Das Leid der Kinder in Aleppo

Wie Kartenhäuser sind ganze Stadtteile in sich zusammengefallen, Wände durch Gewehrkugeln zu Sieben verwandelt, mit Bombentrichtern übersäte Straßen, ein Trümmermeer das die hässliche Fratze eines Krieges zeigt. Mittenrin befinden sich 1,5 Millionen Menschen, überwiegend Kinder und Frauen. Franziskanerpater Firas Lutfi, der in Aleppo lebt, war in der letzten Woche zu Gast in Kevelaer und hatte Bilder der zerstörten Stadt in Syrien mitgebracht. Die Fotos erschreckten und belegen, dass von der einstmals blühende und kulturreiche Stadt, in der zuvor über 2,5 Millionen Menschen lebten, wenig erhalten geblieben ist.
Pater Firas ist Ordensoberer des St. Anthony‘s Convent in Aleppo und versucht mit seinen Mitbüdern den traumatisierten Menschen, unter ihnen viele Kindern, die ihre Eltern verloren haben, mit Gebet, Tat und materieller Hilfe zur Seite zu stehen und Zuversicht zu geben. Er versucht auf die Frage: „Wo ist Gott gewesen und wo ist er heute“, mit christlicher Zuwendung und Nächstenliebe zu antworten. „Er ist genau hier bei euch und leidet mit euch“, so Pater Firas. So schließt sich der Kreis zur Consolatrix Afflictorum, der Trösterin der Betrübten, die der Grund des Jubiläums 375 Jahre Wallfahrt ist.
„Das Wort Schrecken reicht nicht aus, um die Lage zu beschreiben“, sagte der Wallfahrtsrektor und designierte Weihbischof Rolf Lohmann, „Mit Bezug auf Maria in der Welt, können wir dieses Leid vor die Mutter Gottes tragen und ihr die Menschen ans Herz legen.“
Auf Initiative der Stiftung „Aktion pro Humanität“ von Dr. Elke Kleuren-Schryvers und durch das Spendenengagement eines Klever Unternehmers, waren kurz vor Weihnachten in der Kirchengemeinde St. Marien 40.000 Euro für die Menschen in Aleppo gespendet worden. Angesicht der Zerstörung, die an die Bilder vieler deutscher Städte nach dem zweiten Weltkrieg erinnert, wird aber dringend weitere Hilfe benötigt.
„Seit die Kämpfe um Weihnachten 2016 zum Erliegen kamen, hat sich die Lage im Bereich Infrastruktur verbessert und es gibt viele Zeichen der Hoffnung. Das Beste für die Kinder ist aber, dass sie einmal lachen können und Spaß haben“, sagt Firas. „Ich kann nicht zaubern. Aber ich bin immer nah bei den Menschen und ihrem Leid. Wir beten viel und geben einander Kraft. Das ist auch eine Art Wunder.“
„Drei Dinge sind wichtig in Aleppo: Essen, Schlafen, Gehen“, sagt der Franziskaner. Elke Kleuren-Schryvers unterstützt mit ihrer Hilfsorganisation weiter die Arbeit des Paters. Auch in der St. Marien Gemeinde soll beim bevorstehenden Pfarrfest ein Viertel der Einnahmen nach Aleppo gehen und in die Projekte Nahrungsmittel, Medikamente, Notfallhilfe und Hilfe beim Wiederaufbau fließen. Angesichts der vielfältigen und umfangreichen Aufgaben wird weitere Hilfe zum Helfen benötigt.