Christine und Viktor haben Ja gesagt

Kevelaer. Das Leben ist oft voller Überraschungen oder wunderbarer Fügungen. Das haben auch Christine Emmerich und Viktor Fischer immer wieder erfahren. Am vergangenen Samstag wurde mit etwa 500 Gästen die Hochzeit des Kirchenmusikers an St. Marien mit der verwitweten Kölner Kinderärztin in der Basilika in musikalischer Pracht und theologischem Tiefgang gefeiert. Beide hatten sich vor etwa 30 Jahren bei Glaubensexerzitien der Charismatischen Erneuerung kennengelernt.
Christine war damals mit Heinz-Peter verlobt. Viktor war auf dem Weg ins Theologiestudium. Der intensive Kontakt mit Christine und Heinz-Peter verlor sich nach einigen Jahren. Dann – 25 Jahre hatten sie keinen Kontakt gehabt – am 1. März 2017, las Viktor in einem Nachruf, dass Heinz-Peter 2016 unerwartet und plötzlich verstorben war. „Ich habe ganz schnell die Kontaktdaten von Christine im Internet eruiert. Ich wollte wissen, was da los war“, erzählt er.
„Kennst Du mich noch?“
Mitten in der Nacht schrieb er Christine eine E-Mail. „Hallo, hier ist Viktor Fischer. Kennst Du mich noch?“ Die Antwort kam prompt am nächsten Morgen: „Na klar, kenne ich dich noch.“ Es folgten lange Telefonate und persönliche Treffen in Köln und Kevelaer. Die damalige Medizinstudentin war inzwischen erfolgreiche Kinderärztin mit eigener Praxis in Köln geworden. Ihre drei erwachsenen Kinder studieren. Viktor Fischer, der selbst aus Herongen stammt und später lange in Fulda tätig war, war im Herbst 2015 in seine Heimat zurückgekehrt und wirkt seit Juni 2016 als zweiter Organist an der Basilika in Kevelaer. Der ausgebildete Kirchenmusiker (A-Examen), Diplomtheologe und Gestalttherapeut (HP) sagte sich: „Mit 50 steht nochmals ein Wechsel an.“ Dass er ein Jahr später hier in Kevelaer vor dem Traualtar stehen würde, hätte er sich allerdings nicht gedacht. „Es war einfach Fügung!“
In einer bewegenden Trauung durch Kaplan Christoph Schwerhoff und Diakon Peter Schmitz aus Köln haben sich die Kinderärztin und der Kirchenmusiker das Jawort gegeben. Unter der musikalischen Leitung von Stefan Janßen aus Walbeck sang in der Hochzeitsmesse ein etwa hundertköpfiger Chor, der aus Mitgliedern des Basilikachores, des Chores Kalobrhi (Nettetal) und des Walbecker Kirchenchores bestand. Gemeinsam mit Elmar Lehnen an der Orgel und der Solistin Annegret Beckedahl war die musikalische Gestaltung ganz besonders erstklassig. „Ihr habt mein Herz berührt. Es war sehr schön!“, sagte der sichtlich ergriffene Bräutigam am Ende der Messe.
Mit der Toccata von Charles-Marie Widor wurde der feierliche Auszug begleitet. An der Gnadenkapelle gab es ein kurzes Mariengebet. „De Kölle Family“ mit Gitarre, Cello, Cajon und Xylophon sangen ihr selbst verfasstes Lied „Marie“ für die frisch Vermählten: „Ich stell Dir en Kääz op, Marie, denn d‘r Herrjott höt op Dich. Ich stell Dir en Kääz op, Marie. Do bess wie en Mamm för mich.“
Mit einem Schild „Just married“, an dem eine Schnur und viele Blechdosen hingen, ging es zu Fuß mit lautem Gepolter zum Vorplatz der St.-Antonius-Kirche, wo ein Empfang auf die Gäste wartete. Später feierten sie auf Schloss Wissen bis spät in den Morgen fröhlich weiter.