Aktuelles aus Kevelaer

„Seid immer brav, fleißig und ehrlich“

Winnekendonk/Wetten. Die meisten Menschen kannten Sophie Willems aus Winnekendonk als Helferin, die gern strahlte, Späße machte und sich zu Karneval in die Bütt stellte, damit andere lachen konnten. An diesem Freitag jährt sich ihr Todestag zum 10. Mal.
Einmal, erzählte Sophie Willems vor Jahren dem KB, sei sie von einer alten Frau gefragt worden, ob sie wirklich nur Glückstränen lache. Der Blick dieser Frau hinter ihr Gesicht hat Sophie Willems berührt.
Viele Jahre hatte sie nichts zu lachen gehabt – eine Sophie Willems, die kaum jemand kannte und die jahrzehntelang klaglos ihren kranken Mann Hein pflegte, der sie fast ganz für sich in Anspruch nahm.
Das Dienen kannte sie aus ihrer Kindheit. Ihre Mutter hatte einen Witwer mit sieben Kindern geheiratet und selbst noch elf Kinder bekommen. „Wir wohnten auf einer Katstelle in Wetten.“ Als Älteste packte Sophie früh mit an, so klein sie war. Mit fünfeinhalb Jahren kam sie in die Schule, „immer mit Holzschuhen, denn Vater war Holzschuhmacher“.
Von ihm, erzählt Sophie Willems, „hatten wir ein Handikap geerbt, man hat uns oft gehänselt wegen unserer kleinen Augen. Wenn wir es der Mutter klagten, strich sie uns übers Haar und sagte: ‚Sit gej mar brav, fleißig on ehrlich, dann kommt gej ok dör et Lewe‘.“
Mit 13 Jahren kam Sophie als Magd zu einem Bauern, wo sie im Stall und auf dem Feld hart anpackte. Abends strickte, stopfte und spann sie. „Für die Arbeit beim Bauern bekam ich 10 Mark 50 im Monat, die meine Eltern am Ersten abholten.“ Trotz ihrer Aufgaben, so erinnerte sich Sophie Willems später, empfand sie sich als glücklich. Als ihr Vater krank wurde, wechselte sie 1939 zu einem Bauern in der Nähe.
Ihre Arbeit wurde noch schwerer. Sie war keine 18, als sie zum Eggen und Walzen auf die Felder ging. Sie erinnerte sich an einen 20 Zentner schweren Stier. Den musste sie morgens auf ein Kleefeld führen und an die Kette legen: „Das stelle man sich vor“, erinnerte sie sich einmal lächelnd: „Und ich lebe noch.“
Im Oktober 1941 starb ihr Vater. Ihre Mutter bekam keine Rente, und Wohlfahrt wollte sie nicht. So ging Sophie nach Hause und sorgte für die Familie. „Nach dem Tod von Vater lebten meine Mutter und wir Kinder auf, denn Vater war zu streng gewesen und hatte oft die Peitsche gebraucht; er war ungerecht und hysterisch-krank gewesen.“
Doch ihre Mutter habe ihn nicht im Stich gelassen. „Sie war eine Kreuzträgerin. Von ihr haben wir viel Gutes gelernt.“ Von ihr behielt sie das Dienen bis zur Selbstaufgabe.
Sophie Willems nahm verschiedene Stellen an und bezeichnete sich offen als „Ata-Girl“, Waschfrau und „Parkettkosmetikerin“, morgens war sie in der Stadt, mittags bei der Mutter, nachmittags beim Bauern. „So verdiente ich genug, um den Haushalt zu bestreiten. Sogar die Marken für die Rente klebte ich.“
Nach dem Krieg brachte sie gemeinsam mit ihrem jüngsten Bruder das Haus wieder in Ordnung. Es hatte von Bombeneinschlägen eine Menge abbekommen. „Wir hatten viel Mut und Kraft, diese Zeit zu meistern. So vergingen meine Jugendjahre.“ Ihre vielen Geschwister, die in Stellung waren, kamen sonntags nach Hause und brachten ihre verschlissenen Sachen mit, dann wurde aus zwei Hosen oder Jacken eine einzige gezaubert.
Sie versorgte die Hühner, Kaninchen und Schafe. Die Wolle wurde abgeschoren, „und ich habe sie versponnen. Später bezahlte ich meine Trauringe mit sechs Strang schön gewaschener Schafswolle beim Goldschmied Sürgers in Kevelaer.“ 1947 hatte sie ihren Mann Heinrich kennen gelernt. Er machte sich an der Katstelle nützlich und half, sie zu renovieren: „So gewöhnten wir uns aneinander.“
Bereits 1961 erkrankte Hein Willems schwer. Einem Kreiskaufkollaps folgte ein Schlaganfall, er blieb linksseitig gelähmt und bot ihr die Scheidung an: „Jetzt bin ich nichts mehr wert.“ Sie sagte: „Du bekommst von mir den letzten Löffel Papp.“
Sie pflegte ihn und war immer für ihn da. Sie sorgte dafür, dass er ein zeitintensives Hobby, das Basteln, pflegen konnte, betreute nebenher eine gelähmte Frau und wurde 1968 selbst schwer krank. Sie hatte eine kinderkopfdicke Geschwulst an der Gebärmutter. Nach der Operation änderte sich ihre Lebenseinstellung. „Ich nahm mir vor, nur noch ehrenamtlich etwas für meine Mitmenschen zu tun. Und ich bekam sehr viel zu tun.“
Sie erlitt Unfälle mit schweren Verletzungen. 1978 fuhr sie mit ihrem Mann nach Lourdes. Es sollte die erste von sehr vielen Reisen werden. „Dort habe ich so richtig erfahren, was die Malteser leisten, eine unbegrenzte Bereitschaft.“
Büttenreden bis 1986
Die bewies sie drei Jahre später erneut selbst, als die Geselligen Vereine in Winnekendonk eine Kappensitzung für behinderte Menschen ausrichteten. Sophie Willems hielt ihre erste Büttenrede. „Und bis 1986 durfte das Publikum über mich lachen“.
Die Verbindung zu behinderten Menschen war geschaffen. Bis 1996 organisierte und leitete sie mit hohem Engagement das Blumenfest für die „Fraternität der Behinderten und Kranken“. Im Jahr zuvor war nach 48 Jahren Ehe und 34 Jahren intensivster Pflege ihr Mann gestorben.
Sophie Willems sagte einmal eindringlich, so, als müsse sie es sich selbst versichern: „Ich darf gar nicht an alles denken, aber ich bin immer glücklich gewesen.“ Und dann: „Ich habe aus meinem Leben etwas gemacht. Da freu´ ich mich drüber“.
Sophie Willems wurde 86 Jahre alt.

Umgang mit dem eigenen Leben

Rund 30 Zuhörer hatten den Weg in die Jesus-Christus-Kirche gefunden, um die Lesung des auf Bornholm lebenden Autors und Seminarleiters Udo Schroeter zu erleben. „Das Buch ‚Meer als alles‘ wurde mir empfohlen. Ich habe es gelesen und fand es spannend“, betonte Andreas Lassmann vom Presbyterium der Herz-Jesu-Kirche, dass ihn vor allem das Thema angesprochen hatte.
„Das Leben, wie es im Hamsterrad ist, auf sich hören und aus dem Hamsterrad, das in uns steckt, hinauszukommen“, nannte er bei der Begrüßung das eigene Beispiel, eine Woche zu Fuß mit dem Zelt in der Eifel unterwegs gewesen zu sein. „Bei mir ist es das Wandern, bei ihm ist es das Meer.“
Es entwickelte sich keine Lesung im „klassischen Sinn“, sondern mehr die Vermittlung eines philosophischen Lebens-Grundgerüstes, das sinnbildend für den Zuhörer angelegt war. Dabei trug Schroeter Auszüge aus der Geschichte des alten Angelführers Leif vor, der fünf Tage mit dem Sinnsucher Daniel am Meer verbringt. Der Autor schlüsselte begleitend seine Idee von der Verwirklichung des Menschen in seinem eigenen Leben auf.
Einen seiner zentralen Kernsätze nannte er gleich zu Beginn: „Viel mehr auf das eigene Herz hören und dem zu folgen.“ Schroeter skizzierte anhand einer Zeichnung den Lebensverlauf von Geburt über Pubertät und Älter werden bis zum Sterben. Äußere und innere Reisen zögen sich durch das gesamte Leben. Beim Älterwerden stellten sich neue Sinnfragen wie „Was will ich von der Zeit? Was sind meine Gaben und Talente?“
Dabei gehe es auf die Reise „zurück zu dem, der man im Grunde ist.“ Die meisten Männer, die zu seinen Angel-Seminaren kämen, nähmen die „Einladung auf der Suche nach dem eigenen Wert“ für sich an.
Als zentral erwies sich ein Buchauszug, wo Leif und Daniel im Meer im Wasser stehen und Leif ihn fragt, wieweit er die Rute werfen kann? Dieser Entfernungskreis spiegele „in unser alltäglichen Welt das Hier und Jetzt“ wider. „Der Augenblick, in dem sich ein Fisch deinen Köder packt, ist niemals in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Er finde immer und ausschließlich im Hier und Jetzt statt.“
Anhand zweier Plastikflaschen zur Linken und Rechten des Tisches und Steinen in der Mitte versinnbildlichte Schroeter, dass es im Leben nicht darauf ankommt, in die Vergangenheit zurückzublicken oder große Blicke auf die Zukunft zu richten, sondern im Hier und Jetzt zu leben.
So finde man mehr zu sich selbst, mit Herz und Verstand. „Zurück in die Mitte seines Kreises zurückkommen, ein Feuer entfachen“, nannte das Schroeter und stellte den Bezug zu dem christlichen Grundgedanken „Fürchte Dich nicht“ her. „Sicherheit ist aus dem Lexikon der kleinen Jungen“, machte er im Zusammenhang mit der Geschichte deutlich. Man solle für sich ein Wort finden, das auf der Visitenkarte des eigenen Lebens steht. Er zitierte Leif, dessen Wort von einer Navajo-Frau stammt: „Bird­triber“ ist der, der das Feuer wieder anmacht.“
Im Buch ist Daniel der Diplom-Ingenieur, der seinen Job gekündigt habe, um als „Fummler“ mit Holz und allem Möglichen zu werkeln. „Den gibt es wirklich. Der fährt heute mit einem Wagen herum, bastelt mit Kindern und ist der glücklichste Mensch der Welt“, versichert der Autor.
Tatsächlich fand sich im Publikum mit dem Schwalmtaler Stefan Vogt ein Gast, der für sich bei Schroeter vor einem Jahr das Identitätswort „Kaffee“ gefunden hatte. „Jetzt bringe ich mit einer kleinen Rösterei eine eigene Kaffeekreation heraus.“

Ein Klangteppich in höheren Sphären

Schon vor dem Erklingen des ersten Sangestons machte Romano Giefer deutlich, was das Publikum in der gut gefüllten Basilika zu erwarten hatte. „Das ist ein weiterer Höhepunkt in dem Chorprogramm zum Wallfahrtsjubiläum“, war ihm die Freude über die „Rückkehr“ des Kölner Kantoreichores „nach dem Appetizer vor zwei Jahren in der Kerzenkapelle“ anzumerken. Dann wünschte der Chordirektor „ein schönes Konzert und viel Freude mit der Musik.“
„Es ist großartig hier in der Marienbasilika zu singen“, versicherte Georg Hage. Der Dirigent und Chorleiter hatte für seinen 41-köpfigen Chor das „Magnificat“, den Lobgesang Marias und seine gesang­lichen Vertonungen vom frühen Christentum bis in die heutige Zeit als Thema des Konzerts ausgewählt.
Daneben kamen auch andere Texte und Mariengesänge mit dem Lobpreis der Barmherzigkeit Gottes durch Maria und das ausdrucksstarke „Cantus missae“ des Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger zu Gehör.
Zu Beginn erklang im weiten Rund die große Trommel von Reinhard Toriser. Davon begleitet schritten die Mitglieder des Kantoreichores mit getragenem Gesang durch die drei Bankreihen der Basilika. Sie gingen die Stufen zum Altar hinauf und in den etwas zurück versetzten Teil des Kirchenschiffes hinein, ehe sie später auf die Stufen zurückkehrten.
Mit dem Hymnus „Ave regina caelorum“ von Guillaume Defay zeigte der Chor seinen außergewöhnlichen Klang. Claudi Monteverdis „Ave maria stella“ aus der Marienvesper wechselte zwischen voller Achtstimmigkeit, Vierstimmigkeit und Doppelchörigkeit und versetzte den Zuhörer in das Italien des frühen 17. Jahrhunderts. Bei Andrea Hammerschmids „Meine Seele erhebet den Herrn“ als deutsche „Magnificat“-Version bestach der Chor bei wechselnden Textarten mit bewegendem, lebendigem Lobgesang. Wolfram Buchenbergs sakralartige „Magnificat“-Variante eröffnete die Sopranistin Despina Kousoulidi mit dem Jubelruf Marias, ehe die Frauenstimmen das Solo des Anfangs aufnahmen, während die Männer als Unterchor fungierten. Am Ende vereinigten sich beide Klangkörper zu einem „Maginificat“, das sich als Klangteppich in immer sphärischere Höhen aufschwang.
Beeindruckend geriet Knut Nysteds moderne Version „Mary´s Song“ , komponiert für einen vierstimmigen Frauenchor, mit dem dynamischen An- und Abschwellen des Frauengesangs, der für das Wiegen des neugeborenen Jesus steht und mit großer Feinfühligkeit und Sanftmut vorgetragen wurde.
Den „Magnificat“-Reigen beendete der Chor mit dem zeitgenössischen Komponisten Jean Belmont, einem beeindruckenden Werk mit diversen Takt-und Tempowechseln, mit Frauengesang im Flüsterton, einem beschwingten Sopran-Mariensolo, dem klangmächtigen Dialog des Chores mit Trommel und Pauke und einem bewegenden „Amen“ zum Abschluss.
Besonders beeindrucke ihn am „Magnificat“ das „Rebellische, Reformatorische und Revolutionäre“ des Textes, wo die Verhältnisse auf den Kopf gestellt würden, versicherte Hage nach dem Konzert. „Die Mächtigen vom Thron stürzen“ sei eine unglaubliche Passage.
Und es komme „die Freude Marias über das Wunder der Geburt Jesu und der Überwindung der Ungerechtigkeit der Welt“ zum Ausdruck.

„Wenn ich 105 werde, dürfen alle wiederkommen“

Katharina Himmelberg huscht ein Lächeln über das Gesicht. Natürlich freue sie sich über ihren Geburtstag. „Aber es ist auch alles sehr aufregend“, sagt sie leise, fast bescheiden. Das ist nachvollziehbar. Denn 100 Jahre wird man nicht alle Tage und schon gar nicht jeder.
Katharina Himmelberg aber hat diesen hohen Geburtstag erlebt und durfte diesen im Kreise ihrer Familie feiern. In Twisteden erblickte Katharina Voss als älteste von vier Kindern am 17. Oktober 1917 das Licht der Welt. „Aber in Kevelaer bin ich zur Kommunion gegangen“, erinnert sich das Geburtstagskind noch sehr genau. Denn nur wenige Jahre nach ihrer Geburt seien die Eltern nach Kevelaer gezogen, bauten sich an der Walbecker Straße ein eigenes Heim.
Am 6. März 1942 heiratet sie ihren Mann Paul Himmelberg. Zwei Jahre später wird Tochter Margret geboren. Erst als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, zieht die Familie nach Wetten.
„Gearbeitet haben mein Mann und ich in der Kornbrennerei Moosbur“, berichtet Katharina Himmelberg, die trotz ihres hohen Alters eine wunderbar jugendliche Ausstrahlung besitzt. „Eine besondere Pflege habe ich aber nie gebraucht“, verrät sie mit einem Augenzwinkern. 1969 verliert sie ihren Mann. Für sie aber geht das Leben weiter.
Katharina Himmelberg nimmt am Leben teil. Auch heute noch. Sie ist an allem interessiert, was in ihrer Umgebung passiert, genießt ihre Ausflüge zum Markt oder zum Friedhof. Hier trifft sie auch immer noch auf Bekannte. „Auch wenn diese rar geworden sind“, sagt sie etwas nachdenklich.
Vier Enkel und fünf Urenkel
Bis vor zehn Jahren meistert Katharina Himmelberg ihr Leben alleine. Und besonders in Sachen Handarbeiten macht ihr keiner etwas vor. „Oh, was habe ich alles gestrickt“, bestätigt das Geburtstagskind. Davon profitieren vor allem ihre vier Enkel und fünf Urenkelkinder. Katharina Himmelberg erlebt das Glück, ihre Enkel- wie Urenkelkinder aufwachsen zu sehen. 2008 zieht sie zu ihrer Tochter Margret nach Kevelaer. Ein schwerer Schicksalsschlag bleibt ihr leider nicht erspart. Schmerzhaft muss sie 2014 den Tod ihrer Tochter erleben. „Das war nicht so einfach“, sagt sie traurig. Aber wieder geht das Leben weiter.
Seit 2013 lebt sie im Seniorenheim Regina Pacis. Hier wird liebevoll für sie gesorgt, hier fühlt sie sich wohl, freut sich über den Besuch ihrer Familie. Ja, aufregend sei so ein hoher Geburtstag schon. Aber: „Wenn ich 105 werde, dürfen alle wiederkommen“, sagt Katharina Himmelberg ganz leise und einem liebenswerten Lächeln.

57-jährige Kevelaererin von Auto erfasst

Ein 82-jähriger Autofahrer erfasste eine 57-jährige Fußgängerin, die durch den Unfall schwer verletzt wurde.
Am Dienstag, 17. Oktober 2017, gegen 15 Uhr fuhr ein 82-jähriger Autofahrer die Römerstraße in Richtung Venloer Straße entlang und bog in die Straße St.-Klara-Platz ab. Dabei übersah er die 57-jährige Kevelaererin. Die 57-jährige Fußgängerin überquerte die Straße St.-Klara-Platz in Richtung Römerstraße. Sie verletzte sich durch den Unfall schwer und ist in ein Krankenhaus gebracht worden.

Kevelaer ist ein Zuzugsgebiet

Politiker, Vertreter der Sozialeinrichtungen und interessierte Bürger waren in die Mensa des Schulzentrums gekommen, um sich den Zwischenbericht zu den Ergebnissen der Umfrage zu „Kevelaer hält zusammen“ anzuhören. Sozialdezernent Marc Buchholz und die Organisatorin der Fragebogenaktion, Vanessa Freienstein, begrüßten die Gäste.
„Kevelaer ist keine arme Stadt, aber es gibt Armut,“ sagte Buchholz. In dem Vortrag wurde deutlich, dass in der Stadt 15,1 Prozent unter 1.500 Euro verdienen, 3,7 Prozent unter 750 Euro oder weniger. Die Zahlen seien allgemein geeignet, um künftig politisch damit zu arbeiten. Anträge für „soziale Teilhabe“ an das Land könnten gestellt werden, um für besondere Gruppen an Fördertöpfe zu kommen“, so der Dezernent.
Bürgermeister Dominik Pichler dankte dem Team für seine Arbeit: „Die SPD wollte schon immer eine Sozialraumstudie.“ Dies beinhalte möglicherweise Schlüsse, „wo wir sehen, dass wir was verändern müssen.“
Die Debatten würden zukünftig anders gestrickt sein, machte auch Heinz Ermers als Vorsitzender des Sozialausschusses klar, auch was die Chance möglicher gezielter Maßnahmen betreffe, „statt mit der Gießkanne“ Dinge zu fördern. Man habe vor Kurzem mit den Ortsvorstehern und Fraktionsvorsitzenden in Kevelaer zusammengesessen. „Da hatten alle das Gefühl, daran wollen wir arbeiten.“ Die 0,7 Prozent mit einem Einkommen von unter 500 Euro „erschrecken mich schon“, sagte Ermers.
Anschließend stellte Vanessa Freienstein ausführlich die aktuell vorliegenden Ergebnisse der sozialraumbezogenen Daten zu den Schwerpunkten „Familienarmut und Kinder/Jugendarmut in Kevelaer“ vor. 941 Fragebögen seien von Eltern, 776 von Schülern und 245 Fragebögen von Einrichtungsmitarbeitern ausgefüllt worden, dazu kommen noch 38 Fragebögen von polnischen Mitbürgern.
Der Bericht stellte dar, wie viele Personen mit wie vielen Geschwistern in den Familien zusammenleben, wer zusammen wohnt (davon 11,43 Prozent Alleinerziehende), welche Sprache gesprochen wird oder in welchem Stadtteil sie wohnen.
Überrascht gab sich Buchholz, dass 60,43 Prozent der befragten Kevelaerer nicht in Kevelaer geboren wurden. Knapp ein Drittel lebt sogar noch weniger als zehn Jahre hier. „Kevelaer ist also deutliches Zuzugsgebiet“, so der Dezernent. Auffällig waren auch die Werte für die Wohnform. Demnach liegt der höchste Eigentumsanteil in Twisteden und Kleinkevelaer mit über 80 Prozent. In Winnekendonk leben gut 75 Prozent in den eigenen vier Wänden, in Kervenheim und Wetten sind die Zahlen nur knapp darunter, während in Kevelaer nur 57 Prozent in Eigentum leben.
Erstaunlich fand Buchholz auch die Tatsache, dass die Eltern die Familienfreundlichkeit Kevelaers um zehn Prozent höher bewerten als die Mitarbeiter. „Was kann Verwaltung tun, um den Mitarbeitern dieses Gefühl zu vermitteln?“, fragte er sich laut.
Die Gründe für „weniger Familienfreundlichkeit“ waren ähnlich: „zu hohe Kita-Gebühren“, „Mangel an Spielplätzen“, der Verkehr, Wohnraum oder „Wallfahrt und Pilger“ wurden da genannt. Das Land werde die Kibiz-Richtlinien ab 2019 regeln. Dann gebe es auch eine neue Beitragssatzung, so Buchholz. Auch flexiblere Abholzeiten bei der OGS seien ein Thema.
Diskussionsthema war auch die Tatsache, dass kaum jemand die Caritas und die AWO als Träger der Übermittagsbetreuung kennt. „Das ist nicht so dramatisch“, fand die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, Marion Kurth. Die Tatsache, dass über die Hälfte der Eltern (55,04 Prozent) mehrere Autos habe, deutete Vanessa Freienstein als Beleg für das vermehrte Ver­kehrs­aufkommen am Mittag.
Zahlen, die bei der Ausweisung künftiger Neubaugebiete berücksichtigt werden müssten, gab Marc Buchholz zu bedenken. Interessant sei auch die positive Wahrnehmung des ÖPNV, obwohl ihn über zwei Drittel der Eltern gar nicht nutzten. „Das zeigt, der Stellenwert des Bürgerbusvereins zum Beispiel ist hoch angesiedelt.“
In Sachen Bildung und Teilhabe kam heraus, dass ein Drittel der Mitarbeiter in den Einrichtungen selbst das „Bildungs- und Teilhabepaket“ für gezielte Hilfen nicht kennt. Das gilt auch für 43 Prozent der Eltern. Gut 43 Prozent davon vermuteten, keinen Anspruch zu haben. „Da müssen wir sehen, ob wir über Multiplikatoren noch arbeiten müssen“, hatte Buchholz entsprechende Flyer dabei.
Vorstellung in den Ortschaften
Die Zahlen für Kevelaer und die einzelnen Ortschaften werden jetzt in lokalen Vorstellungsrunden vor Ort nochmal dargestellt, ehe es am 13. Dezember zur Ergebnispräsentation kommen wird. Das erste Sozialraumtreffen findet am 6. November in Twisteden statt, zwei Tage später folgt Kervenheim, am 9. November dann Wetten. In Kevelaer finden Treffen am 14. November und 1. Dezember statt.

KSV scheidet im Pokal in letzter Minute aus

Lange hatte es nach torlosen 90 Minuten und damit einer Verlängerung im Kreispokalspiel zwischen dem Kevelaerer SV und dem SV Walbeck ausgesehen. Dann aber schlug der Bezirksligist aus dem Spargeldorf doch noch zu und feierte am Ende durch zwei späte Treffer einen 2:0-Auswärtssieg bei der Mannschaft von Trainer Ferhat Ökce. Der Kevelaerer Coach hatte trotz der Niederlage und dem Ausscheiden eine starke Mannschaftsleistung gesehen.
„Wir haben das Spiel dominiert, waren die bessere Mannschaft und hatten die klar besseren Torchancen“, bilanzierte Ökce nach dem bitteren Pokalaus. Die Hausherren kamen gut in die Partie und erspielten sich schnell ein Chancenplus, doch immer wieder fehlte die letzte Präzision. „Am Ende fehlte vor dem Tor die Konsequenz. Wir haben zu viele gute Möglichkeiten liegen gelassen“, so der Übungsleiter.
Einen Kevelaerer Treffer verwehrte dann der Schiedsrichter. „Beim Stand von 0:0 haben wir ein Tor erzielt, der Schiri hat dann im Nachhinein noch ein Foul gepfiffen, das er vorher gesehen haben will. Für mich war das unverständlich“, erklärte Ökce. Umso bitterer, denn kurz vor dem Abpfiff und damit dem Beginn der Verlängerung schlugen die Walbecker dann doch noch zu – und das gleich zweifach. Zunächst war es Hubertus Arians, der einen zu kurz abgewehrten Freistoß vor die Füße bekam und einschieben konnte (90.+1), drei Minuten später begrub Marcel Giesen mit dem zweiten Treffer in der Nachspielzeit alle Kevelaerer Hoffnungen (90.+4). „Gerade im Pokal ist es natürlich extrem bitter, wenn man so kurz vor Schluss noch Gegentore kassiert“, sagte Ökce.
Gegen den Tabellen-17. der Bezirksliga schlug sich der KSV wacker, belohnte sich am Ende aber nicht für die starke Leistung. „Wir haben alles gegeben und waren die klar bessere Mannschaft. Ich war begeistert von der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben. Unser Weg wird weitergehen, wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf das nächste Heimspiel am Sonntag“, machte der KSV-Coach Mut. Als nächstes haben die Kevelaerer in der Kreisliga A die SGE Bedburg-Hau II zu Gast, die in der Tabelle mit 14 Punkten auf Rang sieben steht, während die Ökce-Elf mit 23 Zählern souverän das Tableau anführt. Anstoß der Partie im Hülsparkstadion ist um 15 Uhr. JAN ABEN

Streit um stellvertretenden Bürgermeister?

Am Donnerstag, 19. Oktober 2017, soll der Rat das nach dem Rücktritt Jürgen Abens ab November vakante Amt des 1. stellvertretenden Bürgermeisters neu besetzen. Die CDU hat Michael Kamps nominiert. Üblicherweise nicken die Fraktionen den Vorschlag der nominierenden Fraktion einfach ab. Diesmal allerdings kündigt sich Widerstand an. Selbst innerhalb der CDU soll der Vorschlag strittig sein. Die Wahl könnte daher knapp werden. Das vom verstorbenen Egon Kammann bekleidete Amt des 4. Stellvertreters soll nicht nachbesetzt werden.

Hans-Bernd Wessels – Mein Kevelaer

Was schätzen Sie an Kevelaer?
Die Innenstadt, mit den vielen, teils denkmalgeschützten Häusern, den vielen Plätzen und Brunnen und den Straßencafés ist einfach wunderschön und hat eine ganz besondere Atmosphäre. Wer etwas mehr Ruhe haben möchte, der sollte einen Spaziergang über den Kreuzweg machen, besonders jetzt im Herbst sehr zu empfehlen. Was kann man mehr sagen? „Kevelaer – Unverwechselbar“.
Für einen Tag Bürgermeister von Kevelaer. Welches Problem würden Sie als erstes in Angriff nehmen?
Kevelaer besteht nicht nur aus der Stadt. Es gibt noch vier umliegende Dörfer. Ich würde mich mehr um die Probleme und Anliegen der Ortschaften kümmern. Zum Beispiel derzeit um die Breitbandversorgung/Glasfaser für Kervenheim.
Was sollte ein Besucher auf jeden Fall gesehen bzw. unternommen haben?
Ein absoluter Geheimtipp ist die Burg, mitten in Kervenheim. Hier findet noch Dorfleben statt: Maifest, Kirmes, Mittelalterfeste und andere Veranstaltungen.
Unbedingt gesehen haben muss man den Weihnachtsmarkt „Burg­zauber“, der in diesem Jahr am 9. und am 10. Dezember stattfindet. Der Markt verzeichnet von Jahr zu Jahr einen größeren Besucherzustrom. In dem romantischen Ambiente des Burghofes, im Schatten der jahrhundertealten Kastanie bieten in diesem Jahr rund 30 Händler ihre Ware an, wobei sich das Angebot deutlich von den kommerziellen Angeboten anderer Weihnachtmärkte abhebt.
Durch besondere Lichteffekte, Fackeln, Feuertonnen und Feuerkörbe entsteht hier eine ganz besondere Atmosphäre, eben dieser „Burgzauber“. Zum Erfolgskonzept gehört auch das anspruchsvolle und abwechslungsreiche musikalische Begleitprogramm auf der Bühne. Auch kulinarisch gibt es mit Pöfferkes, Waffeln, Leckers von Grill und Glühwein ein großes Angebot. Ein Besuch lohnt sich immer.
 
Mitmachen: Seit Anfang des Jahres erfreut sich die Serie „Drei Fragen an…“ im KB großer Beliebtheit. Viele Mitbürger haben sich bereits geäußert. Auch die Leser können gerne ihre Meinung über ihre Stadt kundtun. Wir benötigten dazu kurze Angaben zur Person (Wohnort, Alter und Beruf) ein Porträtfoto und natürlich Antworten auf die oben stehenden Fragen. Das Ganze dann per mail an: redaktion@kevelaerer-blatt.de schicken.

Balancieren, Bällebad und Eintauchen in die Welt der Bücher

Marit ist mit ihren knapp vier Jahren schon ein richtiger Bücherfan, der sich auch zu Hause gerne vorlesen lässt. Am Tag der Offenen Tür konnte sie ihrem kleinen Bruder Lennard (2), der gerne auch mal in diesen Kindergarten gehen möchte, all die vielen verschiedenen Räume ihres Kindergartens zeigen und ihre Erzieherinnen vorstellen.
Im Leseraum, der vor einem Jahr erst frisch eingerichtet wurde, lud Erzieherin Mara Rossmann zu einigen Leserunden ein. Dort konnten die Kinder in spannende Geschichten eintauchen, wie etwa den Klassikern „Das Grüffelo“ oder „Kamfu mir helfen“. Marit, als Schmetterling geschminkt, war gerne dabei und durfte ihrer Erzieherin sogar helfen. Das Mädchen begleitete seine Erzieherin mit Triangelklängen durch den ganzen Kindergarten und lud alle zu einer neuen Leserunde in den Leseraum ein.
Der Tag der Offenen Tür des St.-Antonius-Kindergartens begann mit einem Kindergottesdienst im Pfarrsaal, der von den Erzieherinnen Leonie Cox und Myriam Schulz sowie der Pastoralreferentin Stefanie Kunz gestaltet wurde. Dabei durften die Kinder auf einem auf dem Boden liegenden Seil balancieren. „So wie wir Ältere euch gerne helfen, wenn ihr die Hand nach uns ausstreckt, so hilft euch auch immer Gott, wenn ihr seine Hilfe braucht“, erklärte Leonie, die ihnen gemeinsam mit älteren Kindern beim Balancieren half.
Hinterher gab es Würstchen und Getränke, die man im sonnigen Garten genießen konnte. Ein riesiges Kuchenbuffett, das von den Eltern arrangiert wurde, ließ keine Wünsche offen. Jana Cott und Urs Grave-Bousart schminkten die Kinder und zauberten Regenbögen, Schmetterlinge oder Spinnennetze auf die Kindergesichter. Bei Steffi Heimes konnten sich die Kinder bei einem Parcours samt Bällebad in der Turnhalle austoben. Und Leiterin Hildegard Holtmann empfing alle Eltern, die Interesse an einem Kindergartenplatz haben. Sie war für alle Fragen offen.
In den Räumen im Pfarrheim nebenan fand zur gleichen Zeit eine Spielzeugbörse statt. Dort konnten Eltern Spielsachen. Bücher, Autositze oder Fahrräder verkaufen oder erwerben. Von dem Erlös dieser von Eltern organisierten Börse geht ein guter Teil an den Kindergarten und wird für Neuanschaffungen eingesetzt.
Der St. Antonius-Kindergarten bietet Plätze für 110 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren. Diese werden, je nach Bedarf, in den fünf verschiedenen Gruppen für 25, 35 oder 45 Stunden betreut. Neben seinem großen Außenspielplatz mit Hochseilgarten, Hochbeeten, einem Fußballplatz und einem Trampolin arbeitet der katholische Kindergarten nach dem offenen Konzept. Das heißt, dass den Kindern viel Freiraum geboten wird, sich ihre Spielvorlieben auszusuchen.
Obwohl der Kindergarten in Trägerschaft der katholischen St. Antonius-Gemeinde ist, steht er für Kinder aller Nationen und Religionen offen und möchte eine ganzheitliche, christliche Erziehung vermitteln. Für die Kleinen wurde im Kindergarten kürzlich eine „Nestgruppe“ eingerichtet, wo sie am Vormittag eigens betreut werden.