Das Sams sauste durchs Bühnenhaus
Das Sams von Paul Maar gehört mittlerweile zu den Klassikern der Kinderbuch-Figuren. Umso größer ist die Herausforderung, eine derartig bekannte Vorlage spannend und unterhaltsam für die Bühne umzusetzen. Nicht immer ist dies in der Vergangenheit gelungen, denn Kinder können ein ziemlich gnadenloses Publikum sein. Insofern kam es schon einem Abenteuer gleich, den Kinderbuchklassiker „Das Sams – eine Woche voller Samstage“ auf die Kevelaerer Bühne zu holen – zumal in einer Bearbeitung für lediglich drei SchauspielerInnen. Um es vorweg zu nehmen: Das „Regionentheater aus dem schwarzen Wald“ brillierte in dieser in vielfacher Hinsicht.
„Transformers“
Da war zunächst das Bühnenbild, das zunächst aus einem einfachen Podest und einem großen Schrank bestand. Doch im Laufe der Aufführung verwandelte sich das Podest in Bett oder Bank, der Schrank wurde Klamottenregal und Umkleidekabine im Kaufhaus oder verwandelte sich in einen Büro-Aktenschrank. Sogar die offen stehende Schrank- diente wie selbstverständlich als Zimmertür. Da können sich die angesagten „Transformers“ mal ‘ne Scheibe abschneiden.
Rote Haare, Rüsselnase, blaue Punkte – klar, das Sams ist schnell wiederzuerkennen. Doch Marianne Lindt schlüpfte nicht nur in einen beigen Overall mit beeindruckendem Bauch und nachher in den unvermeidlichen Taucheranzug. Die Schauspielerin schlüpfte auch derart in ihre Rolle, dass es eine wahre Freude war, dieses freche Sams voller Lebensfreude in unglaublichen Verrenkungen über die Bühne laufen und Hüpfen zu sehen.
Ausflug zu den Zuschauern
Und durch den Zuschauerraum des voll besetzten Bühnenhauses, denn dorthin unternahmen das Sams, Herr Taschenbier und die wie beiläufig putzende Erzählerin immer wieder muntere Ausflüge. Andreas Jendrusch gab als Herr Taschenbier einen wunderbar zurückhaltenden Gegenpart, weil er nicht der Versuchung einfacher Effekthascherei erlag. Ihm gelang es damit, Zurückhaltung und Unsicherheit so darzustellen, dass seine Figur nicht lächerlich, aber auch nicht zu verzagt wirkte. Anke Stocker übernahm im Gegenzug in zahlreichen Verkleidungen die sehr Comic-haft angelegten „Nebenfiguren“ wie die Vermieterin Frau Rosenkohl, die schon erwähnte Erzählerin, die Verkäuferin im Kaufhaus und den Chef von Herrn Taschenbier. Als Frau Rosenkohl stach sie dabei besonders hervor, weil dies die einzige ihrer Figuren ist, die in der Vorlage eine Entwicklung durchmacht.
In der Theorie ist eine solche Bearbeitung eines Kinderbuch-Klassikers sicherlich vielen Regisseuren und Mimen sehr nahe. Man darf jedoch sagen, dass dieses Ensemble unter der Regie von Birgit Heintel mit Stoff und Figuren derart fein verschmolzen ist, dass es nicht nur für die Kinder eine wahre Freude war, diese Inszenierung zu sehen.
Dass Andreas Jendrusch nach der gut einstündigen Aufführung, die die Kinder mit viel Applaus belohnten, die kleinen Besucher klassenweise auf die Bühne bat, um gemeinsam mit den Figuren Erinnerungsfotos zu machen, passt da genau ins Bild. Eine wunderbare Aufführung. „Theater für Kinder“, das einen großen Erfolg feierte.