Charlestown Jazzband“ schloss den Konzertreigen im „Goldenen Löwen“ für diese Saison ab
Wenn eine Band – wenn auch mit immer wieder wechselnder Besetzung – 50 Jahre ununterbrochen existiert, ist das allein schon eine Leistung. Warum eine Combo wie die „Charlestown Jazzband“ auch nach so langer Zeit noch auf der Bühne stehen und musikalisch funktionieren kann – das Geheimnis verriet Henk van Amerungen in einer der Pausen. „Eine verständnisvolle Frau haben. Und das Wichtigste, um Musik miteinander zu machen, ist es wichtig, gute Freunde zu sein. Dann passt man in das Kollektiv hinein.“
Wie gut er und seine Mitstreiter Erik Bijnvoort (Schlagzeug), Jan de Bont (Banjo), Piet Bejé (Keyboard) Rob Egging (Kontrabass) und Pieter Duker (Trombone) spielen können, davon konnten sich die Gäste beim Abschlusskonzert der Jazzreihe im „Goldenen Löwen“ überzeugen.
Absolut harmonisch
Basierend auf einer wirklich absolut harmonischen, wie eine geölte Maschine drei Stunden lang spielenden Rythmusgruppe mit Bijnvoort, de Bont und Egging, entwickelte die Band eine ureigene Mischung aus New-Orleans-Jazz, Swing, Bossanova, einem Hauch Boogie-Woogie und Soul und sogar ein bisschen Rock.
In vier dreiviertelstündigen Blöcken zündeten sie zusammen mit ihrem Gastmusiker Ron van Noordt (Saxofon/Klarinette) als Vertretung für den erkrankten Jan Dokter alle Register ihres über Jahrzehnte hinweg erworbenen Könnens.
Ob nun bei dem Bossanova „Down on the bayou“, dem Duke-Ellington-Klassiker „Mood Indigo“, dem Ray-Charles-Song „I got a woman“ mit fettem Bläsersatz oder dem Honky-Tonk-geschwängerten „Caledonia“ – das Septett bewies eine große Musikalität, die Solisten großes Improvisationstalent und die Musiker im Hintergrund den Rythmus im Blut.
Schwer und elegant zugleich geriet der „St. Louis Blues“ von D.C. Handy, ein Midtempo-Swing wie „Some of these days“ entwickelte sich zum Beinahe-Boogie-Woogie. Richtig Drive kriegte der Sound bei Fats Dominos „My blue heaven“. Und geradezu herz-sentimental, dabei sehr melodisch und lässig geriet „I got the blues when it rains“ von Big Bill Broonzy.
Leicht und irre
Swing und Dixieland blieben wie bei „Oh Marie“ von Louis Prima oder bei „Dr. Jazz“ mit irrem Rythmus aber prägendes Element. Die Leichtigkeit und den richtigen Vaudeville-Touch bekam die „Bourbon Street Parade“ .
Und wer am Ende des Konzerts die Fähigkeit besitzt, in ein fetzig-swingiges Abschlussstück wie „When the saints“ noch mal eben die Melodie von „A night in Tunesia“ einzubauen, dem gebührt wahrlich Respekt.
Gastwirtin Irmgard Baers freute sich über den gelungenen Abschluss der fünfteiligen Konzertreihe. „Es war insgesamt sehr gut – ich bin überrascht nach der Pause“, zeigte sie sich glücklich darüber, dass das Angebot noch immer gewünscht wird. „Wir hatten aber auch gute Bands. Ich liebe ja meine Boogie Connection – aber hier bisse auch nur am Wippen.“
Jazz im Löwen
Nach der Sommerpause wird es weiter „Jazz im Löwen“ geben. Am 26. Oktober geht es gleich mit einem musikalischen Highlight weiter.
Dann wird die amerikanische Sängerin Brenda Boykin – beste Vokalistin des Montreux Jazz Festivals 2005 – gemeinsam mit dem Pianisten Jan Luley und dem Drummer Torsten Zwingenberger, dem Bruder der Boogie-Woogie-Piano-Legende Axel Zwingenberger – auf der Bühne zu sehen sein.