Beim Kränzen fing 1967 alles an

Die Frage, was eine gute Nachbarschaft ausmacht, stellt sich für die Bewohner der Koxheidestraße nicht. „Sie wird hier gelebt“, sagt Josef Bröcheler wie selbstverständlich. Und das seit 50 Jahren.
Hier auf der Koxheidestraße, im Südbezirk der Marienstadt, achtet man aufeinander und zeigt Interesse am Leben der Nachbarn. Hier nimmt man sich untereinander wahr. Zum 50-jährigen Bestehen der Nachbarschaft „Mittlere Koxheidestraße“ trafen sich über 40 Erwachsene und fünf Kinder, darunter auch zwei Wohngemeinschaften der Lebenshilfe Gelderland, an den Stufen der Marien-Basilika.
Zum 50-jährigen Nachbarschaftsbestehen hatten Josef Bröcheler, Alexandra Grote, Sandra und Markus Metten eine informative Stadtführung organisiert. Als ehemaliges Nachbarschaftsmitglied berichtete Stadtführerin Margret Meurs mit Anekdötchen und Hintergründigem über die Entstehung der Wallfahrtsgeschichte, des Krankenhauses und der St. Antonius-Kirche.
Auch über die Anfänge der Koxheidestraße konnte die Stadtführerin erzählen. Ende der 1950er Jahre sei die Straße von nur wenigen Häusern und Bauernschaften bewohnt gewesen. Erst im Laufe der 1960er Jahre siedelten sich weitere Familien auf der Koxheidestraße an. Beim Kränzen zur Hochzeit des Ehepaares Kisters, 1967, wurde in einer vergnüglichen Runde die Nachbarschaft „Mittlere Koxheidestraße“ gegründet. Acht Gründungsmitglieder gehören noch heute der Nachbarschaft an. „Und das mit Freude“, versichert Josef Bröcheler.
Seitdem treffen sich die Anwohner immer im Januar zu einer Nachbarschaftsversammlung. Hierbei wird eine weitere Planung für das laufende Jahr festgelegt, Jubiläen oder besondere Geburtstage besprochen. Fest eingeplant und traditionell ist das Frühstück im April im „Goldenen Löwen“. Zur Tradition gehört auch das zünftige Grill-Sommerfest. Immer am letzten Samstag vor den Sommerferien und immer auf der Wiese des Ehepaars Irmgard und Theo Rademacher. Zum Jahresabschluss sucht der Nikolaus die Nachbarschaft in den Räumen der benachbarten Freikirchlichen Gemeinde Kevelaer auf. Natürlich nur mit lobenden Worten.
Ob jemand in Urlaub fährt, freudige oder traurige Ereignisse anstehen, ob jemand Hilfe braucht oder einfach ein offenes Ohr, die Nachbarschaft der „Mittleren Koxheidestraße“ ist füreinander da. „Eine gute Nachbarschaft ist manchmal mehr wert als eine buckelige Verwandtschaft“, betont Josef Bröcheler. Der Grill blieb zum Jubiläum allerdings kalt. Dafür genossen die Mitglieder der Nachbarschaft die kulinarische Küche beim Lieven Heer und ließen hier den Jubiläums-Abend in gemütlicher Runde ausklingen.

Es dauert lange, bis sich was dreht

Einen Windpark errichten und schnelles Geld machen, das funktioniert nicht. Es erfordert viel Ausdauer und Geduld, wenn man ein solches Großprojekt in Angriff nimmt. Margit Ermers und Ursula Baumgärtner, beide Bäuerinnen auf Keylaer, sind froh und erleichtert, dass der „Windpark Rietweyen“ bald in Betrieb genommen werden kann. Zurzeit laufen die erforderlichen Tests an den fünf Windkraftanlagen, die hinter dem Traberpark in Richtung Niederlande errichtet worden sind.
„Wir Bauern haben ein Generationendenken,“ erzählt Ermers. Deshalb seien ihnen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und der Blick auf den Klimawandel ein Anliegen. Die Idee, die Gesellschaft „Bürgerwind Kevelaer“ zu gründen und die fünf Windkraftanlagen bauen zu lassen, entstand nach einem der regelmäßigen Treffen der Wasserschutz-Kooperation der Landwirte und Stadtwerke Kevelaer. Acht Kevelaerer Landwirte hatten noch zusammengesessen und sich erstmalig ausgetauscht über die Möglichkeit selbst Strom zu erzeugen, und das auf unweltfreundliche Art.
Sie waren sich einig, dass es ein regionales, lokales Projekt sein sollte. Neben den Landwirten sind die Kevelaerer Stadtwerke und somit alle Bürger zu 25 Prozent beteiligt. So kam die Sache ins Rollen und erwies sich als langwieriger und komplizierter Prozess. „Man kann ja nicht irgendwo einfach ein paar Windkraftanlagen bauen,“ resümieren die Landwirtinnen.
Zuerst musste ein passendes Gebiet gefunden werden. Es gebe viele Bedingungen und Auflagen, die an ein solches Vorhaben geknüpft sind. Eine Grundvoraussetzung sei, dass in dem entsprechenden Gebiet auch genügend Windtätigkeit verhanden sei. Dafür gebe es spezielle Karten. Die erste Überlegung, den Windpark zwischen dem Lieven Heer und Kevelaer anzulegen, erwies sich als nicht optimal.
Letztendlich lief es auf das Landstück „Rietweyen“ hinaus, nach dem der Windpark nun auch benannt wurde. Es folgten Gespräche mit allen Eigentümern des betreffenden Gebietes, denen angeboten wurde, sich an dem Projekt zu beteiligen. Für ihr Land erhalten die Besitzer eine Pacht.
Ein aufwendiges Genehmigungsverfahren zog sich über einen langen Zeitraum hin. Windkraftanlagen müssen so gebaut werden, dass sie nicht stören. Ausreichender Abstand zur benachbarten Bebauung muss genauso beachtet werden wie die Luftsicherheit und die Umwelt­auflagen. Die Stadt arbeitete sehr gründlich, damit auch rechtlich alles in Ordnung ist. Bei der Bundeswehr musste angefragt werden, ob das Radar in Marienbaum nicht beeinträchtigt wird. Vom Flughafen brauchte es das Okay betreffend der Sichtflugschneise für Kleinflugzeuge.
Außerdem war ein ausführliches Umweltgutachten notwendig. Lebensraum von Pflanzen und Tieren durfte nicht gefährdet werden. So sind Kompensationsmaßnahmen wie die Umwandlung von Ackerland in extensives Grünland Auflage. Doch zunächst musste erforscht werden, welche Tierarten sich in der Umgebung des Geländes angesiedelt hatten. Um die unterschiedlichen Fledermausarten und ihre Zahl zu eruieren, wurden kleine Kästen in Bäume gehängt, die mit Sensoren ausgestattet waren. Ermers schmunzelt, als sie erzählt, dass einmal ein Herr mit einer solchen Dose vor ihrer Tür gestanden habe. Diese war dem Mann suspekt erschienen. Aber Familie Ermers war gut informiert und konnte den Spaziergänger rasch beruhigen.
Erst als alle Voraussetzungen erfüllt waren, konnte mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen werden. Dabei war den Investoren wichtig, dass, soweit möglich, regionale Unternehmen verpflichtet wurden. So konnte endlich im Dezember 2016 der Bau der Zufahrtswege und Anfang 2017 die Erstellung der Fundamente starten. „Manches Mal war die Planung eine sehr große Herausforderung“, sagt Baumgärtne, „abgesprochene Zeiten konnten sich immer wieder ändern.“ Einmal habe sie mehrere Stunden mitten in der Nacht auf dem Gelände gewartet, um die Anlieferung eines Flügels verfolgen zu können. Auch Margit Ermers hätte es gerne miterlebt, aber sie hatte ihren Wecker nicht gehört.
Nun hoffen die Frauen, dass die Windkraftanlagen bald ihre Arbeit aufnehmen können, eventuell noch in diesem Monat. Im Laufe der sechs Jahre hatte es immer wieder Gesetzesänderungen und Änderungen der Einspeisevergütungen gegeben. Bis das millionenschwere Projekt sich auszahlt, wird es noch eine Weile dauern. Aber ihr Ziel, umweltfreundlichen Strom in der Region und mit der Region zu erzeugen, haben die Landwirte auf jeden Fall erreicht, worauf sie stolz sein dürfen.
Wird es denn auch eine Einweihungsfeier geben? „Wir sind Landwirte und die feiern erst ein Fest, wenn es auch was zu feiern gibt“, antworten Ermers und Baumgärtner. Erst mal müssten die Anlagen laufen, aber irgendwann würde bestimmt gefeiert.
Der Windpark Rietweyen
Der „Windpark Rietweyen“ besteht aus fünf Windkraftanlagen, vier großen und einer kleineren. Die großen weisen inklusive der Flügel eine Höhe von 200 Meter auf und „drehen eine Fläche von 1 ha ab“, das entspricht der Größe eines Fußballfeldes. Die Flügel haben einen Durchmesser von 131 bzw. 117 Metern. Bei der Verteilung innerhalb der Windvorrangzone müssen verschiedene Vorschriften beachtet werden – z.B. Abstand zueinander und Abstand zur Bebauung.
Ist das Genehmigungsverfahren abgeschlossen, werden die Wege für den Transport angelegt. Um die schweren Fahrzeuge, mit denen die Teile angeliefert werden, tragen zu können, muss der Boden gut stabilisiert werden. Diese Wege müssen nach erfolgreicher Errichtung des Windparks wieder zurückgebaut werden. Dann wird mit der Erstellung des Fundaments begonnen – ein Betonanker wird gegossen, bei den größeren kommen noch vorgefertigte Halbschalen aus Beton dazu.
Die Firma Nordex, die ihren Firmensitz in Hamburg hat, fertigt an unterschiedlichen Standorten die Großkomponenten der Windkraftanlagen. Zudem organisiert sie den Transport und alle dazugehörigen, erforderlichen Maßnahmen. Dazu gehört die Auswahl der Strecke, wobei auch Ampeln umgebaut werden oder, wie hier, der Kreisverkehr weichen muss. Die Anlieferung der einzelnen Elemente kann nur nachts erfolgen, da ein Schwertransport mit Polizeieskorte nötig ist. So kamen die Flügel aus einem Werk in Rostock, der Transport nahm zwei Nächte in Anspruch.
Ein Spezialkran ist notwendig um den Stahlrohrturm aufzurichten und die Flügel anzubringen. Das Gerätehaus, an dem die Flügel montiert werden, ist voll mit Technik und wiegt allein soviel wie 6 LKW. Für den Aufbau des Spezialkrans ist wiederum ein Hilfskran unerlässlich.
Die fünf Windkraftanlagen werden je nach Wind eine gemeinsame Leistung bis zu maximal 13,8 Megawatt erbringen. Der produzierte Strom wird direkt ins öffentliche Netz eingespeist und erreicht auf kurzem Weg den Verbraucher. Da die Eigentümer der Windkraftanlagen die Kevelaerer Gesellschaft „Bürgerwind Kevelaer“ ist und auch die Stadt beteiligt ist, bleibt die komplette Wertschöpfung in Kevelaer. Die Steuergelder fließen nicht in fremde Städte.
Die zu erwartende Lebensdauer solcher Anlagen beträgt 20 bis 25 Jahre. Danach sind Gutachten, die Sicherheit betreffend notwendig. Beim Abbau einer Windkraftanlage sind die Materialien wiederverwertbar.

Auf der ganzen Linie gewonnen

„Das war einfach nur Spitze“, konnte sich die Vorsitzende des Reitervereins van Bredow Wetten, Annette von Stephoudt, nach zwei Tagen Reitsport und dem ersten großen Turnier in eigener Verantwortung nur bei dem „fantastischen Team“ und dem „phänomenalen Engagement der Wettener Reiter“ herzlich bedanken.
„Bestes Team, beste Besucher – wir habem mit dem Turnier 2017 für unseren Verein auf der ganzen Linie gewonnen“, freute sie sich nach dem Ende über 1100 Nennungen, weitgehend stabiles Wetter und eine ordentliche Publikumsresonanz. Und daraus sprach nicht nur die Erleichterung über die Tatsache, dass nach dem unter besonderen Umständen im letzten Jahr abgesagten Wochenende diesmal die neue Vereinsspitze das Ganze erfolgreich gemanagt hatte – sondern auch der Stolz über einen durchaus überraschenden Triumph.
Besonderer Moment
Denn bereits am Samstag konnte der Verein „seinen“ besonderen Moment erleben – als das Mannschaftsquartett des Vereins in der Besetzung Sara Deselaers (auf Cyrenaika 15), Lena Deselaers (mit Lady 2091), Georg van Bebber auf Lui 88 und Saskia van Stephoudt auf „Zaras Dreams of Scarlet“ etwas überraschend den Sieg im Teamspringen davontragen konnte.
„Das ist immer ´ne Glückssache, aber das nehmen wir gerne mit“, meinte eine überglückliche Saskia van Stephoudt, die mit ihrem Ritt den Sieg in dem Wettbewerb sichern konnte. „Zuhause zu gewinnen, ist nochmal anders, die Leute kennen einen alle. Das ist sehr schön.“
Einige Pferdebesitzer, wie die Düsseldorferin Christina Brechl, nutzten die Gelegenheit, um auf dem „gemütlichen kleinen Turnier“ mal mit Tochter Isabella einen Holsteiner zu testen. Andere, wie das frischgebackene Ehepaar Anna und Jan Grootens aus Uedem, nutzten „vor der kirchlichen Hochzeit“ am 4. August nochmal die Chance, „einen gemeinsamen Voraufgalopp“ im Rahmen ihrer gemeinsamen Dauerleidenschaft vorzunehmen.
Und das 70-jährige Reit-Urgestein Alan Haywood, der in Wetten auch selbst unterrichtet, genoss seine Teilnahme an der neuen Ü- 40-Prüfung in seinem letzten Jahr als Turnierreiter.
„Ich hatte viel Spaß, überall nette Leute kennengelernt – und Kamp-Lintfort und Wetten sind meine Lieblingsvereine“, verfolgte er den spektakulären Ü40-Siegerritt von Annette Jansen-Valkyser (RFV von Driesen Asperden-Kessel) auf „Lucifers Tochter“ und kündigte an: „Dann habe ich für meine Wettener Schüler noch mehr Zeit.“

Eine stolze Siegerin.


Im Rahmen der Veranstaltung wurde die 14-jährige Jule Mertins für ihren Vizemeistertitel als Mitglied des „Team Rheinland“ beim Bundesnachwuchsvierkampf geehrt und den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern Markus Heinen, Marianne Kisters, Monika van Diffelen und Myriam Elsinghorst für ihr jahrelanges Engagement gedankt. Am Sonntag gab es dann noch zwei spektakuläre Stürze – unter anderem überschlug sich der Kamp-Lintforter Christian Landwehrs an einem Hindernis. „Beim L-Springen am letzten Hindernis bin ich irgendwo hängengeblieben“, darf er nun mit einem Bänderriß in der linken Schulter die nächsten Wochen erstmal pausieren.
Unter den Zuschauern zeigte sich auch die Junioren-Vize-Weltmeisterin im Luftgewehrschießen, Anna Janshen. Die 15-Jährige gestand dabei gern, dass sie selbst „mal votigiert hat, aber ich hab ja mein Hobby.“ Und Hans-Jürgen Bruns, Vorsitzender des Reitervereins Kevelaer, meinte angesichts der entspannten Atmosphäre: „Das hat Flair.“
Bei dem stärksten Wettbewerb des Wochenendes, dem M-Springen, konnte sich der Gocher Sören Weißenborn mit zwei ästhetisch schönen und souveränen Null-Fehlerrunden gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Auf „Lady Windsor“ holte sich der 21-jährige Reiter vom „Club der Pferdefreunde Goch“ seinen ersten Sieg in einem solchen Springen und den Ehrenpreis der Stadt Kevelaer: „Die Stute hat gut mitgespielt, wir sind beide gut drauf und der Parcours in Wetten hat gepasst“, absolvierte er mit der Decke der Stadt Kevelaer und den platzierten Reitern eine glückliche Siegerrunde.

Gregor Kauling: vom Stadtplaner zum Priester

„Es war eine Mischung aus Schockiert- und Berührtsein.“ Noch immer erinnert sich Pfarrer Gregor Kauling an die gemischten Gefühle an jenem Dienstag vor drei Wochen. Nach einer Firmung hatte ihn Weihbischof Winfried Theising zur Seite genommen und ihm offenbart, dass er, Kauling, als Nachfolger für Rolf Lohmann ausgeguckt sei. „Es passt in meine Vita und es berührt mich, dass der Bischof an mich gedacht hat“, schildert der Dechant aus Dinslaken im Gespräch mit dem Kevelaerer Blatt.
Beworben auf die Stelle hatte er sich jedoch nicht, denn „wir haben hier in St. Vincentius in den vergangenen Jahren einen intensiven pastoralen Prozess durchlebt“, erinnert der Pfarrer sich an die Zusammenführung von insgesamt sieben Gemeinden. Im kommenden Jahr steht der Bau eines neuen Gemeindezentrums an. Kauling ist in die Vorbereitungen natürlich stark involviert. Es schmerze ihn, jetzt dort wegzugehen, sagt der 53-Jährige. Auch darüber spricht er an jenem Tag mit Theising. Doch als vier Tage später Bischof Felix Genn den offiziellen Anruf tätigt, hat sich Kauling entschieden: Er freut sich auf Kevelaer, auf den Marienwallfahrtsort, den er von Kindesbeinen an kennt.
Dabei stand für Gregor Kauling erst spät fest, dass er Priester werden würde. „Nur weil man katholisch sozialisiert wird, wird man nicht automatisch Priester“, schmunzelt der gebürtige Halterner. Dementsprechend zieht es ihn nach der Schule zunächst nach Aachen, wo er Stadtplanung studiert. Sein Ziel: den Menschen attraktive Lebensräume schenken.
Impuls durch Mutter Teresa
In den vielen praktischen Übungen und den vielen Gesprächen mit Menschen in den Wohnquartieren reift schließlich der Entschluss, nicht Stadtplaner, sondern Priester zu werden. Unterstützt hat Kauling dabei sicherlich, dass er in den 1980er-Jahren große christliche Jugendveranstaltungen besucht hat wie die Weltjugendtage und Taizé. Auch als Mutter Teresa 1987 in Kevelaer im Marienpark sprach, war er dabei. Angesichts der vielen jungen Menschen dort habe sie eine Stunde lange über Berufung gesprochen, erinnert sich Kauling. „Nicht die Berufung zum Priester“, präzisiert er. Vielmehr dazu, ein guter Mensch, ein guter Katholik zu sein.
All das wirkt in dem jungen Mann, und nachdem er 1990 sein Diplom gemacht hat, folgt keine zwei Jahre später die Entscheidung für ein Leben als Priester, zu dem Kauling 1999 geweiht wird. Früh übernimmt er in Warendorf die Aufgaben eines Pfarrverwalters und Kooperators, bis er 2009 als Pfarrer nach Dinslaken berufen wird. Dort wirkt er bis heute, seit 2011 als Dechant und seit 2012 als Pfarrer der fusionierten Pfarrei St. Vincentius.
Der Spagat zwischen organisatorischen Aufgaben und der Nähe zu den Gemeindemitgliedern, den ein Wallfahrtsrektor in Kevelaer beherrschen muss, ist Kauling also vertraut. „Ich bin in der Pfarrei zwar überall, aber ich kann bei der Größe nicht jeden kennen. Das schmerzt manche Gemeindemitglieder und auch mich“, bekennt der Pfarrer. Deshalb hat er sich früh entschieden, für eine der Gemeinden die seelsorgerische Hauptarbeit zu übernehmen: „Ich möchte seelsorgerisch nicht verkümmern.“ Bleibt mal freie Zeit, füllt er diese mit den Themen Kunst, Architektur und Theater.
Zu Fuß nach Kevelaer
Das Wallfahren ist dem 53-Jährigen ebenfalls nicht fremd. Seit etwa sechs Jahren pilgert er mit seiner Pfarrei einmal im Jahr zu Fuß nach Kevelaer – 42 Kilometer, Marathondistanz. „Es ist spannend, wie viele Menschen das gern tun“, freut sich der Geistliche. Weil die Wallfahrt sehr stark von den Laien organisiert wird, genieße er, während des Pilgerns „einfach nur sein“ zu dürfen. Noch in Warendorf ist er selbst auf Inline-Skates gepilgert. Ob Motorradwallfahrt oder Karnevalistenwallfahrt, er wisse schon jetzt: „Ich finde solche Dinge gut.“
Vergangene Woche Mittwoch hat sich Gregor Kauling bereits einigen Kevelaerern im Priesterhaus vorgestellt, darunter Kirchenvorstand und Pfarreirat. „Sehr wache, sehr ehrliche, auf Entwicklung ausgerichtete Menschen“, schildert der designierte Wallfahrtsrektor. „Darüber bin ich sehr froh.“ Und noch etwas freut ihn angesichts der sicher großen Aufgabe, die ihn in Kevelaer erwartet: „Ich kenne Rolf Lohmann gut und bin froh, dass er in der Nähe bleibt.“
Angebote für jeden schaffen
Wichtig ist dem Pfarrer, dass es in seiner Pfarrei unterschiedliche seelsorgerische Angebote gibt, die für jeden etwas bieten – für den wöchentlichen Kirchgänger ebenso wie für die Menschen, die nur zur Eheschließung eine Kirche betreten. Auch das ist wohl eine Lehre aus seinem Studium als Stadtplaner: die Leute in ihrer jeweiligen Lebenssituation ansprechen, ihre Bedürfnisse verstehen und dafür Antworten finden.
Schmunzeln muss Kauling darüber, wie oft er in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit Kevelaer auf seinen Beruf als Stadtplaner angesprochen worden ist. „Ich weiß nicht, was in Kevelaer geplant ist – aber Stadtentwicklung ist für mich natürlich sehr spannend.“ Voraussichtlich ab dem 22. November – nach Ende der Wallfahrtszeit, aber rechtzeitig vor Beginn der Adventszeit – wird Kauling sich in seiner neuen Funktion vor Ort ein Bild machen können.

„Bleiben wir im Gebet miteinander verbunden“

Weihbischof Rolf Lohmann hat in Kevelaer sein erstes Pontifikalamt gefeiert. Musikalisch umrahmt wurde dieses durch den Basilikachor und das Basilikaorchester unter Leitung von Elmar Lehnen, die eine Messe des spätbarocken Komponisten Antonio Caldara zu Gehör brachten.
Zu Beginn der Hl. Messe wurde dem frisch geweihten Weihbischof durch Dr. Edmund Bercker im Namen der ganzen Pfarrei St. Marien das Brustkreuz, das Pektorale, überreicht. Dr. Bercker äußerte dabei den Wunsch: „Bleiben Sie Pastor für die Menschen in Ihrer Region! Wir wünschen Ihnen Gottes Segen und den Schutzmantel der Consolatrix Afflictorum.“
Dankend nahm Bischof Lohmann das Pektorale entgegen und erklärte, dass er den Bischofsstab bewusst als Hirtenstab gewählt habe und den Dienst als Pastor immer als bereichernd empfunden habe.
In seiner Predigt ging er auf das Gleichnis vom Sämann ein, der Samen auf den Acker streute, von denen ein Teil aufging, ein anderer nicht. „Achten wir mehr auf das, was aufgeht, oder auf das, was nicht aufgeht?“, fragte er. Er erzählte, dass er die acht Tage zurückliegende Bischofsweihe als sehr aufrichtend empfunden habe: „Viele stärkten mir den Rücken. Das spornt mich an, Licht der Welt zu sein und mich nicht beim Dunkel aufzuhalten.“ Viele in der Kirche würden aufgrund des Rückgangs von Taufen und Eheschließungen, der zurückgehenden Kirchenbesucherzahlen und der steigenden Kirchenaustritte resignieren.
Seelsorge, nicht Zahlensorge
Es gelte Seelsorge, nicht Zahlensorge zu betreiben. „Die Freude am Evangelium geht durch die Kritik teils ganz unter. Sauertöpfe können keinen Menschen gewinnen. Das ist der absolut falsche Weg“, gab er zu bedenken. Es gelte, die „Brille Gottes“ aufzusetzen, der den Erfolg sieht, auch wenn er zunächst klein und unscheinbar ist. Es lohnten sich, so sein Appell, alle Mühen der Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion oder die Firmung, es lohne sich das Gebet um Priesterberufungen, denn „aus Kleinem kann Gott so viel machen. Trauen wir ihm eine reiche Ernte zu!“, so Weihbischof Lohmann.
Nach der Heiligen Messe folgte das Angelus-Gebet vor dem Gnadenbild. Am Ende richtete sich der neue Weihbischof in einigen persönlichen Worten an die Menge und gestand: „Am Tag der Weihe war ich äußerst nervös, doch ich merkte, dass ich vom Gebet Vieler getragen und gehalten war. Das war wohltuend und bestärkend. Bleiben wir im Gebet miteinander verbunden.“
Auf dem Weg zurück in die Sakristei segnete er einige Kinder und zeigte einem Mädchen aus Köln, das Ida heißt, das Bild der hl. Ida auf seinem Bischofsstab und erklärte ihr, dass er 14 Jahre lang als Pastor in St. Ida Lippetal-Herzfeld wirkte. Eine Afrikanerin aus Kamerun, die in Xanten lebt, war extra angereist und ließ am Ende ein besonderes afrikanisches Instrument hören, das Njas heißt und über den ganzen Kapellenplatz zu hören war. „Dieses Instrument wünscht Glück. Bischof Lohmann hilft vielen Afrikanern und ich wollte ihm danken!“

Im Mittelpunkt standen stets die Kinder

Für Marlies Hansen hieß es kurz vor dem Ferienstart Abschied nehmen vom geliebten Schulleben. „Das mache ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, versichert sie. Die Rektorin der Städtischen Katholischen Grundschule wurde mit einem feierlichen Programm verabschiedet.
Im Mittelpunkt standen, wie schon so oft im Leben der Schulleiterin, die Kinder. „Man kann für jedes einzelne Kind etwas bewegen. Man muss nur richtig hinhören“, versichert Hansen. Den Anspruch, immer alles richtig gemacht zu haben, weißt sie aber von sich. „Ich habe immer versucht Entscheidungen im Sinne des Kindes zu treffen“, erklärt die pensionierte Lehrerin mit bewegter Stimme.
Auf den neuen Lebensabschnitt als Ruheständlerin freut sich die 63-Jährige. „Mein Mann dient da als Vorbild“, hat sich die Pädagogin gut vorbereitet. Schließlich habe der ehemalige Rektor der St. Antonius-Grundschule, Horst Hansen, schon seit über drei Jahren Erfahrung mit dem Pensionsleben. Auch nach einem erfüllten Berufsleben gibt es Pläne, die in die Tat umgesetzt werden wollen. „Ich werde bestimmt nicht in das so berühmte Loch fallen“, versichert Marlies Hansen, die bis zum letzten Tag ihre Aufgaben mit Freude erfüllte.
Den Entschluss Lehrerin zu werden, reifte in Marlies Hansen als 16-jähriges Mädchen. Fasziniert von der Antiautoritären Erziehung, träumte sie von einer entsprechenden Schule. Die Empfehlung ihres damaligen Lehrers, doch mal über Erziehung nachzudenken und den Lehrerberuf anzustreben, nahm sie ernst. Gleich nach dem Abitur fing Marlies Hansen ihr Studium in Duisburg an. Nach dem zweiten Examen nahm die Lehramtsanwärterin an einem Projekt am Klausenhof in Dingden bei Hamminkeln teil. Hier arbeitete sie mit jugendlichen Straftätern, half ihnen in der Sprachentwicklung und einen Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. „Diese Zeit möchte ich auf gar keinen Fall missen“, gesteht Hansen. Damals wurde ihr klar, wie wichtig Erziehung ist. „Jedes Kind hat Fähigkeiten. Man muss diese nur unterstützen“, so die Pädagogin, die nach dem Projektjahr ihre Lehrertätigkeit an der Bonhoeffer-Grundschule in Hamminkeln-Mehrhoog aufnahm.
Mit der Geburt ihrer drei Kinder, Robert, Lisa und Laura, fing für Marlies Hansen die Elternzeit an. „Auch diese Zeit habe ich genossen“, so die dreifache Mutter. In dieser Zeit eignete sie sich das Nähen an. Gerade als die Nähnadel auf dem Höhepunkt eines Kleidungsstückes tanzte, erhielt sie das Angebot an der Gemeinschaftsgrundschule in Flüren bei Wesel anzufangen. „Ich habe sofort alles stehen und liegenlassen und bin losmarschiert“, gibt Marlies Hansen zu. 2002 absolvieret sie die Prüfung zur Konrektorin, bewarb sich an der Grundschule in Winnekendonk. In dieser Zeit entschloss sich das Ehepaar Hansen nach Kevelaer zu ziehen und fand in der Marienstadt eine neue Heimat. Nur ein Jahr später erfolgte der Wechsel an die Grundschule in Wetten, wo sie in einem liebevollen Kollegium aufgenommen wurde.
Der Abschied fällt der scheidenden Rektorin 14 Jahre später nicht ganz leicht: „Ich bin jedoch sehr glücklich darüber, dass die Schule mit guten Händen weitergeführt wird.“ Ihre Nachfolge tritt voraussichtlich Anna Molderings an. Sie wird mit Beginn des neuen Schuljahres die Geschicke der Schule leiten. Dann wird Marlies Hansen schon längst den neuen Lebensabschnitt im großen Garten, auf Reisen, während des Wanderns oder aber an der Nähmaschine genießen. „Darauf freue ich mich“, sagt die Rektorin mit einem herzlichen Lachen.

Kevelaer poliert die Glaskugel

Groß ist derzeit die Aufregung in Winnekendonk und Kervenheim, wenn es um die Zukunft der Grundschulen geht. Eine beruhigende Nachricht hat die Stadt Kevelaer in all dem Trubel aber von vornherein gehabt: Der Schulstandort Kervenheim ist nicht gefährdet. Wissen kann die Stadtverwaltung das, weil eine seit Kurzem eingesetzte Software ihr sehr verlässliche Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung ermöglicht.

Prognose für Kevelaer-Süd inkl. Zu- und Wegzüge

Prognose für Kevelaer-Süd inkl. Zu- und Wegzüge


Im Zuge des Förderprogramms „NRW hält zusammen“ wollte die Stadtverwaltung eine Sozialraum­analyse durchführen – und musste feststellen, dass dafür nicht viele Daten vorhanden waren, wie sich Ruth Trötschkes vom Jugendamt erinnert. Bestenfalls waren die Daten auf Kreisebene vorhanden, meist nur auf Landes- oder sogar Bundesebene. Die Stadt stand vor der Wahl, viele Daten an vielen Stellen abzufragen und auf Kevelaer runterbrechen zu lassen, – was eine Menge Geld kostet –, oder die Daten selbst zu erheben, – was auch kostet, aber nachhaltiger ist und zudem bessere Daten liefert.
Prognose für Twisteden inkl. Zu- und Wegzüge

Prognose für Twisteden inkl. Zu- und Wegzüge


Um diese Daten zu verwalten und auszuwerten, hat die Stadt Kevelaer 2016 das sogenannte „Hildesheimer Bevölkerungsmodell“ angeschafft, eine Software, die Prognosen auch für sehr kleine Sozialräume umsetzen kann. Kevelaer ist darin in sechs Bereiche unterteilt: Kevelaer-Nord, Kevelaer-Süd, Kervenheim, Twisteden, Wetten und Winnekendonk. Das Programm ermöglicht Prognosen, wie sich die Zusammensetzung der Bevölkerung in diesen Gebieten über die nächsten 25 Jahre verändern wird.
Prognose für Wetten inkl. Zu- und Wegzüge

Prognose für Wetten inkl. Zu- und Wegzüge


Natürlich sind Prognosen über 25 Jahre mit Vorsicht zu betrachten. Deshalb ist die Software auch nur ein Hilfswerkzeug für die Stadtverwaltung. Auf einige Jahre zumindest scheinen die Vorhersagen sehr verlässlich zu sein, berichtet Trötschkes. Im Januar haben die Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Software mit den aktuellen Zahlen des Jahres 2016 gefüttert: Einwohnerzahlen, Zuzüge und Wegzüge für Kevelaer berechnet anhand des Durchschnitts der letzten drei Jahre, Geburtenziffern vom Kreis Kleve, Sterbeziffern vom Bund – aber sonst nur Kevelaer-spezifische Daten.
Prognose für Winnekendonk inkl. Zu- und Wegzüge

Prognose für Winnekendonk inkl. Zu- und Wegzüge


„Noch ein, zwei Jahre“ wolle man beobachten, ob die Prognosen weiter gut mit der Realität übereinstimmen, erläutert Trötschkes. Dann erst sollen auch größere Entscheidungen auf Grundlage der mittelfristigen Prognosen getroffen werden. „Wir können damit mögliche Entwicklungen früh erkennen und dementsprechend früh reagieren“, erläutert Trötschkes die Stärke des Programmes.
Schon jetzt hilft das Programm dem Jugendamt dabei zu erkennen, wie sich ein Bedarf zum Beispiel im Bereich der Kinder und Jugendlichen zukünftig gestalten könnte. So wäre ein Abgleich möglich, der die verschiedenen Altersgruppen in den sechs Gebieten aufzeigt und welche Angebote dort für die jeweiligen Zielgruppen vorhanden sind.
Prognose für Kervenheim ohne Zu- und Wegzüge

Prognose für Kervenheim ohne Zu- und Wegzüge – nur Sterbefälle und Geburten


Zwei weitere Module der Software nutzt die Stadt Kevelaer bereits erfolgreich: die Kita-Bedarfsplanung und die Schulentwicklungsplanung. Damit kann das Jugendamt absehen, wie viele Plätze in welchen Ortsteilen in den kommenden Jahren benötigt werden. Deshalb geht Schuldezernent Marc Buchholz davon aus, dass in Kervenheim und Winnekendonk ab 2018 bis mindestens 2021 wieder genügend Kinder eingeschult werden, um drei Klassen zu bilden – zwei in Winnekendonk, eine in Kervenheim.
Prognose für Kervenheim inkl. Zu- und Wegzüge

Prognose für Kervenheim inkl. Zu- und Wegzüge


Die Prognosen zeigen auch, dass anhand der aktuellen Daten Kevelaer insgesamt, aber auch jeder einzelne der sechs Bereiche in den nächsten 25 Jahren schrumpfen würde – gäbe es nur Geburten und Todesfälle. Berücksichtigt man jedoch Zu- und Wegzüge, werden Kervenheim und Winnekendonk sogar deutlich wachsen (siehe Grafiken unten) und die anderen Gebiete auf diese Weise ihre Größe halten oder sogar leicht zulegen, bis dieser Trend sich – laut der Prognoseberechnung – in zehn bis 15 Jahren langsam umkehrt. Dann nämlich werden die Zuzüge die geringe Geburtenzahl nicht mehr ausgleichen.
Das sind zunächst wenig überraschende Erkenntnisse, sie zeigen aber auch, dass die Software plausible Prognosen abgibt. Eine davon ist, dass in den nächsten zwei Jahren in Kevelaer kein Mangel an Kinderbetreuungsplätzen herrschen wird – allerdings auch, weil es ein umfangreiches Angebot in der Tagespflege gibt.
Bislang nutzt die Stadtverwaltung die Software nur im Kinder- und Jugendbereich. Hier sollen zunächst die Prognosen mit den Ergebnissen zusammengeführt werden, die 2016/17 aus der Befragung von Eltern und Jugendlichen im Rahmen von „NRW hält zusammen“ gewonnen wurden, um so Angebote und Bedarfe abzugleichen. Später soll die Nutzung dann ausgeweitet werden.

Geselliges Gewinnekendonk

Deutschland ist das Land der Spieler. Das zeigt sich daran, dass die größte Spielemesse der Welt alljährlich in Essen stattfindet. Das zeigt sich aber auch in Winnekendonk, wo zwei Freunde vor 15 Jahren „Gewinnekendonk“ gründeten, eine offene Runde aus Gesellschaftsspielern, die sich seitdem mit nur ganz wenigen Ausnahmen an jedem zweiten Montag im Monat in der Gaststätte „Zur Brücke“ in Winnekendonk trifft. An diesem Montag feierte die Runde Geburtstag.
Begonnen hat alles am 30. April 2002 mit einem Spieleabend im Keller von Michael Dahlmann. Warum diese Runde nicht für andere Mitspieler öffnen, dachten er und Christof Sieben sich. Gesagt, getan, im Juli war es dann so weit. Zunächst über den eigenen Freundeskreis, dann über Freunde der Freunde und teilweise auch über die Onlineplattform „Brettspielwelt“ fanden Spielefreudige aus der gesamten Region bis hin nach Duisburg ihren Weg nach Winnekendonk. „In Hochzeiten waren wir rund 20 Leute, der Rekord liegt bei 29“, erinnert sich Sieben. Da finden sich schnell für jedes Spiel die passenden Mitspieler.
Gespielt werden moderne Gesellschaftsspiele, deren Popularität seit den „Siedlern von Catan“ und „Carcassonne“ stetig boomt. Etliche Hundert Spiele finden sich in den Regalen der beiden Gründer. Glück, Geschick, Strategie, Taktik oder Party, Brett-, Karten- oder Würfelspiele – alle Genres sind dabei. „Es gibt mittlerweile eine unfassbar große Auswahl an guten Spielen“, freut sich Sieben. Und jedes Jahr, spätestens nach dem Besuch der Messe in Essen, werden es mehr.
Heute sind es meist sechs bis zwölf Personen, die sich bei „Gewinnekendonk“ treffen. Los geht der Abend oft mit einem Spiel für alle gemeinsam, beispielsweise den „Werwölfen von Düsterwald“, bei dem die Fraktion der Bürger durch Aufmerksamkeit und Dialoge herausfinden muss, wer in der Runde in Wahrheit ein Werwolf ist, bevor die Fraktion der Werwölfe des Nachts alle Bürger gerissen hat. Danach teilt sich die Gruppe in kleinere Runden auf, die häufig zunächst ein bekanntes Spiel spielen und dann gemeinsam etwas Neues ausprobieren. Jeder ist frei, seine Lieblingsspiele mitzubringen.
Beliebt ist derzeit beispielsweise das Geschicklichkeitsspiel Crokinole und das neue kooperative Spiel „5-Minuten-Dungeon“, das gegen die Uhr gespielt wird. Lustig wird es oft bei den Partyspielen „Time’s up“ und „Krazy Wordz“. Ganz harte Strategiekost kommt in der bunt gemischten Runde aus Zeitgründen eher selten auf den Tisch.
Der Spieleabend geht meist von 19.30 bis etwa 23 Uhr, wobei es kein Problem ist, später zu kommen oder früher zu gehen. Dadurch, dass es in der Gaststätte Essen gibt, eilen manche Spieler direkt von der Arbeit nach Winnekendonk. Einmal im Jahr trifft sich die Runde auch freitags, dann wird es schon mal später. Und beim „Weihnachtsspecial“ finden sich oft alte Recken ein, die unter dem Jahr nicht mehr die Zeit für eine Spielerunde finden.
Wer bei „Gewinnekendonk“ reinschnuppern möchte, kann sich über die Facebookseite der Gruppe melden oder einfach bei einem Treffen vorbeischauen. Fragen im Vorfeld beantwortet Christof Sieben unter Tel. 01522-9081876.

Viel Komödie in der städtischen Kultur

Kultur in Kevelaer kann auch Spaß machen. „Bei uns taucht sehr häufig der Begriff ,Komödie‘ auf“, sagt Bernd Pool zumindest mit Blick auf das, was auf den sprichwörtlichen „Brettern, die die Welt bedeuten“, in der kommenden Spielzeit hier zu sehen sein wird. Dass Kevelaer damit ab September zum Wallfahrtsort für Kulturfans werden wird, muss man nicht glauben. Unzweifelhaft ist aber, dass die sorgfältige Auswahl des Programms dazu geführt hat, dass die Abo- und Verkaufszahlen nach einem Tief in 2013 Jahr für Jahr leicht angestiegen sind, wie der Leiter des auch für die städtische Kultur zuständigen „Kevelaer Marketing“ sagt.
Für die kommende Spielzeit erscheint die Auswahl der Theaterstücke vielfältig, auch im Hinblick auf den Genre-Schwerpunkt. So lassen sich unter dem Oberbegriff ,Komödie“ beispielsweise der Shakespeare-Klassiker „Was ihr wollt“ (aufgeführt von der Theater- Kompagnie Stuttgart mit teils jungen, unbekannten Mimen, frisch von der Schauspielschule) das Lustspiel „Tratsch im Treppenhaus“ (einer Produktion aus dem Ohnsorg-Theater, in der Heidi Mahler als Meta Boldt in die Fußstapfen ihrer Mutter Heidi Kabel tritt und ihren Abschied von der Tourneebühne feiern will), das moderne, aber ur-komische Stück „Kunst“ (vom Euro-Studio Landgraf mit den bekannten Schauspielern Heinrich Schafmeister, Leonard Lansink und Luc Feit besetzt), das Boulevard-Beziehungsstück „Sei lieb zu meiner Frau“ (in der neben Hugo Egon Balder, Dorkas Kiefer und Madeleine Niesche auch Autor und Theater-an-der-Kö-Direktor René Heinersdorff mitspielt) sowie die effektvolle „Komödie im Dunkeln“ (das Rheinische Landestheater Neuss lässt hier dem Zuschauer ein Licht aufgehen) summieren.
Wer mehr ernsthafte Auseinandersetzung braucht, sollte mit dem spannenden Krimi „Passagier 23“ (von Sebastian Fitzek in einer Produktion des Westfälischen Landestheaters), dem Schauspiel „Geächtet (Disgraced)“ (in dem bei einem Dinner eine Diskussion um Tradition, Glaube und Fundamentalismus entbrennt und das vom renommierten „Tournee-Theater Thespiskarren“ auf die Bühne gebracht wird) oder dem Klassiker „Die Physiker“ (nach Friedrich Dürrenmatt vom Rheinischen Landestheater Neuss inszeniert) gut bedient sein. Letzteres Stück fällt übrigens etwas aus dem Rahmen: Es ist kein Abi-Stoff (der Faust ist da momentan, so scheint‘s, unschlagbar), aber „nah dran“, sagt Bernd Pool, deshalb für die höheren Schulen geeignet und darob nicht im Abo. Andere Interessierte mit und ohne Schulabschluss müssen aber natürlich nicht draußen bleiben, wenn‘s in die Irrenanstalt geht.
Stolz ist man beim Kevelaer Marketing auf die Reihe „Puppenspiel 18+“, die es so nirgendwo anders gibt. Im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte werden die Stücke „Jedermann“, „Bounty – Meuterei in der Südsee“, „Bilder einer Ausstellung“ und „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ zu sehen sein.
Sorgenkind der Kulturreihen ist in der Vergangenheit immer schon das Kindertheater gewesen. Aber hier versuche man den Kontakt zu den Schulen und Kindergärten zu intensivieren, versichert Pool. Zwei Termine für Gruppen vormittags wird es geben („Zwei Monster“ und „Lizzy auf Schatzsuche“), zwei Familienvorstellungen nachmittags („Der Lebkuchenmann“ und „Der kleine Wassermann“) sowie mit „Meet Me“ auch eine Produktion für Jugendliche ab 14 Jahren.
Bei den Sonderveranstaltungen setzt Kevelaer Marketing auf die bewährte Kevelaerer Musical-Night, das Musical „Footloose“ sowie das Event „Moscow Circus on Ice“, bei dem Akrobatik auf einer Kunsteis-ähnlichen Fläche auf der Bühnenhaus-Bühne gezeigt werden soll. Im Rahmen der „Atempause im August“ präsentiert das Kevelaer Marketing zur Abschlussveranstaltung ein Open-Air-Kino mit dem Film „Doctor Strange“. Eine ganz besondere Sonderveranstaltung, präsentiert von einem Kevelaerer Eigengewächs, wartet im Februar auf die Gäste des Bühnenhauses: „Ich brauche keine Millionen“ heißt die Revue, die der Theaterchor Niederrhein e.V. unter der musikalischen Leitung von Tom Löwenthal und der Regie von Peter von Aar gleich zweimal über die Kevelaerer Bühne bringen will.
Ein neues Ticketsystem erleichtert die bislang oftmals umständliche Bestell- und Buchungsarbeit. Karten gibt‘s nach wie vor beim Kevelaer Marketing im Rathaus und im Internet. Das Beste zum Schluss: Die Preise bleiben stabil. Applaus, Applaus!
Das Kevelaerer Blatt stellt die einzelnen Reihen in den kommenden Ausgaben detailliert vor.

40 Jahre im Dienst an den Kindern

Seit 40 Jahren arbeitet Hildegard Holtmann nun schon im St.-Antonius-Kindergarten. Ihre heutigen Kindergartenkinder hatten schon im Vorfeld des Dienstjubiläums Bilder ihrer Leiterin gemalt und in Worten ausgedrückt, was Hildegard für sie ist. „Hildegard ist die Chefin“, meinte Eva. „Sie arbeitet ganz viel“, fügt Mathilda an, Nel wusste: „Sie druckt Sachen aus“ oder Hally-Ann: „Mir fällt zu Hildegard ein, dass ich sie lieb habe.“
Am vergangenen Dienstag wurde das Dienstjubiläum gebührend gefeiert und mit einer Andacht in der St.-Antonius-Kirche begonnen. Unter Leitung von Erzieherin Urs Grave-Bousart, die sich als Hirt verkleidete, verwandelten sich vor dem Altar einige Kinder in Schäfchen, in einen Hütehund und einen Wolf. „Hildegard ist wie eine Hirtin, dann seid ihr wie ihre Schafe. Sie kennt all eure Namen, sorgt für euch und schützt euch“, erklärte Urs. Und Pastor Andreas Poorten fügte an: „Jesus muss so ähnlich sein wie Hildegard: Beide sind ganz und gar für uns da!“
Nach der Andacht konnten die Eltern Hildegard bei einem vorbereiteten Empfang zum Dienstjubiläum gratulieren. Einige davon, darunter Sabine Schmitz, war selbst als Kindergartenkind bei Hildegard und weiß nun ihren Sohn Christian dort in besten Händen.
Am Nachmittag hatten die Erzieherinnen für Hildegard ein Überraschungsprogramm geplant. Sie hatten neben Kirchenvorstandsmitgliedern, dem Pfarrhausteam, Elternvertretern und Amtskollegen auch frühere Kollegen eingeladen. Die weiteste Anreise hatte Gudrun Heiss, die extra die 250 Kilometer aus Zeeland angereist war. Unter Anleitung von Mara Roßmann und Birgitt Ambaum sangen die Kinder, überbrachten Glückwünsche und präsentierten Tanzeinlagen. Als Geschenk überreichten die Kinder eine selbst mit Nägeln und Fäden gebastelte Silhouette von Kevelaer. Hildegard Holtmann war dabei den Tränen nah und dankte den Kindern und ihrem Team: „Das habt ihr ganz toll gemacht. Mir fehlen die Worte.“
Einer der Gäste war Pastor Gerd Coenen, der Hildegard Holtmann damals als junge Frau mit 20 Jahren im St.-Antonius-Kindergarten angestellt hatte. Diese war selbst als Kindergartenkind dort. Schon während der Schulzeit wusste sie, dass sie gerne Erzieherin werden wollte. Nach einem Anerkennungsjahr im St.-Antonius-Kindergarten bewarb sie sich für Wetten und für den St.-Antonius-Kindergarten, doch Pastor Coenen ließ in Richtung Wetten verlauten: „Die möchte ich behalten!“
Auch Anne-Maria Kassing war bei der Feier dabei. Sie war im Anerkennungsjahr ihre Praxisanleiterin. „Hildegard war von Anfang wie geschaffen für die Arbeit mit Kindern: Sie hatte so viel Phantasie, so viele Ideen und Geschick!“ Auch in der Chronik des Kindergartens von damals, von Birgitt Ambaum verlesen, hieß es nach dem Anerkennungsjahr: „Sie hat sich sehr gut und sehr schnell eingelebt!“ Da die damalige Kindergartenleiterin Christel Gietmann bald erkrankte und verstarb, wurde Hildegard rasch nicht nur mit der Gruppenleitung, sondern auch mit der Gesamtleitung beauftragt. Bis heute ist Hildegard die Leiterin.
„Sie strahlen immer Ruhe und Kompetenz aus und haben sich immer mit Herzblut für Ihren Kindergarten eingesetzt. Ich wusste den Kindergarten während meiner Zeit in sehr guten Händen“, sagte Pastor Andreas Poorten in seiner Ansprache.
Als „fachlich, ehrlich, zuverlässlich, hinterfragend und stets freundlich“ bezeichnete Verbundleiter Rudolf Just Hildegard Holtmann. Er wusste sogar noch interessante Daten zu liefern: „Dich durften etwa 1450 Kinder kennenlernen, 120 Pädagogen, 39 Anerkennungspraktikanten arbeiteten mir Dir im Kindergarten. 3 Pastöre und ca. 60 Kirchenvorstandsmitglieder hast Du in der Zeit kennengelernt.“ 8.920 Arbeitstage im Kindergarten rechnete Just vor.
„Es hat nicht jeder Tag Spaß gemacht. Auch hat sich in 40 Jahren viel verändert“, machte Hildegard Holtmann deutlich. Sie erwähnte die Umbauten im Kindergarten, die neuen Regelungen durch die U3-Kinder, die vielen Dokumentationen, die hinzugekommen sind, es gebe wenig Zeit zum Plaudern unter den Kollegen und auch die Arbeit am Kind selbst werde immer schwieriger.
Doch machte sie mit einem Lachen deutlich: „Ich bin aber immer gern hier hingekommen. Bis auf wenige Jahre bin ich in meinem Leben gar nie vom St.-Antonius-Kindergarten weggekommen. Ich kenne ihn in- und auswendig und habe ihn schon von klein an geliebt.“