Das Gemeinsame im Glauben

Es war ein beeindruckendes Bild, das sich dem Betrachter vor den Türen der Antonius-Kirche bot. Denn die Mitglieder der fünf Antonius-Pfarrgemeinden feierten einen gemeinsamen Wallfahrtstag in Kevelaer.
An die 300 Mitglieder der unter dem Dach der St. Antonius-Kirche versammelten Gemeinden der Ortsteile Winnekendonk, Achterhoek, Twisteden, Kervenheim und Kevelaer fanden sich vor der Kirche zusammen, um den Weg zum Gnadenbild und in den gemeinsamen Gebetstag miteinander zu bestreiten.
„Das ist schon wichtig im Sinne von Glaube, Sitte, Heimat“, sagte der Vorsitzender der St. Maria-Bruderschaft Achterhoek, Michael Stenmans. „Früher sind wir mit den Kindern gegangen. Wir sind halt in dem Glauben erzogen“, fügte die Winnekendonkerin Hildrud van Stephaudt an.
So ein Tag mache einem das Gemeinsame im Glauben nochmal bewusst, ordnete der „Diakon mit Zivilberuf“, Berthold Steeger, das Ereignis ein: „Das ist wichtig, dass es uns als Pfarrgemeinde zusammenführt. Und wir spüren nochmal in besonderer Weise den Bezug zur Wallfahrtsstadt Kevelaer und der Trösterin der Betrübten.“
Von der Kirche aus machte sich der Zug mit den Ministranten und der Pilgerkerze, die bei der Eucharistiefeier gesegnet wurde, auf den Weg durch die Hauptstraße hin zu der Gnadenkapelle.
Dort sprach Pfarrer Manfred Babel das einführende Gebet. Danach leitete Pfarrer Andreas Poorten die Gläubigen zum Forum Pax Christi, um dort die Eucharistiefeier zu begehen. Den musikalischen Part übernahmen Mitglieder der Antonius-Kirchenchöre unter dem Dirigat von Birgit Lehnen. „Auch wenn wir häufig mitten in der Stadt sind und in der Nähe, ist es gut, dass hier bewusst zu tun, sich dafür Zeit zu nehmen“, hoffte Wallfahrtsrektor Gregor Kauling für alle, dass sie„ das hier lassen, was die Seele schwerer macht und das für sich daraus zu schöpfen, was für den Alltag wichtig ist.“
Kauling nahm Bezug zu dem Motto des Wallfahrtsjahres „Wohin sollen wir gehen?“. Er bezeichnete es als „Stoßseufzer in die kirchliche Wirklichkeit“. Alle zwei Jahren würden Pastoralkonzepte „durchgeknallt“, da sei der Blick „zu Maria“ wichtig „für den Blick auf die Zukunft.“ Kauling sei froh, dass er diese Zukunft nicht allein gestalten müsse und wünschte allen „einen guten Wallfahrtstag.“
In seiner Predigt nahm der Pfarrer von St. Antonius, Andreas Poorten, Bezug auf die Lukas-Geschichte des Jesus-Besuches bei den Pharisäern und dessen Gleichnis von der Hochzeit. Poorten stellte das Gleichnis in einen historischen Kontext. Er erinnerte an die Machtergreifung der Nationalsozialisten und den „Weltenbrand“, den sie mit dem Überfall auf Polen vor 80 Jahren entfacht hatten.
Der Zweite Weltkrieg habe, neben den Verbrechen der Nazis an den Juden, zu weiteren millionenfachen Opfern und der Zerstörung Europas geführt. „Was treibt den Menschen an, sich an die Spitze zu setzen und zu denken, etwas Besseres zu sein?“, stellte er die Frage in den Raum.
„Das war unsere Geschichte, wir haben daraus gelernt“, sagte Poorten. Aber Besserwisserei kenne man heute noch: „Als hätte man die Welt im Döschen und könnte mir ihr machen, was man will“. Dabei verwies er auf den brennenden Regenwald am Amazonas. „Viele Menschen glauben, die Herren zu sein, an der Spitze zu stehen“ und hinterließen dabei wortwörtlich „verbrannte Erde.“
Es gehe aber nicht darum, frei nach Knigge „Bella Figura“ zu machen, wie es das Gleichnis klar ausdrücke. Jesus sei „den Weg für uns“ vorausgegangen, als er sich „zur Erhöhung seiner selbst“ erniedrigt habe.
Man brauche sicher Menschen, die Macht ausüben. Aber auch mit Bezug zur Kirche höre sich das schrecklich an, erzählt er von einem Interview mit einem Diözesanbischof, der sich über seine Fähigkeit des Leitens in der Kirche definiere. „Wenn ein Bischof meint, dass er leiten müsse, kriege ich Grummeln im Bauch.“
Es sei vielmehr „der Weg des Dienens, sich den Armen zuzuwenden“, sagte Poorten. „Wir sollen die Stelle Jesu einnehmen, für andere da sein. Wir werden dafür vielleicht belächelt, aber darum soll es nicht gehen“, meinte Poorten. „Die Menschen der heutigen Zeit hätten nur den beschränkten Horizont auf fünf, zehn oder zwanzig Jahre. Wir schauen weiter auf die Ewigkeit.“
Im Anschluss an die Feier nutzten die Gläubigen die Möglichkeit, zu beten, Ruhe zu finden oder sich im Café miteinander auszutauschen. Anschließend zogen die Gläubigen entlang des Kreuzweges, sangen und verharrten an den einzelnen Stationen. Am Ende des gemeinsamen Pilgerweges erhielten die Pilger in der Pfarrkiche St. Antonius den sakramentalen Segen.
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