Und dann kippte die Giebelwand

Es ist ein Albtraum: Von einem auf den anderen Tag mussten Ute und Hermann-Josef Ingenbleek aus ihrem Haus ausziehen – „nicht mehr bewohnbar“, hatte das Bauamt erklärt. Die Bodenplatte ist gerissen, die Giebelwand kippt mehrere Zentimeter zur Seite. In den Wänden klaffen dicke Risse. Von jetzt auf gleich steht das Kevelaerer Ehepaar am Rande seiner Existenz – unverschuldet.
Denn das Haus an der Gelderner Straße 63 ist zwar alt und denkmalgeschützt. Doch zerstört hat es nicht etwa mangelnde Pflege durch die Eigentümer, sondern wohl die Erdarbeiten der Baufirma, die nebenan einen Neubau errichtet, und wohl auch die Leichtfertigkeit des Bauamtes der Stadt Kevelaer. Im Gegenteil: Als Ingenbleeks das Haus erbten, haben sie es für viel Geld kernsaniert. Und praktisch mit Fertigstellung der Sanierung im Jahr 2007 begann die Tragödie.
2008 stand das Nachbarhaus Nr. 61 in Flammen. Das Wasser der Lösch­arbeiten zerstörte auch die Böden und weitere Bereiche im Haus der Ingenbleeks. Als 2013 die Firma Lueb das niedergebrannte Nachbarhaus abreißt, habe niemand dafür eine Abrissstatik erstellt. In der Folge des Abrisses entstehen am angrenzenden Giebel der Ingenbleeks Setzrisse, ebenso im angebauten Nachbarhaus Nr. 65 der Familie Kuhnekath. Willi Kuhnekath kann nicht verstehen, dass das Bauamt den Abriss ohne entsprechende Statik genehmigt hat. Alter und Bauweise der teils denkmalgeschützten Nachbarbebauung müssen dort bekannt sein.

Auch an Haus Nr. 65 ziehen sich die Risse durch das gesamte ­Mauerwerk der denkmalgeschützten Fassade.

Auch an Haus Nr. 65 ziehen sich die Risse durch das gesamte ­Mauerwerk der denkmalgeschützten Fassade.


Doch erst nachdem die Firma Lueb ihre Neubaupläne verwirft und ein neuer Investor auf den Plan tritt, erreicht die Tragödie ihren Höhepunkt. Anstelle einer Bebauung, die sich in Form und Größe gut in die Nachbarschaft gefügt hätte, wird kurzfristig der Bebauungsplan geändert. 21 Wohneinheiten inklusive Tiefgarage entstehen nun dort. Wuchtig und aus Sicht vieler Kevelaerer ein Fremdkörper wird der Neubau, der die Gärten der Nachbarn stark beschattet. Die Größe, die Bauart, die Beschattung der Nachbarn – mancher Anwohner wundert sich, dass ein Bauamt so etwas genehmigt. Doch selbst die Politiker im Rat der Stadt winken die Änderung des Bebauungsplans durch – und staunen heute selbst darüber, was sie da getan haben (das KB berichtete). „Uns haben weder die Stadt noch der neue Bauherr über die geänderten Pläne informiert“, moniert Veronica Jennen, die in Nummer 57 wohnt.
Im April finden schließlich auf der Baustelle durch die Firma B&K Wohnbau aus Wesel die Arbeiten für die Tiefgarage statt. Schon mit Blick auf den Aushub habe ihr Mann angemahnt, der Giebel seines Hauses müsse dazu unterfangen werden, berichtet Ingenbleek. Er sei auf taube Ohren gestoßen. Als dann die Stahlträger in den als schwierig begutachteten Boden nicht etwa nur gebohrt, sondern teilweise geschlagen wurden, sei es passiert, schildert Willi Kuhnekath: Die Nachbarhäuser gerieten in Bewegung und die eingangs geschilderten massiven Schäden an Nummer 63 und 65 entstanden. „Wir sind vor Angst alle aus dem Haus gerannt, so hat es gewackelt“, erinnert sich Jennen.
Das Bauamt erlässt einen Bau­stopp und Ingenbleeks müssen ausziehen. Silvia Kuhnekath weist das Bauamt auf einen großen Riss in ihrem Haus entlang eines Fensterrahmens hin. Ihre Sorge: Das Fenster könnte rausbrechen und auf den Bürgersteig stürzen. Eine Mitarbeiterin des Bauamts kommt, macht Fotos – und das ist bis heute das letzte, was Kuhnekaths zu diesem Thema gehört haben.
Im Stich gelassen
Inzwischen wird auf der Baustelle wieder gebaut, die Firma B&K Wohnbau hat vor den Giebel von Nummer 63 Ankerplatten gesetzt, Familie Ingenbleek dürfte wieder einziehen, sobald die Schäden behoben sind. Doch die sind immens. Aus den Rissen bei ihnen und bei Kuhnekaths rieselt es weiter, denn die Risse in den Wänden wachsen noch immer, eine Zimmerdecke beginnt sich zu senken. B&K Wohnbau habe die Verantwortung übernommen und wolle die Schäden bis Ende August beseitigen, berichten die Nachbarn. Doch wie genau das geschehen soll, das bleibe offen. Damit, die Risse zuzuspachteln, sei es schwerlich getan. Ein statisches Gutachten, dass das Gebäude sicher sei, lege die Firma nicht vor. Vielmehr habe sich ein Statiker, der das Objekt besichtigt hat, geweigert, dazu etwas zu unterschreiben, schildert Willi Kuhnekath. Gutachten im Auftrag der Eheleute Ingenbleek zu bezahlen, lehne die Baufirma jedoch ab und bezeichne diese als unnötig. Überhaupt haben Ingenbleeks in den vergangenen drei Monaten lediglich Geld für den Umzug gesehen, noch keinen Euro für die Mietkosten, für Einlagerung oder Entsorgung der Möbel, etc.. Bei einem Kaufangebot für das Haus, das die Baufirma zwischenzeitlich gemacht habe, zweifeln Ingenbleeks daran, den ursprünglichen Wert des Hauses zu erhalten.
Doch um genau diesen Wert ihres Hauses geht es auch dem Ehepaar Kuhnekath. Einsturzgefährdet ist ihr Haus sicher nicht. Wohl aber so stark geschädigt – und solange die Probleme des Nachbarhauses nicht behoben sind, vergrößern sich auch hier die Risse –, dass man von einem erheblichen Wertverlust ausgehen muss. Und für Kuhnekaths wie für Ingenbleeks sollte das Eigenheim ein wichtiger Teil der Altersvorsorge sein.
„Das sind schöne alte Häuser, und schön sollen sie auch wieder werden“, fordert Willi Kuhnekath. Bevor er der Baufirma erlaube, mit den eigenen Leuten „durchs Haus zu gehen“, um die Schäden zu reparieren, möchte er informiert werden, was gemacht werden soll und sich dieses Vorgehen durch unabhängige Fachleute bestätigen lassen.
Ihn wundert, dass die Stadt mit Blick auf den Denkmalschutz der Häuser das nicht ebenso fordert. Hätte er die Fensterrahmen in einer anderen Farbe gestrichen, hätte das wohl Ärger bedeutet. Dass dieses Fenster und die Fassade nun schwere Schäden haben, scheine die Behörden hingegen nicht zu interessieren. Bei den Bewohnern der Häuser habe sich jedenfalls noch niemand gemeldet. „Wir fühlen uns vom Bauamt im Stich gelassen“, sagt Willi Kuhnekath. Selbst wenn die Stadt nachträglich nichts mehr tun könne, hätte es den Nachbarn schon geholfen, wenn jemand Interesse an ihren Problemen gezeigt und vielleicht den ein oder anderen Rat gehabt hätte.
Auch der Baufirma möchten die Nachbarn nicht unterstellen, ihrer Verantwortung aus dem Weg zu gehen. Doch der bisherige Eindruck sei, dass die Reparatur eher möglichst billig statt fachgerecht von Statten gehen solle. Deswegen wolle man nun die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Vorgänge lenken. „Geschmack ist eines“, betont Kuhnekath mit Blick auf die strittige Gestaltung des Neubaus. „Aber wenn man in seinem Haus nicht mehr wohnen kann oder es keinen Wert mehr hat, hört der Spaß auf.“
Die Firma B&K Wohnbau hat auf Anfrage des Kevelaerer Blattes mitgeteilt, einige – nicht näher benannte – Fakten anders zu sehen und an ihre Rechtsvertretung verwiesen. Diese sieht sich urlaubsbedingt nicht im Stande, vor dem 14. August eine Stellungnahme abzugeben. Aus der Stadtverwaltung Kevelaer gab es bislang keine Reaktion.

Besuch aus Irland: Laut, schmutzig, aber friedlich

Eher als in den meisten Jahren haben rund 60 Gespanne aus Irland Station in Kevelaer gemacht. Für drei Hochzeiten – am gestrigen Donnerstag, am heutigen Freitag und am morgigen Samstag – sind die Iren schon jetzt angereist und nicht erst zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August. Das hat auch das Ordnungsamt überrumpelt und sorgt – wie so oft – für Kritik mancher Kevelaerer.
Gegenwärtig steht die Gruppe, die sich selbst als Irische Reisende bezeichnet, oft aber mit dem abfälligen Ausdruck „Tinker“ (dt. „Kesselflicker“) bedacht wird, auf dem Parkplatz am Hallenbad. Obwohl der Betriebshof wie in den Vorjahren einen Container für Abfälle dort aufgestellt hat, mehren sich Müll – und auch Fäkalien – rund um den Parkplatz.
„Wir wollen es den Leuten nicht zu bequem machen“, sagt Bürgermeister Dominik Pichler. Daher und weil nun mal alle Wohnwagen haben, habe man sich dagegen entschieden, Toiletten aufzustellen. Aber weil den Müll hinterher der Betriebshof beseitigen müssen wird, gibt’s zumindest den Container. Anfänglich bestand die Gruppe zudem nur aus etwa zehn Gespannen – sonst hätte die Stadt die Iren wohl gar nicht erst zum Hallenbad gelotst. Weil das Bad ebenso wie das Schulzentrum derzeit geschlossen ist, schien dieser Parkplatz zunächst eine gute Wahl.
Polizeieinsätze wegen der Iren hat es so gut wie keine gegeben, und wenn, dann wegen Verkehrsdelikten. „Die Polizei fährt vermehrt Streife“, schildert Pichler, aber nicht überall, wo Reifen quietschen, kann die Polizei rechtzeitig sein und eingreifen – zumal Polizei und Ordnungsamt gerade auch Urlaubszeit haben. Gewalttaten oder Anzeigen wegen Diebstahl oder Einbruch habe es im Zusammenhang mit der Ankunft der Iren jedoch nicht gegeben. Vielmehr feierten auch viele Kevelaer gemeinsam mit den Besuchern in Kevelaers Kneipen – „laut, aber friedlich“, wie Pichler betont, der das am Mittwoch im Prinzenhof selbst erlebt hat.
Überhaupt hätte die Stadt wenig Handhabe: Das Ordnungsamt könnte zwar Bußgeldbescheide ausstellen, weil sich die Iren zu lange auf dem Parkplatz aufhalten. Ignorierten die Iren das, könnte die Stadt den Parkplatz jedoch schwerlich räumen. „Wir haben keine Hundertschaft“, veranschaulicht der Bürgermeister die Schwierigkeit. Und wegen einiger Ordnungswidrigkeiten gäbe es dafür auch keine Verstärkung.
Die Stadt hat sich deshalb auf Deeskalation festgelegt. Weil der Parkplatz in der kommenden Woche für die Tamilen benötigt wird, die zu ihrer alljährlichen Wallfahrt anreisen, hat Pichler selbst mit den Iren gesprochen. Die haben zugesichert, am Sonntag, spätestens Montag auf den von der Stadt zugewiesenen Bereich an der Delbrückstraße umzuziehen. Denn abzureisen ist für viele der katholisch geprägten Iren keine Option, wollen sie doch traditionell Mariä Himmelfahrt in der Wallfahrtsstadt Kevelaer feiern. Im Gegenzug stört die Stadt die Gruppe nicht bei ihren Hochzeitsvorbereitungen. „Die Iren waren im Gespräch höflich und verständig“, resümiert der Bürgermeister. Sein Eindruck: Es sind – wohl wegen der Hochzeiten – mehr Gespanne als in den Vorjahren. Aber wilder als sonst gehe es nicht zu.
Vielleicht ist der Ansatz der Deeskalation auch für den Alltag mit den Iren hilfreich: Wer mit ihnen bei einem Bier genauso freundlich wie mit anderen Gästen der Marienstadt ins Gespräch kommt, hat die beste Möglichkeit, ihnen klarzumachen: Feiernde Besucher sind hier gern gesehen. Aber Fäkalien im Sportstadion oder Raserei im Kreisverkehr – das muss nicht sein.

Heribert Hölz dankt Frauengemeinschaft

Wenn Heribert Hölz erzählt, geht das meist nicht ohne Emotionen, bewegende Worte und tränenerstickte Stimme. Seit 25 Jahren engagiert sich Heribert Hölz unermüdlich in der Bosnienhilfe. Und immer wieder muss er die Frage nach der Notwendigkeit beantworten. „Zu Recht“, antwortet dann der Mann mit der Brille, „aber die Menschen in Bosnien brauchen unsere Hilfe“, versichert der 74-Jährige dann mit Nachdruck.
Gerade erst ist Heribert Hölz von seiner 86. Reise nach Bosnien zurückgekehrt. Mit vielen Eindrücken und Erlebnissen. Mit Bildern, die ihn erneut fesseln, nicht loslassen. 70.000 Euro habe er erst jüngst verteilen können. „Das sind keine Gelder aus Berlin, München oder Hamburg“, berichtet Hölz, „nein, es sind Gelder hier vom Niederrhein und nicht zuletzt aus Kevelaer“, erklärt der Helfer. Denn einmal mehr trug die Frauengemeinschaft St. Marien Kevelaer mit einer beachtlichen Summe zur Hilfe bei. Warum das so ist? Auch darauf kann Heribert Hölz eine klare und verständliche Antwort geben.
„Alle Spender wissen, dass ich das Geld zu 100 Prozent zu den bedürftigen Menschen nach Bosnien gebe“, versichert Hölz. Und die Bedürftigkeit ist groß. Auch wenn der Krieg schon seit mehr als 20 Jahren vorbei ist, herrsche jetzt ein „Krieg mit anderen Waffen“. Ein „Wir“-Gefühl suche man unter den kroatisch-serbischen und bosnischen Einwohnern vergebens. Korruption sei an der Tagesordnung und ziehe sich bis in die Regierungsspitze.
Erhalte ein Rentner gerade mal 50 Euro Rente im Monat, protze ein Politiker mit seinem Geld. „Wer hier lebt, lässt die Flügel hängen, es gibt kaum Perspektiven, schon gar nicht für junge Menschen“, weiß Hölz zu berichten. Und diejenigen, die das System anprangerten, würden mundtot gemacht. Mittlerweile sei Bosnien „das größte Altenheim Europas“.
Heribert Hölz ist einer der letzten Helfer, die sich für die Menschen in den zerstörten Regionen einsetzen. Er eröffnet Suppenküchen, Krankenstationen, Kindergärten. Hölz gründet eine landwirtschaftliche Genossenschaft, organisiert Schaffamilien, treibt damit die Hilfe zur Selbsthilfe an. „Eine fünfköpfige Schafherde kann eine ganze Familie ernähren, sie kann sich damit etwas aufbauen, etwas schaffen“, weiß der Helfer zu berichten. Während seiner Bosnienbesuche sucht er Familien auf, gibt ihnen Anleitung zur Selbsthilfe. Als er im Mai dieses Jahres gemeinsam mit seiner Frau Ursula, die ihm eine unerlässliche Stütze ist, wieder in der Region um Sarajevo unterwegs ist, ereilt ihn die Nachricht, er möge doch bitte eine Familie in der kleinen Stadt Visoko aufsuchen. Heribert Hölz besucht die muslimische Familie. Denn für ihn ist die Religionszugehörigkeit nicht wichtig.
„Es gibt keinen katholischen Hunger“, sagt er mit fester Stimme. In Visoko wird Hölz von Alijha und seiner Familie erwartet. Und drei Schafen. Warum drei Schafe, will Hölz wissen, worauf eine lange und bewegende Geschichte des Familienvaters folgt. Diese macht selbst eine Richterin, die Alijha wegen Diebstahl von Holz verurteilen sollte, betroffen; sie lässt diese in einer Zeitung veröffentlichen. Arbeitslosigkeit, ein schwerstbehinderter Sohn, ein marodes, vom Unwetter zerstörtes Zuhause und ein erbärmlich kalter Winter zwingen Alijha zum Stehlen von Holz. Die Ordensschwester Kata liest vom Schicksal des Familienvaters, sammelt Geld, kauft eine Kuh. Ein weiteres Unwetter trifft die Familie erneut, Erspartes und der Verkaufserlös für die Kuh werden für nötige Reparaturen aufgebraucht.
Wieder greift Schwester Kata ein, lässt Alijha einen Brief an den Kardinal schreiben. Dieser lädt ihn zu sich ein, verspricht seinem „muslimischen Bruder“ Hilfe. Drei Schafe erhält Alijha. Finanziert von der Frauengemeinschaft St. Marien Kevelaer.
„Sie haben der Familie das Leben gerettet“, sagt Heribert Hölz mit bewegter Stimme, der diese Schaffamilie beim nächsten Besuch aufstocken möchte. Heribert Hölz weiß, dass das Ende der Bosnienhilfe naht. „Dann aber werden sehr viele Menschen in Bosnien um eine Hoffnung ärmer sein“, so Heribert Hölz, der sich gerne an die Worte von Mutter Teresa erinnert: „Was wir bewirken, ist kaum mehr als ein Tropfen im Ozean. Aber wenn wir tatenlos blieben, fehlte dem Ozean gerade dieser Tropfen.“ „Eigentlich machen wir, und da beziehe ich die Spendenbereitschaft der hier lebenden Menschen mit ein, nur das, was uns Christen aufgetragen wurde: Helfen“, betont Heribert Hölz, nimmt seine Aktentasche und macht sich wieder auf den Weg. Ein Weg, der noch lange nicht zu Ende ist

Stadtfest-Orga zieht positive Bilanz

Die Durchführung des Stadtfestes war viel Arbeit. Das KB sprach mit Andrea Klingel vom Orga-Team darüber, wie die Veranstalter den Tag erlebt haben und ob es eine Wiederholung geben soll.Die Durchführung des Stadtfestes war viel Arbeit. Das KB sprach mit Andrea Klingel vom Orga-Team darüber, wie die Veranstalter den Tag erlebt haben und ob es eine Wiederholung geben soll. 
KB: Hat die Resonanz der Kevelaerer Ihre Erwartungen erfüllt? 
Andrea Klingel: Wir vom gesamten Orga-Team des Stadtfestes sind mehr wie positiv überwältigt gewesen, unser aller Hoffnungen und Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern bei Weitem übertroffen.
Waren die unterschiedlichen Akteure ebenso zufrieden?
Die Geschäftsleute, die an dem Stadtfest beteiligt waren, waren laut dem, was bei uns ankam, ebenso positiv erfreut über den überragenden Zulauf des Stadtfestes. Viele davon haben angekündigt, dass sie sich auch in Zukunft beteiligen möchten.
Von den Vereinen kam auch positives Feedback, dass auch ihnen viel Interesse entgegen gebracht wurde und sie durch den regen Zulauf eine gute Möglichkeit hatten, sich zu präsentieren.
Auch Bands und Künstler waren erfreut über so ein Publikum. Von vielen wurde uns gesagt, dass sie sehr erfreut waren, dabei sein zu können. Die Band aus Emmerich, „Stay KingPin“, hat besonders betont, dass es unheimlich Freude macht in Kevelaer aufzutreten, da die Kevelaerer ein sehr musikbegeistertes Publikum wären.
Was war Ihr persönlicher Höhepunkt?
Mein persönlicher Höhepunkt an diesem Tag war, dass wir als Team, die gesamte Inside-Orga-Crew sowie unsere ehrenamtlichen Helfer zusammen trotz unheimlichen Ansturms und des dadurch bedingten Stresses harmoniert und funktioniert haben. Jeder Einzelne ist regelrecht an seine körperlichen Grenzen gegangen, um dem ex­tremen Zulauf gerecht zu werden. Insgesamt gab es ein gutes Zusammenspiel zwischen allen Helfern und auch den Geschäftsleuten, jeder hat jeden, der Hilfe brauchte, unterstützt.  Kleine Probleme, die auftauchten, wurden kurzfristig gemeinsam gelöst. Auch das Zusammenspiel zwischen den Technikern und Bands lief super und auch da wurden kleine Probleme sofort behoben, sich gegenseitig ausgeholfen – wirklich nach dem Motto: alle gemeinsam, egal wer welche Arbeit auf dem Stadtfest gemacht hat, wir schaffen das, dass die Besucher einen tollen Tag erleben.
Soll es das Stadtfest nun jährlich geben?
Wenn es nach uns geht von „Inside Kevelaer“, können wir die Frage nur mit „Ja“ beantworten. Wir wünschen uns natürlich, dass wir dafür wieder so viel Unterstützung von Sponsoren, Vereinen und Organisationen sowie der Stadt Kevelaer erhalten wie dieses Jahr – denn darauf sind wir natürlich angewiesen, um das wieder auf die Beine stellen zu können.
Sind sonstige Aktivitäten von „Inside Kevelaer“ in Planung?
Wir vom gesamten Team haben noch die eine oder andere Ideen, womit wir Kevelaer bereichern können. Ideen, wobei es darum geht, Kevelaerern ähnlich wie beim Stadtfest schöne Stunden in gemütlicher Atmosphäre zu bereiten. Wo verschiedene Generationen miteinander schöne Stunden erleben. Sobald es konkrete Vorhaben gibt, werden wir genauer davon berichten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten wir uns erstmal auf das Stadtfest konzentriert und diese Organisation hat viel Zeit in Anspruch genommen. Die anderen Ideen werden wir dann in der nächsten Zeit genauer besprechen und angehen.
Ist das Team inzwischen groß genug oder sucht der Verein weiter Mitstreiter?
Unser Orga-Team besteht momentan aus einem harten Kern von neun Leuten. Dies sind Michael Hülsen, Udo Fischer, Jürgen Otterpohl, Manuela Müller, Tim Schmidt, Peter Verfürth, Michael, Daniel und Andrea Klingel, die das Stadtfest organisiert haben. Für neun Leute war die Organisation eines Stadtfestes in dieser Größenordnung schon eine enorme Herausforderung, was auch viel private Zeit in Anspruch genommen hat. Aus unserer Sicht wäre  es deshalb schön, wenn wir dieses bestehende Team noch um den einen oder anderen erweitern könnten, der uns aktiv unterstützt. Denn auf umso mehr Schultern man es aufteilen kann, desto mehr kann man schaffen und an Ideen verwirklichen. Jeder Bürger Kevelaers, der genau das Ziel hat wie wir, von Bürgern für Bürger ehrenamtlich etwas zu leisten, ist deshalb bei uns herzlich willkommen.
Mehr Berichte vom Stadtfest und dem Citybiathlon in Ausgabe 31.

Die gute Seele des Platzes

„Hallo, in meinem zweiten Zuhause“, grüßt Horst Ehren ganz unprätentiös am Eingangstor zu „seinem“ Minigolfgelände an der Martinistraße in Twisteden und bittet in die Hütte, wo neben einem Tisch mit Getränkekühlung und den aufgereihten Schlägern noch eine Sitzecke und eine komplette Küche zu finden sind.
An den Wänden hängen viele Twistedener Ehrenurkunden – auch die für die Goldmedaille beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ von 1998. „Einmal pro Woche komme ich mit Kollegen her und schmeiß den Kamin an, damit hier alles trocken bleibt.“ Und: „Man muss immer freundlich sein – die Leute müssen immer gerne zurückkommen wollen“, umschreibt er das Geheimnis des Erfolgs mit dem Platz, der vom Natur-und Heimatverein Twisteden Kleinkevelaer e.V. getragen wird.
Dass der heute 76-Jährige, in Kevelaer geborene und in Wetten aufgewachsene Sohn eines Schusters heute Herr über die Twistedener Golfschläger ist, war eher Schicksal als bewusste Entscheidung. Beruflich hatte er in seinem Leben zunächst als Schuster, dann als Galvaniseur, später als Feuerwehrmann der englischen Rhein­armee in Twisteden und bei der Fernleitungsbetriebsgesellschaft der NATO in Geldern-Lüllingen gearbeitet.
Dann erkrankte er an Rheuma und schied aus dem Berufsleben aus: „Ich konnte mich teilweise von Kopf bis Fuß nicht bewegen.“ „Da war ich dann ein paar Mal in der Klinik – und man hat mir dann bedeutet: Sie kommen nicht mehr zurück.“ Für den damals 55-Jährigen war es ein Schock, nicht mehr gebraucht zu werden. „Da konnte ich nicht mit fertig werden“, ist ihm noch heute anzumerken, dass das keine einfache Situation für ihn war.
Urplötzlich eine Perspektive
Urplötzlich eröffnete sich aber eine neue Perspektive – das Engagement am Minigolfplatz: „Der Tiskens, der hat das damals hier gemacht, der hat mich angesprochen. Dann kannste doch hier mithelfen.“ Zunächst vertröstete Ehren ihn mit dem Satz „Im nächsten Jahr.“ Später traf er ihn in Holland am Wohnwagen wieder. „Im März des nächsten Jahres hörte er dann auf, und ich kam im April. Das ist jetzt zwanzig Jahre her.“
Erstmal bleibt Ehren immer nur einen Tag da. „Da waren nur ältere Leute da“, erinnert er sich an die Ehrenamts-Kollegen. Als diese dann nach und nach ausschieden, bedeutete das, dass für ihn immer mehr zu tun war. „Tiskens´ Nachfolger wurde dann krank, der drückte mir vor fünfzehn Jahren symbolisch die Tasche in die Hand und sagte: „Mach´ ma“.
Und so „übernahm“ er quasi den Golfplatz – den Einkauf, die Personalplanung, die Organisation und die Pflege der gesamten Anlage. „Wenn es Regen gibt so wie jetzt, geht´s mit dem Gebläse über die Bahnen. Und was hier gepinselt wird, das mach ich.“ Nebenbei gibt er noch die Schläger, Bälle, Spielkarten und Getränke aus.
Die Farbe bekommt er von Werner Neumann, in dessen Farb- und Glasfirma er nebenbei mal gearbeitet hatte. Neumann engagiert sich als erster Vorsitzender des Natur- und Heimatvereins Twisteden Kleinkevelaer e.V. für die Belange der Ortschaft. „Das ist die gute Seele unseres Platzes“, beschreibt er auf Anfrage mit einem Satz die große Bedeutung von Horst Ehren.
Neben dem eigentlichen Spiel hat sich ein anderer „Geschäfts-Zweig“ über die Jahre entwickelt. „Jede Woche wird hier gegrillt“, holt Ehren dazu ein Übersichtsbuch hervor. Da komme dann mal der Bofrost-Betriebsrat, dann Gruppen von Haus Dondert oder Haus Freudenberg.
Für die Bestellungen wird Ehren regelmäßig angerufen. Um die 80 Grilltage oder -abende kommen da zusammen. „Und wir haben in der Saison mittlerweile 15.000 Besucher.“ Sogar Leute aus Essen oder den Niederlanden kommen, um auf dem Gelände einen 80. Geburtstag zu feiern, Firmenfeste oder Jubiläen zu begehen. „Und die Holländer, die feiern und spielen bei jedem Wetter.“
Entsprechend ist Ehren jedes Wochenende auf dem Gelände, manchmal löst er auch montags einen Kollegen ab. „Da wird´s manchmal auch schon mal zwei Uhr nachts, wenn da hundert Leute grillen. Aber da schmeiß ich niemanden raus.“
Am Wochenende helfen ihm jeweils zwei Kaffeefrauen, auch dafür gibt es einen festen Einteilungsplan, der „hunderprozentig“ klappt, sagt Ehren stolz. „Das ist unsere Frauentruppe, die sich die „Suppenhühner“ nennt. Und selbst deren Kinder, die helfen da jetzt auch mit.“ Dann gebe es zum Beispiel Reibekuchen und Erbsensuppe. Der Erlös geht an an den Twistedener Kindergarten. Die Schulen und Gymnasien haben Ehren und Co. besonders im Blick, für die gibt´s Nachlass.
In Twisteden liefen die Uhren halt anders, freut sich Ehren über die starke Gemeinschaft im Verein und vor Ort, wo ganz viel mit Eigenleistung geht. „Nur vor sieben Jahren, da gab´s einmal Zuschüsse von der Stadt für behindertengerechte Toiletten“, erinnert er sich.
Die Anlage, die habe man sehr bewusst Mosaik für Mosiak entwickelt. „Die Hütte hier haben wir vom Verein selbst gebaut vor vier Jahren.“ Gemeinsam mit dem Sportverein habe man die Boulebahn auf dem Gelände gebaut und hinter der Hütte steht ein Schachbrett.
Im Keller oder auf dem Platz
Der kleine Spielplatz gibt den Kindern die Gelegenheit, mal zu tollen, falls sie nicht mehr beim Minigolf bleiben wollen. Und der neue Grillstand „mit richtigem Betonfundament“ ist zwischen Oktober 2016 und April diesen Jahres in Eigenleistung gemeinsam erstellt worden.
Dankbar ist Ehren seiner Frau, „die das alles mitgemacht hat“, nun aber nach 52 Jahren Ehe im vergangenen Jahr gestorben ist. „Sie hat immer gesagt, der Horst ist immer entweder im Keller zum Schreinern – oder auf dem Minigolfplatz.“ „Sowas muss man mit Herzblut machen“, ist er überzeugt. Manchmal kann er deswegen nicht schlafen – und baut dann nachts ein Holzgestell für die mit dem Auto zu transportierenden Gasflaschen fertig.
Die vier eigenen Kinder, vierzehn Enkel und sechs Urenkel kommen oft von sich aus gerne zu ihm. Die eigenen runden Geburtstage hat er mit Familie und den Minigolffreunden auf dem Gelände gefeiert. Wie lange er dieses Ehrenamt noch bekleiden wird, da hat er eine klare Vorstellung. „Wenn es „da oben“ nicht mehr stimmt“, tippt er sich an die Stirn, „dann höre ich auf – oder die anderen müssen mir Bescheid geben.“

Eine große Geste für einen kleinen Jungen

Als Sebastian Müller mit seinen Teamkameraden in der Halbzeitpause in der Kabine saß und eins seiner Kinder auf dem Schoss hatte, hatte der jungen Familienvater eine Sekunde um zu reflektieren, was gerade passierte: „So viele Menschen, die helfen wollen. Das ist der Hammer.“ Zugunsten seines an Krebs erkrankten Sohnes trat der Kreisligist SV Union Kervenheim in einem Benefizspiel gegen den Landesligisten SV Hönnepel-Niedermörmter an.
Über 500 Zuschauer säumten die Et Everdonk-Platzanlage, spendeten, nahmen an der Verlosung teil und unterstrichen mit ihrer Anwesenheit die persönliche Verbundenheit mit dem Schicksal des dreijährigen Jungen. „Wir haben vor zwei Monaten erfahren, dass Fynn einen Gehirntumor hat“, erklärt der Präsident des Klubs, Rainer Kürvers, den Grund für die Veranstaltung. „Da kam aus dem Team selbst der Wunsch, was zu tun.“
Der sportliche Leiter des SV, Thomas van Wickeren, wandte sich daraufhin an den Landesligisten. „Unser Coach Georg Mewes hat sofort zugesagt“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des SV Hö-Nie, Christian Knippschild. „Das ist ein Schicksal, das keinen kalt lässt. Das kann jedem von uns passieren. Da kann ich mich als Patenonkel voll reindenken.“
Mewes selbst machte klar: „Ich hab‘s gehört, den Jungs gesagt und wir alle haben nicht lange überlegt. Wir wollen zeigen, dass es Wichtigeres gibt als Fußball.“ Und sein Mannschaftskapitän Stephan Schneider fügte an: „Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Wir hoffen für den Jungen nur das Beste. Für uns ist das eine gute Sache, so ein Highlight damit zu liefern.“
Als der SV das Ganze dann über Facebook verbreitete, „ging das durch die Decke“, erzählte Rainer Kürvers. „Wir bekamen Zuspruch von Vereinen und Unternehmen.“ Man hoffe, dass was Erkleckliches dabei zustande komme.
Ganz praktisch packten der Vorsitzende Peter Schlossarek und seine alten Herren vom SV Viktoria Winnekendonk mit an: „Der Sebastian hat auch bei uns im Verein gespielt. Wir fühlen uns da natürlich solidarisch, und wenn es nur die Arbeit hier am Getränkestand ist.“
Neben Fußball sorgten Hüpfburg, Kinderschminken, Fotoshooting sowie kulinarische Köstlichkeiten für eine familiäre Atmosphäre. „So ein Schulterschluss war hier noch nie da. Wenn es um das Leben eines Kindes geht, dann mobilisieren alle“, meinte der Kervenheimer Ralf Koenen.
Für Udo und Renate Klusmeier war das Kommen keine Frage: „Wir haben selbst drei Kinder großgezogen, meine Schwester hatte behinderte Zwillinge, von denen eins gestorben ist. Bei sowas hier hätte ich selbst gerne gekickt“, erzählte Klusmeier, der vor Jahrzehnten zusammen mit Frank Mill bei Rot-Weiß Essen in der zweiten Liga gespielt hatte.
Sogar die „Night Riders“-Rockergruppe aus Kleve war gekommen, nachdem sie von dem Schicksal des Jungen erfahren hatten. „Wir wollen was Gutes tun für den kleinen Mann. Es gibt nichts Schlimmeres als diese Krankheit“, so Daniel, der Präses vom Chapter Kleve. Und der Betriebsrat der Gelderner Firma Fonteyne, wo Sebastian Müller arbeitet, übergab dem Vater einen Geldumschlag. „Da haben alle 136 Kollegen für zusammengelegt“, versicherte der Betriebsratsvorsitzende Roland Hamann.
So verwirklichte sich der Gedanke des Kervenheimer Ortsvorstehers Martin Brandts. Bei einem „außergewöhnlichen sportlichen und menschlichen Ereignis“, ginge es darum, „Fynn und seiner Familie Kraft und Mut zu schenken und zu zeigen: Ihr seid gerade in wirklich schwierigen Zeiten nicht allein.“ Sebastian Müllers Ehefrau Mandy zeigte sich überwältigt, dass so viele Menschen da seien. „Dass das so ein Ausmaß annimmt, damit hatte ich nicht gerechnet“, sagte die 27-Jährige. Ihr Junge bekomme die ganze Zeit Chemo. Der Tumor sei entfernt worden, aber es gebe aufgrund der Streuung noch Reste. Langsam fange ihr Sohn wieder an, sich zu bewegen und zu sprechen.
„Das hat uns alle aus der Bahn geworfen und das Leben komplett verändert“, erinnerte sich Oma Dagmar Müller an die Zeit seit dem 12. Mai, als Fynn ins Hospital kam. „Das hier ist eine große Hilfe“, blickte sie voraus auf die Zukunft, wenn Vater Sebastian wieder ins Berufsleben voll zurückkehren muss, der Junge aus dem Krankenhaus kommen sollte und zu Hause noch lange betreut werden muss.
Am Ende siegte der Landesligist standesgemäss mit 6:0. „Das ist im Rahmen“, fand Rainer Kürvers. Klar war aber auch, dass das Ergebnis überhaupt nicht wesentlich war. SV-Geschäftsführer Rainer Kaiser fasste zusammen, was alle dachten: „Die „Sieger heute sind Fynn und seine Eltern.“
Aufstellung und Torschützen
Union Kervenheim: Gunkel, Schiks, Schmitz, Piper, Baers, Müller, van de Loo , Horsten, Cleve, Machat, Wischnewski (eingewechselt: Jacobsen, Geurtz, Engler, Stickel, Tüffers)
SV Hö-Nie: Hauffe (46. Sheridan), Schütze, Weiß, Schneider, Boldt (46. Kimbakidila), Yildirim (46. Ntinas), Plum, Fritsch, Müller (46. Simsek), Hermsen (46. Can, 68. Zitzke), Kratzer (68. Hanysek).
Tore: 0:1 Weiß (14.) 0:2 Boldt (21.) 0:3 Kratzer (39.) 0:4 Hanysek (70.) 0:5 Ntinas (75.), 0:6 Kimbakidila (88.).

Aus Liebe zum Pferdesport

Entspannt, aber konzentriert ging es für 16 junge Leute zwischen zwölf und 20 Jahren auf dem Gelände des Daelshof an der Schravelner Straße zu. Sowohl in der Reiterhalle als auch auf der grünen Wiese nahmen sich erfahrene Westernreiter zwei Tage lang Zeit, um die bereits aktiven Nachwuchsreiterinnen aus ganz NRW und Rheinland-Pfalz mit ihren Pferden in den verschiedenen Disziplinen zu schulen.
„Wir wollten, dass die Jugendlichen sich kennenlernen“, sagte Yvonne Bischoff. Die Jugendwartin der Ersten Westernreiter Union (EWU) Rheinland als einer von sieben beteiligten Verbänden betonte, dass die jungen Leute das Gruppendenken „Du bist in dem oder dem Verein“ überwinden sollten. „Denn egal, welchen Sattel du trägst, wir machen den selben Sport. Es ist die Liebe zum Pferdesport, die uns verbindet.“

Lassowerfen will gelernt sein.


Vor zwei Jahren gab es so ein Camp schonmal auf dem Daelshof. Damals waren zehn Verbände mit beteiligt. Die positive Erfahrung habe die Verbände bestärkt, über die Mitgliedszeitungen nochmal eine Auschreibung vorzunehmen, wo die Jugendlichen ihre Wünsche formulieren konnte, was gemacht werden sollte. Und so lehrten Bischoff und Co. die Teilnehmer unter anderem im „Trail“, einer Geschicklichkeitsübung für das Pferd.
Dabei muss man verschiedene Hindernisse, wie das Seiltor oder Stangen, meistern. Trainiert wurde zudem „Reining“, eine ausschließlich im Galopp gerittenen Disziplin mit diversen Manövern wie dem fliegendem Galoppwechseln oder dem spektakulären „Sliding Stop“, dem Bremsen des Pferdes aus dem Galopp heraus. Dazu kam noch „Stretching-Übungen“, bei denen das Pferd vom Reiter geführt sich ausbalancieren und spezielle Bewegungen zum Dehnen durchführen durfte. Sven Bischoff unterwies die Jugendlichen in der Kunst des richtigen „Roapings“, des Lassowerfens. Zwischendurch konnten die Teilnehmer die Profis noch mit Fragen nach den richtigen Bewertungen und Techniken löchern.
Die jungen Leute hatten an den Übungen jedenfalls ihre Freude. „Wir haben die Beweglichkeit und die Lenkung geübt, den Sitz und das Reiten im Galopp verbessert“, fand die 14-jährige Josefina aus Rhede das Wochenende gelungen. „Es ist gut überlegt, die Gruppen mit so wenig Leute zu machen. Da lernt man total viel“, fand die gleichaltrige Greta aus Recklinghausen gut, wie gezielt man sich Sachen zeigen lassen konnte.

Wenn Westernpferde auf die Bremse treten…


Am Sonntag konnte die 16 jungen Reiterinnen im Rahmen einer einstündigen Vorführung das Erlernte vorzeigen. In der Halle am Daelshof verfolgten rund 80 Freunde, Verwandte und Familienangehörige die verschiedenen Bewegungen und Abläufe, die den Jugendlichen in den zwei Tagen ihrer Vorbereitungen am besten gefallen hatten.
Mit biologisch abbaubarer Farbe als „Pink Panther“, „Elfen“, „Piraten“ oder „Matrosen“ gaben die Pferde optisch dazu ein farbenfrohes Bild ab. Ein gemeinsames Buffet mit Nudeln, Pommes und vegetarischen Gerichten rundete das Ganze ab. „Das hat echt viel Spaß gemacht und einiges gebracht“, zog Betreuerin Yvonne Bischoff ein durchweg positives Fazit.

Viel Applaus für den Moskauer Organisten Alexander Fiseisky

Er gilt als einflussreichster und bedeutendster Organist Russlands. Im Bach-Jahr 2000 hatte Professor Alexander Fiseisky aus Moskau viermal das gesamte Orgelwerk von Johann Sebasian Bach aufgeführt, einmal davon als „Bach-Marathon“ an einem einzigen Tag in Düsseldorf.
Durch dieses Mammutprojekt kam der international wirkende Orgelsolist ins Buch „Rekorde des Planeten Erde“. Eine Kostprobe seines virtuosen Könnens präsentierte er nun an der Seifert-Orgel der Marienbasilika.
„Schon als er den Bach-Marathon absolvierte, habe ich Professor Fiseisky bewundert“, bekannte Basilikaorganist Elmar Lehnen in seiner Begrüßung. Vor 25 Jahren, so Lehnen, habe er Fiseisky in Mönchengladbach kennengelernt. Auch an der Seifert-Orgel habe der Orgelvirtuose schon konzertiert. Dass an der größten deutsch-romantischen Orgel der Welt bei diesem Konzert auch viel Musik von Bach (1685-1750) zur Aufführung kam, freute Elmar Lehnen besonders, denn „Bach kommt an dieser romantischen Orgel gewöhlich zu kurz.“
Sechs Stücke von Bach
Sechs Stücke des Thomaskantors bildeten den Auftakt des Konzertes. Nach dem strahlenden und an Läufen reichen Praeludium in G-Dur (BWV 568) folgte das weithin bekannte „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 645), gefolgt von dem zart registrierten „Meine Seele erhebet den Herrn“ (BWV 648). Mit vielen Zungenregistern folgte die Fuga sopra il Magnificat (BWV 733), die bewegte Fantasie in a-Moll (BWV 561) und zum Ende des Bach-Programms die Fantasie G-Dur (BWV 572). Nach dem abwechslungsreichen Bach-Repertoire folgte die Sonata in c-Moll (op.65, Nr.2) des deutschen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), das „Gebet ohne Worte“ des russischen Schriftstellers und Komponisten Wladimir Odojewski (1803-1869) und das Präludium G-Dur des deutschen Komponisten und Organisten Constantin Homilius (1840-1918).
Den Abschluss bildete das Orgelwerk „Hell und dunkel“ der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina (*1931). Das einzige Stück des Konzertes, das von einer Frau komponiert wurde, bildete auch harmonisch eine Ausnahme, weil es sich keiner Musikrichtung einordnen lässt.
Die Komponistin schuf ein Stück, das mit seiner Spannung zwischen ganz hohen und ganz tiefen Tönen, mit vielen dissonanten Zweiklängen, vielen Trillern und Spannungsbögen faszinierte. Der Organist musste bei diesem Stück auch die ganze Handfläche und den Ellbogen einsetzen, um eine Klangwucht zu fabrizieren, die faszinierte. „Man kann diese Musik nur live erleben“, fand ein Ehepaar aus Bocholt dieses Stück einfach fantasistisch. „Die Orgel lebte richtig.“
Lob von allen Seiten
Auch aus dem evangelischen Pflegeheim in Orsoy war ein Kleinbus angereist. Eine 96-jährige Bewohnerin, selbst Pianistin, war mit ihrem Rollstuhl dabei und war voller Staunen über die dargebotene Virtuosität. Professor Alexander Fiseisky erntete für seine anspruchsvolle Orgeldarbietung höchstes Lob. Er selbst zeigte sich beeindruckt von der Seifert-Orgel und bekannte: „Es ist immer wieder ein Erlebnis, auf dieser Orgel zu spielen. Elmar Lehnen hat einen unglaublichen, großartigen Arbeitsplatz.“

Wenn Kinder zu Persönlichkeiten werden

Wollten Sie, liebe Leser, auch schon immer mal wissen, was ein Hosenbauer ist und was dieser macht? Die Vorschulkinder des St. Marien-Kindergartens in Kevelaer interessierte diese Frage auch brennend. Also kam diese, wie viele andere Fragen auch, auf die immer länger werdende Frage- und Wissensdurstliste. Diese haben sich die „Lernwale“, so nennen sich die diesjährigen angehenden Schulkinder, während ihrer ersten Konferenz selbst zusammengestellt.
„Wir Erzieherinnen orientieren uns im letzten Kindergartenjahr nach den Fragen und Interessen der Kinder“, erklärt Irmgard Rütten, Erzieherin im St. Marien-Kindergarten. Das Erzieherteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fähigkeiten, Talente und Interessen individuell zu fördern und zu stärken. „Wir möchten die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein stärken, sie als Persönlichkeiten in die Schule entlassen“, fügt die Leiterin der Einrichtung, Maria van Meegen, hinzu.
Ständig weiterentwickelt
Ein Konzept, was die katholische Einrichtung vor etwa zehn Jahren eingeführt und seither ständig weiterentwickelt hat. Welche Begabungen jedes Kind in sich trägt, wird schon in den ersten Wochen nach der Aufnahme im Kindergarten deutlich. „Das müssen wir erst gar nicht aus ihnen rauskitzeln, ganz im Gegenteil, die Kinder zeigen uns genau, wo ihre Stärken liegen“, berichtet Irmgard Rütten. Und genau da setzt das Team der Einrichtung an. Die Erzieherinnen holen die Kinder da ab, wo sie gerade stehen, erkennen, wo die Fähigkeiten liegen. „Und diese gilt es dann zu verstehen, zu fördern und zu unterstützen“, erklärt Waltraud Metten, ebenfalls Erzieherin in der viergruppigen Einrichtung.
Denn auch die Zeit im Kindergarten habe sich gewandelt. Heute verbringen schon die Kleinsten mehr als einen halben Tag im Kindergarten. Das heißt für Erzieherinnen auch, Aufgaben der Bildung zu übernehmen. Eine Aufgabe, die das Team in der Einrichtung ernst nimmt. „Je freier ein Kind von emotional belastenden Gefühlen ist, desto aufnahmefähiger ist es“, garantiert das Erzieherteam.
Das alles setzt ein großes Vertrauensverhältnis voraus, welches die Eltern aber schon bei der Anmeldung mitbringen. In der Eingewöhnungsphase, die etwa sechs Wochen dauert, heißt es für Eltern wie für Erzieher, Zeit aufbringen. Denn Sicherheit und Vertrauen wollen aufgebaut werden.
Keine Projektwochen
Fühlen sich die Kinder aber erst einmal wohl in der Bären-, Gänseblümchen-, Sonnenschein- oder Sternengruppe, dann entdecken die Erzieherinnen ganz schnell, wo die Stärken der Kinder liegen. Wie von selbst erschließt sich, dass Ina gerne tanzt, Fynn lieber auf dem Bauteppich werkelt und Paul gerne draußen in der Natur ist.
„Wir veranstalten keine Events oder Projektwochen, wir widmen uns das ganze Jahr über den Interessen und Stärken der Kinder“, erklärt die Leiterin. So entdeckt der Naturliebhaber, dass ein Baum nur mit einer starken Wurzel Bestand hat und Pflanzen nicht im Supermarktregal wachsen. „Wenn wir Marmelade kochen, schauen wir, woher das Obst kommt, können es eventuell aus dem eigenen Garten ernten, haben es aufwachsen sehen“, führt Irmgard Rütten weiter aus. Produktinformation steht im Vordergrund.

Lernen soll Spaß machen


Im letzten Kindergartenjahr erleben die Kinder ihre erste Kinderkonferenz im Mitarbeiterzimmer. Hier dürfen sie, gemeinsam mit den Erzieherinnen, ihre Fragen und Wünsche äußern, suchen gemeinsam nach einem Namen, der die Kinder durch das Entlassjahr begleitet. „Das alles geschieht in einer demokratischen Abstimmung und wird in einem eigenen Protokollbuch dokumentiert“, erklärt Irmgard Rütten.
Und so befinden sich die „Lernwale“ immer auf dem Weg, ihren Wissensdurst zu stillen. Gemeinsam mit Tanja Lenzen, Maria Derricks, Irmgard Rütten, Waltraud Metten und Maria van Meegen erforschen sie, wie ein Haus gebaut wird, warum eine Gitarre Töne macht, was mit Nudeln passiert, wenn sie ins Wasser fallen oder wie eine Rakete gezündet wird. „Ein Lob und Dank an die Eltern, die uns in dieser Arbeit sehr unterstützen“, sagt das Erzieherteam.
Wale auf dem Weg
Oft erschließt sich ein neuer Anknüpfungspunkt, der natürlich weiter erforscht werden muss. Regelmäßige Konferenzen führen die Kinder bis zum Abschlussfest, was sie ebenfalls mitgestalten und organisieren. Denn was die „Lernwale“ auf dem Weg zur Schule alles erlebt, erobert und gelernt haben, wie sie ihre eigene Schultüte kreiert und gebastelt haben, – gerade hierbei wird jedes Talent sichtbar – möchten die angehenden Schulkinder natürlich ihren Eltern präsentieren. Ach ja, die Anfangsfrage, was denn ein Hosenbauer ist, können die Kids natürlich auch beantworten. „Das ist ein Schneider und der zaubert ganz tolle Sachen an der Nähmaschine“, rufen die Kinder, die an einer solchen selbstverständlich ihre Kreativität ausprobieren dürfen. Vielleicht begleitet das ein oder andere selbstgenähte Teil das selbstbewusste ehemalige Marienkindergartenkind zum ersten Schultag.

Eine Finanzspritze für Kinder und die Inklusion

Über eine Projekt-Finanzspritze des Landes konnten sich jetzt 28 Vereine aus dem Kreisgebiet freuen. Im Bauerncafé Binnenheide durfte der Vorsitzende des Kreissportbundes Kleve, Lutz Stermann, Vertretern der Vereine symbolisch einen Scheck von jeweils 1.000 Euro überreichen.
Das NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport unterstützt mit dem Projekt „1.000×1.000“ seit mehreren Jahren das Engagement der Sportvereine, Kooperationsmaßnahmen im Bereich Ganztag und Kindertageseinrichtungen durchführen.
Entsprechend erhalten 1.000 Vereine landesweit jeweils 1.000 Euro. Dazu kommen noch 250.000 Euro für Vereinsprojekte im Bereich Inklusion, heißt nochmal 250 Euro je Verein. Die Vereine konnten selbst einen entspechenden Antrag beim Kreissportbund stellen.
Unter den bezuschussten Vereinen befinden sich auch der Kevelaerer Sportverein, der Reit- und Fahrverein von Bredow Wetten, der DJK Schwarz-Weiß Twisteden, der Tennisverein Winnekendonk und die Schieß-Sport-Gemeinschaft Kevelaer (Foto). Von dem Zuschuss fördern alle ihre jeweiligen Projekte.
Ein Beispiel gibt die Vorsitzende des Reitervereins von Bredow Wetten, Annette von Stephoudt, vor: „Wir organisieren am 5. September mit den Bewohnern von Haus Karin in Geldern eine Veranstaltung am Blankenhof in Beerendonk.“ Dabei soll der Umgang mit Tieren gefördert werden.