Das Leben sehen lernen

Frühschichten in der Fastenzeit bietet die Pfarrgemeinde St. Marien im Petrus-Canisius-Haus an jedem Mittwoch bis vor die Karwoche an. Hierbei wird jeweils einer der fünf Sinne in den Fokus gebracht. Nachdem in den vorigen Besinnungen um das Hören ging, stand in dieser Woche das Sehen („Das Leben sehen lernen“) im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Viktor Fischer Emmerich und Annegret Beckedahl führten diesmal durch die Frühschicht: „Ich werde gesehen, aber man sieht nur die Außenseite. Blicken kann man nicht entgehen, unser Körper bleibt für andere sichtbar, sie sehen mich ganz, ich sehe von mir immer nur ein Stück. Manchmal wollen wir gesehen werden, manchmal sehen wir nach anderen. Sehen kann uns erschrecken, aber auch froh machen. Sehen und gesehen werden.“

Im Lukas Evangelium 5, 12-14 geht es um die Heilung eines Aussätzigen. Der Aussätzige macht seine Augen weit auf und „…als er Jesus sah…“ ist er sicher, geheilt zu werden. Er sagte zu Jesus, dass er glauben würde, dass er ihn heilen könne. Er glaubt, dass ihn der liebende Blick Jesu durchdringt, von dem befreien würde, weshalb andere Menschen wegsehen. Er ist sich sicher, wieder ansehnlich zu werden. Und Jesus sieht ihn an und heilt ihn durch eine Berührung und sagt ihm „Zeige Dich dem Priester – Jetzt kannst Du Dich wieder sehen lassen.“

Im weiteren Verlauf der Frühschicht wurde dann verdeutlicht: „Ich werde von meinen Mitmenschen gesehen und beurteilt. Durch den Blick des anderen werde ich auf die Dimension meiner selbst zurückbezogen, die der Andere von mir erblicken kann. Und wenn wir andere ansehen, dann ist es nötig, richtig hinzuschauen, denn nur dann können wir Vorurteile überwinden. Die Augen öffnen und mit klarem Blick den Menschen gegenüber sehen. Seine Freude, aber auch seine Not mit den Augen aufnehmen.“

Zudem wurde darüber gesprochen: „Wenn wir den Blick wirklich auf den Menschen lenken, nicht vorbei oder durch ihn hindurch sehen, dann sehen wir tiefer, dann sehen wir nicht die Makel seiner Haut, dann sehen wir nicht, ob er eine weiße Hautfarbe hat oder eine andere, keine Behinderung, dann sehen wir nicht, ob jemand einer anderen Religion oder sozialen Schicht angehört. Wir sehen nur den Menschen und das Leben. Wir sehen Gott im Gegenüber.“

Die Fürbitten formulierten dann das, was die Teilnehmer der Frühschicht vor Gott tragen wollten: „Herr, lehre mich die Menschen so zu sehen, wie sie sind. Helfe denen, die immer schlechter sehen können, dass sie ihr Augenlicht behalten. Danke, dass ich in dieser Jahreszeit sehe, wie die Natur neu erwacht. Lass die Politiker die Not der Menschen sehen und verantwortlich handeln.“

Zum Abschluss segneten sich die Anwesenden gegenseitig mit Weihwasser und der Zusage: „Gott sieht Dich und segnet Dich.“

Noch eine Frühschicht

In der letzten Frühschicht geht es am Mittwoch, 21. März, um 6 Uhr im Petrus-Canisius-Haus um das Riechen („Das Leben atmen“). Nach den geistigen Impulsen sind alle zu einem gemeinsamen Frühstück eingeladen (hierzu darf jeder etwas beisteuern).
Auch wer an den anderen Frühschichten nicht teilgenommen hat, ist herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.