Aktuelles aus Kevelaer

Die Knaben von der Marktschule

Lehrer Hans Rodewald wäre in diesen Maitagen sicherlich gerne dabei gewesen, um seine Jungens einmal wiederzusehen. Von den 56 (!) Schülern seiner Rasselbande des Einschulungsjahrgangs 1954 (Geburtsjahrgänge 46 bis 48) trafen sich nun genau 20 zu einem erneuten Klassentreffen, das sie vor sechs Jahren vereinbart hatten. Vor 31 Jahren hatte es das erste Klassentreffen des Einschulungsjahrgang 1954 der St.-Antonius-Volksschule gegeben, die seinerzeit noch am Markt stand.

Lehrer Rodewald hatte damals den Spitznamen „Kasper“ bei seinen Schülern. Bei ihm gab es immer etwas zu lachen, auch wenn er schon sehr streng sein konnte. „56 Schüler in einer Klasse, das war schon eine ganze Menge“, erinnert sich Wilfried Schotten, der auch in diesem Jahrgang war.

Aus den Knaben sind gesetzte Herren geworden, graumeliert oder auch „oben ohne“ und inzwischen alle „in Rente“. Sie hatten sich vom Organisator Dieter Theissen gerne einladen lassen.

Nach den ersten Gesprächen zwecks Wiedererkennung versammelten sie sich in bester Laune, das Foto sei der Beweis, zunächst im Biergarten des „Goldenen Schwans“. Sodann nahm man im Lokal an Tischen Platz, nach dem Gedenken an die inzwischen elf verstorbenen Klassenkameraden, deren Namen Dieter Theissen noch einmal verlas zum Zeichen, dass sie nicht vergessen waren.

Es folgte ein überaus gemütliches und leckeres „Arbeitsessen“ und die Verlängerung bis in die tiefe Nacht war selbstverständlich und obligatorisch.
Die „Knaben“ werden sich, so versprach man sich gegenseitig, in drei Jahren wiedersehen.

Schwarzer Lupo beschädigt mehrere Fahrzeuge

Am Dienstag, 15. Mai 2018, gegen 9.10 Uhr beschädigte eine unbekannte Autofahrerin einen geparkten Audi A6 in blau, der am rechten Fahrbahnrand der Gelderner Straße vor einem Geldinstitut in Richtung Antoniusstraße parkte, sowie einen VW Polo, der ebenso am rechten Fahrbahnrand der Gelderner Straße parkte.

Ein Zeuge beobachtete einen schwarzen VW Lupo, der die Gelderner Straße in Richtung Antoniusstraße befuhr. Beim Versuch am rechten Fahrbahnrand einzuparken, beschädigte der Lupo den geparkten Audi A6 und entfernte sich anschleißend unerlaubt von der Unfallstelle.

Später teilte die Polizei weitere Informationen mit: Der flüchtige VW Lupo in schwarz soll von einer Frau mit langen Haaren gefahren und der rechte Außenspiegel des Lupo soll durch den Unfall beschädigt worden sein. Ein Kennzeichenbruchstück lautet GEL-B… oder aber GEL-D…

Hinweise erbittet die Polizei Goch unter Telefon 02823-1080.

Amzai stürmt in der kommenden Saison für den KSV

Der Kevelaerer SV stellt bereits früh die Weichen für die kommende Saison. Obwohl die laufende Spielzeit in der Kreisliga A noch gar nicht beendet und der perfekt gemachte Aufstieg erst rund eine Woche her ist, konnte der KSV nun schon den ersten Neuzugang präsentieren und so Fortschritte in Sachen Kaderplanung machen.

Mit Besar Amzai vom Landesligisten SV Hönnepel/Niedermörmter geht in Zukunft ein junger, ambitionierter Offensiv-Spieler für den KSV auf Torejagd. Vor seiner Station auf dem „bebenden Acker“ stand der 21-jährige Angreifer schon für den GSV Geldern, den SV Straelen und den TSV Weeze auf dem Platz.

„Ich freue mich ganz besonders über die Zusage von Besar“, sagte Sandro Scuderi, Sportlicher Koordinator des KSV. „Schon als A-Jugendlicher hat er bei mir in Straelen Landesliga-Luft geschnuppert. Seine Tore werden uns in der nächsten Saison in der Bezirksliga definitiv weiterhelfen.“ Auch Coach Ferhat Ökce freute sich über den bereits jetzt feststehenden Neuzugang: „Mit Besar wird unser Offensiv-Spiel noch variabler und gefährlicher.“ jaab

Die Renaissance eines Handwerksberufs

Korbmachermeisterin Margret Schiffer aus Sonsbeck präsentierte im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte im Rahmen der Kreis Klever „KulTourtage“ den Besuchern die Kunst des Korbflechtens.

Das Korbflechten ist ein uraltes Handwerk und wird seit Menschengedenken auf der ganzen Welt ausgeübt. Zur Zeit der „Sammler“ wurden Gräser, Zweige und Wurzeln zusammengedreht und miteinander verflochten, um Gesammeltes zusammenzubinden. Aus Pflanzenteilen wurden Matten geflochten und aus groben Ästen Zäune errichtet. Die Flechttechniken wurden weiter entwickelt und neben kunstvollen Behältern wurden auch diverse andere Gegenstände geflochten. Die Reste eines in der Wulsttechnik gefertigten Korbes, der ungefähr 10.000 v. Chr. geflochten worden war, wurde im Nahen Osten gefunden.

Vom Aussterben ist der Berufsstand nicht bedroht, obwohl dies in den letzten Jahren fast so aussah. So gibt es nur noch eine Fachschule in Lichtenfels. Die staatliche Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels ist die einzige ihrer Art in Deutschland. SchülerInnen werden in drei Jahren Vollzeitunterricht zu staatlich geprüften FlechtwerkgestalterInnen (früher KorbmacherInnen) ausgebildet. Hier machte auch Schiffer ihre Ausbildung, die sie 1987 mit der Meisterprüfung abschloss. Heute ist die Meisterprüfung nicht mehr Bedingung für die selbstständige Ausübung des Berufs.

Nachhaltige Produkte

Das alte Handwerk wird gerade wiederentdeckt. „Viele Menschen wollen nachhaltige Produkte kaufen, die sehr lange halten, wollen weg vom Plastik. Ein handgeflochtener Korb ist zu 100 Prozent ein Naturprodukt“, sagt Schiffer. Sie berichtet von über 500 Sorten an Weiden, aus denen Körbe geflochten werden (früher verwendete man auch Peddigrohr aus Indonesien, dies darf aber nicht mehr exportiert werden). Sie verwendet nur fünf Arten, überwiegend Kopfweidenruten, da diese aus der Region kommen.

Mit Gang-, Schicht-, Kimmschicht-, Würfel-, Matten- und Zick-Zack-Technik werden unterschiedlichste Körbe hergestellt. „Butterkörbe“, Papierkörbe“, „Metzgerkörbe“, „Einkaufkörbe“, „Kartoffelkörbe“ oder „Wäschekörbe“ haben je nach Region eine bestimmte Form und Größe, an die sich die Handwerkerin hält.

Auf einer Plank (Sitzbank mit einer Art Töpferscheibe) sitzend, benötigt Schiffer neben den Weidenruten ein Klopfeisen, einen Stechpfriem (ähnlich einer Ahle), einen Ausstecher, einen Ausputzer (Spezialmesser) und eine Korbmacherschere.

Von Rattan die Rinde (Binsen) wird für das Flechten von Möbeleinsätzen oder Heizungsverkleidungen verwendet. Da Möbel-Antiquitäten momentan nicht hoch gehandelt werden (Margret Schiffer meint, wenn genügend weggeworfen wurden, dann kommt das wieder), kommen Reparaturen heute seltener vor. „Sonnengeflecht“ bei Tischen, „Wiener-“, „Stern-“ oder „Siebgeflecht“ bei Stühlen sind hier bevorzugte Muster.

In ihrer Werkstatt bietet die Korbmachermeisterin Workshops an, kommt aber auch privat zu Gruppen oder vermittelt das Handwerk in Kursen in der Volkshochschule. Sie kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen und verhilft Menschen wieder im Haushalt zu Naturprodukten als Gebrauchsgegenständen.

Info und Kontakt: M. Schiffer, Korbmachermeisterin, Kevelaerer Str. 13, Sonsbeck, Telefon: 02838/9215, E-Mail: schiffer-korb@t-online.de.

Frühling und Sommer musikalisch

Zahlreiche Besucher nutzten die „Kreis Klever KulTourtage“ in Verbindung mit dem Internationalen Museumstag, um sich im Niederrheinischen Museum für Volkskunde umschauen zu können. „Netzwerk Museum: Neue Wege – neue Besucher“ ist ein Motto voller Dynamik“, fand der noch amtierende Museumsleiter Burkhard Schwering, der am 30. Juni offiziell in den Ruhestand geht. „Museen leisten einen großen Beitrag zur Kultur des Landes“, unterstrich der Fachmann, der sich auch nochmal zu der außergewöhnlichen Henschel-Ausstellung äußerte.

„Das war ein „Ringeltäubchen“, wurde er in der Einordnung fast poetisch. „Das kann der Auftakt zu einer Entwicklung sein, der uns viele neue künstlerische Talente bescheren kann“, sah er auch die möglichen langfristigen Auswirkungen der Ausstellung, die eine bundesweite Strahlkraft erlangt hatte.
Die Besucher konnten neben den Ausstellungen im Haus dann auch Musik zu den Themen „Frühling“ und „Sommer“ in dem kleinen Café des Museums genießen.

Dort kamen kleine und große Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer der Kreismusikschule Geldern unter der Gesamtleitung von Andrea Konrath zusammen, um das Publikum gut 60 Minuten lang mit verschiedenen klassischen Gesangs- und Klavierwerken zu unterhalten.
Den Auftakt bildete das Chorensemble „Lust auf Stimme“ mit Mozarts „Im Frühlingsanfang“ und Franz Schuberts „Ständchen“, bei dem die vierzehn SängerInnen die angemessene Heiterkeit der Kompositionen zum Ausdruck brachten.

Danach war es den etwas kleineren Schülerinnen vorbehalten, für die musikalischen Momente zu sorgen. Die „Sinfonia BMV 156 zu vier Händen“ wurde schön getragen und melodisch klar von Helena Weber und Jan Luca Reh am Klavier vorgetragen. Franziska Jäschke sorgte mit „Ave Maria“ für den gesanglichen „Willkommensgruß für Kevelaer“, wie es Konrath ausdrückte, die die SängerInnen am Piano begleitete.

Glockenhell ertönte das Timbre von Julia Weber zu der Komposition „Caro mio ben“ von Tommasso Giordano. Das Trio Franziska Jäschke, Julia Weber und Rilana Klein überzeugte dann mit dem Lied „Komm lieber Mai“.

Und Ben Tissen, der am Tag zuvor 13 Jahre alt geworden war, bot bei Ludwig van Beethovens „Sonatine F-Dur“ eine vollkommen unaufgeregte, gute Leistung am Klavier.
Unterbrochen wurden die musikalischen Darbietungen von Heribert Zimmermanns Gedichtlesungen, die natürlich den Bezug zu den beiden Jahreszeiten herstellte. Er trug Friedrich Hölderlins und Heinrich Seidels „Frühling“, „Das traumhafte Rätsel“ von Max Frisch und Ludwig Uhlands „Frühlingsglaube“ vor – mit so poetischen Gedanken wie „Die Welt wird schöner mit jedem Tag./ Man weiß nicht, was noch werden mag/ Das Blühen will nicht enden.“

Zum Abschluss des Konzerts kam nochmal der Chor mit Robert Schumanns „Zigeunerleben“ zu Wort – ein angemessener Abschluss einer lyrisch und klanglich vielfältigen Musikdarbietung.

Hier beschweren sich die Bürger

Der Haupt- und Finanzausschuss ds der Stadt Kevelaer ist so etwas wie der „kleine Rat“: Viele wichtige Entscheidungen passieren zuerst dieses Gremium, bevor sie final vom Rat beschlossen werden, manche Dinge entscheidet der Auschuss sogar alleine. Das Kevelaerer Blatt sprach mit dem Ausschussvorsitzenden Dr. Dominik Pichler (SPD) über die Themen der aktuellen Legislaturperiode.

Kevelaerer Blatt: Herr Pichler, Schulausschuss, Stadtentwicklungsausschuss … das erklärt sich von selbst. Was genau aber macht der Haupt- und Finanzausschuss?
Dr. Dominik Pichler: Ganz wichtig ist, dass der Haupt- und Finanzausschuss auch der Beschwerdeausschuss für Bürgeranträge ist. Solche Anträge gab es beispielsweise von den Saunafreunden, von den Anwohnern des Beethovenrings und auch von der Interessengemeinschaft Pro OW 1. Auf diese Weise können dort selbst Themen, die schon einmal durch die Gremien gegangen sind, noch einmal diskutiert werden. Hier wird auch der Haushalt diskutiert und über Vergaben in größerer Dimension sowie über Personalangelegenheiten entschieden.

Meist ist es aber doch so, dass der Ausschuss von finanzieller Seite über Themen spricht, die zuvor schon ein Fachausschuss ausführlich inhaltlich diskutiert hat…
Dr. Dominik Pichler: Oft ist das so, ja, aber hier sitzen andere Leute als in den Fachausschüssen und dadurch gibt es meist andere Diskussionsschwerpunkte. Im Haupt- und Finanzausschuss sind übrigens ausschließlich Ratsmitglieder, keine sachkundigen Bürger – das ist eine weitere Besonderheit.

Kommt es denn vor, dass ein Fachausschuss eine Sache für richtig und wichtig hält und der Haupt- und Finanzausschuss beschließt danach: „Aber Geld gibt‘s dafür nicht!“?
Dr. Dominik Pichler: Vor meiner Zeit gab es das schon mal, dass der Haupt- und Finanzausschuss den Fachausschuss überstimmt hat. Das ist aber selten. Der Fraktionsproporz ist ja auch gleich. Manchmal passiert aber etwas zwischen den Sitzungen, das dann zu einer neuen Bewertung führt.

Freut sich der Finanzausschuss über die Finanzlage der Stadt?
Dr. Dominik Pichler: Die Finanzen müssen wir sicher im Blick behalten, aber derzeit können wir uns über gute Gewerbesteuern freuen. Wir wissen allerdings, dass wir weltpolitischen Einflüssen unterliegen, die wir nicht beeinflussen können, wie damals die Finanzkrise. Wenn aus dem Säbelrasseln in Syrien ein Stellvertreterkrieg wird oder wenn es zu einem Handelskrieg mit den USA kommt, das würden wir auch in Kevelaer merken.
Wir müssen auch gucken, in welche Richtung es mit der Bundesregierung geht. Die Grundsteuer wurde – völlig erwartbar – gekippt. Jetzt müssen wir sehen, worauf wir uns einstellen müssen. Auch das können wir nicht beeinflussen, aber es ist eine unserer wichtigsten Einnahmequellen. Aktuell sind die Finanzen der Stadt in Ordnung – sogar ganz gut. Aber das ist nur eine Wasserstandsmeldung.

Wie stark hängt der Haushalt an einzelnen Unternehmen?
Dr. Dominik Pichler: Wir haben mehrere wichtige Gewerbebetriebe, aber keinen, dessen Weggang uns in massive Haushaltsprobleme stürzen würde wie Bofrost in Straelen. Wir liegen übrigens – bewusst – knapp unterhalb des fiktiven Gewerbesteuersatzes im Kreis Kleve.

Apropos Steuern: Wenn es dem Haushalt gut geht, müssen die Bürger also auch keine Steuererhöhungen erwarten?
Dr. Dominik Pichler: Wir haben die Grundsteuer und die Gewerbesteuer seit einigen Jahren nicht mehr steigen lassen und der Doppelhaushalt bis Ende 2019 steht. Darin sind keine Erhöhungen vorgesehen.

Was waren für Sie die wichtigsten Entscheidungen in der aktuellen Wahlperiode des Haupt- und Finanzausschusses?
Dr. Dominik Pichler: Wichtig waren alle Entscheidungen rund um das Integrierte Handlungskonzept und die Hüls. Auch die breiten Mehrheiten in der Schulpolitik finde ich wichtig. Symbolisch wichtig war die einheitliche Umbenennung zu „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ – im Vorfeld hatte ich viel für die Einstimmigkeit geworben. Für mich persönlich sehr prägend war bereits ganz am Anfang, dass es eine Mehrheit für das Mehrzweckbecken gab. Die CDU hatte nicht einheitlich abgestimmt. Für mich war das die Erkenntnis: Die CDU hat keine Blockadehaltung – mit denen kann man arbeiten. Ich dachte damals: „Du bist kein zahnloser Tiger ohne eigene Mehrheit. Du kannst was bewegen.“ Die letzten beiden in meinen Augen sehr wichtigen Entscheidungen gingen allerdings nicht durch den HuF, sondern unmittelbar als Vorlage in den Rat.

Blicken wir auf ein paar Sachthemen aus dem Ausschuss. Wie geht es weiter mit dem Breitbandausbau?
Dr. Dominik Pichler: Kervenheim ist ausgebaut, da muss die Deutsche Glasfaser nur noch etwas nacharbeiten. Dann ist Winnekendonk dran und danach Twisteden. Für die Außenbereiche läuft die Vergabe, das Motto ist: „Der letzte Hof soll angeschlossen sein.“ Vielleicht profitiert dann auch Wetten und wird doch noch angeschlossen.

Wird das Bahnhofsumfeld Richtung Innenstadt neu gestaltet?
Dr. Dominik Pichler: Den Neubau der Lebenshilfe nach § 34 des Baugesetzbuches zu genehmigen, danach aber über den Bereich einen Bebauungsplan zu legen, war meines Erachtens Quatsch. Das ist ein typischer politischer Kompromiss, also eine Lösung, die zwar erkennbar nicht die beste, dafür aber mehrheitsfähig ist.

Ihre Familie wohnt am Mechelner Platz. Sind Sie mit der Neugestaltung zufrieden?
Dr. Dominik Pichler: Ich kann nicht verstehen, warum die Neugestaltung ohne Wasserspielplatz erfolgen sollte. Ich war allerdings befangen und konnte in der Sitzung nicht mitdiskutieren. Ich habe die Krise gekriegt … Aber auch das ist Demokratie: Dass ich als Hauptverwaltungsbeamter auch die Vorgaben der Kommunalpolitik umsetzen muss und umsetze, die mir nicht gefallen.

Gibt es für die Saunafreunde noch Hoffnung auf eine Sauna in Kevelaer?
Dr. Dominik Pichler: Wenn ein privater Betreiber kommt, werden wir ihm keinen Stock zwischen die Räder werfen. Aber in Geldern und Goch gibt es starke Konkurrenz. Ich finde eine Sauna zwar eine sinnvolle Sache, aber sie gehört für mich nicht zur Daseinsvorsorge, also zur Grundversorgung.

Was tut sich beim Ladenöffnungsgesetz?
Dr. Dominik Pichler: Das wird uns weiter beschäftigen, aber derzeit warten wir noch auf Informationen der Landesregierung.

Haben sich die Vereine mit der Kostenbeteiligung für die Nutzung der Sportstätten arrangiert?
Dr. Dominik Pichler: Es gibt immer mal Gespräche, aber es ist nicht so, dass man sich gar nicht einig wird.

Wie läuft es mit der Integration der Flüchtlinge?
Dr. Dominik Pichler: Man soll die Probleme nicht kleinreden, aber auch nicht groß machen. Es leben noch etwa 500 Flüchtlinge in Kevelaer. Wir haben kein Gewalt- und kein Kriminalitätsproblem. Natürlich gibt es auch einige wenige Einzelfälle, wo es kompliziert ist, weil sie eben immer wieder negativ auffallen. Aber es wäre komisch, wenn hier nur Leute mit Heiligenschein wären. Wir müssen weiter gucken, dass sie Deutsch lernen, in die Schule oder zur Ausbildung gehen und Arbeit finden. Und wir müssen sicherstellen, dass die, die gehen müssen, gehen.

Was ist bei EU-Förderprogramm LEADER bislang für Kevelaer herausgekommen?
Dr. Dominik Pichler: Da muss sich dringend etwas ändern, derzeit wird zu viel bei der Bezirksregierung verhindert. Ich bekomme bald turnusgemäß selbst „den Hut auf“ und will mich dann intensiver damit befassen.

Zur Person

Der Kevelaerer Dr. Dominik Pichler ist promovierter Strafverteidiger. Seit 2015 arbeitet er allerdings als Bürgermeister der Stadt Kevelaer. Die wenige Freizeit, die ihm sein Beruf lässt, verbringt er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern. Der 42-Jährige singt außerdem im Familienchor von St. Marien und macht Judo. Andere Hobbys, wie das Schachspielen, ruhen aus Zeitgründen.

Klassentreffen der Geburtsjahrgänge 1936/37 der Kevelaerer Volksschule

Seit zehn Jahren treffen sie sich immer am ersten Samstag im Mai und im Goldenen Schwan ist die gute und kleine Gaststube zur Hauptstraße für sie immer reserviert: Das Klassentreffen der Geburtsjahrgänge 1936/1937 ruft der wohl älteste noch arbeitende Kaufmann der Stadt zusammen. Richard Opwis ruft und die Volksschüler der St.-Antonius-Schule Kevelaer kommen. Von 1943 bis 1952 besuchten sie die Klasse, die Franz Jaschke, genannt „Cäsar“, als Klassenlehrer hatte. Josef Daniels, Felix Passens, Mathias Vermeegen, Rudi Marliani, Josef Plümpe, Peter Reuters, Jakob Terlinden, Jan Moers und natürlich Richard Opwis verbrachten einen geselligen und gesprächsreichen Abend und freuen sich schon auf das Treffen im nächsten Jahr.

Gold und Silber für die Tiger

Die Schützen der Schießsportgemeinschaft (SSG) Kevelaer haben wieder ordentliche Platzierungen sowie Medaillen bei der „International Shooting Competition in Hannover“ (ISCH) gesammelt.

Vier Wettkampfdisziplinen in vier Tagen waren ein starkes Pensum für die Kevelaerer Tiger. Mittlerweile sind die Mitglieder des National- und Landeskaders an umfangreiche Wettkampfbedingungen gewohnt und so setzte sich der Mannschaftsbus am Tag vor Christi Himmelfahrt in Bewegung Richtung Hannover. Leider haben auch viele Kurzurlauber den Weg über die Autobahn gewählt und hinzukam, dass der Bus auf halber Strecke streikte. Die Sportler konnten erst weit nach Mitternacht ihr Hotel beziehen, waren aber trotzdem am nächsten Morgen wieder topfit an der Schießlinie anzutreffen.

Bei der neuen olympischen Disziplin „Luftgewehr-Mix“, wo ein weiblicher und ein männlicher Schütze ein Team bilden, konnte Franka Janshen zusammen mit ihrem Mannschaftskollegen aus der nationalen Auswahl, Bastian Blos, das Siegertreppchen ganz oben besteigen. Auch ihre Schwester Anna Janshen brachte es zusammen mit Maximilian Ulbrich nach dem Qualifikationswettkampf ins Finale und wurde am Ende mit Silber belohnt.

Die zweite Silbermedaille für Anna Janshen folgte am nächsten Tag beim 60-Schuss-Luftgewehr-Wettkampf der Juniorinnen. Mit 622,4 Ringen und dem achten Platz zog sie noch knapp ein Ticket für das Finale der besten acht Schützinnen. Hier bekam sie es unter anderem mit starker Konkurrenz aus Schweden, Frankreich und Indien zu tun, hatte aber trotzdem keine Probleme, das hohe Niveau beizubehalten und musste sich am Ende nur ihrer Mannschaftskollegin Johanna Tripp geschlagen geben. Franka Janshen erzielte 620,1 Ringe und wurde 18.. Alle drei zusammen erhielten in der Teamwertung die Goldmedaille. Alison Bollen startete für den NRW-Landeskader und setzte sich mit 619,3 Ringen auf den 21. Platz. Bei den Damen überzeugte die SSG-Bundesliga-Schützin Katrin Leuschen mit 616,5 Ringen und dem 28. Platz.

Die Königsdisziplin der Kleinkalibergewehr-Wettkämpfe dauert nun auch für die weiblichen Schützen rund drei Stunden. Wer da nicht auf den Punkt fit und konzentriert ist, hat bei dieser starken Konkurrenz wenige Chancen. Es müssen kniend, liegend und stehend jeweils 40 Schüsse abgegeben und zwischen den Positionswechseln muss das Kleinkalibergewehr entsprechend umgebaut werden.

Hier erzielte Anna Janshen mit 1.150 Ringen den neunten Platz und verpasste damit nur ganz knapp das Finale. Alison Bollen lag am Ende auf dem 36. Platz mit 1.127 Ringen und Franka Janshen musste ihren Wettkampf in der vorletzten Serie abbrechen. Katrin Leuschen erzielte bei den Frauen 1.124 Ringe und wurde damit 24..

Der 60-Schuss-Kleinkaliber-liegend-Wettkampf wird nach den neuen Regeln des olympischen Komitees in Tokio 2020 nicht mehr ausgetragen. Trotzdem findet dieser Wettkampf noch weiterhin große Beliebtheit bei internationalen Vergleichen. Alison Bollen brachte hier starke 614,9 Ringe auf die Scheibe und verbuchte den zwölften Rang für sich. Platz 34 und 606,8 Ringe gingen an Anna Janshen, Schwester Franka traf 598,4 Ringe und fand sich auf Platz 49 wieder. Katrin Leuschen wurde 20. mit 606,2 Ringen.

Mit Fahnenschwenkern und Swingenden Doppelzentnern

Am Eingang am Festzelt strömten nach und nach die Senioren in das Festzelt, entspannt weiterdirigiert von den Mitgliedern von „Kevelaer live“ und der Sebastianus-Schützenbruderschaft Kevelaer. 250 Karten waren im Vorverkauf weggegangen. Am Ende waren es sogar 450 Senioren, die zu „ihrem“ Kirmesnachmittag gekommen waren.

„Wir haben alle Altenheime angesprochen, auch die Caritas und überall Flyer ausgelegt“, versicherte die erste Vorsitzende von „Kevelaer live“, Andrea Klingel. „Unser Hauptmann hatte die Idee. Da haben wir gleich gedacht, das ist doch ein tolles Ding“, verkündete Hans-Gerd „Tutti“ Rütten als Vorsitzender der Seb bei der Begrüßung des Publikums.

„Ich finde es total toll, was hier für die Senioren Kevelaers zu machen“, stand die selbst 70-jährige Gerlinde Peter, die mit der Seniorinnen-Truppe der Faustkämpfer gekommen war, mit iher Meinung nicht alleine.

„Für eine Premiere ist das richtig gut besucht“, freute sich auch Bürgermeister Dominik Pichler. „Kann ja sein, dass das noch mal stattfindet.“ In ein ähnliches Horn stieß Stefan Jansen von der Bürgerstiftung „Seid einig“, die von den Einnahmen des Nachmitags profitieren sollte: „Wir freuen uns, dass die Seb das begonnen hat. Und wir werden unser Bestes tun, damit die Vereine der Geselligen diesen Impuls weitertragen.“ Neben dem Angebot an Kaffee und Kuchen (gespendet von Märkten wie EDEKA oder REWE), hatten sich die Organisatoren auch ein kleines Programm ausgedacht: Das Duo Phantasia brachte die Anwesenden mit ihren Schlagerliedern wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ und „Liebeskummer lohnt sich nicht“ zum Schunkeln.

Robert Achten zog die Senioren mit einem Vortrag op Platt in seinen Bann.

„Ich versuche da an früher zu denken. Wir sind früher viel mit dem Auto gereist“, schwelgte Irmgard Glaser in Erinnerungen. Sie war mit Enkelin Vanessa und ihrem im Eilisabeth-Stift betreuten Ehemann Jochen da. „Mit dem Rollator komm ich so selten raus. Hier ist es ganz schön“, fand die 85-jährige Christa Witeck, die mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Herta Schmid die Atmosphäre und die Leckereien genoss. Die Seb Fahnenschwenker Tobias Langenhuizen, Jana Neumann und Michael van Berlo trugen zusammen mit Karin Thomas und einem historischen Beitrag zum Programm bei.

Danach war es Karl Timmermann vorbehalten, für Stimmung im Festzelt zu sorgen. Der Schlagersänger holte zu einem „Howard-Carpendale-Medley“ vier Frauen als „Gogo-Girls“ auf die Bühne, stand auf den Bänken, flirtete mit den alten Damen und rief den Leuten zu: „Nächstes Jahr kommen Sie wieder und bringen noch Onkel und Tante mit.“ Robert Achten bannte die Senioren mit einem Vortrag op Platt in seinen Bann.

Und zum großen Finale sorgten die „Swingenden Doppelzentner“ mit schmissigen Melodien sowie alle Vortragskünstler und der Festkettenträger, der das Lied „Wir feiern hier – wir feiern dort“ auch in diesem Rahmen sang, für einen würdigen Abschluss der dreistündigen Veranstaltung.

Ist Kevelaer nicht unverwechselbar?

Einen derben Rückschlag hinsichtlich der Aufnahme der Consolatrix Afflictorum in die Liste des immateriellen Kulturerbes (das KB berichtete) hatte Ludger Holla in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zu vermelden: In einem Schreiben habe das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft der Stadt und der Kirchengemeinde St. Marien mitgeteilt, dass die Marienwallfahrt bei der Auswahl der Traditionen in die Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes zunächst nicht berücksichtigt werden konnte, so Holla, der den ersten Schritt, die Bewerbung auf Landesebene, in die Wege geleitet hatte.

Ausschlaggebend hierfür sei gewesen, dass „anhand der Beschreibung nicht deutlich wurde, was das Spezifische der Marienwallfahrt nach Kevelaer ist und wie sie sich zu anderen Wallfahrten verhält.“ Die Jury empfehle daher, so das Ministerium wörtlich, „die Geschichte und Durchführungspraxis der Tradition mit Hilfe von Kulturwissenschaftlern zu reflektieren.

Auch sollten die Pilgergruppen in den Prozess miteinbezogen werden.“ Abschließend warb das Landes-Ministerium der parteilosen Politikerin Isabel Pfeiffer-Poensgen um Verständnis für die Entscheidung der Jury, zumal eine „erneute Bewerbung in der Zukunft ausdrücklich nicht ausgeschlossen“ sei. Das Schreiben ist laut Ludger Holla auch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling und Weihbischof Rolf Lohmann zugegangen. „Wir werden in Gesprächen mit der Kirchengemeinde das gemeinsame Procedere weiter ausarbeiten“, sagte Holla. Derzeit denke man beispielsweise darüber nach, eine Bachelor- oder Masterarbeit zu initiieren.

Etwas anders sieht es bei der Aufnahme der Wallfahrtsstadt in die Arbeitsgemeinschaft historischer Stadt- und Ortskerne NRW aus, teilte Holla in der Sitzung mit. Er habe mit dem Regionalgruppenleiter Niederrhein, Harald Münzner aus Kalkar, Kontakt aufgenommen, um das weitere Procedere zu besprechen. „Herr Münzner erklärte, dass die Stadt Kevelaer beim Vorstand der Arbeitsgemeinschaft eine Sonderstellung einnehme“, so Holla. Innerhalb der Arge sei allerdings bisher unklar, wie mit einem Bewerber, der zwar eine negative Mitteilung, aber eine Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise erhalten habe, umgegangen werden solle.

Der Arge-Vorstand wolle in der nächsten Vorstandssitzung im Juni darüber sprechen. Zudem ist ein Vertreter der Stadt Kevelaer zur nächsten Regionalgruppensitzung eingeladen. Harald Münzner empfehle, dass dieser Vetreter den Termin, der in Form eines Workshops stattfindet, nutzen solle, um die Stadt vorzustellen und Kontakte zu knüpfen.

Holla stellte Münzner die nach einer Bereisung der Arge-Komission im vergangenen Jahr in Kevelaer eingeleiteten Maßnahmen (etwa die Initiierung von Gestaltungsbeirat, Nutzungssatzung, Gestaltungssatzung) vor. Münzner wolle dem Vorstand vorschlagen, dass die Kevelaerer Maßnahmen vor einer erneuten Bewerbung dem Vorstand vorgestellt werden sollen. Zudem wolle man im Vorstand über „den richtigen Zeitpunkt einer neuen Bewerbung“ nachdenken, erklärte Holla. „Insgesamt werde diese Bewerbung der Stadt Kevelaer um eine Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft ausdrücklich begrüßt.“