Das kleinste Huhn der Welt kennt keine Angst

Gewissenhaft musterten Thomas Osterath und Sabine Klopphausen das sich vor ihnen bewegende Tier. Fast majestätisch plusterte sich dabei der kleine malaysische Zwerghahn vor den beiden Jurymitgliedern auf der Kunstrasenmatte auf und präsentierte sein Gefieder. Entsprechend notierten die beiden die Punktzahl für Verhalten, Gestalt und Form des Seramas, wogen „Benny“ kurz ab. „420 Gramm“, stellte der Vorsitzende des „Seramaclubs Deutschland e.v.“ fest.
„Benny“ war nur einer von 35 malaysischen Serama-Hühnern, die sich dem Besucher am „Café zum Schafstall“ am Grenzweg der Jury präsentierten – die Hennen am Vormittag, die Hähne am Nachmittag.
„Das läuft hier nach Gewichtsklassen und einem Punktesystem ab. Die Besten kommen in eine „Best-of-best-Runde“, aus denen werden die mit den drei meisten Punkten ausgewählt und der als Sieger gekürt, der die beste Präsentation hinlegt“, so Osterath.
Dabei gehe es nicht um die Farben und die Schönheit des Tieres allein, sondern vor allem um Typ und Charakter, unterstrich Sabine Klophausen. „Dass es protzig und wie ein kleiner Soldat stolziert“, darauf komme es mit an, meinte die Dormagenerin, die selbst fünfzehn Jungtiere zuhause hat.
„Das sind hier hauptsächlich Tiere aus Deutschland und Belgien“, erläuterte der stellvertretende Vorsitzende des Clubs, Franz Bienefeld. „Sie gelten als die kleinsten Hühner der Welt.“ Die Tiere waren in den 70er-Jahren über diverse Kreuzungen in Malaysia entstanden – und dann trotz Ausfuhrverbot in die USA und später über Benelux nach Europa gelangt.
Was das Faszinierende an den Tieren ist? „Jedes normale Huhn wäre schon über alle Berge“, meinte Thomas Osterath angesichts der Ruhe, mit der die Tiere auf dem Tisch blieben. „Die haben vor nix Angst, sind zahm, menschenbezogen und mögen es, wenn man sich mit ihnen beschäftigt“, charakterisierte Klophausen die putzigen kleinen Exemplare.
Nadine Oberste-­Wilms war aus Neukirchen bei Rheine gekommen und nahm eins der Tiere aus dem Käfig auf die Hand. Sie züchtet die exotische Rasse seit 2014. „Ich habe nach einer Rasse gesucht, wo auch meine Kinder mit umgehen können“, erläuterte die 40-Jährige. Sie hatte im Internet recherchiert – und war auf die Seramas gestoßen.
Auch Klaus Reinermann aus Ahaus hatte einige seiner Tiere mitgebracht. „Ich will einfach mal überprüfen lassen, ob das eigene Qualitätsempfinden richtig ist“, beschrieb er seine Motivation zur Teilnahme. Und natürlich gebe es auch das Bestreben, einmal Sieger zu sein. Im Wesentlichen blieben die Liebhaber an diesem Tag aber unter sich. Nur wenige Besucher schauten bei dem Contest mal vorbei. Die es taten, zeigte sich dann von den Tieren angetan.
„Die ganze Eleganz, diese Ausstrahlung und diese Zutraulichkeit“ fand der Bocholter Ulrich Wagner einfach nur faszinierend. „Was man so für Tiere entdeckt“, zeigte sich die Twistedenerin Sabine Mags überrascht ob der Besonderheit des Federviehs. Ihr vierjähriger Sohn Hendrik hatte jedenfalls eine klare Meinung: „Mir gefallen alle.“