Diesmal gibt es sogar einen speziellen Nachmittag für die Senioren

Großen Applaus im weiten Rund gab es gleich zu Beginn auf der Jahreshauptversammlung der Geselligen Vereine. Ferdi van Ditzhuysen erhob sich, um sich für seine lange Zeit als Platzkommandant zu bedanken. „Ich hoffe, dass sich bald jemand findet, der die Aufgabe übernimmt“, legte er seine Schärpe und seinen Degen auf den Vorstandstisch. „Jetzt sage ich endgültig Tschüss.“

Der Präsident der Geselligen Vereine, Peter Tenhaef, wünschte ihm viel Gesundheit und Freizeit: „Wir werden dich vermissen.“ Für dieses Jahr wird ihn erstmal Marcus Plümpe ersetzen.

Anschließend posierten die Empfänger der Spenden vom Heimatabend zum Gruppenbild. Die 3.333 Euro gingen zu gleichen Teilen an die Kevelaerer DLRG, das Wettener Hospiz und die Bürgerstiftung. Dabei berichtete unter anderem DLRG-Einsatzleiterin Nina Uhlenbruck kurz über die vielfältigen Rettungsaufgaben. Sie drückte die Hoffnung aus, dass es mit Hilfe von Sponsoren gelingen werde, ein Einsatzfahrzeug zu bekommen.

Danach begann die eigentliche Versammlung. Peter Tenhaef stellte die Grundzüge der Kirmes vor. Sie beginnt am 10. Mai um 10.30 Uhr mit dem Umzug der „Swingies“, dem Fassanstich um 11 Uhr und dem traditionellen Zelt-Frühschoppen. Neu ist der Seniorennachmittag am 11. Mai ab 15 Uhr (siehe Seite 1).

Am Samstag, 12. Mai, erfolgten um 5 Uhr das traditionelle Wecken, um 8.30 Uhr das Versammeln am Kapellenplatz, das Wandern zum Rathaus sowie die Übergabe der Festkette an Heinz van Bühren um 9 Uhr mit dem anschließenden Umzug durch die Stadt. Die Aufstellung erfolgt am Luxemburger Platz zwischen Kerzenkapelle und Petrus-Canisius-Haus. Um 12.30 Uhr folgt der Festakt im Festzelt.

Der Kirmesablauf stand bei der Jahreshauptversammlung im Mittelpunkt.

Am Kirmessonntag steht die traditionelle Stadtmeisterschaft der Faustkämpfer im Festzelt auf dem Programm. Am Montag heißt es um 10 Uhr „Antreten auf dem Kapellenplatz“. Es folgen die Festkettenübergabe im Rathaus, der Marsch inklusive Zwischenhalt beim Festkettenträger zum Kapellenplatz mit dem Heimatlied zum Abschluss. Später gibt es noch die Disco im Zelt und die Verbrennung der Kirmespopp gegen 21.30 Uhr.

Zum Festumzug habe man sich Gedanken gemacht. Man wolle gerne den VfR-Rosenmontagszug als Orientierung nehmen, machte Tenhaef aber klar: „Jeder Verein bestimmt den Zugweg selber.“ Diesmal sei es mit 4,3 Kilometern ein längerer Weg, man bleibe aber in den Stadt und ziehe diesmal am Montag zum FKT.

Unter „Verschiedenes“ wurden danach unter anderem die Frage um das Festjahr 2021 erörtert. Dazu sollte sich eventuell der eine oder andere Verein überlegen, ob er das Jahr als ausrichtender Verein vorziehen könne. Später meldete sich dazu die Freiwillige Feuerwehr bereit. Und Peter Tenhaef schloss mit den Worten: „Ich hoffe auf eine harmonische, schöne Kirmes.“

Unvereinbare Standpunkte

Wie sehr die Anwohner das Thema tatsächlich umtreibt, ließ sich alleine schon daran ablesen, dass in dem Versammlungsraum im „Einhorn“ kaum ein Platz mehr frei blieb. „Wenn da so´n Block hinkommt, ist das nicht schön so optisch“ und „Das wäre ja direkt auf der Wiese“ war die Skepsis bei Einzelnen schon vor der eigentlichen Debatte deutlich herauszuhören.
Der Geschäftsführer der GWS, Paul Düllings, machte vor Beginn der Infoveranstaltung deutlich, was der Sinn der Zusammenkunft ist. „Wir wollen vorstellen, was wir wollen“, bezog er sich auf die „Unruhe“, die im vergangenen Sommer durch die mediale Berichterstattung zwecks möglicher Flüchtlingsunterbringung dort entstanden sei.
Dabei kritisierte er sehr deutlich, dass der Eindruck vermittelt worden sei, dass quasi der Bau eines Mehrfamilienhauses schon fast beschlossene Sache sei und die Objekte nur einer Interessensgruppe, nämlich Flüchtlingen, zugeordnet werden sollen.
„Wir haben noch nicht begonnen und auch noch nicht erworben, wir haben es angeboten bekommen“, machte er klar. Entsprechend habe man versucht, eine Konzeption zu entwickeln, die genehmigungsfähig sei. „Wir tragen vor, was theoretisch kommen kann.“
Der anwesende Bürgermeister Dominik Pichler präzisierte die Aussage. Die Politik habe im letzten Jahr grundsätzlich entschieden, sich über stadteigene Bebauungsflächen Gedanken zu machen. Und sie hatte knapp entschieden, dass die GWS die Rasenfläche überplanen soll, aber über einen Verkauf noch nicht entschieden wird – vor dem Hintergrund eines Bürgerantrages, der sich gegen die grundsätzliche Nutzung der Fläche ausgesprochen hatte.
Als Wohnungsbaugesellschaft, die von diversen Kommunen – darunter auch Kevelaer mit knapp neun Prozent der Anteile – getragen werde, habe man den Auftrag, nach Flächen zu suchen, um der „ganz starken Nachfrage nach Mietwohnungen“ in Kevelaer und dem Kreis Kleve als Zuzugsgebiet zu begegnen, so Düllings.
Es gebe einfach den Trend nach immer kleineren Wohnungen, die Niederlassungsfreiheit der Arbeitskräfte, damit den Zuzug aus Osteuropa und die ankommenden Flüchtlinge. „Die, die da ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht haben, gehen natürlich auch auf den Markt.“
Düllings machte deutlich, dass sich das mögliche Angebot an die Bestandsmieter der GWS-Häuser, die sich verbessern wollten, richte – und das Angebot der dann leer werdenden, billigeren Wohnungen an die Personen, die weniger Chancen am Wohnungsmarkt haben. Es sei kein Billigwohnungsbau vorgesehen. Die angestrebte Miethöhe bei Neubauten sei bei „6,40 Euro, 6,60 Euro – eventuell 6,80 Euro“.
Architekt Jörg Bousart stellte die Pläne vor
Der Architekt Jörg Bousart, der schon für die GWS Objekte geplant hat, stellte dann in einem Kurzvortrag die Grundzüge der Planungen für die Fläche Ecke Schubertstraße/Beethovenring vor.
Sie sehen zwei Gebäude mit insgesamt acht bis neun Wohneinheiten mit Garagen vor. Die Größe der Wohnungen soll 50 bis 75 Quadratmeter umfassen und sich von der höhen- und größenmäßigen Struktur einbetten in die vorhandene Bebaung – also zweigeschossig mit Dachgeschoss.
Man sei noch nicht so weit, konkret etwas zum Klinker oder zu Farben zu sagen, so Bousart. Das seien Fragen der Detailplanung, die man erst nach einem Grundsatzbeschluss bearbeiten müsse.
Für die Anwohner formulierte Werner Hax vom Beethoovenring die zentrale Gegenrede zu den Plänen. Er hatte zu dem Anliegen damals den Bürgerantrag gestellt.
„Uns geht es nicht um Ihre Gründe“, machte er klar, dass die Ablehnung der Bürger sich nicht gegen diese spezielle Bebauung richtet. „Aber nicht an dieser Stelle. Für uns ist die Grünfläche notwendig in diesem Quartier. Es ist uverständlich, dass die Stadt das zur Bebauung angeboten hat.“
Er wohne seit 1962 dort, sein Vater habe für die Herrichtung der Grünfläche gekämpft. „Wir sind entschieden gegen die Bebauung und entschlossen, wenn die Bebauung kommen soll, das juristisch prüfen zu lassen.“ Ein Bau nach § 34 des Baugesetzbuchs über „Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile“, wie es dem Unternehmen vorschwebt, sei Interpretationssache und sehr schwammig.
Weitere Anwohner machten deutlich, dass man nicht mal ein Auto zum Parken dort abstellen könne, die Bebauung auch Garagen zustelle und man für die Grünfläche früher sogar Aufschlag gezahlt habe.
Eine Frau mahnte die „historische Verantwortung“ an. Die mindestens 170 Jahre alte Eiche dort dürfe man nicht fällen, das Insektensterben nicht weiter befördern. Dafür könne man grundsätzlich Ausgleichsmaßnahmen schaffen, meinte Düllings dazu.
Bürgermeister Dominik Pichler machte kurz vor Ende der eineinhalbstündigen Diskussion noch mal klar: Es sei noch nichts entschieden. Selbst wenn man nach § 34 Baugesetzbuch bauen wolle, winke die Bauaufsicht nicht alles durch. Die anwesende Politik werde das Stimmungsbild mit in ihre Entscheidung mit einbeziehen.
Nur der KBV-Politiker Karl Renard machte ein paar Detailbemerkungen. Die anwesenden Fraktionschefs von SPD, CDU, FDP und Grünen äußerten sich mit keinem Wort zu der Angelegenheit. Alexander Florié-Albrecht

Theatergenuss in vollen Zügen

Kervenheim. Rudi ratlos: Wo hat er nur seine Waffe gelassen? Dem Räuber bleibt nur sein flottes Mundwerk, aus dem die Worte stotternd, aber schnell wie bei einem Maschinengewehr kommen. Es geht so einiges schief bei dem Überfall auf das Bord-Bistro des „Champus-Express“, den Rudolf (Uwe Magney) und Kati (Anika Letford) sich so fein zurechtgelegt haben.
Prickelnd
Das Theaterstück „Stress im Champus-Express“ ist ebenso fein gebaut wie die Bühne des Theatervereins Gemütlichkeit im Saale Brouwers in Kervenheim. Außer dem Getränk servieren die Laiendarsteller diverse prickelnde Zutaten in Form von schrulligen Persönlichkeiten. Als da wären: Ein Radrennfahrer auf der Durchreise durch sämtliche Waggons (Heinz Schmitz), ein tuntiger Versicherungsvertreter im rosa Anzug (Markus Scheffer), die Oma (Renate Görtz) und ihr verzogener Enkel (Jonas Werner, dank einer Doppelrolle auch als Polizist im Duett mit Katharina Göbel zu erleben), eine Pathologin (Christa Schmitz) sowie ein Zugpersonal, das den Luxus-Zug mit flotten Sprüchen auf ein bodenständiges Gleis holt. Die Bistrokellnerin Gertrud (Gisela Franzen) lässt sich nichts vormachen, Reinigungskraft Ilse (Cäcilia Horlemann) tritt ebenfalls resolut auf und Zugchefin Gesine Grube-Steckel (Anne Ophey) sowieso nicht. Und der wunderbare Herr Wischnewski nimmt als Schaffner ohnehin alle Fahrgäste mächtig in die Zange – und die Zuschauer gleich mit.
Letztere sind ohnehin heilfroh, dass sie noch einen Sitzplatz ergattert haben, denn die Zugfahrten der beliebten Laiendarsteller aus Kervenheim sind lange ausverkauft. Und Sonderzüge ab Kervenheim gibt‘s in diesem Falle nicht.
Am Drumherum könnte sich die Bahn übrigens mal ein Beispiel nehmen: Der Theatersaal war wie immer liebevoll dekoriert, die Vereinsmitglieder umsorgten die Gäste mit Snacks und Getränken und das Unterhaltungsprogramm war wieder einmal Spitzenklasse. Spielleiterin Michaela Leisten ist es gelungen, trotz einiger Umbesetzungen ein harmonisierendes Ensemble zu formen, das sich schnell in die Rollen ein- und noch schneller Gefallen an den Reaktionen aus dem Publikum fand.
Wohin die Reise schließlich geht, sei an dieser Stelle noch nicht verraten, das wäre den kommenden Fahrgästen gegenüber nicht fair. Nur so viel: Einige überraschende Wendungen und witzige Situationen erwarten die Gäste des Bord-Bistros bis zum Schluss. Den verdienten Applaus zum Ende der Premiere genossen die Mitglieder des Theatervereins Gemütlichkeit jedenfalls in vollen Zügen.
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„Wer singt, lebt gesünder“

Unter dem Motto: „Wer singt, lebt gesünder“ hatten Christiane Langenbrinck, Gabi Frings und Florian Treutler zum Generationensingen ins Generationenhaus der Ev. Kirchengemeinde eingeladen. Rund 40 Sängerinnen und Sänger waren gekommen.
„Studien zufolge stärkt Singen das Immunsystem und regt das Herz-Kreislaufsystem an“, versichert Langenbrinck von der Musikschule in Uedem und Mitglied im Förderverein Generationenhaus. „Das lockere Singen in einer größeren Gemeinschaft bereitet immer mehr Menschen Freude. Wir treffen uns seit 2012 zweimal im Jahr, um einen geselligen Nachmittag zu verbringen.“

Singen für alle, Singen mit allen, für Groß und Klein, Alt und Jung. So wurde dann auch gleich ein Liedchen angestimmt: „Singen macht Spaß, Singen tut gut, Singen macht munter und Singen macht Mut! Singen macht froh und Singen hat Charme, die Töne nehmen uns in den Arm. All unsre Stimmen, sie klingen mit im großen Chor, im Klang der Welt.“

Die Kinder saßen ums Lagerfeuer und lauschten den Geschichten über die Hexe.

Für die Kinder gab es ein besonderes Angebot. In einem Nebenraum hatten Gabi Frings, Prebyterin für Kirchenmusik und Mitglied des Förderverein Generationenhaus, und Florian Treutler, Mitarbeiter im Jona Kindergarten, aus Holz und farbigen Tüchern ein Lagerfeuer aufgebaut. Mit dem Lied „Die Hex‘ ist da“ und dem Gedicht „Morgen früh um Sechs, kommt die alte Hex‘“ tauchten die Kinder in die Welt der Fantasie ein.

In der Sing-Pause gab es Kaffee, Kakao und Kuchen. Hierbei wurde auch die Zeit genutzt, um sich Auszutauschen.

Das Generationensingen soll eine Ergänzung und Alternative zum Chorsingen in der Gemeinde sein. Ohne Vorkenntnisse kann jeder teilnehmen und mit „leichter Kost“ (bekannte Volks- oder Kirchenlieder) Spaß am musikalischen Gemeinschaftserleben entwickeln. Chritiane Langenbrinck freute sich über die große Beteiligung am Generationensingen, Dass trotz strahlendem Sonnenschein die Resonanz so gut war, zeige ihr, dass dieses Treffen auf jeden Fall auch weiter angeboten werden sollte.

Seniorennachmittag im Kirmeszelt

„Kevelaer und Umgebung mit traditionellem Brauchtum für verschiedene Generationen zu bereichern“ – so umschreibt eine Gruppe Kevelaerer ihr Ziel. „Team Kevelaer Live“ nennen sie sich und wollen mittelfristig zu diesem Zweck einen Verein gründen. Eine erste Aktion entsteht jetzt gemeinsam mit der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Kevelaer, dem festgebenden Verein der diesjährigen Kevelaerer Kirmes: ein Seniorennachmittag am Kirmesfreitag.
Freitag, 11. Mai, von 15 bis 18 Uhr im Festzelt
Von 15 bis 18 Uhr soll es am 11. Mai im Festzelt ein „gemütliches Kaffeetrinken sowie ein buntes Rahmenprogramm“ geben. Einige Akteure des bunten Programms verraten die Organisatoren bereits jetzt: Mit dabei ist – fast schon selbstverständlich – der Kevelaerer Sänger und Entertainer Karl Timmermann mit einem passend zugeschnittenen Programm. Das Duo „Phantasia“ will mit Hits aus den 1960er-Jahren die Gäste begeistern. Robert Achten unterhält die Senioren mit einem Vortrag auf Plattdeutsch. Darüber hinaus ist „die ein oder andere weitere Darbietung“ geplant.
Erlös für die Bürgerstiftung „Seid einig“
Alle Künstler treten ehrenamtlich auf. Kaffee, Kuchen, Brötchen und Aufschnitt werden von Kevelaerer Sponsoren bereitgestellt, darunter Edeka Brüggemeier, Rewe Narzynski, Bäckerei Steegmanns, AB Fleisch, Bäckerei Vloet, Niersbäcker Toen Janssen, Bäckerei Janssen-Heursen. Der dadurch mögliche Erlös der Veranstaltung soll der Kevelaerer Bürgerstiftung „Seid einig“ gespendet werden. „Wir haben uns diese Organisation ausgesucht, da sie die gleichen Ziele verfolgt und unterstützt, welche auch in unserer eingereichten Satzung verankert sind“, erläutert Andrea Klingel. Die Stiftung unterstützt bedürftige Kevelaerer Jugendliche. „Dies passt damit genau zu unserer Idee: eine Veranstaltung für die Senioren Kevelaers und der Erlös für die Kinder- und Jugendhilfe.“

 

Es ist ihm eine große Ehre

Inmitten der aufbrandenden La-Ola-Wellen, die ihm seitens der Sebastianus Bruderschaft und der Gäste in der Begegnungsstätte entgegen gebracht wurden, wirkte Hans-Gerd Frerix mitten auf der Bühne für einen Moment ganz bei sich. Einige Sekunden zuvor war der 58-jährige Bestatter von dem Präsidenten der St. Sebastianus-Bruderschaft Winnekendonk, Markus Schink, zum neuen Festkettenträger ausgerufen worden.

Schink hatte es spannend gemacht und zunächst die zahlreichen Verdienste des Bestatters gewürdigt, damit die Anwesenden erst nach und nach begriffen, um wen es sich handelte. Unter anderen hob Schink Frerix‘ Rolle als Repräsentant der Bruderschaft als Minister und König, als Bezirksbundesmeister im Bezirksverband Kevelaer, als langjähriger Vorsitzender und Vorstandsmitglied in der Seb seit 38 Jahren sowie als Träger des Sankt Sebastianus-Ehrenkreuzes und der Walter-Schiffer-Plakette hervor.

„Herzlichen Dank für den überwältigenden Applaus. Das tut auch mal gut“, bezeichnete es Frerix als große Ehre, die Festkette tragen zu dürfen. „Ganz besonders freut es mich, dass mir diese Ehre genau 40 Jahren nach meinem Vater zuteil wird. Ganz herzlichen Dank an die Schützen, die mich ausgewählt haben.“

Versprechen an seine Frau

Bei seinem intensiven Vereinsleben habe immer jemand hinter ihm gestanden, der dafür immer Verständnis hatte, richtete er die Worte direkt an seine Frau Bärbel. „Ich kann dir gar nicht genug danken“, hatte sie sich statt Schmuck oder einer Reise zum Dank etwas Besonderes gewünscht.

„Ein Versprechen, das ich hier vor Zeugen abgeben will: Ich werde ab sofort nicht auf jeder Veranstaltung möglichst der Letzte sein“, rief dieser Satz Gelächter und Applaus hervor. „Also erinnert mich bei Gelegenheit daran!“, rief er allen dazu auf. Danach proklamierte er seinen Adjutanten: Johannes Looschelders.

Der 65-jährige Dammwildzüchter sei in seiner Zeit im Vorstand „ein Optimist mit reelen Zukunftsvisionen“ und in seiner über 25-jährigen Mitgliedschaft „immer ein Ruhepol, der so manche Zankerei besänftigt hat“, gewesen. Looschelders sei ein Mensch, der im Hintergrund gewirkt habe und nie das Rampenlicht gesucht habe. Frerix lobte ihn als Mitbegründer des Winnekendonker Adventsmarktes, als langjähriger Kassierer der Schützen und als Erfinder des Kirmesfreitag.

In den zweieinhalb Stunden zuvor hatten die Gäste in der vollbesetzten Begegnungstsstätte einen abwechslungsreichen Abend mit tiefen Gedanken, historischen Fakten und bunter Unterhaltung erlebt.

Nach der musikalischen Eröffnung durch den Musikverein mit „Bei uns daheim“ und dem „Castaldo-Marsch“ machte der Präsident der Geselligen Vereine Winnekendonk, Rüdiger Göbel, deutlich, dass so ein Heimatabend in Zeiten, wo es für viele nicht selbstverständlich sei, in der Heimat zu leben und zu feiern, „ein Geschenk“ sei. Heimat sei „Landschaft, Natur und Geselligkeit“. Man dürfe sich in der Sache streiten, müsse aber am Ende immer ein Bier zusammen trinken können. Die Vereine sollten offen bleiben, sagte er „als Migrant aus dem Ruhrgebiet“, der hier heimisch geworden sei.

Später sprach Göbel im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Achterhoeker Festkettenträgers Johannes Otten und dessen Adjutanten Norbert Langenberg von einem „besonderen Festjahr, auf das man zurückblicken“ könne. Ähnlich äußerte sich der Festkettenträger 2017: „Ein supertolles Jahr, wir werden es nicht vergessen.“
Die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middelhoff unterstrich in ihrem Grußwort dass ein Ort ohne Gesellige Vereine nicht funktionieren kann.

Danach verabschiedete sich die Achterhoeker Karnevalsgesellschaft mit einem Bilderrückblick, einem Tanz ihrer Showgirls und einem Kinosketch als gastgebender Verein, ehe die Seb auf der Bühne authentisch ein „Vogelschießen“ nachzeichnete und dabei historischen Eckdaten mit einfließen ließ.

Der Winnekendonker Dokumentarist Georg Drißen stellte das Winnekendonker Vereinsleben in Zehner-Schritten von 1918 an in einem Diavortrag mit einer Fülle historischer Fakten und Informationen über die Schützenumzüge, Könige und das Vereinsleben vor. „Ich würde mich mal interessieren, wie viele Arbeitstage da drinstecken?“, fragte sich nicht nur Rüdiger Göbel.
Der Applaus des Publikums entschädigte jedoch für diesen großen Aufwand.

0:7 – Kervenheim kassiert Klatsche in Herongen

Die Union Kervenheim kann den Abwärtstrend in der Kreisliga B einfach nicht stoppen. Seit dem Rückrundenstart konnte die Mannschaft von Trainer Thomas van Wickeren nur vier Punkte aus acht Spielen sammeln, gewann dabei nur eine Partie. Am Dienstagabend gab es im Nachholspiel beim direkten Tabellennachbarn SV Blau-Weiß Herongen II eine 0:7-Pleite. Damit steht Kervenheim zwar noch immer auf dem achten Platz im B-Liga-Tableau, musste Herongen jedoch auf drei Punkte ranrücken lassen – und der SVH hat noch ein Nachholspiel zu absolvieren, könnte demnach noch gleichziehen.

Eine Viertelstunde lang konnte die Union am Dienstag in Herongen die Null halten, dann aber war es Andre Maesmanns, der die Gastgeber in Führung brachte. Bis zum Pausenpfiff erhöhte der SVH durch Marcel Haffmanns (21.) und Tobias Hillebrecht (45.+4) auf 3:0. Da war das Spiel für die Gäste aus Kervenheim bereits gelaufen. Maesmanns sorgte in Durchgang zwei nach rund einer Stunde für das 4:0, ehe Steffen Mirer (71.) und Haffmanns (72.) per Doppelschlag das halbe Dutzend vollmachten. Den 7:0-Endstand besorgte in der Nachspielzeit Martin Schmitz.

Am Sonntag steht für die Union gleich das nächste Duell mit einem direkten Tabellennachbarn an. Um 15 Uhr empfängt die van Wickeren-Elf den TSV Weeze II, der mit sieben Punkten Vorsprung und einem deutlich besseren Torverhältnis direkt vor den Kervenheimern auf Rang sieben steht. Dabei hat der TSV jedoch auch drei Partien weniger absolviert als die Union, könnte den Abstand also in den Nachholspielen noch vergrößern. Kaum realistisch, dass die Blau-Weißen aus Kervenheim diesen Rückstand bei der Vorgeschichte noch aufholen könnten – der Blick muss also weiter nach unten gehen. JAN ABEN

Charlestown Jazzband“ schloss den Konzertreigen im „Goldenen Löwen“ für diese Saison ab

Wenn eine Band – wenn auch mit immer wieder wechselnder Besetzung – 50 Jahre ununterbrochen existiert, ist das allein schon eine Leistung. Warum eine Combo wie die „Charlestown Jazzband“ auch nach so langer Zeit noch auf der Bühne stehen und musikalisch funktionieren kann – das Geheimnis verriet Henk van Amerungen in einer der Pausen. „Eine verständnisvolle Frau haben. Und das Wichtigste, um Musik miteinander zu machen, ist es wichtig, gute Freunde zu sein. Dann passt man in das Kollektiv hinein.“

Wie gut er und seine Mitstreiter Erik Bijnvoort (Schlagzeug), Jan de Bont (Banjo), Piet Bejé (Keyboard) Rob Egging (Kontrabass) und Pieter Duker (Trombone) spielen können, davon konnten sich die Gäste beim Abschlusskonzert der Jazzreihe im „Goldenen Löwen“ überzeugen.

Absolut harmonisch

Basierend auf einer wirklich absolut harmonischen, wie eine geölte Maschine drei Stunden lang spielenden Rythmusgruppe mit Bijnvoort, de Bont und Egging, entwickelte die Band eine ureigene Mischung aus New-Orleans-Jazz, Swing, Bossanova, einem Hauch Boogie-Woogie und Soul und sogar ein bisschen Rock.

In vier dreiviertelstündigen Blöcken zündeten sie zusammen mit ihrem Gastmusiker Ron van Noordt (Saxofon/Klarinette) als Vertretung für den erkrankten Jan Dokter alle Register ihres über Jahrzehnte hinweg erworbenen Könnens.

Ob nun bei dem Bossanova „Down on the bayou“, dem Duke-Ellington-Klassiker „Mood Indigo“, dem Ray-Charles-Song „I got a woman“ mit fettem Bläsersatz oder dem Honky-Tonk-geschwängerten „Caledonia“ – das Septett bewies eine große Musikalität, die Solisten großes Improvisationstalent und die Musiker im Hintergrund den Rythmus im Blut.

Schwer und elegant zugleich geriet der „St. Louis Blues“ von D.C. Handy, ein Midtempo-Swing wie „Some of these days“ entwickelte sich zum Beinahe-Boogie-Woogie. Richtig Drive kriegte der Sound bei Fats Dominos „My blue heaven“. Und geradezu herz-sentimental, dabei sehr melodisch und lässig geriet „I got the blues when it rains“ von Big Bill Broonzy.

Leicht und irre

Swing und Dixieland blieben wie bei „Oh Marie“ von Louis Prima oder bei „Dr. Jazz“ mit irrem Rythmus aber prägendes Element. Die Leichtigkeit und den richtigen Vaudeville-Touch bekam die „Bourbon Street Parade“ .

Und wer am Ende des Konzerts die Fähigkeit besitzt, in ein fetzig-swingiges Abschlussstück wie „When the saints“ noch mal eben die Melodie von „A night in Tunesia“ einzubauen, dem gebührt wahrlich Respekt.

Gastwirtin Irmgard Baers freute sich über den gelungenen Abschluss der fünfteiligen Konzertreihe. „Es war insgesamt sehr gut – ich bin überrascht nach der Pause“, zeigte sie sich glücklich darüber, dass das Angebot noch immer gewünscht wird. „Wir hatten aber auch gute Bands. Ich liebe ja meine Boogie Connection – aber hier bisse auch nur am Wippen.“

Jazz im Löwen

Nach der Sommerpause wird es weiter „Jazz im Löwen“ geben. Am 26. Oktober geht es gleich mit einem musikalischen Highlight weiter.
Dann wird die amerikanische Sängerin Brenda Boykin – beste Vokalistin des Montreux Jazz Festivals 2005 – gemeinsam mit dem Pianisten Jan Luley und dem Drummer Torsten Zwingenberger, dem Bruder der Boogie-Woogie-Piano-Legende Axel Zwingenberger – auf der Bühne zu sehen sein.

Pichler will zweite Amtszeit

Am 13. September 2015 gelang Dr. Dominik Pichler die Überraschung: Er wurde zum Bürgermeister der Stadt Kevelaer gewählt – und damit nach Kriegsende der erste Bürgermeister der Wallfahrtsstadt ohne CDU-Parteibuch. Zur Mitte seiner Amtszeit sprach das Kevelaerer Blatt mit ihm über Erreichtes und offene Ziele.

Herr Pichler, haben Sie bislang erreicht, was Sie sich bei Ihrer Wahl vorgenommen haben?
Dominik Pichler: Ich hatte mir vorgenommen, einiges für Kevelaer in Gang zu setzen, etwas zu bewegen. Ich denke, das ist gelungen. Exemplarisch ist dafür vielleicht das Mehrzweckbecken, das in meiner ersten Ratssitzung auf den Weg gebracht worden ist und bei dem jetzt die Bauarbeiten voranschreiten. Insgesamt lief es besser als gedacht, weil die CDU keine Verhinderungspolitik betreibt, sondern konstruktiv mitmacht. Die CDU macht natürlich nicht alles mit, was ich will – die SPD übrigens auch nicht.

Was haben Sie als SPD-Bürgermeister für die sozial Schwächeren umsetzen können?
Pichler: Wir machen nicht die Sozialgesetze und haben als Kommune begrenzte Möglichkeiten. Wir versuchen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, aber sobald es um konkrete Flächen geht, wie am Beethovenring, heißt es: Bitte nicht vor unserer Haustür. In Winnekendonk plant die GWS ein drittes Gebäude und auf der Hüls ist auf den städtischen Flächen auch bezahlbarer Wohnraum vorgesehen. Da hakt es aber noch immer bei der Entwässerung.
Darüber hinaus haben wir die Sozialraumstudie in Kevelaer und den Ortschaften durchgeführt. Die Daten liegen vor und wir müssen jetzt sehen, welche Maßnahmen wir hieraus entwickeln.

An welchen Vorhaben sind Sie bislang gescheitert?
Pichler: Es ist mir nicht gelungen, die Kindergartenbeiträge zu senken, auch nicht für Geschwisterkinder.

Was haben Sie in der Verwaltung verändert?
Pichler: Im Bereich Personal sind manche Entscheidungen leicht, andere schwer. Schwer war die Entscheidung zur Hausmeisterstelle an der Hubertusschule – das ist ja auch „meine“ Schule. Das musste aber gemacht werden. Insgesamt ist die Zusammenarbeit mit den Fachbereichsleitern, insbesondere mit Marc Buchholz, aber auch mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten vertrauensvoll. Soweit ich das einschätzen kann, ist auch das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern gut.

Verwaltungschef und Repräsentant der Stadt – ist diese Doppelfunktion eigentlich zeitlich zu schaffen?
Pichler: Bei einer Kommune von der Größe Kevelaers ist der Job des Stadtdirektors in 40 Stunden pro Woche zu schaffen. Da kommen dann allerdings die repräsentativen Aufgaben noch dazu, oft abends oder am Wochenende. Mit 40 Stunden komme ich allenfalls in den Ferien zurecht.

Hat sich Ihre Familie daran gewöhnt?
Pichler: Die Kinder sind da sehr anpassungsfähig. Meine Frau hat meiner Kandidatur zugestimmt und steht auch weiter hinter mir, ist aber nicht immer glücklich darüber, dass ich so selten zu Hause bin. Aber wir sind seit 1995 zusammen – das hilft. Und wenn ich gut plane, gelingt es auch, Freiräume für die Familie zu schaffen.

Fehlt Ihnen der erste Stellvertreter?
Pichler: Ich gehe davon aus, dass die CDU niemanden mehr nominieren wird und wir bis 2020 nur die beiden Stellvertreter haben werden, die wir haben. Aus meiner Verantwortung als Vorsitzender des Rates habe ich einen Kompromissvorschlag probiert – der ist von der Ratsmehrheit nicht akzeptiert und daher nicht zur Abstimmung gebracht worden. Ich wäre über eine Lösung froh, aber die Situation ist festgefahren.

Sie haben viele große Projekte auf den Weg gebracht. Was machen Sie, wenn die sich als Flops herausstellen?
Pichler: Das Risiko gibt es bei allen politischen Entscheidungen. Wird das Mehrzweckbecken ein Millionengrab? Wird der Solepark von Kevelaerern – das ist mir besonders wichtig – und Auswärtigen angenommen? Wird die Gestaltung der Innenstadt mehrheitlich positiv aufgenommen? Wie die Antworten auf diese Fragen lauten, wissen wir in fünf bis zehn Jahren. Man darf nicht aus Angst vor einer Entscheidung nicht entscheiden. Ich vertrete das, was nach meinen eigenen Überzeugungen richtig ist. Dabei darf man nicht nur ans Scheitern denken. Was wäre, wenn sich für das MVZ auf der Hüls keine Ärzte finden? Dann haben wir statt Gesundheitszentrum nur ein Hotel und wir kriegen auf die Birne. Aber wenn wir den Krankenhausstandort stützen und die Ärztesituation stärken wollen, dann kann die Entscheidung nur sein: Wir müssen es versuchen.

Man könnte die vielen Projekte auch negativ formulieren und sagen: Sie haben die Verschuldung der Stadt erhöht wie kaum ein anderer.
Pichler: Die jüngsten Haushalte waren alle besser als ursprünglich geplant, ein knapp ausgeglichener Haushalt ist in Aussicht. Das ist natürlich auch externen Faktoren wie der Gewerbesteuer geschuldet, aber wir haben auch selbst gespart und gehen mit dem Personal nicht verschwenderisch um. Wann also sollte man investieren, wenn nicht in dieser Zeit? Irgendwann haben Sie sonst einen Sanierungstau so wie beim Rathaus, und nur die Wahl zwischen Kernsanierung und Abriss. Um die rechtzeitige Sanierung und Modernisierung geht es auch jetzt bei der Neugestaltung der Innenstadt.

Auf der Hüls wird aber nicht saniert. Haben da die Fördergelder zu stark gelockt?
Pichler: Man darf Fördertöpfe nicht anzapfen um des Anzapfens willen. Beim Solepark und dem Mehrzweckbecken hätte ich auch ohne Fördertöpfe „Ja“ gesagt.

Wird Kevelaer infolge der Neugestaltung komplett verändert?
Pichler: Bis in die 70er-Jahre war die Hauptstraße eine Durchgangsstraße und auch über den Kapellenplatz ging der Verkehr. Wandel hat es immer gegeben. Ich denke aber, am Kapellenplatz sollte sich – bis auf die Barrierefreiheit – nicht allzu viel ändern. Am Peter-Plümpe-Platz haben wir unten Stein und oben Blech – da gibt es sicherlich bessere Ideen.

Haben Sie eine Gesamtvision davon, wohin es mit Kevelaer in 20 bis 30 Jahren gehen soll?
Pichler: Ich hätte gerne etwas Verkehr aus der Stadt raus, dazu ist die OW1 wichtig. Da ist endlich einiges in Bewegung, so weit sind wir noch nie gewesen. Wenn wir weniger Verkehr hätten – viel fließt auch durch die Stadt zum Irrland – gäbe es mehr Möglichkeiten. Es gibt auch Überlegungen zum Roermonder Platz und dem Kaufcenter, die wir in einer der nächsten Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses vorstellen werden – aber da muss der Eigentümer mitziehen und der hat ein abgeschriebenes Gebäude. Stadtplanerisch wäre es eine reizvolle Aufgabe, das Konzert- und Bühnenhaus wieder in die erste Reihe zu rücken. Wir denken also durchaus in diese Richtung, um vorbereitet zu sein, wenn die Situation kommt. Wir überlegen natürlich auch, was wir für Rewe tun können, wenn Edeka jetzt auf den Antwerpener Platz kommt. Intern gibt es schon Überlegungen zu möglichen Standorten.
Ich hätte gerne in 20, 30 Jahren auch weiter viele Pilger in der Stadt. Dafür machen wir ja die Innenstadterneuerung und haben uns „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ genannt. Auch beim Konzept „Wallfahrt 2050“ geht es nicht um Steine, sondern um Ideen.
Mit der Hüls wollen wir auch neue Gruppen nach Kevelaer holen, aber auch eine von Kevelaerern akzeptierte Grünfläche schaffen. Heute geht man für den Spaziergang auf den Kreuzweg oder in den Grüngürtel. Die Hüls soll Naherholung bieten, Volksparkcharakter haben. Man soll dort lesen können, ein Familienpicknick veranstalten. Die älteren Jugendlichen wollen wir nicht vertreiben, sie sollen dort weiterhin ein Bier trinken und Musik hören können. Wenn auch abends viele Menschen im Park sind, verringert das die Gefahr von Vandalismus.

Aber bringt der Solepark wirklich touristisch etwas?
Pichler: Ein architektonisch derart spektakuläres Kleingradierwerk gibt es meiner Meinung nach in Deutschland nirgendwo sonst. Derzeit leben wir von Tagestouristen, die Übernachtungszahlen sinken. Viele Menschen fahren ins Irrland, aber nicht nach Kevelaer. Unser Ziel muss es sein, dass sie hierbleiben, weil man hier noch mehr erleben kann. Kevelaer muss die „Perle am Niederrhein“ sein, die man für ein Wochenende besucht. Man muss von hier aus den Niederrhein erkunden – dann haben wir viel erreicht.

Dominik Pichler stand dem KB Rede und Antwort.

Zurück zur Vision: Wie wollen Sie mit der demografischen Entwicklung umgehen?
Pichler: Kevelaer ist heute für junge Familien und auch für ältere Menschen attraktiv. Um jung zu bleiben, brauchen wir aber nicht nur Baugebiete, sondern Infrastruktur, insbesondere Schulen. Da haben wir immer schon viel investiert und sind uns seit Jahren im Rat über alle Fraktionen hinweg einig. Wir müssen attraktiv sein für Familien, damit Fachkräfte für Kevelaerer Firmen, Ärzte und Lehrer aufs Land ziehen und hier bleiben. Wir müssen Arbeitsplätze für deren Partner bieten und gut ausgestattete Schulen und Kindergartenplätze für ihre Kinder. Wir dürfen nicht nur ein Symptom erfassen wie den Ärztemangel, sondern müssen ganzheitlich denken: Wenn wir zu wenige Ärzte haben, müssen wir das Umfeld attraktiver machen.

Bei so vielen städtebaulichen und stadtplanerischen Aufgaben: Wieso lehnen Sie einen Technischen Beigeordneten ab?
Pichler: Die Chance, dass wir den gewünschten visionären Vordenker kriegen für das, was wir bezahlen können – und das ist als Kommune festgelegt – ist nicht sehr gut. Wir haben im Übrigen sehr gute Leute in diesem Bereich und jetzt auch einen Gestaltungsbeirat. Für die Innenstadterneuerung käme ein Beigeordneter eh zu spät, denn jetzt geht es weniger darum Ideen zu entwickeln, als sie umzusetzen. Wir brauchen insgesamt nicht mehr Häuptlinge, sondern mehr Indianer.

Dazu passt, dass Sie die Bürgerbeteiligung intensiviert haben – allerdings mit mäßiger Resonanz.
Pichler: Die Beteiligung klappt nicht wie vorgestellt, das ist ärgerlich. Ich glaube, wir sehen am Integrierten Handlungskonzept, wie schnell der Bürger frustriert ist: Beim Mechelner Platz und der Hauptstraße hatten viele das Gefühl, dass ihre Anregungen nicht aufgegriffen wurden. Das war so nicht gemeint, kam aber so rüber, weil es schon Entwürfe gab. Beim Kapellenplatz sind wir dann anders vorgegangen und wollten in einem Workshop ohne Vorentwurfsplanung erst mal Ideen hören – und hatten eine katastrophale Beteiligung. Vielleicht war das eine Folge der Frustration von Mechelner Platz und Hauptstraße und wir müssen erst wieder Vertrauen zurückgewinnen.

Nicht immer haben Sie mit Ihrer Partei, der SPD, auf einer Linie gestanden. Haben Sie deren Vertrauen noch?
Pichler: Ich bin Bürgermeister mit SPD-Parteibuch, es gibt aber eine Emanzipation der SPD vom Bürgermeister und umgekehrt. Die SPD folgt mir bei vielen Vorlagen.Das machen auch andere Fraktionen, wenn die Vorlagen mehrheitsfähig sind. Es gibt Einzelfälle, bei denen die SPD und ich unterschiedlich gestimmt haben, aber da sind wir im Gespräch. Das ist auch gut so, denn wer nur von Ja-Sagern umgeben ist, trifft oft keine guten Entscheidungen. Ich bin keine Marionette der SPD, ich will Bürgermeister aller Bürger sein, damit bin ich angetreten.

Werden Sie für eine zweite Amtszeit antreten?
Pichler: Ich werde mich darüber noch mit meiner Frau unterhalten, aber Stand heute ist, dass ich mich 2020 wieder zur Wahl stelle und aus dem Amt heraus antrete, weil ich die begonnenen Projekte gern zu Ende bringen möchte und noch Ideen habe. Dann entscheiden die Bürger, ob sie mich noch einmal unterstützen – oder auch nicht.

Auf die Plätze, fertig, los…

Teilnehmer vom Kevelaerer SV, LAV Bayer Uerdingen/Dormagen, LAV Goch/Kessel und Leichtathletik Nütterden gingen beim 2. Franz Josef Probst Nachwuchstalentcup im Hülspark Stadion an den Start.

Seit Jahrzehnten hängt das Herz von Franz-Josef Probst an der Leichtatlethik. Besonders der Nachwuchs und somit die Zukunft der Stadion-Leichtatlethik ist ihm wichtig. Probst bedauert den Trend, dass nicht nur im Kreis Kleve, sondern im ganzen Leichtathletikverband Nordrhein die Aktivenzahlen zurückgehen. „Hier muss man sich durch Vereinszugehörigkeit binden und regelmäßig zu den Trainingsstunden kommen, das scheuen viele“, sieht Probst die Ursache für den Rückgang.

Bestätigt sieht sich der Ehrenpräsident des Leichtathletik-Verbandes Nordrhein in seiner These, wenn er sich die Zahlen bei Volksläufen ansieht: „Hier machen immer mehr mit, auch junge Leute, weil sie sich hier nicht an einen Verein binden müssen. Sie trainieren alleine und gehen dann einfach zu einem Volkslauf wenn er angeboten wird.“

Um einen Anreiz für den Leistungswettkampf und für eine Vereinsmitgliedschaft in der Leichtatlethikabteilung zu geben, hat er Ehrenpräsident den Franz-Josef Probst Nachwuchstalentcup ins Leben gerufen. Er erhofft sich hierdurch neuen Zulauf im Verein. „Außerdem“, verweist Probst, „kann man für einen Beitrag in allen Abteilungen des Kevelaerer Sport Verein teilnehmen, ohne einen zusätzlichen Beitrag zu zahlen.“

Die Aufgabe eines Vereins sei es, erzieherisch tätig zu werden, Diziplin und Verlässlichkeit einzuüben. „Hierbei ist die Vorbildfunktion der Übungsleiter besonders wichtig“, ergänzt Probst. Auch wenn die Sportentwicklung an ihre Leistungsgrenzen gekommen sei, müsse doch versucht werden, bei schulischen Sportfesten Talente zu sichten und dann zu fördern. „Es gibt drei Säulen, auf die eine Vereinsmitgliedschaft aufgebaut werden kann. Über Freundschaften können Mitglieder gewonnen werden, Mitschüler einer Klasse können werben und 240 momentane Mitglieder der Leichtathletikabteilung, können für ihren Sport Reklame machen.“

Ergebnisse

Auf dem Veranstltungsplan des 2. Franz Josef Probst Nachwuchstalentcup im Hülspark Stadion standen 900 Meter Stadioncross, 50, 75, 100, 150, 300, 600 Meter Läufe sowie Hochsprung und Dreisprung. Alle Ergebnisse findet man unter https://laportal.net/Competitions/Details/372