Das neue Jahr beginnt mit dem Ende der Spätschicht

Es ist ein schlichter Eintrag auf der Internetseite von „Busmanns Spätschicht“. Dort verkündeten Anja Hummler, Dirk Heystermann und Katharina Peters als Initiatoren der „Spätschicht“ nach fünf Ausgaben im vergangenen Jahr das Aus der Veranstaltung. „Wir werden 2020 keine Spätschichten in Kevelaer organisieren.“

Doch was hat die drei Unternehmer zu diesem Schritt bewogen? „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärt Schuhladenbesitzer Heystermann beim Treffen mit dem KB. „Wir haben lange drüber diskutiert, ob wir es machen oder nicht.“

Auch Anja Hummler vom „Schauplatz“ sieht man an, dass es ihr nicht leicht fällt, von dem Projekt Abschied zu nehmen. „Wir wollten gerne eine Veranstaltung schaffen, die anders ist als die anderen. Wir wollten die Leute für die Innenstadt begeistern, damit sie belebt wird in einer Zeit, in der sonst zumeist tote Hose ist. Wir wollten Impulse setzen und damit zeigen: Wir können auch was zu Dritt bewegen und damit auch andere Leute aufrütteln.“

Es sei nie um den Bombenumsatz gegangen, ergänzt Heystermann. „Wir sahen das als Werbung, dass die Leute durch die Geschäfte laufen und sagen: Oh, die haben aber schöne Geschäfte, da gehe ich nochmal hin.“

Schon zu Beginn der Aktion „haben wir geahnt, was da auf uns zukommt“, sagt Hummler. Am Ende des Jahres stand „der absolute Wahnsinn in alle Richtungen“ sagt Heystermann. „Es war anstrengend, viel Arbeit. Wir haben tolle Erfahrungen gemacht und tolle Menschen kennengelernt.“

Nach einem Jahr sei der Punkt erreicht, wo man so eine Veranstaltung in der Form nicht mehr weiter aufrechterhalten könne. „Und da es sich nicht abgezeichnet hat, dass aus den drei, vier fünf oder sechs werden, ist es besser, jetzt den Stecker zu ziehen“, sagt Anja Hummler. „Ehe das Niveau leidet“, ergänzt Heystermann. Denn „wenn man sich weiterentwickeln, größer und professioneller werden will, funktioniert das halt zu Dritt nicht mehr.“

Man habe „viele Gespräche geführt“, fügt Katharina Peters an. „Für die Food trucker war es eigentlich klar, dass sie dieses Jahr wiederkommen möchten.“ Auch seitens der Künstler habe es „immer wieder Daumen hoch“ gegeben, bestätigt Hummler. „Da war keiner dabei, der gesagt hat, wir kommen auf keinen Fall wieder“, so Heystermann. Außer Lob kam aber sonst nicht viel. „Tolle Sache, aber mit anpacken“ war lautet Heystermanns „eher nicht angesagt.“

Zu Anfang habe man bei der Wirtschaftsförderung noch angefragt. Aber die Begeisterung habe sich „in Grenzen gehalten“, formuliert Hummler zurückhaltend. „Wir haben mit den Monaten gelernt, dass der Schritt keinen Sinn macht.“ Im gleichen Atemzug machen alle drei klar: Um Nachtreten gehe es nicht. Das sei die nüchterne Feststellung.

Gute Resonanz

Über die gute Resonanz auf die Veranstaltung freuen sie sich: „Es gab nur positive Kommentare, Man wird immer noch angesprochen: Endlich mal was Neues. Wann geht es weiter? Wann kommt die nächsten Spätschicht?“

Auch die bisherigen Reaktionen auf das Aus trösten das Trio ein wenig. „Alle sind traurig, aber viele haben Verständnis und finden es schade, dass es nicht mehr stattfindet“, sagt Hummler. „Schön zu sehen, dass die Leute das nachvollziehen können.“

Dementsprechend sehen er und seine beiden Mitstreiterinnen das Projekt „als Erfolg an, auch wenn wir sie nicht mehr machen.“ Den dass das Ganze funktioniert hat, habe man offensichtlich sehen können. Viele Menschen hätten sich mit der Veranstaltung wohl gefühlt, seien abends gerne gekommen. „Wir hatten viele schöne Momente“, sagt Anja Hummler.

Vollkommen demotiviert, in Kevelaer noch was zu bewegen, sind die drei nicht. „Vielleicht ziehen wir mal irgendwann was anderes auf“, blickt Katharina Peters nach vorne. Also könnten sie sich für ein solches Projekt nochmal begeistern? „Ja, aber mit mehr Unterstützung“, muss Heystermann nicht lange überlegen. „Auch weil wir die Kontakte haben, uns das erarbeitet haben und aus unserem Erfahrungsschatz jetzt schöpfen können“, ergänzt Hummler. „Es muss ja nicht unbedingt Spätschicht heißen“, sagt Peters.

Wenn sowas nochmal laufen soll, müsse aber eines klar sein, sagt Hummler. „Es muss die Bereitschaft sein, mitzumachen. Und dann sollten wir uns über ein kleines Budget unterhalten.“

Auch wenn der Verkehrsverein als offizieller Veranstalter ein gutes Stück Bürokratie mit abgenommen habe, aus eigener Tasche sowas zu stemmen, das gehe nicht mehr.