Die 7-Tage-Inzidenz in Kevelaer steigt auf 137. Stadtverwaltung rechnet mit Brücken-Lockdown.

Das ist eine relativ dramatische Entwicklung

Bürgermeister Dominik Pichler und Ordnungsamtschef Ludger Holla informierten über die Corona-Entwicklungen in der Wallfahrtsstadt. Foto: KB-Archiv

„Wir hatten am Wochenende wahnsinnig viele positiv getestete Personen.“ Mit dieser Nachricht startete Ordnungsamtsleiter Ludger Holla in die neue Woche. 40 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage und somit eine 7-Tage-Inzidenz von 137 (Stand Montag, 12. April) hat er für Kevelaer zu vermelden – ein Wert, der zuletzt Anfang November 2020 erreicht wurde. 

„Das ist eine relativ dramatische Entwicklung“, sagt Holla. Zumal es weiterhin keine Hotspots gebe. Unter anderem hätten sich zwar zwei Familien mit je vier Personen infiziert, den Anstieg erklären könne das allein allerdings nicht. Und eine weitere häufig angestellte Vermutung räumte Bürgermeister Dominik Pichler direkt aus: „Dieser dramatische Anstieg kommt nicht durch die intensive Nutzung der Schnelltestzentren.“ Dort seien in Kevelaer z.B. in der Osterwoche etwas mehr als 3.000 Tests durchgeführt worden, nur drei davon fielen positiv aus (das KB berichtete).

Aufgrund der derzeitigen Entwicklung, die nicht nur für Kevelaer, sondern auch auf kreis,- landes und bundesebene zu beobachten ist, rechnet die Kevelaerer Stadtverwaltung damit, dass der von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ins Spiel gebrachte und zunächst vielfach belächelte „Brücken-Lockdown“ immer näher rückt. Dennoch müsse man gewisse Maßnahmen hinterfragen – so z.B. eine mögliche nächtliche Ausgangssperre. „Eine Ausgangssperre in Kevelaer oder gar den Ortschaften fände ich unverhältnismäßig“, stellt Pichler klar. Kontrolliert werden müsste eine solche vom Ordnungsamt. Das würde stichprobenartig geschehen, sagt Holla. „Wir laufen personell und von den Überstunden her am Anschlag“, fügt Pichler an dieser Stelle an. Die Erfahrung zeige allerdings, dass die Marienstadt in den Abend- und Nachtstunden ohnehin beinahe menschenleer sei.

Schulen sind wieder dicht

Eine Maßnahme, die derzeit bereits greift, ist die teilweise Schulschließung. Nach einer Schulmail des nordrhein-westfälischen Bildungsministeriums vom 8. April 2021 haben die Schulen in dieser Woche ihren Betrieb wieder auf Distanzunterricht umgestellt – Abschlussschüler*innen ausgenommen. Ganz unvernünftig sei dieser Schritt nicht, sagen Holla und Pichler. Vor allem, weil sich aktuell immer mehr junge Menschen mit dem Virus infizieren – und die Zahlen nun nach den Ostertagen langsam wieder belastbar sind. Pichler wagt die Prognose, dass die vorerst auf eine Woche begrenzte Schulschließung in NRW „einige Male verlängert werden wird.“ Aber auch die Kehrseite – geringerer Lerneffekt und starke Reduzierung der sozialen Kontakte – müsse beachtet werden, sagt Pichler. Eine zeitlich wirklich begrenzte Schulschließung könne helfen, „die dritte Wellt zu brechen“, müsse aber gut durchdacht sein.

Wann auch immer es dann wieder mit dem Präsenzunterricht losgeht, die Versorgung mit Corona-Schnelltests an den Kevelaerer Schulen sei vorerst gesichert, erklärt Holla. Er würde es begrüßen, wenn es bald noch eine weitere Testmethode geben würde: sogenannte Lolli-Tests, die bereits an Kölner Schulen und Kitas getestet wurden. Dabei müssen die Testpersonen lediglich an einem Stäbchen lutschen, anstatt den Abstrich in der Nase vorzunehmen. Diese Methode sei ggf. eine Möglichkeit, einigen Kindern die Hemmungen zu nehmen.

720 freie Intensivbetten in NRW

Weiterhin sei in Kevelaer positiv zu beobachten, dass es keine Indexfälle mehr in Seniorenheimen gebe, sagt Pichler, der damit auf das Wirken der Impfstrategie verweist. Dennoch bereite ihm die Entwicklung Sorge, dass landesweit ein „erheblicher Anstieg der belegten Intensivbetten“ zu verzeichnen sei. Für NRW bedeutet das 720 freie Intensivbetten (12,6 %) von insgesamt 5716 (Stand Montag, 12. April). 17.35 % der belegten Betten entfallen auf  Covid-19-Patient*innen (Daten: DIVI Intensivregister).

Die Belegung der Intensivbetten und der Status der Impfungen, appelliert Pichler, seien zwei Faktoren, die man langfristig gesehen neben der 7-Tage-Inzidenz bezüglich zu beschließender Maßnahmen oder Lockerungen einbeziehen sollte. Denn trotz voranschreitender Impfungen auf Dauer nur die 7-Tage-Inzidenz als Bezugsgröße zu nehmen, sei zu einseitig gedacht.