Das große Halali in Twisteden
Es waren um die 35 Personen, die sich auf dem Parkplatz gegenüber der Volksbank schon echt früh am Morgen versammelten, um in Twisteden gemeinsam auf die Jagd zu gehen. „Wir kommen so alle aus ‚querbeet‘ – ich bin Bochumer“, meinte Daniel Nabakowski. „Jagen ist vielfältig, das Beisammensein und Tier-Natur-Tradition, das ist eine ganz coole Sache“, fand der 30-Jährige, der mit der Jagd aufgewachsen ist. „Und im Wildfleisch sind keine Antibiotika“, schob er noch nach. „Wir machen das in dieser Größe einmal im Jahr“, erläuterte Heinz Kempkes, Spargelbauer und in seiner Freizeit gerne mal als Jäger unterwegs. „Wir sammeln uns hier, kontrollieren die Jagdscheine und dann geht es auf die erste Strecke – am Ottersgraben, dann rechts bis durch den Wald. Da ist das längste Treiben.“
Hasen, Kaninchen und Marder
Vor dem eigentlichen Start der Jagd standen ein kurzes musikalisches Ansetzen der Hörner und die genaue Information von Kempkes, welche Tiere überhaupt diesmal gejagt werden dürfen. Auf der Liste fanden sich unter anderem Tiere wie der Fasanenhahn, die Taubenkrähe, Hasen, Kaninchen, Marder oder Raubzeug wie ehemalige Haustiere oder ein verwildertes Frettchen.
Mit einem großen Planwagen machten sich die Akteure der Jagd vom Parkplatz aus auf den Weg. An dem Seitenstreifen nahe des Ottersweges hielt die Gruppe an. Die „Treiber“ wie die Lüllingerin Anna van Lipzig nahmen dann zu Beginn des Feldes im gleichmäßigen Abstand ihren Platz ein. „Wir gehen jetzt mit dem Hund durch, um die Hasen ‚hoch zu machen‘, also zu suchen“, erklärte die 29-Jährige. Sie macht das schon seit zehn Jahren, „damit ich weiß, was ich auf dem Teller habe“, lautete ihre Antwort auf die Frage, warum sie mit dabei ist.
Der Schravelener Gerd Lenßen, mit 78 Jahren einer der Erfahrendsten unter den anwesenden Jägern, erläuterte, wie man sich das Procedere vorzustellen hat. „Die Schützen werden um das Feld herum abgestellt und die Treiber jagen das Wild in dem Bereich. Ist das Treiben lang, können die Schützen das vorflankieren. Die Schützen dürfen nicht in den Wald schießen, die Sicherheit steht vor allem.“
Geselligkeit, Brauchtum und Wildbret
Der Reeser Michael Jansen war eine der Personen, die sich an eine der Stellen mit ihren aufgeklappten Gewehren positionierten. „Es ist erstmal viel Geselligkeit, Brauchtum, dann ist da das Wildbret. Ich koche sehr gern“, meinte der 56-Jährige. „Ich bin Bäckermeister und habe den passenden Ofen dafür.“ Er hat die Jagd durch den Vater kennengelernt. „Ich habe bisher nur ausgesprochen ‚gute‘ Jäger kennengelernt, die sehr auf Hege und Pflege aus sind und das richtige Wild ansprechen.“ Es gehe nicht darum, Tiere sinnlos „abzuknallen“, sondern um „Abschüsse im Rahmen, weil es von einem Tier oft zu viele sind.“
Am Ende des Jagdstücks wartete Andreas Görtz aus Uedem. „Man jagt gerne, will Beute machen, aber es geht eben auch um Hege und Pflege, das ist genauso wichtig“. Dazu gehöre, Wildäcker anzulegen oder Natur-Ausgleichsflächen zu schaffen.
Stück für Stück arbeiteten sich Treiberführer Klauß Boßmann und seine Gruppe voran und riefen „How how“, um die Jagdtiere aufzuscheuchen. Schließlich kam ein Hase, von den Hunden gejagt, direkt auf Henning Sent zu. Der 20-Jährige aus Mehrhoog benötigte zwei Schüsse. „Das war nicht so einfach wegen der Hunde“, beschrieb er, was in ihm dabei so vorgeht. „Man ist da, wenn das Tier auf einen zuläuft, ist voller Adrenalin, muss sich konzentrieren.“
Die Jagdkette für Anna van Lipzig
Es folgten noch weitere sieben Jagden an diesem Tag. 19 Hasen, ein Kaninchen, vier Fasane und vier Tauben standen schließlich zu Buche. Am Ende versammelte sich die Gruppe in der Twistedener Gaststätte Peters, um miteinander zu essen und Anna van Lipzig die Jagdkette zu verleihen.
Ein Zwischenfall sorgte bei den Jägern für Diskussionen. „Wir hatten einen Hasen krank geschossen. Der war auf das Grundstück einer Frau geflohen“, berichtete Heinz Kempkes. „Ein Schütze wollte das Tier vom Leid erlösen, aber die Dame hat ihn vertrieben.“