ganz eng

So schrieb es meine Heimatzeitung vor wenigen Wochen. Gemeint und angekündigt war die neue Verkehrssituation im Kevelaerer Norden mit den geplanten Kanalbauarbeiten, über die auch ich in der vergangenen Woche berichtet habe.
Dass auch im Zentrum der Stadt diese Maßnahmen ihre Auswirkung haben, erleben viele Fußgänger und Radfahrer hautnah und am eigenen Leibe und die Autofahrer am eigenen Blech. Man ist eigentlich erfreut und hat es sich doch so gewünscht, dass in Kevelaer „mehr los“ sein soll.
Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Innenstadt ist die logische Folge, wenn wichtige Verkehrsadern zeitweilig gesperrt werden müssen. Man rückt gezwungenermaßen etwas enger zusammen, im Straßenverkehr, meine ich. Ein gewisses Risiko, sprich, Unfallgefahr ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Die Achse Bahnstraße – Roermonder Platz – Marktstraße wird zur Zeit noch stärker frequentiert als sonst und ist mit Vorsicht zu genießen. Und eine bestimmte Anzahl von Verkehrs­teilnehmern sollte sich ernsthaft überlegen, dass der Begriff „Rücksicht aufeinander“ eine etwas andere Dimension bekommen hat.
Wirklich? Wen interessiert’s bzw. wer lässt sich darauf ein?
Da ich ja nun Tag für Tag viel umherlaufe und mich umschaue, bin ich oft genug Augen- und Ohrenzeuge von Vorgängen, wo sich bei mir die Nackenhaare kräuseln und ich mir wechselweise Augen oder Ohren zuhalten möchte.
Beispiel 1: Zwei Erwachsene überqueren mit ihrem kleinen Enkelkind den Roermonder Platz. Der Mann hält plötzlich das Kind zurück: An ihnen fährt in zügigem Tempo ein Auto vorbei. Der erschreckt-erboste Kommentar des Mannes wird von einem weiteren Autofahrer kommentiert: „Ja, auch wir Autofahrer haben hier dieselben Rechte wie die Fußgänger!“ Sprach’s, Scheibe hoch, weg war er. Gelten „dieselben Rechte“ auch 30 cm vor Fußgängern mit einem Kleinkind??
Beispiel 2: Eine junge Frau fährt auf der einseitig gesperrten Lindenstraße gegen den Verkehrsstrom. Als sie wegen des Gegenverkehrs nicht mehr weiterkommt, flüchtet sie auf eine Garagenauffahrt.
Beispiel 3: Die Wember Straße ist in Richtung Brunnenstraße ab Prinzenhof gesperrt. Das nimmt ein junger Mann zum Anlass, mit den Straßenbediensteten einen heftigen Disput anzufangen, weil sie ihm die geplante Weiterfahrt verweigern. Eine nahegelegene Arztpraxis kann nicht sein Ziel gewesen sein, so laut und kräftig, wie er war. Mit quietschenden Reifen bog er schließlich in die Kroatenstraße ein.
Fazit: Die Disziplin lässt schwer zu wünschen übrig – Verkehrszeichen scheinen nur für andere zu gelten, aber nicht für mich und meine dicken Ellenbogen.
Mechel meint dazu kurz und trocken: „Da hast du aber eine andere Gruppe total vergessen. Mancher Radfahrer kann das ebenso gut!“
Euer Hendrick