Das Präsidium wird jünger

Es war ein emotionaler Moment auf der Jahreshauptversammlung der Geselligen Vereine Kevelaer: Am Dienstagabend verabschiedete sich Ulrich Wolken nach 22 Jahren als Kassierer aus dem Präsidium. Sein Nachfolger im Amt ist Gerd van Leuven. Außerdem wählte die Versammlung Dominik Lemken neu ins Präsidium.
„Ihr habt mich zwar auf Lebenszeit gewählt, aber meine Lebenszeit ist damit noch nicht zu Ende – es gibt ein Leben nach dem Präsidium“, versicherte Wolken schmunzelnd. In seinen 22 Jahren als Kassierer haben die Geselligen Vereine bei ihren Veranstaltungen 65 000 Euro vornehmlich für wohltätige Zwecke erlöst, 8000 Euro aus zwei Benefizkonzerten kamen noch hinzu, resümierte der scheidende Kassierer. „Eine tolle Sache!“ Auch bei seinem Nachfolger sei das Geld der Geselligen Vereine sicher, „auch wenn er kein Bänker ist – oder gerade deswegen“, scherzte Wolken, dem man anmerkte, wie schwer ihm der Abschied fiel. Der Ruheständler wünscht sich mehr Zeit für private Aktivitäten, was mit mehr als 50 Terminen, die das Präsidium der Geselligen Vereine jedes Jahr wahrnimmt, schwer zu vereinbaren ist.
Mit langem Applaus dankten die Anwesenden Wolken für seine Arbeit. Präsident Peter Tenhaef fasste in Worte, was viele dachten: „Mein aufrichtiger Dank für Deine Freundschaft und Mitarbeit!“ Er habe Wolkens Bitte um die Entbindung von dessen Aufgabe „sehr ungerne zugestimmt“ und „bedaure den Schritt sehr“. „Ich wünsche Dir die Erfüllung der Wünsche, die Du Dir vorgenommen hast.“
In absehbarer Zeit werden noch weitere Mitglieder des Präsidiums ausscheiden, teilte Tenhaef mit. So hätten Ferdi van Ditzhuysen und Heinz Goemans bereits signalisiert, ebenfalls aus Altergründen ihr Amt abgeben zu wollen. Im kommenden Jahr könnten somit gleich zwei neue Präsidiumsmitglieder zu wählen sein.
Den Platz von Ulrich Wolken füllte die Versammlung einstimmig mit Dominik Lemken. Lemken hat als langjähriger Organisator der Hubertuskirmes einige Erfahrung in Vereinsdingen. In seiner kurzen Vorstellung sagte er, er freue sich darauf, in einer Gesellschaft, in der sich die Werte verändern, die Herausforderung anzunehmen, die Geselligkeit aufrechtzuerhalten.
Auf eine weitere wichtige Aufgabe machte Tenhaef aufmerksam: Die St.-Johannes-Schützengilde habe nur noch elf Mitglieder, davon acht Aktive. Ihr Präsident Theo Ambrosius sehe sich daher nicht im Stande, mit seiner Gilde wie geplant 2021 festgebender Verein zu werden. „Somit sind die Jahre 2021 und 2024 nicht besetzt, auch wenn Meldungen bis 2058 vorliegen“, resümierte Tenhaef. Er bat die Vorstände, sich Gedanken zu machen, welcher Verein für diese beiden Jahre die Verantwortung vor allem für Heimatabend und Kirmes übernehmen könne.
Für den diesjährigen Heimat­abend – Karten sind ausverkauft – schlug die Hubertusgilde als festgebender Verein vor, den Verlosungserlös an den Verein „St. Nikolaus – Hilfe für das behinderte Kind“ zu spenden. Die Versammlung befürwortete das einstimmig.
Um Wohltätigkeit ging es auch bei dem kurzen Referat von Dr. Edmund Bercker, der die Entwicklung der Bürgerstiftung „Seid einig“ vorstellte. „In Kevelaer gibt es Armut, echte Armut“, betonte Bercker. Es seien oft „versteckte Wege“, über die die Stiftung von Hilfebedarf erführe. Weil die betroffenen Menschen mit ihrer Not nicht in der Öffentlichkeit stehen möchten, bekomme diese von der Arbeit der Stiftung jedoch wenig mit. Einige Beispiele konnte Bercker dennoch nennen: So habe man einen jungen Mann bei der Anschaffung eines Autos unterstützt, das ihm trotz Schwerstbehinderung ermögliche, selbstständig zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen. Für die Aktion „Zielpunkt Meer“, bei der bedürftige Kinder für zwei Wochen mit dem Rad ans Meer fahren, habe die Stiftung wasserdichte Zelt finanziert. „Wir zahlen auch viele Elternbeiträge zur OGATA, das hat erheblich zugenommen“, berichtete Bercker. Insgesamt habe die Bürgerstiftung seit ihrer Gründung durch die Geselligen Vereine im Jahr 2008 rund 50000 Euro für Kinder und Familien in finanzieller Not ausgegeben. Möglich machten das neben den Geselligen Vereinen auch viele Bürger, die die Stiftung bei einer Silberhochzeit, dem Eintritt in den Ruhestand und anderen Anlässen bedenken.
Natürlich schlug auch in diesem Jahr Peter Tenhaef den großen Bogen von der Weltpolitik bis nach Kevelaer. Manches jahrzehntelange Elend in Afrika sei angesichts neuer Kriege und Katastrophen zeitweise aus dem Blick geraten. Auch sei der Terror „bei uns angekommen“. Trotzdem mahnte er, es sei wichtig zu unterscheiden „zwischen dem echten Flüchtling und dem, der nur Unruhe stiften möchte.“ Die Stadt Kevelaer habe allerdings in Sachen Integration bislang alles richtig gemacht, lobte Tenhaef Politik und Bürgermeister. Einmal mehr richtete er den Appell an die Kevelaerer Politik, bei der Neuplanung des Peter-Plümpe-Platzes die Kirmes im Blick zu haben: „Die Kirmes gehört in die Stadt!“
Auch Willi Holtappels richtete seinen traditionellen Appell an die Runde, am Karneval teilzunehmen: „Wir arbeiten fast das ganze Jahr daran, haben Künstler aus Köln und Düsseldorf – was uns fehlt, ist Publikum.“ Karten für die Kappensitzung seien bereits bei Elke Schumacher erhältlich.