Das Bestehende in Schuss halten

Kevelaer. „Dieser Riss muss noch geschlossen werden“, deutet Klaus Lambert-Denißen an der Gelderner Straße nahe des „Haus Ehren“ auf eine längere offene Mittelnaht.
Seine Kollegin Stefanie Böskens tippt den „Fall“ in ein Handgerät ein. „In diesem Gerät sind alle Straßen und Routen Kevelaers gespeichert“, erläutert die Stadtwerke-Mitarbeiterin.
Ein echter Fortschritt
Ein echter Fortschritt, meint ihr Kollege, der seit 32 Jahren in dem Bereich Straßenunterhaltung tätig ist. „Früher in den 80ern haben wir alles auf Papier notiert, da ging auch mal ein Zettel verloren, wenn sie da damit rumgerannt sind“, muss er angesichts der Veränderung schon ein wenig schmunzeln.
Der 60-jährige technische Angestellte und seine 32 Jahre jüngere Kollegin sind an diesem Morgen für das Gespräch mit dem KB mal gemeinsam unterwegs – sonst checkt Lambert-Denißen „nur“ die Kevelaerer Wirtschaftswege, sie ist für die innerörtlichen Straßen zuständig.
„Die Wirtschaftswege, das ist immerhin ein Netz von 215 Kilometern Strecke“ , macht der erfahrene Stadtwerke-Mitarbeiter deutlich. Und auch die gelernte Bauzeichnerin Böskens hat bei einem Stadtstraßennetz von 125 Kilometern genug zu tun, um dafür zu sorgen, dass die Straßen und Wege in einem vernünftigen Zustand bleiben.
„Gewisse Straßen werden dabei wöchentlich, manche alle 14 Tage befahren und einige eben einmal pro Monat, sodass man alle Straßen dann in einem Monat durch hat“, erläutert die junge Frau, die sich seit dreieinhalb Jahren als technische Mitarbeiterin vom Wasserturm an der Kroatenstraße aus mit dem Sujet befasst.
Dabei zeigen sich immer wieder ähnlich auftretende Schäden, die die beiden Fachleute registrieren. „Gerade um Bäume herum passiert es, dass Pflastersteine durch die Wurzeln hochgedrückt werden“, erklärt Böskens für die Innenstadt. „Und in der City werden die Poller umgefahren, stehen dann richtig schief, sodass der Betriebshof da gerufen werden muss.“
Unfallflucht
Lambert-Denißen erwähnt in dem Kontext das aktuelle Beispiel Amsterdamer Straße. „Der ist zur Zeit defekt, da ist jemand dagegengefahren.“ Oft führen Menschen beim Parken „unabsichtlich an die Poller dran.“ Die meisten würden sich in so einem Fall melden, „aber leider nicht alle. Und Unfallflucht ist ja schon ein Delikt.“
Ein weiteres Problem findet sich, wenn das Straßenpflaster absacken kann „durch Ratten, wo Hohlräume entstehen, das gibt es vereinzelt“, erklärt Stefanie Böskens, während wir an der Wember Straße an einem Geh-/Radwegstück vorbeikommen, das neu gepflastert wird.
Sanieren als Daueraufgabe
Die Aufträge zur Beseitigung der Probleme „vergeben wir ab einer gewissen Größe extern“, so die junge Frau. „Ansonsten kommt es dann zu Ausschreibungen, auch für ganze Straßenzüge.“ Der Bauhof erledigt die kleineren Sachen innerorts, unterstützt die externen Unternehmen bei den Wirtschaftswegen.
„Schlaglöcher, abgebrochene Kanten, Netzrisse“ fänden sich an den Wirtschaftswegen in der Regel wieder, erklärt ihr Kollege. Pro Jahr werden insgesamt 4000 Quadratmeter an Wirtschaftswegen saniert.
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Bankettfräsen – also dem Abtragen des neben der Fahrbahn befindlichen Grünstreifens.
Oft sei die Straße mit den Maschinen nicht mitgewachsen, so der Experte. „Die Fräsmaschine fährt an den Wegen entlang und über ein Förderband gelangt der abgefräste Boden in einen Transporter. Er wird dann den Landwirten zur Verfügung gestellt.“ So könne man die Wege für drei bis vier Jahre sichern, danach muss man wieder an die Wege ran.
Mit einer Bitumenemulsion – einem Produkt aus der Ölgewinnung – schließe man Risse und Spalten. Mit Hilfe eines Reparaturfahrzeugs (Roadmaster) wird die Emulsion in kompletter Breite des Weges aufgespritzt und gleichzeitig mit einem Splitt abgestreut.
Kommission
Die Arbeit unterstützt eine Wirtschaftswegekommission, die sich einmal pro Jahr trifft und in der Ortslandwirte und die Politik zusammenkommen. „Wir sehen ja auch nicht alles“, gesteht Lambert-Denißen. „Ich fahre dann im Frühjahr alles ab.“ Dann gibt es eine Wirtschaftswegbereisung mit der Kommission, in der das Sanierungsprogramm für das entsprechende Jahr vorgestellt wird. Die Anregungen von außen fließen dann in das Sanierungsprogramm mit ein.
Immer wieder neue Risse
Der Job bleibe eine Daueraufgabe, weil durch die Größe der Landmaschinen – ob nun Futtermitteltransporter oder Schweine-Sattelzug – immer wieder die Risse neu entstehen, so Lambert-Denißen. „Da muss man als Stadt mit umgehen. Wir können das Bestehende halt nur so gut in Schuss halten, wie wir können.“