Aktuelles aus Kevelaer

Wahrhaft ein Grund zum Feiern

Kevelaer. Sein 50-jähriges Bestehen feierte der Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. in einem Festakt. Nach der Sternwallfahrt zum Xantener Dom, dem Familienfest im Freizeitpark Irrland und dem Mitarbeiterfest in der Messehalle in Kalkar endete so die Jubiläum-Geburtstagsfeier.
Weihbischof Domkapitular Rolf Lohmann zelebrierte die eröffnende Festmesse. Unter dem Leitsatz: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“, zeigte er die Wichtigkeit des christlichen Handelns auf. Die Mission von Christen sei es, hinauszugehen und sich der Geschundenen, Schutzlosen, Armen, Kranken und derer, die Hilfe brauchen, anzunehmen. Mit Blick auf die Diskussion um Obergrenzen bei Flüchtlingen stellte der Weihbischof klar: „Da, wo Not ist, muss gehandelt werden, unabhängig von Zahlen, denn die Rechte darf nicht Oberhand gewinnen.“ Er bezeichnete die Caritas als „Mitarbeiter Gottes“, die sich derer angenommen haben und auch weiter zuwenden müssen, die durch den Rost der Gesellschaft gefallen seien. „Dies geschieht dann zu Ehre unseres Gottes und Vaters. Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit.“
Jessica Westen, Reporterin beim WDR, übernahm die Moderation des Festaktes im Konzert- und Bühnenhaus. Musikalisch umrahmte das Niederrheinische Jugendstreichorchester unter Leitung von Dirigent Thomas Brezinka die Veranstaltung.
Westen zeigte die Rahmenbedingungen des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer auf. 1300 hauptamtliche Mitarbeitende und über 1000 ehrenamtlich mitarbeitende Helfer versorgen im Südkreis Kleve 4000 hilfebedürftige Menschen und deren Angehörige. „Die Mitarbeiter machen seit 50 Jahren das Leben etwas besser, etwas lebenswerter. Wahrhaft ein Grund zum Feiern.“
Karl Döring, einer der Vorstände, begrüßte unter den 175 Gästen auch die ehemaligen Vorstände Dr. Christel Stibi-Bergmann und Hermann Hengstermann, Margret Voßeler MdL und Ulrich Wolken, Vorsitzender des Caritasrates. „Trotz Wandel in der sozialen Arbeit ist eines immer gleich geblieben: Antrieb für karitatives Engagement war und ist die menschliche Begegnung auf christlicher Basis. Deshalb ist uns die soziale Situation im Kreis Kleve immer wichtig gewesen“, so Döring.
Landrat Wolfgang Spreen lobte in seinem Grußwort die hochqualifizierte und engagierte Arbeit des Verbandes, die immer mit innovativen Ideen besetzt gewesen sei. „Als wichtige Säule und Partner für soziale Hilfeleistungen gab es viele Berührungspunkte mit dem Kreis Kleve zur Verbesserung der sozialen Herausforderungen.“ Um noch qualifizierter und effizienter arbeiten zu können, regte er einen Zusammenschluss der beiden Caritasverbände im Kreis an. Was die Anwesenden davon hielten, zeigte die Reaktion auf diesen Vorschlag: Es klatschten zwei Personen.
Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sprach auch für den anwesenden Domkapitular Josef Leenders ein Grußwort. Er dankte dem Caritasverband für 50 Jahre Hilfs- und Betreuungsformen, die gut vernetzt sind. Mit Blick auf die Zukunft wies er darauf hin, dass bei den Herausforderungen der Digitalisierung die Aufrechterhaltung der menschlichen Zuwendung und persönlichen Begegnung gewährleistet werden muss.
Bürgermeister Dr. Dominik Pichler dankte für 50 Jahre Erfolgsgeschichte karitativen Wirkens. Um nicht alles Gesagte zu wiederholen (mit Augenzwinkern und zur Erheiterung der Anwesenden), zeichnete er einen allgemeinen zeitgeschichtlichen Rückblick auf das Gründerjahr 1967, so Baader-Meinhof und die Aktionen der linksextremistischen Terrorgruppe Rote Armee Fraktion, der Tod des Studenten Benno Ohnesorg, die Deutsche Fußballmeisterschaft von Eintracht Braunschweig, die Veröffentlichung des „The Beatles blaues Album“ oder die Einführung des Farbfernsehens. Er würde sich dem Caritasverband Geldern-Kevelaer allein schon deshalb sehr verbunden fühlen, weil seine Mutter lange dort als hauptamtliche Mitarbeiterin in der Flüchtlingshilfe gearbeitet habe und „ich selbst auch ein Stück davon bin, denn als Ersatzdienstler habe ich ein Jahr im Seniorenheim in Wetten meinen Dienst geleistet“.
Was ist ein Limbi?
Werner Tiki Küstenmacher, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Ehrenamt, freiberuflicher Autor und Karikaturist, war als Gastredner eingeladen. Er wurde bereits mit dem Wilhelm-Schmerl-Preis für evangelische Publizistik ausgezeichnet und in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Dass diese Auszeichnungen nicht von ungefähr kamen, zeigte sein fesselnder, urkomischer, spannender und gleichzeitig lehrreicher Vortrag über „Limbi“. Wer und was Limbi ist, vermittelte er den Anwesenden.
„Es gibt so viele Dinge, die wir tun wollen. Doch meist schaffen wir nur einen kleinen Teil davon“, so Küstenmacher. Er berichtete vom limbischen System, unserem emotionalen Gehirn. „Ein kleiner Teil in unserem Gehirn, der uns früher vor Säbelzahntigern und anderen Gefahren gewarnt hat und der deutlich schneller reagiert als unser ‚vernünftiges‘ Großhirn. Mehr noch: Das limbische System reagiert völlig emotional und undifferenziert – mit Wut, Angst, aber auch mit Überraschung und Freude.“
Tiki Küstenmacher hat diesem Teil unseres Hirns ein Gesicht gegeben – klein, wuschelig und unwiderstehlich – kurz Limbi. Limbi, gezeichnet vom Meister selbst, taucht immer dann auf, wenn wir versuchen, ihm unseren Willen aufzuzwingen. Konkret: Wenn die Steuererklärung ansteht, wir ein unangenehmes Telefonat führen müssen. Und wenn wir versuchen, Limbi zu bezwingen, werden wir feststellen, es funktioniert nicht. Das zeigt nicht nur die eigene Erfahrung, das ist eine wissenschaftliche Erkenntnis.
Küstenmacher redete auch über GNADE (Glaube Nicht Allen Deinen Emotionen) und zog die Schlussfolgerung aus zu schnellem Handeln: „Besser als Essen auf Rädern ist mit Rädern zum Essen.“ Er gab den Festgästen und allen Mitarbeitern mit auf den Weg: „Seien Sie bei Problemen nicht Experte für Probleme, sondern für Lösungen. Wenn Limbi zu Ihnen kommt, sagen Sie ihm, er soll auf die Lücken zwischen den Bäumen schauen und nicht gegen den Baum fahren. Limbi ist auf Ihrer Seite und er liebt Geldern und Kevelaer.“ Lange anhaltender Applaus zeigte, die Anwesenden hatten verstanden.
Zum Abschluss des Festaktes bedankte sich Vorstand Andreas Becker bei allen Arbeitsgruppen, Helfern und Beteiligten für Planung und Gestaltung des Festjahres und lud zum Buffet ein. Der Caritasverband Geldern-Kevelaer geht voller Zuversicht und mit dem Vertrauen darauf, dass Gott als Motor und Stärke trägt, in die nächsten 50 Jahre.
Geschichte
Am 23. Oktober 1967 wird im Rheinischen Hof in Geldern der „Caritasverband für den Landkreis Geldern e.V.“ gegründet. Ersten Vorsitzenden wird Dechant Willy Mehring. Als erste Einrichtung des Verbandes wird der Kindergarten St. Michael in Aengenesch eröffnet, der zugleich erster Sonderkindergarten am unteren Niederrhein ist und in dem 24 Kinder mit geistiger Beeinträchtigung betreut werden. 1969: Dechant Heinrich Polders wird neuer erster Vorsitzender. Hermann Althaus wird ab 1962 erster hauptamtlicher Geschäftsführer. Die erste Geschäftsstelle des Caritasverbandes wird am Westwall 55 in Geldern eingerichtet. Ab 1976 wird „Essen auf Rädern“ eingeführt, wobei zunächst nur Tiefkühlkost von Zivildienstleistenden zu den Senioren gebracht wird. Warmes Essen wird erst ab Ende der 1990-er Jahre ausgeliefert. 1977 übernimmt der Caritas-Verband Geldern e.V. die Trägerschaft für den Sprachheilkindergarten in Geldern. Für die  häusliche Pflege, die bis dahin die Gemeindeschwestern übernommen haben, wird 1979 die erste Sozialstation für ambulante Pflege in Geldern eingerichtet. 1977 übernimmt der Caritas-Verband Geldern e.V. die Trägerschaft für den Sprachheilkindergarten in Geldern. Dr. Christel Stibi-Bergmann wird 1977 neue erste Vorsitzendes und führt den Verband fast drei Jahrzehnte lang. Erst mit Erreichen der Altersgrenze wird sie 2006 – im Alter von 70 Jahren – aus dem Amt verabschiedet. Nachdem die Geschäftsstelle bereits 1979 zum Südwall umgezogen war, zieht später auch der Sprachheilkindergarten dorthin. Zu Beginn der 1980-er Jahre sind in dem Haus, in dem sich heute die Verwaltung befindet, auch die Zentralrendantur, der Sozialdienst katholischer Frauen, die Sozialstation, die Verwaltung  untergebracht. In den 1980-er Jahren entwickelt sich eine immer engere Zusammenarbeit des Caritas-Verbandes mit den Pfarrcaritas-Gruppen und den Caritaskonferenzen. Dies führt 1985 zur Gründung des Fachdienstes Gemeindecaritas. Dieser berät und unterstützt seitdem ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende in Fragen der Organisation und Weiterentwicklung caritativer Aufgaben. Hermann Hengstermann löst 1987 Hermann Althaus als Geschäftsführer ab. Hengstermann gehört ab 2006 dem ersten hauptamtlichen Vorstand an und ging 2013 in den Ruhestand. 1988 neue Namensgebung „Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V.“. 1989: Schuldnerberatung und Flüchtlingsberatung eingerichtet. 1989 erfolgt die Übernahme der Trägerschaft für die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Diese war bereits 1958 als „Erziehungsberatungsstelle“ gegründet worden und ist bis heute ein zentraler Dienst der Caritas mit einem sehr unmittelbaren Zugang zur Lebenssituation vom Familien. Nach der Ausweitung der ambulanten Pflege seit Beginn der 1990-er Jahre, ist der Caritasverband ab 1995 auch im stationären Bereich zunehmend gefordert. Mit der Einführung der Pflegeversicherung sind die Kirchengemeinden zunehmend überfordert mit dem Betrieb eigener Altenheime – finanziell, personell und fachlich. Durch die Gründung der Caritas-Gesellschaft als Verbundsystem für Altenhilfe-Einrichtungen gelingt es, zahlreiche Seniorenhäuser vor dem baulichen und finanziellen Ruin zu retten und weiterzuführen. Zwischen 1995 und 1998 übernimmt die Caritas sieben Seniorenhäuser von den Kirchengemeinden. Später kommen noch das neue Clemens-Haus in Kevelaer (2008) und das Adelheid-Haus in Geldern (2012) dazu. Ein Jahr nach Gründung der Caritas-Gesellschaft erfolgt die Übernahme des Gerebernus-Hauses, eines ehemaligen Krankenhauses, das später zu Kurklinik und zum Seniorenheim umgebaut worden war, von der Kirchengemeinde St. Maria Magdalena in Sonsbeck. 2000 und 2002 werden dort die ersten Hausgemeinschaften am Niederrhein eröffnet. Noch heute gilt das Gerebernus-Haus damit als beispielgebend für eine neue an den Bewohnern orientierte Form der Altenhilfe. Der Kinder- und Jugendtreff St. Barbara wird 1996 gemeinsam von Caritasverband und Kirchengemeinde gegründet und ist von Anfang an mehr als ein Jugendzentrum. Er gilt zum einen als Modellprojekt für die Kooperation zwischen Caritas und Kirche, und zum anderen für die sozialräumliche Arbeit im Barbaraviertel. 1997 entsteht in Geldern bundesweit eines der ersten Freiwilligen-Zentren in Trägerschaft der Caritas.  Damit antwortet der Caritasverband auf den gesellschaftlichen Wandel, der sich auch im Ehrenamt niederschlägt. Mit der Gründung des Sozialpunktes für die Region werden ab 1998 einzelne Beratungsdienste, die zuvor räumlich verteilt waren, unter einem Dach zusammengefasst. Dazu zählen die Schuldnerberatung, Flüchtlingsberatung, Aussiedlerberatung, Haftvermeidung, Strafentlassenenhilfe und das Freiwilligen-Zentrum. Gleichzeitig wird die Allgemeine Sozialberatung eingeführt, die ganztägig als erste Anlaufstelle für alle Ratsuchenden dient. Am 13. November 1998 gegen 21.30 Uhr brennt das Katharinen-Haus in Winnekendonk. Sieben Menschen werden schwer und 20 leicht verletzt, zwei Bewohner versterben später im Krankenhaus. Ab 2001 bietet “Aufwind aktiv” einen Second-Hand-Shop und Treffpunkt und eine Möbelhalle auf der Egmondstraße bietet gebrauchte Möbel an. Neben der Existenzhilfe für Menschen mit kleinem Geldbeutel ist der „Aufwind aktiv“ zugleich ein Arbeitsmarktprojekt. Mit der Beschäftigung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen und Sozialhilfeempfängern findet der Caritasverband mit dem „Aufwind aktiv“ eine Antwort auf die damalige Massenarbeitslosigkeit. Als einer der ersten katholischen Träger im Land steigt der Caritasverband 2004 an drei Schulen in Geldern in die Ganztagsbetreuung ein, 2006 folgt auch die Betreuung in Kevelaer. Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gleiche Bildungschancen für alle Kinder ist das Ziel. Um eine die Vielzahl von Aufgaben auch zukünftig verantwortlich, innovativ und wirtschaftlich bewältigen zu können, führt der Caritasverband als einer der ersten im Bistum Münster mit  Hermann Hengstermann einen hauptamtlichen Vorstand ein. Um auch finanzielle Hilfe leisten zu können, gründet die Caritas 2007 die Sankt-Martinus-Stiftung, die seitdem soziale Projekte und gemeinnützige Einrichtungen fördert. Schirmherr der Stiftung ist der damalige Weihbischof Heinrich Janssen. In Issum-Sevelen eröffnet die Caritas 2007 den integrativen „CAP-Markt“. Bis zu zehn Mitarbeitende finden hier bis 2013 eine berufliche Perspektive. Ein Familienzentrum entsteht 2007 mit dem “Haus der Familie” in Straelen. Bis Ende 2013 als die Trägerschaft für das Familienzentrum wieder komplett in die Verantwortung der Stadt Straelen übergeht, hat das Haus der Familie hunderte Kinder und Familien intensiv begleitet. Am 7. Oktober 2012 wird das Adelheid-Haus eröffnet. Weihbischof Heinrich Janssen weiht die neue Adelheid-Kapelle. Im Jahr 2009 zieht der Second-Hand-Shop „Aufwind aktiv“ vom Südwall zum Ostwall. Das „FairKaufHaus“, wie der Aufwind nun heißt, vereint Second-Hand-Laden und Möbelmarkt unter einem Dach. Im Jahr 2009 findet in Geldern für alle, die sich ehrenamtlich in der Caritasarbeit engagieren das erste Forum Gemeindecaritas statt. Nach dem Ausscheiden von Petra van den Brand rückt die Verwaltungsleiterin Petra Keysers nach und bildet gemeinsam mit Hermann Hengstermann den neuen Vorstand. Mit dem Strom-Spark-Check initiiert die Caritas ein Projekt, bei dem Langzeitarbeitslose zu Stromspar-Experten ausgebildet werden und vor allem Hartz-IV-Empfängern helfen, Energie und Kosten zu sparen. Nach dem Ausscheiden von Hermann Hengstermann bilden Heinrich Brötz, Petra Keysers und Delk Bagusat den neuen erstmals dreiköpfigen Vorstand. Um mit seinen Hilfsangeboten noch näher bei den Menschen in der Region zu sein werden 2012 die Beratungsdienste dezentralisiert und drei Caritas-Centren in Geldern, Kevelaer und Straelen gegründet. Mit der Jugendmarke „youngcaritas“ öffnet sich der Verband stärker für junge Menschen mit dem Ziel, sie für soziales Engagement zu begeistern. Mit dem Videowettbewerb „Wofür brennst Du?“ und mit Schulprojekten wie dem „Day of Caring“ ist der Caritasverband ein
mal mehr Vorreiter im Bistum Münster. Nach kurzer Zeit der Vakanz im Vorstand werden Andreas Becker und Karl Döring neu in den Vorstand berufen. Drei Tage lang wird im November 2015 der Abschluss eines vielbeachteten dreijährigen Altenhilfe-Projektes gefeiert. Bei einem Festakt im Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer wird das in diesem Projekt erarbeitete Konzept „Begegnung.Leben“ präsentiert. Vor große Herausforderungen sieht sich der Verband im Herbst 2015 durch die Verschärfung der Flüchtlingskrise gestellt. Innerhalb von drei Tagen übernimmt die Caritas nicht nur die Kleiderversorgung und Ehrenamtskoordination für zwei Flüchtlingsunterkünfte in Geldern, sondern auch den Betrieb einer kompletten Notunterkunft in Straelen-Herongen (bis 2016). Seit dem Frühjahr 2016 betreibt die Caritas dauerhaft eine Flüchtlingsunterkunft in Kevelaer.

2002 wird bekannt, dass der Orden der Clemensschwestern aus Nachwuchsmangel den Standort Kevelaer aufgeben will. Die Caritas entwickelt daraufhin das Konzept eines barrierefreien Mehrgenerationen-Wohnquartiers für das Gelände. Die Grundsteinlegung für das Clemens-Haus, das erste neue Gebäude im Klostergarten, übernimmt 2007 NRW-Bauminister Oliver Wittke. Offiziell Fertiggestellt wird der Klostergarten im Jahr 2011. Heute ist der Klostergarten Kevelaer ein barrierefreies Wohnquartier, in dem Nachbarschaftshilfe und Solidarität unter den Generationen das Zusammenleben bestimmen.
Jörg von der Höh, Zusammenfassung des Textes von Tobias Kleinebrahm, Leitung Unternehmenskommunikation Caritasverband Geldern-Kevelaer
 

Helmut Peters ist Buschkönig der Sänger

Kevelaer. Pünktlich um 15 Uhr eröffnete der Präsident des Kevelaerer Männergesangvereins (KMGV), Heinz Lamers, das alle zwei Jahre stattfindende Buschfest. Bei herrlichem „Kaiserwetter“ waren 40 gutgelaunte Mitglieder erschienen, die den amtierenden Buschkönig Johannes Bruckmann und seinen Adjutanten Willi van Well willkommen hießen. Unter der Leitung des Dirigenten Tom Löwenthal wurde den beiden ein zünftiges und fröhliches Ständchen gebracht. Danach begann der Wettkampf um die Königswürde bis zum Jahr 2019.
Die Sangesbrüder Heinz-Josef Coir mit seiner Drehorgel und Josef Coenen mit seinem Akkordeon trugen zu einer heiteren und lockeren Stimmung an diesem Nachmittag bei.
Der Vogel, den Heinz Ripkens angefertigt hatte, stellte sich als sehr zäh und widerstandsfähig heraus. Sehr spät, erst gegen 19 Uhr, fiel er durch einen gezielten Schuss von Helmut Peters, womit der neue Buschkönig ermittelt war. Zu seinem Adjutanten erwählte er Neumitglied Josef Lipka. Dem neuen Buschkönig und seinem Adjutanten wurde natürlich ein kräftiges Hoch dargebracht. Die „Flügelpreise“ gingen an Peter Slodczyk und an Johannes Bruckmann.
Sangesfreudige Männer sind im KMGV jederzeit sehr herzlich willkommen. Die Probeabende sind jeweils mittwochs von 19.30 Uhr bis 21 Uhr im Vereinslokal „Gelder Dyck“, Kevelaer, Gelderner Straße. Weitere Informationen gibt es unter www.kmgv-kevelaer.de.

Ökce-Elf baut Tabellenführung mit 5:1-Sieg aus

Der starke Lauf des Kevelaerer SV ist in der Kreisliga A am Sonntagmittag in die nächste Runde gegangen. Vor heimischem Publikum setzte sich die Mannschaft von Trainer Ferhat Ökce gegen die SGE Bedburg-Hau II mit 5:1 durch. Da die Konkurrenz aus Kapellen-Hamb patzte, konnte der KSV die Tabellenführung damit ausbauen und hat nun schon sechs Punkte Vorsprung auf Platz zwei – und das als Aufsteiger!
„Das war heute eine glasklare Sache“, freute sich Ökce über die nächsten drei Punkte. 26 Zähler haben die Gelb-Blauen nun schon gesammelt. „Der Gegner hatte gar keinen Zugriff. Wir konnten so sehr viele Torchancen kreieren“, so der Coach weiter. Bereits nach acht Minuten brachte sich der KSV auf die Siegerstraße: David Brinkhaus, der eine Woche zuvor mit drei Treffern im Derby gegen Winnekendonk brilliert hatte, sorgte für die frühe Kevelaerer Führung. Bis zum Pausenpfiff folgte eine Sekela-Show. Zunächst legte Neuzugang Miroslav zwei weitere Tore nach (19./35.), den 4:0-Halbzeitstand besorgte dann sein Bruder Martin fünf Minuten vor dem Gang in die Kabine.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit versucht, den Druck aufrecht zu erhalten. Leider waren wir da aber etwas zu hektisch und haben oft zu schnell den finalen Pass gesucht, statt es in Ruhe auszuspielen“, blickte Ökce auf die zweiten 45 Minuten. Nach einer Stunde Spielzeit war es Bedburgs Carsten Langenberg, der per Strafstoß für den 4:1-Anschlusstreffer für die Gäste sorgte. Den alten Abstand und damit den 5:1-Endstand stellte dann in der 78. Minute KSV-Defensivmann Radek Vykydal her. „Es war wichtig, dass wir vor den schwierigen Spielen in den kommenden Wochen drei Punkte eingefahren haben“, wusste Ökce.
Am kommenden Sonntag ist am auswärts beim Tabellenzweiten und direkten Verfolger TSV Weeze gefordert, während nur eine Woche später die Partie gegen den Dritten SV Arminia Kapellen-Hamb ansteht. Zwei absolute Topspiele also, die für die Kevelaerer auf dem Programm stehen. „Weeze hat sich nach anfänglichen Problemen wieder gefangen, sie spielen seit Jahren in der Liga oben mit. Das Ergebnis wird von der Tagesform beider Teams abhängen, wir begegnen uns auf Augenhöhe. Wir wollen einen guten Tag erwischen und dort etwas mitnehmen“, blickte Ökce auf das Duell Erster gegen Zweiter, das am Sonntag um 15 Uhr in Weeze steigt. JAN ABEN

Das Wasser von Kävele is juud

Kevelaer. „Man muss auch mal sagen, dass in unserer Kooperation manche Dinge einfach besser laufen.“ Dabei ist das an die Landwirte und Gärtner gerichtete Lob von Hans-Josef Thönnissen, dem Chef der Kevelaerer Stadtwerke, längst kein Geheimnis mehr: Dass Kevelaers Trinkwasser eine sehr niedrige Belastung mit Nitrat und Nitrit hat, wird immer wieder dann thematisiert, wenn andere Kommunen, auch am Niederrhein gelegen, unter massiven Steigerungen der entsprechenden Werte ächzen. Von 16 Kommunen im Kreis Kleve haben heute nur noch sieben eine eigene Trinkwasserförderung. Alle anderen haben ihre Wasserwerke aufgegeben – meist, weil die hohen Nitratwerte im Wasser als irreparabel galten.
Ihre Stellung als Musterfall der Region verdankt die Marienstadt einer inzwischen 26 Jahre alten Kooperation zwischen den Stadtwerken, den Landwirten und den Gartenbauern. Kurz gesagt erhalten einige Landwirte, die innerhalb der Wasserschutzzone wirtschaften, von den Stadtwerken eine Kompensation für geringere Erträge. Voraussetzung dafür ist, dass die Landwirte vorgegebene Grenzwerte für Stickstoff im Boden unterschreiten, indem sie die entsprechende Düngung verringern und optimieren. „Seit dem Bau des Wasserwerks haben sich die Nitratwerte im Grundwasser gut halbiert“, resümiert Gerd Yzermann, Landwirt auf Keylaer und einer der Sprecher der kooperierenden Landwirte.
Die Anfänge der Kooperation waren 1990/91 nicht einfach und von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Plötzlich kam ein Umweltminister daher, der den Landwirten sagte, dass sie etwas falsch machten und deutlich weniger düngen sollten. Trotz einer gewissen Skepsis und teilweise sogar Existenzängsten beteiligten sich in Kevelaer alle Landwirte im Bereich der etwa 1100 Hektar großen Wasserschutzzone an der Kooperation zum Wasserschutz. 14 von ihnen schlossen mit den Stadtwerken Kevelaer Verträge zur Extensivierung. 1991 begann die Kooperation offiziell. Kaum ein anderes Wasserwerk ergriff so früh die Initiative – auch ein Grund, weshalb Kevelaer heute so gut dasteht.
Dabei sind die geologischen Voraussetzungen auf den ersten Blick ungünstig: Das Niederschlagswasser fließt in nur wenigen Metern Tiefe Richtung Wasserwerk. Der filternde Effekt vieler Meter Erdreich, von dem andere Kommunen profitieren, entfällt in Kevelaer. Letztlich stellte sich dieser Umstand jedoch als Vorteil heraus: Stickstoff, der neu in den Boden eingebracht wird, erreicht nach wenigen Jahren das Wasserwerk. Entsprechend schnell zeigen sich die positiven Effekte, wenn die Landwirte Maßnahmen der Extensivierung erproben. „Das ermöglicht einen effektiven Lerneffekt“, berichtet Landwirt Herbert Joosten. Käme das Trinkwasser aus mehreren Dutzend Metern Tiefe, könnte es Jahrzehnte dauern, bis erste Effekte sichtbar werden.
Schnell lernten die Kevelaerer Landwirte: Stickstoffdünger brachten sie nicht mehr flächendeckend auf dem Feld, sondern zielgenau in den Reihen der Saat aus. War nach der Ernte noch Stickstoff im Boden, hatten sie zu viel gedüngt. „Von Stickstoff, der im Oktober noch da ist, hat keiner etwas. Der Stickstoff würde ins Wasser verlagert werden“, erläutert Andreas Hartges von der Landwirtschaftskammer NRW. Er berät die Landwirte in Kevelaer zum Wasserschutz. Im Gegenzug finanzieren die Stadtwerke Kevelaer zum Teil seine Arbeitsstelle.
Weil der Stickstoffbedarf der Pflanzen witterungsabhängig ist, lässt er sich im Frühjahr nicht exakt planen. Überschüssigen Stickstoff, der im Herbst noch da ist, holen die Landwirte deshalb durch eine Winterbegrünung ihrer Felder größtenteils aus dem Boden. Im Frühjahr können sie das Grün unterpflügen und damit direkt wieder Stickstoff für die neue Saison in den Boden einbringen. Auch hierbei haben sie gelernt: Wurde der Nährstoff früher noch tief untergepflügt – wo er bald aus der Reichweite der Pflanzenwurzeln verschwand – bringen die Landwirte den Stickstoff heute nur noch bodennah oder sogar oberflächlich ein. Gedüngt wird zudem erst kurz vor der Saat, damit etwaiger Regen die Nährstoffe nicht gleich in tiefere Bodenschichten transportiert. Weil die Winterbegrünung so wichtig für die Nitratvermeidung im Grundwasser ist, finanzieren die Stadtwerke das entsprechende Saatgut auch für Landwirte im Wasserschutzgebiet, die nicht Vertragspartner im Programm sind.
Auch was Tierschützer weniger gern sehen, hat einen positiven Effekt auf die Nitratbelastung des Wassers: Stand das Vieh früher draußen auf der Weide, führten die Ausscheidungen zu sehr punktuellen – lokal zu hohen – Stickstoffdüngungen. Gülle von Stallvieh hingegen können die Landwirte sehr gleichmäßig ausbringen und den pflanzlichen Bedarf besser treffen. Da die zulässige Menge an organischem Dünger (sprich: Gülle) begrenzt ist, sind die Landwirte bemüht, diesen so zu verwenden, dass die Pflanzen ihn bestmöglich nutzen und nur wenig im Boden verbleibt. Überschüssige Gülle verwerten jene Landwirte, die keine eigene Viehhaltung haben. Hier vermittelt Berater Hartges.
Das Ergebnis spricht für sich: Seit elf Jahren lag der durchschnittliche Stickstoffrückstand in den oberen 90 Zentimetern der extensivierten Böden – dort wird gemessen – im Oktober nicht mehr über 40 Kilo je Hektar. Auch die anderen Landwirte im Bereich der Wasserschutzzone haben die Stickstoffrückstände in den vergangenen 20 Jahren halbiert, liegen mit ihren Werten aber im Schnitt um die Hälfte höher als die Kollegen mit extensiver Bewirtschaftung. Das Wasser aus den vier Kevelaerer Brunnen bleibt damit locker unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung, der bei 50 Milligramm pro Liter liegt. Aktuell liegt der Messwert in Kevelaer bei 21 Milligramm.
Die anfangs skeptischen Landwirte sind seit vielen Jahren mit der Kooperation sehr zufrieden. „Wir Bauern sind sogar stolz auf das, was wir erreicht haben“, erzählt Yzermann. „Und wir sind erpicht, das zu halten.“ Björn Lohmann
Der Vertrag
Die 14 Landwirte, die einen Extensivierungsvertrag mit den Stadtwerken geschlossen haben, verpflichten sich, 30 Prozent weniger zu düngen. Liegen dadurch die Stickstoffwerte im Boden im Herbst unterhalb von 55 Kilo je Hektar, erhalten sie eine Ausgleichszahlung von 380 Euro je Hektar. Der Betrag ist das Ergebnis von Studien der Landwirtschaftskammer, die den Einfluss der Stickstoffdüngung auf den Ertrag ermittelt haben. Überschreiten die Landwirte den Grenzwert, erhalten sie nichts.
Für die Kunden der Stadtwerke macht sich das Programm zur Nitratvermeidung mit bescheidenen 6 Cent je Kubikmeter Trinkwasser bemerkbar. Die neue Landesregierung hat im Koalitionsvertrag beschlossen, dieses Erfolgsmodell auszubauen.

Unbeschwert und ungezwungen

Mit einer Party feierte die Lebenshilfelfe Gelderland im Bühnenhaus ihren 40. Geburtstag. „Eigentlich feiern wir schon fast ein ganzes Jahr“, gestand Günter Voß, Geschäftsführer der Lebenshilfe, „auf dieser Party aber sollen einfach alle, ob mit oder ohne Behinderung, unbeschwert und ungezwungen miteinander feiern können“, führte er weiter aus.
Und dieses Angebot nahmen besonders Familien und Angehörige der Lebenshilfe wahr. Denn die Gelegenheit, gleich drei Bands an einem Abend zu sehen und zu hören, bietet sich nicht so häufig. „Meine Tochter wird den Abend genießen und ich werde sie ganz schwer wieder mit nach Hause bekommen“, berichtete Ulrike Weyenberg, die die Partynacht nur zu gerne mit ihrer Tochter aufsuchte.
Gleich drei Live-Bands ließ die Lebenshilfe zur Partynacht aufspielen. Und kaum eröffneten „The Drakes of Dixieland“ mit ihren unverkennbaren Jazz- und Dixieklängen den Abend, eroberten die ersten Besucher schon die Tanzfläche vor der Bühne. „Es ist eine große Lebenshilfefamilie, die hier heute zusammengekommen ist und Geburtstag feiert“, verkündete Karl Timmermann, der durch den Abend moderierte und im Anschluss mit seiner Band „Universum“ für ein weiteres Highlight des Abends sorgte.
Mit Beautiful Sunday, Yellow River oder Familijedach von den Bläck Fööss, gelang es der Band, die Tanzfläche mit schunkelnden Partybesuchern zu füllen. Von Berührungsängsten keine Spur. Im Gegenteil. Es wurde getanzt, gelacht, geplaudert und gemeinsam geschunkelt. Als die Band mit Frontmann Karl Timmermann jedoch ein Medley von Howard Carpendale ankündigte und dafür tatkräftige Unterstützung benötigte, gab es für zahlreiche Partygäste kein Halten mehr. Im Nu stürmten sie die Bühne, umzingelten den Bandleader und tanzten und sangen mit. Mit Applaus wurden sie zu den wahren Stars des Abends gekürt. Die Partynacht endete mit aktuellen Hits und Songs der Band „Treasure“.
„Der Mensch im Mittelpunkt“ lautet der Slogan der Lebenshilfe Gelderland. Mit einer unbeschwerten Partynacht am vergangenen Samstag wurden sie diesem Slogan mehr als gerecht.
Hintergrund
Das Ziel der Lebenshilfe Gelderland mit Sitz in Geldern ist seit ihrer Gründung,
durch geeignete Hilfen die gesellschaftliche Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen zu überwinden. Inklusion – Der Mensch im Mittelpunkt – ist und war der Grundgedanke der Lebenshilfe Gelderland. Die Lebenshilfe mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sieht sich als starker Partner im sozialen Netzwerk des Gelderlandes und unterhält in Kevelaer folgende feste Einrichtungen:
Lebenshilfe Center, Marktstraße 23, Wohnheim Holbeinstraße, Holbeinstraße 1, Familienzentrum Sternschnuppe, Twistedener Straße 255, Integrative Kindertageseinrichtung Wiesenzauber, Twistedener Straße 257.

"Sing and swing": musikalische Lebensfreude zweier Klangkörper

Kervenheim. „So liebe ich Big-Band-Sound“, konnte sich Chorleiterin Annegret Pfaff in ihrer Begeisterung für den Sound an diesem Abend gar nicht zurückhalten.
In knapp zweieinhalb Stunden hatte sie mit ihrem Kervenheimer Kirchenchor und der Kevelaerer „Big Band 4 Fun“ den über zweihundert Besuchern in dem ausverkauften „Saal Brouwers“ ein Konzert voller Hingabe, Spaß und Leidenschaft an der Musik geboten.
Pastor Manfred Babel bemühte in seinem Grußwort die spanische Mystikerin Theresa von Avila mit den Worten: „Gott will, dass der Mensch Spaß hat“. Und er wandelte ihren Spruch „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn – wenn Fasten, dann Fasten“ situationsgemäß in „Wenn Hochamt, dann Hochamt – wenn Broadway, dann Broadway“ für den Kirchenchor um.
So eingestimmt, konnten sich die Zuschauer dann direkt auch mit dem Sound der von Philipp Niersmans geleiteten Big Band vertraut machen. Die Musiker warteten mit „Shine my shoes“ von Robbie Williams gleich mal mit einer fetzigen, kompakten Musiknummer und „Mr. Soul“ alias Hans Ingenpass sowie Sara Verhülsdonk am Mikrofon auf.
Mit „The Chicken“ von Jaco Pistorius wurde es dann eine Spur mehr funky, ehe lateinamerikanische Rhythmen und Sarah Verhülsdonks Gesang den Song „It had better be tonight“ von Henry Mancini veredelten. „Haben wir Ihnen zu viel versprochen?“, fragte Annegret Pfaff nach diesem ersten Part.
Ihr schwarz-gelb gekleideter Chor machte dann den Aufschlag mit „Hello Dolly“ auf deutsch, sang den Mancini-Klassiker „Moon river“ und die Beach-Boys-Nummer „Barbara Ann“, wobei Pfaff angesichts des Mitmacheffekts beim Publikum augenzwinkernd anmerkte: „Der Niederrheiner an sich klatscht auf eins, aber wir haben ja die Kurve gekriegt.“
Danach durfte die Musikcombo wieder ihr Talent zeigen – mit dem jazzigen „Spain“ von Chick Corea, Gordon Goodwins „Jazz police“ und der von Verhülsdonk erneut charmant vorgetragenen Ballade „Fly me to the moon“. Zwei recht lange Versionen von „Die Schöne und das Biest“, „Hallelujah“ von Leonard Cohen und der ABBA-Klassiker „Mamma mia“ rundeten den ersten Konzertteil ab.
Danach wurde es nochmal so richtig lebendig – Hans Ingenpass gab den Michael Bublé bei „Feelin´good“ und den „Mackie Messer“ bei „Mack the knive“. Sarah Verhülsdonk interpretierte Roger Ciceros „Murphy‘s Gesetz“ auf ihre Weise und brachte die Zuhörer bei „Halleluja I love him so“ zum Mitswingen.
Knackig ging´s mit dem Chor bei der „Hail Holy Queen“ aus „Sister Act“ und dem Gospel „Jubilant Song“ inklusive rhythmischem Publikumsklatschen weiter, ehe Big Band und Sänger den Abend gemeinsam mit Frank Sinatras „My way“ beschlossen – dem zweiten gemeinsamen Song nach „Strangers in the Night“ und ein würdiger Abschluss für lebensfrohe Musik, die mit viel Leidenschaft und Herzblut vorgetragen wurde.

Die Antwort gegen die Gleichgültigkeit

Kevelaer. „Gibt´s Fragen?“ Wenn ein Kabarettist schon so anfängt, dann kann der Zuhörer einiges erwarten.
Er habe nicht die Antworten auf die großen Fragen, „und wenn Sie mit mehr Fragen als Antworten rausgehen, dann ist viel erreicht“, nordete Christoph Sieber das Publikum zum Auftakt seines Programms „Hoffnungslos optimistisch“ gleich mal so richtig ein. „Sie müssen mir auch nicht alles glauben“, legte der gebürtige Schwabe nach.
Der Abend war vom Bühnenhaus in die öffentliche Begegnungsstätte verlegt worden – warum so ein renommierter Name wie Sieber – bekannt durch seine TV-Auftritte in der ZDF-Sendung „Mann, Sieber!“ – nicht mehr Leute anziehen konnte, wusste niemand zu sagen.
Diejenigen, die nicht kamen, verpassten dafür ein zweistündiges, spitzfindig-intelligentes und spannend aufgebautes Programm, das erahnen ließ, warum man Sieber die „Stimme des jungen Kabaretts“ nennt.
Es geht ums Eingemachte
„Man macht sich Sorgen, es geht ums Eingemachte“, ging er nach der Einstiegsgeschichte über einen Auftritt mit Feuerwehrbrand an solche irrrwitzigen Wahlkampf-Debattenthemen wie Frauke Petry, die Flüchtlinge auf eine Insel schicken wollte, oder das Burka-Verbot heran. „Burkaverbot am Steuer – das größte Problem. Haben Sie schon diese Frauen auf der A57 auf der Überholspur gesehen?“, fragte er zynisch in die Runde.
In dieser Art bewegte sich der Sieber-Abend zwischen Alltagshumor, sprachlich temporeicher Gesellschaftskritik, Lyrik und dem Schlüpfen in diverse Rollen.
Die Menschen seien heute „wie Goldfische, die drei Sekunden im Kreis schwimmen und sich dann sagen: Auch schön hier.“ Es brauche schon Apps, damit die Leute als „halb Mensch, halb Handy“ nicht gegen den Laternenmast rennen.
Und bald werde man nicht mehr von der „sprechenden“ Haustür reingelassen, weil die sich mit dem Kühlschrank geeinigt habe, dass der Mann die Milch vergessen hat. Der „Algorythmus“ im PC entscheide heute schon, ob jemand einen Herzschrittmacher erhält oder nicht.
Um das Zwei-Grad-Ziel beim Klimawandel zu erreichen, müsse man „weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger Fleisch essen. Das ist ja schon sehr konkret!“, hielt er dem Publikum den Spiegel vor und zitierte aus Hölderlins „Hyperion“ von 1798. „Zwanzig Minuten Programm und schon die Stimmung im Arsch“, sagte er und die Lacher blieben fast im Hals stecken.
Als „schwäbischer Bäcker Häberle“ tippte er Themen wie Trump („Make Häberle great again“) oder die Bankenkrise („Wir sind „too big to fail“) an, zog über Feindbilder wie „die Politiker“ oder die „faulen Griechen“ her, bei denen drei Millionen Menschen zur Zeit ohne Rente sind.
„Kein Staat zahlt seine Schulden – davon leben Banken. Das System würde sonst zusammenbrechen“, ätzte er dann gegen die „libyschen Schlepper, die KZ-ähnliche Strukturen schaffen“, während Europa seine Werte „nur auf Geld gebaut, auf Sand gebaut“ habe.
Brillant war Siebers Rolle als „unverschuldet reich gewordener“ Erbe, der die Armutsdebatte mit der Bemerkung „Macht Euch frei von Geld, zahlt nur mit Karte“ abtut – bei einer „Unterschicht im Land, die elf Jahre früher stirbt als die andern. Und zehn Prozent haben nicht mal ausreichend Winterkleidung.“
Stark war auch seine Bildungskritik – wenn er davon sprach, dass 98 Prozent der Kinder große kreative Möglichkeiten haben – und nach der Schule nur noch zwei Prozent. „Und so kommt es, dass ein sturzdoofer Architekt einen Flughafen in Berlin baut“, meinte er später.
„Gewalt oder Verdummung – es gibt zwei Möglichkeiten, um Menschen gefügig zu machen.“ Das heißt für Sieber den „Konsumenten“ mit tausend unnötigen Teelichtern zu Ikea zu locken. Oder mit Zalando, die demnächst „unglaublicherweise Läden“ eröffnen wollten, wo es „sensationellerweise Schuhe“ vor Ort geben wird – das sicher sogar rechte und linke und auch in Kevelaer.
An das Ende seines Programms stellte Sieber dann doch noch ein klares politisches Statement mit einer Abwandlung des Hüsch-Gedichtes „Ich will mich nicht gewöhnen“, wo er gegen die „Barbarei der Globalisierung“ wetterte und sich „nicht daran gewöhnen möchte, in einer Gesellschaft zu leben, wo Menschen als „Gutmenschen“ beschimpft werden.“
Und beim Satz „Was ist ein Mensch ohne Empathie – ein Nichts!“, schimmerte da dann sogar sowas wie Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit auf.
Seine Botschaft lautete: „Es gibt die Essenz des Nichtwissens nicht mehr. Wir werden es gewusst haben.“ Die „kleine Anwort auf die großen Fragen“ sei ganz einfach: „Das sind wir!“

Wenn bei den Ohnsorgs wieder der Flur gemacht wird

Kevelaer. Ob es wirklich das letzte Mal war, dass Heidi Mahler in Kevelaer auf der Bühne stand? Die beliebte Volksschauspielerin, die mittlerweile die 70 weit hinter sich gelassen hat, wirkte auf der Bühne am Montagabend jedenfalls fit wie eh und je. Mit einem überzeugenden Ensemble an ihrer Seite zelebrierte Heidi Mahler einen weiteren Auftritt ihrer avisierten Abschiedstournee mit dem Ohnsorg-Klassiker „Tratsch im Treppenhaus“.
Das Stück um den tratschenden Hausdrachen Meta Boldt – eine Rolle, in der schon Heidi Kabel brillierte – hat nicht umsonst die Jahre überdauert. Etwa alle zehn Jahre wurde im Ohnsorg-Theater sozusagen der Flur gemacht. Eine Grundreinigung erfolgte nie – war auch gar nicht erforderlich, denn auch unerlaubte Untermieter, unbezahlte Rechnungen, Kaninchenzuchtvereine und erst recht Vater-Tochter-Konflikte, (bei-)seite springende Ehemänner und tratschende Klatschweiber haben in der Zeit kaum Staub angesetzt. Sprich: Die Grundideen dieses Stückes von Jens Exler (Uraufführung 1960) sind heute so gut wie ehedem. Und die Charaktere sind so gut beschrieben und haben ein jeder so viel Anteil am Geschehen, dass längst nicht alles Gute und Böse an der Boldt‘schen Kittelschürze hängen bleibt.
Und die Schauspieler wissen ihren Rollen einiges abzugewinnen: Der brummige Brummer (Horst Arenthold) mutiert zum säuselnden Pavarotti-Verschnitt von Format, dem lüsternen Metzgermeister (Dieter Schmitt) treibt‘s erst die Zornes- und dann die Schamesröte ins Gesicht und die arme alleinstehende Frau Knoop (Beate Prahl) lässt das Selbstmitleid beiseite und sogar etwas wie Koketterie aufblitzen. Und selbst Manfred Bettinger in der undankbaren Rolle des hölzernen Vaters, sowie Fabian Goedecke und Eileen Weidel als junge Ausreißer geben ihren Rollen einen bunten Stempel, der einen beim Anblick die Schwarz-weiß-Malerei der alten TV-Aufzeichnungen alsbald vergessen lässt. Doch auch wenn sich die anderen Schauspieler noch so gut – und das tun sie wahrlich alle – in ihre Rollen knieen, auf das klassische Niveau einer Heidi Mahler können sie in diesem Treppenhaus nicht klettern. Mahler hat die Größe, die Vorlage, ihre Mutter anzunehmen, steil zu gehen und sie teils schlichtweg in Habitus und Sprache perfekt zu kopieren. Es macht Spaß, ihr dabei zuzusehen. Und sollte es ihr nicht leicht fallen, so lässt sie es doch so leicht aussehen, als habe sie richtig Spaß daran.
Spaß hat dann auch das Publikum im ausverkauften Bühnenhaus in Kevelaer und honoriert die Ensembleleistung mit begeistertem Applaus. Und für die Mahler steht sogar die eine oder der andere auf, um sich vor ihrer Leistung zu verneigen.
„Tratsch im Treppenhaus“ bleibt in jedem Falle der bestens konstruierte Klassiker. Die Inszenierung von Michael Koch lässt Heidi Mahler und das Ensemble glänzend dastehen. Und ist nun, wie einst der Name Heidi Kabel, ein Maßstab für zukünftige Adaptionen. Es gibt Dinge, die kann man wohl nicht viel besser machen.

Rat lehnt Michael Kamps ab

“Oh”, war am Donnerstagabend, 19. Oktober 2017, die erste Reaktion von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, als ihm der Zettel mit der Auszählung der geheimen Wahl eines neuen stellvertretenden Bürgermeister übergeben wurde. Einziger Kandidat in der Ratssitzung war der von der CDU nominierte Ratsherr Michael Kamps. Pichlers zweite Reaktion bestand darin, selbst noch einmal die Stimmzettel auszuzählen. Nach weiteren Sekunden des Schweigens stellte er leiser und ernster als sonst fest: “38 abgegebene Stimmen. Elf Ja-Stimmen, 26 Nein-Stimmen, eine Enthaltung.” Was meist eine Formalie ist, war zum Fiasko geworden. Michael Kamps war fraktionsübergreifend abgelehnt worden.
Die Nominierung hatte zunächst noch keinen Anlass zur Besorgnis gegeben. Kamps hat als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung ein wichtiges Amt im Rat inne, in das er sich gut eingefunden hat. Ob er auch ein guter Redner ist, der auf Feiern und bei Jubiläen die Bürger begeistern kann, mag mancher in Zweifel ziehen. Vielleicht wäre das Grund genug für Mitglieder anderer Parteien, den Kandidaten abzulehnen. Es waren allerdings 17 Mitglieder der CDU anwesend. Mindestens fünf von ihnen müssen ebenfalls gegen den Bewerber aus den eigenen Reihen gestimmt haben.
Offensichtlich hat die Fraktionsspitze die Nominierung nicht gut vorbereitet. Ein interner Konsens scheint zu keiner Zeit bestanden zu haben. Und die Meinungen der anderen Fraktionen hat die CDU wohl vor der Nominierung ebenfalls nicht abgefragt oder sie ignoriert. Doch anders als bei der Wahl von Mitgliedern in politische Ausschüsse repräsentiert ein stellvertretender Bürgermeister nicht eine einzelne Partei. Der Kandidat sollte im besten Wortsinn mehrheitsfähig sein.
Woher die breite Ablehung kam, das blieb im Rat zunächst offen, da der Tagesordnungspunkt keine Aussprache vorsah. Pichler ging schließlich zügig zum nächsten Tagesordnungspunkt über, die Diskussionen erfolgten erst im privaten Kreis nach Ende der Ratssitzung. Dass es knapp werden könnte für Michael Kamps, das hatte sich im Vorfeld angedeutet. Doch mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gegen den Kandidaten hatte wohl niemand gerechnet.


Update: Es waren 17 Mitglieder der CDU-Fraktion anwesend. In einer früheren Version des Textes war fälschlicherweise von 18 Mitgliedern die Rede.

„Seid immer brav, fleißig und ehrlich“

Winnekendonk/Wetten. Die meisten Menschen kannten Sophie Willems aus Winnekendonk als Helferin, die gern strahlte, Späße machte und sich zu Karneval in die Bütt stellte, damit andere lachen konnten. An diesem Freitag jährt sich ihr Todestag zum 10. Mal.
Einmal, erzählte Sophie Willems vor Jahren dem KB, sei sie von einer alten Frau gefragt worden, ob sie wirklich nur Glückstränen lache. Der Blick dieser Frau hinter ihr Gesicht hat Sophie Willems berührt.
Viele Jahre hatte sie nichts zu lachen gehabt – eine Sophie Willems, die kaum jemand kannte und die jahrzehntelang klaglos ihren kranken Mann Hein pflegte, der sie fast ganz für sich in Anspruch nahm.
Das Dienen kannte sie aus ihrer Kindheit. Ihre Mutter hatte einen Witwer mit sieben Kindern geheiratet und selbst noch elf Kinder bekommen. „Wir wohnten auf einer Katstelle in Wetten.“ Als Älteste packte Sophie früh mit an, so klein sie war. Mit fünfeinhalb Jahren kam sie in die Schule, „immer mit Holzschuhen, denn Vater war Holzschuhmacher“.
Von ihm, erzählt Sophie Willems, „hatten wir ein Handikap geerbt, man hat uns oft gehänselt wegen unserer kleinen Augen. Wenn wir es der Mutter klagten, strich sie uns übers Haar und sagte: ‚Sit gej mar brav, fleißig on ehrlich, dann kommt gej ok dör et Lewe‘.“
Mit 13 Jahren kam Sophie als Magd zu einem Bauern, wo sie im Stall und auf dem Feld hart anpackte. Abends strickte, stopfte und spann sie. „Für die Arbeit beim Bauern bekam ich 10 Mark 50 im Monat, die meine Eltern am Ersten abholten.“ Trotz ihrer Aufgaben, so erinnerte sich Sophie Willems später, empfand sie sich als glücklich. Als ihr Vater krank wurde, wechselte sie 1939 zu einem Bauern in der Nähe.
Ihre Arbeit wurde noch schwerer. Sie war keine 18, als sie zum Eggen und Walzen auf die Felder ging. Sie erinnerte sich an einen 20 Zentner schweren Stier. Den musste sie morgens auf ein Kleefeld führen und an die Kette legen: „Das stelle man sich vor“, erinnerte sie sich einmal lächelnd: „Und ich lebe noch.“
Im Oktober 1941 starb ihr Vater. Ihre Mutter bekam keine Rente, und Wohlfahrt wollte sie nicht. So ging Sophie nach Hause und sorgte für die Familie. „Nach dem Tod von Vater lebten meine Mutter und wir Kinder auf, denn Vater war zu streng gewesen und hatte oft die Peitsche gebraucht; er war ungerecht und hysterisch-krank gewesen.“
Doch ihre Mutter habe ihn nicht im Stich gelassen. „Sie war eine Kreuzträgerin. Von ihr haben wir viel Gutes gelernt.“ Von ihr behielt sie das Dienen bis zur Selbstaufgabe.
Sophie Willems nahm verschiedene Stellen an und bezeichnete sich offen als „Ata-Girl“, Waschfrau und „Parkettkosmetikerin“, morgens war sie in der Stadt, mittags bei der Mutter, nachmittags beim Bauern. „So verdiente ich genug, um den Haushalt zu bestreiten. Sogar die Marken für die Rente klebte ich.“
Nach dem Krieg brachte sie gemeinsam mit ihrem jüngsten Bruder das Haus wieder in Ordnung. Es hatte von Bombeneinschlägen eine Menge abbekommen. „Wir hatten viel Mut und Kraft, diese Zeit zu meistern. So vergingen meine Jugendjahre.“ Ihre vielen Geschwister, die in Stellung waren, kamen sonntags nach Hause und brachten ihre verschlissenen Sachen mit, dann wurde aus zwei Hosen oder Jacken eine einzige gezaubert.
Sie versorgte die Hühner, Kaninchen und Schafe. Die Wolle wurde abgeschoren, „und ich habe sie versponnen. Später bezahlte ich meine Trauringe mit sechs Strang schön gewaschener Schafswolle beim Goldschmied Sürgers in Kevelaer.“ 1947 hatte sie ihren Mann Heinrich kennen gelernt. Er machte sich an der Katstelle nützlich und half, sie zu renovieren: „So gewöhnten wir uns aneinander.“
Bereits 1961 erkrankte Hein Willems schwer. Einem Kreiskaufkollaps folgte ein Schlaganfall, er blieb linksseitig gelähmt und bot ihr die Scheidung an: „Jetzt bin ich nichts mehr wert.“ Sie sagte: „Du bekommst von mir den letzten Löffel Papp.“
Sie pflegte ihn und war immer für ihn da. Sie sorgte dafür, dass er ein zeitintensives Hobby, das Basteln, pflegen konnte, betreute nebenher eine gelähmte Frau und wurde 1968 selbst schwer krank. Sie hatte eine kinderkopfdicke Geschwulst an der Gebärmutter. Nach der Operation änderte sich ihre Lebenseinstellung. „Ich nahm mir vor, nur noch ehrenamtlich etwas für meine Mitmenschen zu tun. Und ich bekam sehr viel zu tun.“
Sie erlitt Unfälle mit schweren Verletzungen. 1978 fuhr sie mit ihrem Mann nach Lourdes. Es sollte die erste von sehr vielen Reisen werden. „Dort habe ich so richtig erfahren, was die Malteser leisten, eine unbegrenzte Bereitschaft.“
Büttenreden bis 1986
Die bewies sie drei Jahre später erneut selbst, als die Geselligen Vereine in Winnekendonk eine Kappensitzung für behinderte Menschen ausrichteten. Sophie Willems hielt ihre erste Büttenrede. „Und bis 1986 durfte das Publikum über mich lachen“.
Die Verbindung zu behinderten Menschen war geschaffen. Bis 1996 organisierte und leitete sie mit hohem Engagement das Blumenfest für die „Fraternität der Behinderten und Kranken“. Im Jahr zuvor war nach 48 Jahren Ehe und 34 Jahren intensivster Pflege ihr Mann gestorben.
Sophie Willems sagte einmal eindringlich, so, als müsse sie es sich selbst versichern: „Ich darf gar nicht an alles denken, aber ich bin immer glücklich gewesen.“ Und dann: „Ich habe aus meinem Leben etwas gemacht. Da freu´ ich mich drüber“.
Sophie Willems wurde 86 Jahre alt.