Aktuelles aus Kevelaer

„Kommt, wir schicken gute Laune!“

Seit 1983 schon gibt es das Mülheimer Figurentheater „Wodo Puppenspiel“, seit 2006 ist es regelmäßig im Kevelaerer Museum zu sehen. Nun sorgten Dorothee Wellfonder und Wolfgang Kaup als „Wodo Puppenspiel“ wieder einmal für ein volles Haus. Sie zeigten „Lauras Stern“. Die Vorstellung war ausverkauft und gerade die jungen Zuhörer kamen voll auf ihre Kosten.

Die Grundlage des Puppenspiels bildete das 1996 erschienene Buch von Klaus Baumgart und erzählt die Geschichte der siebenjährigen Laura, die einen Stern findet, der vom Himmel gefallen war. Mit einem Arztkoffer kümmert sie sich liebevoll um ihren Stern, erkennt aber, dass er nur richtig leuchten kann, wenn er am Himmel ist.

Über 2,2 Millionen Mal wurde dieses Bilderbuch verkauft, in 26 Sprachen übersetzt und hat unzählige Kinder schon begeistert und fasziniert. Das Buch wurde bereits mehrfach verfilmt. Das „Wodo Puppenspiel“ ist das einzige Theater, das dieses Stück mit Genehmigung des Verlags aufführen darf.

Mit einfachen Mitteln, aber mit viel Unterstützung durch ihre jungen Zuschauer führten beide Puppenspieler die Geschichte sehr gekonnt auf. Mit ihrem Cello lud Dorothe Wellfonder die Kinder zu einem Gute-Nacht-Lied ein, da Laura wieder einmal nicht gut einschlafen konnte. Als auf der Bühne ein kleiner Stern erst wackelte, dann zu Boden plumpste, waren alle Kinder zur Mithilfe eingeladen. „Atmet so, wie der Stern atmen soll, damit ich ihn untersuchen kann“, meinte sie, während sie mit Laura und einem Stethoskop den verletzten Stern untersuchte. Nach der Verarztung ging es für Laura erst mal ins Bett, denn, so Dorothee: „Wenn wir jetzt nicht ins Bett gehen, sind Mama und Papa wieder so schwierig!“

Am nächsten Morgen war die große Frage von Laura: „Stern, wo bist Du?“ „Der ist bestimmt weg- geflogen“, meinte ein Kind, oder „Er ist draußen und spielt Verstecken!“ Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Thommy, gespielt von Wolfgang Kaup, machte sich Laura auf die Suche und malte auch ein Bild von ihrem Stern mit Pflaster. Als der Stern vorerst verschwunden blieb und Laura traurig war, lud Wolfgang Kaup die Kinder ein: „Habt ihr vielleicht gute Laune mitgebracht? Kommt, wir schicken gute Laune über unsere Arme zu Laura!“ Das ließen sich die Kinder nicht zwei- mal sagen und sprangen und sangen zu einem fröhlichen Lied und versuchten, ihren Teil dazu beizutragen, Laura aufzumuntern. Thommy brachte noch Lauras Lieblingskuchen und spielte mit ihr Verstecken in einer Höhle.

Endlich wurde der Stern unter dem Bett gefunden. In einem Körbchen wurde der Stern schließlich mit einem Luftballon zum Himmel geschickt, aber erst nachdem die Kinder mit eifrigem Klatschen und Rufen in drei Stufen die Rakete starten ließen. „Laura hat nun einen Stern, der ihr immer zusieht. Guckt auch ihr heute Abend nach oben! Vielleicht habt ihr auch einen Stern, der euch zusieht und der für euch leuchtet“, so die Puppenspieler, die beide auch staatlich anerkannte Diplom-Sozialpädagogen sind. Am Ende sangen alle Kinder noch: „Leuchte, lieber Stern, Laura hat dich gern, sie möchte dich bald wiedersehn, versteck dich nicht, sie hat dich gern, leuchte, lieber Stern.“

Fortsetzung folgt

Lauras Stern ist eines von insgesamt 60 Theaterstücken, die das „Wodo Puppenspiel“ schon geschrieben haben. 17 Stücke davon werden noch regelmäßig aufgeführt. Besonders Lauras Stern ist bei den Kindern sehr beliebt. Auch die sechsjährige Nahla, die mit ihrer Schwester Lana (2) die Vorstellung besuchte, kannte die Geschichte schon aus dem Buch und vom Fernsehen. „Es war total lustig!“, meinte sie nach der Vorstellung. Auf kleinen Stühlen und auf dem Teppich direkt vor der Bühne konnte sie mit vielen anderen Kindern alles hautnah miterleben. Die beiden Schwestern sind nicht nur Fan der Geschichte, sondern auch vom Museum, das sie nach der Vorstellung noch lange und ausführlich erkundeten und in der dortigen Schule mit Oma und Opa Lehrerin spielten.

Am 8. Dezember gibt es die Fortsetzung: Dann führen die beiden Puppenspieler „Conni kommt weihnachtlich“ auf.

Das KB und das Museum ehrten Theodor Bergmann

Was sich am Samstagnachmittag bei dem vom Kevelaerer Blatt organisierten Mundartnachmittag zu Ehren des Heimatdichters Theodor Bergmann ereignete, darf durchaus „historisch“ genannt werden. Einer der besonderen Momente war es, als sich die gesamte anwesende Bergmann-Familie inklusive der beiden noch lebenden Kinder Theodor Bergmanns – Heribert und Johanna – zu einem Gruppenfoto im Foyer des Niederrheinische Museums Kevelaer versammelte. „Unser Museum ist nicht nur ein Ausstellungsort, sondern auch ein ganz wichtiger Ort der Begegnung“, traf die Botschaft von Museumsleiterin Veronika Hebben den Nagel auf den Kopf.

Zu diesem besonderen Nachmittag kamen so viele Besucher in das Foyer, dass Hebben sogar kleine Hocker in die erste Reihe stellen musste, um den enormen Andrang überhaupt zu bewältigen. „Liebe Freunde der niederrheinischen Mundart!“ begrüßte der Vorsitzende des Museumsfördervereins, Peter Hohl, die Anwesenden. Er sprach von einem „ganz besonderem Anlass“. Nicht etwa, weil die Europäische Kommission das Jahr 2018 zum Jahr des europäischen Kulturerbes ausgerufen habe, sondern „weil der Förderverein, das Museum und das KB nicht übersehen wollten, dass das Jahr 2018 auch ein Theodor-Bergmann-Jahr ist“.

Trotzdem wolle man das Kulturerbe von Theodor Bergmann im europäischen Geiste teilen. „Denn er war nicht nur ein Heimatdichter, sondern ein ,Homo politicus‘, ein Kosmopolit“, bezog Hohl sich dabei bewusst auf das Heimatlied. „Kein einziges Mal kommt in dem Text das Wort Kevelaer vor.“ Bergmann habe sich somit „einer ganzen Landschaft mit ihren Menschen verschrieben, mitten im Herzen von Europa“.

Der Fördervereinsvorsitzende erinnerte daran, dass Theodor Bergmann 1923 bis 1939 selbst Vorsitzender des Fördervereins und bis zu seinem Tode verdienter Ehrenvorsitzender gewesen war. In diesem Jahr am 29. Dezember wäre er 150 Jahre alt geworden, am 17. Mai war sein 70. Todestag. Das sei Anlass „für uns, das KB, die Nachbarschaft und den Männergesangsverein“ gewesen, zum Dank im Mai am Denkmal an der Busmannstraße „unser Heimatlied laut zu singen“.

Hohl freute sich, dass „heute wie im Mai viele der Bergmann-Familie angereist sind aus aller Herren Länder und allen Gegenden der Republik“. So sei es gelungen, daraus ein „inoffizielles Familientreffen“ zu machen. Man habe zu Bergmanns Ehren keinen Staatsakt vorbereitet, sondern ein buntes Programm mit dessen Liedern und Texten sowie eine kleine Kabinettsausstellung.

Anschließend durfte der Herausgeber des Kevelaerer Blattes, Rudolf Beerden, die Verdienste des Heimatdichters würdigen. „Wir haben es mit einer besonderen Persönlichkeit zu tun“, erinnerte Beerden daran, dass Bergmann schon in sehr jungen Jahren ins kalte Wasser geworfen worden sei. Denn der am 29. Dezember 1868 auf der Busmannstraße 28 geborene Theodor übernahm mit gerade mal 17 Jahren die väterliche Schuhfabrik.

Beerden erinnerte darn, dass Bergmann 1898 ein Gedicht zur Gründung des Sängerbundes in Kevelaer vorgetragen und sich der Stadt sehr stark verschrieben habe. Er habe 1919/20 mit an der Weimarer Verfassung gearbeitet, was davon zeuge, „dass er ein Mann des Geistes war und nicht nur sehr viel an Liedgut und Gedichten hinterlassen hat, sondern sicher auch da stark nachhaltig gewirkt hat“. Das führte dazu, „dass er hier in Kevelaerer Mitbegründer der CDU war und deren 1. Vorsitzender“.

Mit neun Kindern sei Bergmann „sehr erfolgreich auch an dieser Stelle“ gewesen, erntete Beerden für diese augenzwinkernde Bemerkung ein freundliches Lachen der anwesenden Familie. Er selbst habe einen Bezugspunkt zu der Familie, erzählte Beerden, da er im Betrieb von Siegfried und Hildegard Schreiner, einer der Töchter Bergmanns, 1981 in der IT-Branche habe anfangen dürfen.

Beerden erinnete außerdem an die beiden anderen großen Mundartdichter Tenhaeff und Martens. Von Martens Enkelsohn habe er mehr als 200 Gedichte in der Rohform erhalten. „Wir haben vor, damit auch was in der Zukunft zu tun und das für uns alle hier in Kevelaer zu halten.“

Anschließend standen Bergmanns „tolle Texte zum Schmunzeln und Nachdenken“ (Beerden) im Mittelpunkt. Zum einen wurden sie musikalisch vorgetragen von Bernd Rolf an der Geige und seiner Frau Bärbel am Gesang, die aus den Musik-CDs des gebürtigen Kevelaerers Güno von Leyen mit verarbeiteten Texten von Heimatdichtern „Min Modertaal es käwels platt“, „Onschöldeg gerecht“ und „Ohme Pitt“ vortrugen.

Zum anderen rezitierte Wilfried Renard mit ganzem Körpereinsatz aus dem Werk Bergmanns. Mit dem Prosastück über den „Räuberhauptmann Kronenberg“, der mit seiner Bande Anfang des vorigen Jahrhunderts den Niederrhein unsicher machte und dessen Einbruch in das Winnekendonker Pastorat sich so ähnlich wie erzählt zugetragen haben soll, zog er die Anwesenden in seinen Bann. Dabei entstand kollektives Gelächter, als er die Passage „Pit gej klömt op et Dack, schnejt et Tauw dör on bend et boawe faas, dat et ni heronderfält“ las und in dieser Sekunde aus der Tasche eines Mitglieds der Bergmann-Familie ein Handy fiel. Danach präsenierte Renard eine Reihe von kleinen Gedichten.

Als Zugabe brachte Renard später mit „No wöns“ einige Dichterzeilen zu den beiden noch lebenden Kindern dar – über „En Sösterke ganz no Moders Wöns, Dröm sall et naes Moder ok Hanneke heite“ und „min negende Kind“.

Am Ende intonierten alle Anwesenden das Lied, das wie kein anderes die Menschen in Kevelaer auf ewig mit dem Namen Theodor Bergmann verbinden wird – „Dor hör ek t´Hüß“.

Ikone für die Johanneskapelle

Anlässlich des Jahrestages der Einrichtung der orthodoxen Johanneskapelle feierte die rumänische Gemeinde mit dem Priester Siluan Carstea eine Liturgie mit etwa 50 Gläubigen.

Vor Beginn der Feier überreichte der ehemalige Rektor der Wallfahrt, Prälat Richard Schulte Staade, der die Kapelle damals maßgeblich initiiert hat, eine Ikone für die Kapelle. Er freute sich über die aktive orthodoxe Gemeinde und erinnerte mit einigen Worten an die Eröffnung der Kapelle am 31. Oktober 1992. Die etwa 250 Jahre alte Ikone zeigt in zwölf Motiven die Lebensstationen der Gottesmutter, welche die vier Evangelisten erwähnen. In der Bildmitte ist die Auferstehung Christi dargestellt. Die Ikone wurde von einem Kevelaerer Bürger gestiftet, der anonym bleiben möchte.

Kaplan Christoph Schwerhoff richtete seinen Dank an den großherzigen Spender und dankte auch der orthodoxen Gemeinde: „Dass wir die orthodoxen Christen hier in Kevelaer haben können, ist ein Geschenk. Wir danken allen Betern, dass Sie dieses Haus hier mit ihren Gebeten erfüllen und so eine lebendige Kirche bezeugen.“ Die Ikone des Kevelaerer Bürgers trägt nun zur weiteren Ausschmückung dieses Gotteshauses bei.

Die Johanneskapelle ist eine überregionale Besonderheit, da diese Kapelle von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien allen orthodoxen Kirchen zur Feier ihrer Liturgie zur Verfügung gestellt wird. Die Kapelle trägt so zur Verständigung zwischen den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen bei.

Fünf Gruppen sollen es richten

Viele Vertreter von Kevelaerer Einrichtungen, Schulen, Verbänden und Vereinen versammelten sich im Foyer des Bühnenhauses zu der Auftaktveranstaltung unter dem Titel „Jugendhilfeplanung als strategisches Instrument zur Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe. Neuorientierung der Jugendhilfeplanung in Kevelaer“.

„Wir wollen die Neuerungen erstmal kennenlernen“, hoffte Wolfgang Toonen vom Stadtjugendring mehr über die Neuausrichtung der Jugendhilfeplanung zu erfahren. „Wo wir als Vereinsvertreter arbeiten, macht man sich ständig Gedanken und diskutiert alle zwei Jahre, was noch up to date ist.“

Michael Maaßen, Mitglied im Unterausschuss, stellte klar, dass aus seiner Sicht die Debatte um eine Neuausrichtung der Jugendhilfeplanung eine Notwendigkeit und Verpflichtung sei: „Das ist nicht mehr so wie bei uns in den 80er Jahren auf dem Spielplatz.“

Man wolle die Informationen weitergeben, warum Jugendhilfeplanung nötig sei „und wie stellten wir uns das für Kevelaer vor“, weckte die Organisatorin des Abends, Ruth Tröschkes, das Interesse der Zuhörer. Aus diesem Grund habe man die Einladungen „bewusst breit angelegt“. Das Ganze soll „mit Ihnen stattfinden, damit Sie wissen, das ist der Stand der Dinge“, ergänzte Bürgermeister Dominik Pichler.

Sandra Rostock vom Landesverband Rheinland führte in einem Vortrag in die gesetzlichen Grundlagen der Jugendhilfeplanung ein.

Sandra Rostock vom Landesverband Rheinland führte in einem 30-minütigem Vortrag in die gesetzlichen Grundlagen der Jugendhilfeplanung ein, von der Verpflichtung, geeignete Einrichtungen zur Verfügung zu stellen über den Einbezug freier Träger bis zum Landes-Kibiz-Gesetz.

Ihre zentrale Botschaft lautete: „Für Jugendhilfeplanung gibt es keine Blaupausen. Das muss jede Kommune für sich sebst entscheiden und organisieren.“ Das Ganze sei ein „kommunikativer Prozess“ und nichts, was man am Schreibtisch entwerfen könne. „Man muss immer wieder aushandeln, was brauchen wir für Jugendhilfe.“

Dies fordere neben einer ressortübergreifenden Planung eine Menge Beteiligte, über die Politik und den Jugendhilfeausschuss bis hin zu den Betroffenen. Entscheidend sei aus ihrer Sicht ein „klares Planungsprofil.“ Der Dialog mit freien Trägern könne über den Paragraph 78 in Arbeitsgemeinschaften als „gleichberechtigten Zusammenschluss“ geführt werden.

Nach einer kurzen Pause teilten sich die Besucher in sieben Gruppen auf. Diese befassten sich unter anderem mit den Wünschen für Kinder, Jugendliche und Eltern, dem Leitbild des Jugendamtes und konkreten Vorschlägen zur Beteilugung an der kommunalen Jugendhilfeplanung. Dabei wurde es phasenweise schon sehr konkret. Offen wurde über die Schaffung neuer Wissens- und Freizeitangeboten wie Netzangebote oder einen Skaterbereich für Jugendliche diskutiert.

„Es gibt keine Möglichkeit, sich zu treffen und sie treffen sich nicht mehr“, sprach die Wettener Ortsvorsteherin Beate Clasen das Problem direkt an. Markus Aben vom Musikverein Winnekendonk stellte die Frage in den Raum, wie die Vereine generell an die Jugend herankommen sollten?

Mehr Nähe zur Basis, lautete eine Forderung. „Und wir brauchen mehr Fachwissen für die, die am Ende entscheiden“ sprach sich Gottfried Winkels (KBV) als Politiker für mehr Austausch mit den Fachleuten aus.

Herbert John, Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule Kevelaer/Weeze bot sich an, ein Jugendparlament für Kevelaer auf die Beine zu stellen. Arnulf Jackel, Mitglied im Unterausschuss Jugendhilfeplanung, forderte die Beitragsfreiheit in Kitas und den Offenen Ganztag für alle Eltern. Auch die langfristige Ausstattung der Schulsozialarbeit und die Unterstützung in den Vereinen für die Ehrenamtler wurden angesprochen.

Die Leiterin der städtischen Gemeinschaftshauptschule, Renate Timmermann fand: „Die positive Darstellung des Jugendamtes gegenüber den Eltern wäre ein Schritt nach vorne.“ Mehrfach wurde deutlich, dass dem Amt gegenüber Hemmschwellen und Vorurteile beständen, getreu dem Motto „Die nehmen mir sofort mein Kind weg.“

Fahrplan startet Januar 2019

Im Anschluss an die Debatte stellte Ruth Tröschkes den Fahrplan der Neugestaltung derJugendhilffeplanung, die ihren Ausgangspunkt 2017 genommen hatte, und den Vorschlag zur Gestaltung vor. Künftig soll es fünf Fachgruppen geben, die sich dazu ab dem Januar 2019 konstituieren sollen. Die Einladungen sollen noch im November rausgehen. „Ich will Sie ermuntern, sich auf diesen Prozess einzulassen“, sagte Trötschkes. Es gebe ja schon ein Netzwerk, wo Dinge wie „Pro Fit“ oder der Begrüßungsdienst umgesetzt seien: „Da muss man nur aufspringen.“

In der ersten Fachgruppe soll es unter anderem um Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Jugendschutz gehen. Die zweite soll sich mit der Förderung der Erziehung in der Familie, den frühen Hilfen im Netzwerk Kevelaer und der Prävention bei der Jugendhilfe beschäftigen.
Fachgruppe drei soll die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflege inklusive der OGS und des pädagogischen Mittagstreffs sowie der Schulsozialarbeit abddecken.

Die vierte Gruppe umfasst die Bereiche „Erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe, die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und andere Aufgaben der Jugendhilfe“. Die Fachgruppe Spielplatzkomission soll erhalten bleiben. In jeder der Gruppen sollen auch die Mitglieder des Unterausschusses Jugendhilfeplanung angedockt sein.

Dezernent Marc Buchholz schlug vor, dass die Gruppen mehrfach im Jahr sich nicht-öffentlich zusammensetzen sollten: „Nicht um was zu verheimlichen, sondern erstmal zu arbeiten. Damit nichts auf den Markt kommt, was gar nicht kommt.“ Buchholz möchte auch einen Fragebogen an die Partner ausgeben, in wieweit sie sich bei der Planung mitgenommen fühlen. Die Ergebnisse des Abends sollen in den Diskussionsprozess der Fachgruppen mit einfließen.

Auf den Einwand, das Ganze sei doch sehr vom Jugendamt aus gesteuert und nicht gut einzusehen, entgegnete der Leiter des Dezernates II: „Offenheit und Transparenz kann ich zusichern.“

Nachhaltige Zukunft für afrikanische Kinder

Erst vor einigen Tagen hat Leonie Aben Post von der Universität Wuppertal bekommen. Eine gute Nachricht gab es, ihr Master-Studium in Sachen Grundschullehramt hat die 24-jährige Kevelaererin nun erfolgreich abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Leonie aber schon nicht mehr in Deutschland: Nach Abgabe ihrer Masterarbeit ist sie nämlich für insgesamt drei Monate nach Afrika gereist, um zunächst als Volunteer für die humanitäre Organisation help2kids zu arbeiten, ehe noch eine Reise bis nach Kapstadt in Südafrika ansteht.

Zunächst ging es für die angehende Lehrerin nach Tansania, in die Stadt Daressalam. help2kids, das seinen Sitz in der Schweiz hat, unterhält dort unter anderem ein Kinderheim, eine Grundschule mit über 400 Schülern, einen Kindergarten, Sportprogramme, ein Gesundheitsprojekt sowie der sogenannte English Corner, in der beispielsweise lokale Fischer ihre Englisch-Kenntnisse und so zeitgleich ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt verbessern können.

Leonie, die nun schon seit rund einem Monat in Afrika weilt, wird als Volunteer in verschiedenen Projekten eingesetzt. „Vormittags bin ich immer in der Grundschule vor Ort, um eine der Lehrerinnen im Unterricht zu unterstützen“, erklärt die 24-Jährige. Rund 60 Kinder zwischen sieben und acht Jahren besuchen dabei auf teilweise engstem Raum die Klasse, Leonie korrigiert Aufgaben und unterstützt trotz der sprachlichen Barriere beim Lösen von Aufgaben. Auch in den Pausen ist sie im Einsatz, um Zeit mit den Kindern zu verbringen. Am Nachmittag geht es dann rüber ins Kinderheim, in dem derzeit 31 Kinder im Alter zwischen drei und 19 Jahren wohnen. „Hier spielen wir mit den Kids, tanzen, singen Karaoke oder gehen mit ihnen spazieren“, sagt Leonie. „Ihr Englisch ist schon sehr gut und die Kinder fassen so schnell Vertrauen. Ich wurde bisher jeden Tag mit einem großen Lächeln und einer Umarmung empfangen.“

Doch die Lebensbedingungen für die Kinder, die in den unterschiedlichen Institutionen von help2kids ihre Zeit verbringen und versuchen, in Sachen Bildung bestmöglich voranzukommen, sind in keiner Weise vergleichbar mit den Bedingungen in Deutschland. „Viele Schüler haben Löcher in den Uniformen, tragen kaputte Rucksäcke und haben wirklich nur das Nötigste, um im Unterricht mitschreiben und -arbeiten zu können. Viele Kinder laufen täglich über eine Stunde zur Schule, auf dem Schulhof wird nicht mit einem Ball, sondern mit einer mit Sand gefüllten Flasche gekickt“, schildert Leonie ihre Eindrücke aus Daressalam. Nur sieben Lehrer kümmern sich außerdem in der Grundschule derzeit um rund 400 Schülerinnen und Schüler.

Am 24. Oktober, also rund einen Monat nach ihrem Abflug aus Deutschland, ging es für Leonie weiter nach Lifuwu in Malawi, wo ein weiterer einmonatiger Volunteer-Einsatz für help2kids ansteht. Auch in Lifuwu, einem kleinen Fischerdorf direkt am schönen Lake Malawi, dem drittgrößten See in Afrika, ist sie auf Kinder gestoßen, die mit einem äußerst geringen Lebensstandard aufgewachsen sind und für die Hilfe jeglicher Art notwendig ist. Hier hat sie bisher schon einige neue Aufgaben übernommen: Für die Achtklässler wurde ein Computerkurs angeboten, wobei die absoluten Basics wie das Starten des Laptops oder das Öffnen von Ordnern beigebracht wurden. Auch bei der Umsetzung von medizinischer Hilfe in den umliegenden Dörfern von Lifuwu hat Leonie mitgeholfen, für die Kinder vor Ort gibt es ein Angebot, bei dem auf spielerische Art und Weise Themen aufgearbeitet werden, die die Kinder interessieren.

Die Projekte die von help2kids in Malawi und Tansania betrieben werden, sind ständig auf Spenden angewiesen. „In Daressalam wird derzeit ein neues Kinderheim gebaut, da das alte zu klein wurde und völlig veraltet ist. Außerdem soll endlich eine weitere Lehrkraft eingesetzt werden, damit mehr Personal für die vielen Schüler sorgen kann. Hier kann jeder Euro weiterhelfen“, weiß Leonie. Das gemeinsame Ziel der Non-Profit-Organisation help2kids lautet dabei, den Kindern eine nachhaltige und gesicherte Zukunft zu ermöglichen.

Wer gerne für help2kids und die Kinderheime, Grundschulen, Gesundheitsprojekte und Kindergärten in Malawi und Tansania spenden möchte, kann dies über das folgende Spendenkonto tun:

Bank: Volksbank Westliche Saar plus

IBAN: DE47591902003902400000

SWIFT/BIC: GENODE51SLS

Clearing number: 5919020

Die Spenden kommen zu 100 Prozent der Non-Profit-Organisation help2kids zugute. Sie erhalten ab der Höhe von 50 Euro eine Spendenbestätigung für das Finanzamt.

Mehr Informationen über help2kids, die Projekteund  Voluntäreinsatz in Afrika finden Sie unter: www.help2kids.org

Ideen finden ihr Zuhause

Sie sind Betriebswirtschaftler, Ingenieure, Chemiker, Kaufleute oder Gastronomen. Zur Stunde verwirklichen sie sich als Material- und Verfahrenstechniker, mit neuen Handels- und Dienstleistungskonzepten und auch als gestandene Handwerker. Ihre Ideen haben sich in allen Ecken des Kreisgebietes entwickelt und hüten sie wie den sprichwörtlichen Augapfel.

Ein Ziel haben sie alle gemeinsam: Sie suchen den richtigen Zeitpunkt und Ort zum Sprung in die Selbstständigkeit. Sie wollen ihre Nische im Markt suchen und finden. Und sie fühlten sich motiviert, ihre Teilnahme am Wettbewerb um den Gründerpreis Kreis Kleve zu formulieren.

Dieser wird am 28. November im Düsseldorfer Pressehaus verliehen, durch NRW Wirtschaftsminister Professor Dr. Andreas Pinkwart, durch den Kreis Klever Landrat Wolfgang Spreen und den Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, Hans-Josef Kuypers in Anwesenheit der Vorstände der finanzierenden Sparkassen und Volksbanken aus dem Kreisgebiet.

Es winken 5.000 Euro

5.000 Euro wird es von den Kreditinstituten für die beiden besten Gründungskonzepte geben. Und die breite Aufmerksamkeit der Region ist ihnen sicher, die das Geschehen aufmerksam verfolgen dürfte.

Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve hat es sich gemeinsam mit den Sparkassen und Volksbanken zur Aufgabe gemacht, die Gründungsaktivitäten und Unternehmensnachfolgen im Kreis Kleve zu stärken. Die Gründungsoffensive 2018 wurde auf den Weg gebracht und besteht aus einer 16-teiligen Veranstaltungsreihe und der Vergabe der zwei Gründerpreise. „Mit der Veranstaltungsreihe „Gründerland Kreis Kleve – Ideen finden ihr Zuhause“ in allen Städten und Gemeinden haben wir ins Schwarze getroffen. Unsere anfängliche Skepsis, ob wir mit diesem Thema auch unsere Adressaten erreichen, war recht schnell verflogen,“ so die Kreis-Wirtschaftsförderung.

Allein beim Start in Goch zählte man 130 Gäste. Neben den vielen Fachthemen rund ums Gründungsgeschehen gab es bei allen Veranstaltungen eine Gesprächsrunde mit erfolgreichen Gründern und Unternehmern.

Jetzt bewerben

Bis zum 15. November können sich alle Jungunternehmen, deren Gründungsdatum nach dem 1.1.2016 liegt, für den Gründerpreis Kreis Kleve bewerben. Dies gilt auch für Betriebsübernahmen. „Geschäftsideen, die noch vor der Umsetzung stehen, können selbstverständlich auch teilnehmen. Es reicht eine Kurzbeschreibung. Ein kleiner Leitfaden bietet Hilfestellung und macht es für jeden einfach“, so die Kreis-Wirtschaftsförderung. Alle Unterlagen können unter Telefon: 02821/7281-11 angefordert oder im Netz unter www.wfg-kreis-kleve.de heruntergeladen werden.

1000 Stimmen für die Brüderlichkeit

Seit einigen Jahren dirigiert und komponiert der Niederländer Tom Löwenthal in der Wallfahrtsstadt – ein Mensch, der für seine Musik lebt und sie mit der Portion Leidenschaft vermitteln kann, die es braucht, um von ihr begeistert zu sein.

Im Laufe seines jahrzehntelangen Schaffens hat er viele große Projekte verwirklichen können – der vergangene Samstag dürfte aber als eines seiner schönsten Karriereerlebnisse in seine Vita mit eingegangen sein.

Denn in Eindhoven wurde zu Ehren des niederländischen Theolologen und Dichters Huub Osterhuis, der 85 Jahre alt wurde, das große Oratorium „Lied van de Aarde“ aufgeführt.
Interpretiert wurde das einstündige Oratorium von dem Orchester „La Passione“ aus Lier bei Antwerpen und dem „Kamerkor Helicon“ unter der Leitung von Geert Hendrix.

„Das Oratorium mit dem Lied von der Erde hab ich 1989 geschrieben mit viel Vergnügen und Spaß“, zeigte sich Löwenthal nach dem Konzert begeistert. „Die belgischen Leute haben das super gemacht. Es hätte sicher etwas kräftiger und theatralischer sein können, aber ich muss nicht unzufrieden sein“, sprach aus diesen Worten auch eine gehörige Portion Stolz.

Denn in Anwesenheit des Jubilars boten die Ensembles eine klang- und gesangsmächtige Umsetzung des Stücks mit dem Text von Osterhuis, das von dem Chaos auf der Erde und dem Unvermögen der Menschen kündet, die Erde und die Natur zu bewahren.

„Die Musik ist polystilistisch gedacht – ein bisschen im Stil von Eisler und Weill, mit etwas Bach und Latin“, erläuterte der Komponist danach. „Das hat gut funktioniert, die Stile ergänzen sich schön“, war sein Eindruck.

Aus dem Dialog Gottes (fantastisch: die Sopranistin Dani van Hoog als „Gott“) mit dem Realisten geht am Ende die Botschaft hervor, dass die Menschen sich ändern können und sie „Aarde.Deze. Enig denbare. Rond en blau in de ruimte“ bewahren können.

„Dieses Stück bleibt immer aktuell, diese Umweltfrage, das hat Huub Oosterhuis damals schon wie ein Prophet vorhergesehen“, sieht Löwenthal fast drei Jahrzehnte nach der erstmaligen Aufführung, dass dieses Problem drängender ist denn je. „Und auch diese Sache mit den orthodoxen Radikalen, mit Islam und dass so viele Leute denken, die Wahrheit zu haben.“

Danach trat der 64-Jährige selbst als Dirigent an das Pult und führte zusammen mit dem Amsterdamer „Koor Helicon“, den er am Wochenende teilweise noch bei sich zu Hause zur Probe versammelt hatte, sechzehn moderne Kirchenlieder mit Texten des 85-Jährigen auf.

Selbst komponiert

Viele der Lieder hatte Löwenthal selbst komponiert, dazu kamen Bearbeitungen von Arjen van Baest und Antoine Oomen. Arrangiert hatte der 64-Jährige dann alle 16 Stücke – und er dirigierte selbst dabei die Chorsänger, das Orchester und die 1060 Menschen im Publikum, die alle mitsangen.

„Für mich war das eine Premiere, die Kirchenlieder, die orchestriert sind, mit einem ganzen Saal zu singen“, wurde dem Komponisten danach bewusst, dass das etwas war, „was Du nicht alle Tage so erlebst.“

Für den Zuhörer im Saal war es eine durchweg magische Stunde – allein aufgrund der gewaltigen Macht der Musik und der zusammen singenden Stimmen, die das moderne Gebäude mit ihrem Klang förmlich erstrahlen ließen. Und Lieder wie „Die mij drug“ („Der mich trug“) besaßen eine so emotionale Wucht, dass bei einigen die Augen nicht mehr trocken blieben.

Dazu kam das mit ganzem Körpereinsatz geführte Dirigat von Löwenthal, der danach gestand: „Ich weiß, ich bin ein thetralischer Dirigent. Ich habe versucht, die Menschen zu begeistern, und wenn ich sie richtig anfeuere, finden die Leute das schön.“

So sah es auch Huub Oosterhuis selbst, der danach für sein Lebenswerk und die 1000 Bücher mit all seinen Texten warb. Danach forderte er die Regierung – stellvertretend für viele andere Flüchtlinge in den Niederlanden – auf, eine von Ausweisung bedrohte Familie in einer Kirche in Katwijk zu verschonen. „Bewahrt mir mein freundliches Holland“, lautete sinngemäß seine Botschaft des Tages: „Für die Brüderlichkeit.“

Tom Löwenthal will den Eindhoven-Impuls gerne weiter nach Kevelaer transportieren. „Sowas wie das Mitsingen, das brauchen wir auch am Kapellenplatz mit Orchester“, das wäre sein Traum für den Krippenmarkt. Und vielleicht könne man ja eines Tages auch das Oratorium in Kevelaer zusammen mit Akteuren vor Ort verwirklichen.

Ideen für den Plattenbau gesucht

Das Pflaster im ersten Bauabschnitt der Hauptstraße ist fertig. Über Bepflanzungen, Bänke und Abfallbehälter soll der Stadtentwicklungsausschuss am 29. November befinden.

Zur Gestaltung der Hauptstraße sieht der Planungsentwurf aber auch 10 bis 15 künstlerisch gestaltete Reliefplatten vor, die in Abständen über die gesamte Länge der Straße in die Mittel-Leitlinie eingefügt werden. Die Reliefplatten werden voraussichtlich in Bronze hergestellt und sollen Motive der Stadt und der Wallfahrt darstellen. Kevelaerer, aber auch Gäste von außerhalb, können sich an der Ideensammlung beteiligen. Dabei geht es sowohl um Themenbereiche als auch ganz konkret um Motivvorschläge für die einzelnen Platten. Vorschläge und Ideen werden von der Stadtverwaltung, Sandra Kimm-Hamacher oder Franz Heckens, bis Anfang Dezember entgegengenommen. Vorgaben für die Vorschläge gibt es nicht. Im Dezember werden sich Vertreter von Kirche und Stadt mit den Vorschlägen beschäftigen und daraus eine Auswahl treffen. Die ausgewählten Motive werden dann künstlerisch gestaltet und in etwa 30 mal 30 cm große Bronzeplatten ausgearbeitet.

Weitere stadtnahe Stellplätze für Wohnmobile in Kevelaer

Wochenendtrips und Urlaube mit dem Wohnmobil erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Die Kevelaerer CDU-Fraktion will deshalb prüfen lassen, wo sich in Kevelaer weitere stadtnahe Stellplätze für Wohnmobile durchschnittlicher Größe schaffen lassen.

Für viele Wohnmobilisten ist es wichtig, möglichst nahe an den Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten der Stadt zu sein. “Für diese Gruppe bietet Kevelaer derzeit nur ein paar wenige Stellplätze am Europaplatz.

Aufgrund der Bedeutung des Tourismussektors für die Wallfahrtsstadt Kevelaer hält es die CDU für sinnvoll und richtig, das bestehende Angebot für diese Gästegruppe zu erweitern“, begründet CDU-Ratsmitglied Peter Diedrich die Initiative seiner Fraktion.

Aufgrund der wachsenden Nachfrage durch Wochenend- und Kurzzeiturlauber, die von den vorhandenen Wohnmobil-Stellplätzen am Europaplatz nicht gedeckt werden kann, soll deshalb von der Verwaltung geprüft werden, wo sich weitere stadtnahe Stellplätze schaffen lassen.

Erlesener Sound mit Frauenpower

Es ist kein Geheimnis, dass die Jazzkonzerte im Goldenen Löwen immer gut besucht sind. Dies war auch diesem Abend der Fall. Mit Brenda Boykin (Gesang), Jan Luley (Piano, Gesang) und Torsten Zwingenberger (Schlagzeug und Percussion) waren drei Musiker gekommen, die jeder für sich schon einen Musikabend verdient gehabt hätten.

Luley zählt mit seinem Pianospiel zur europäischen Spitzenklasse, was traditionellen Jazz, Blues, Gospel und New Orleans betrifft. Torsten Zwingenberger ist nicht nur der Bruder des weltberühmten Boogie-Pianisten Axel Zwingenberger, sondern auch seit Jahrzehnten eine Größe in der europäischen Jazzszene, was sein differenziertes Schlagzeugspiel angeht.

Und dazu kam mit Brenda Boykin noch eine besondere Stimme. Die 1957 in Kalifornien geborene Sängerin lebt seit 2004 in Wuppertal. 2005 wurde sie beim renommierten Montreaux Jazz Festival als beste Sängerin ausgezeichnet.

Boykin verfügt nicht nur über eine ausgezeichnete, mit Wärme und tiefem Timbre ausgestattete Voice. Sie besitzt auch eine fröhliche, mitreißende Bühnenpräsenz, der man sich auch an diesem Abend nicht entziehen konnte. Und das, obwohl sie sich aufgrund körperlicher Einschränkung auf einen Stock gestützt bewegen muss.

Noch nie so zusammen gespielt

Das Trio präsentierte eine besondere Konstellation. Denn in der Form hatte es noch nicht zusammen gespielt, auch wenn Luley und Boykin schon länger zusammen arbeiten. “Ein fantastischer Laden, volles Haus, gute Akustik – was will man mehr?”, war Zwingenberger voll des Lobes.

Torsten Zwingenberger gilt als einer der besten europäischen Jazzdrummer.

Für ihn und Luley war es die erste und einzige musikalische Zusammenkunft in diesem Jahr. Dass daraus ein besonders schöner Abend mit sehr erlesenem Sound werden würde, war fast folgerichtig.

“Wir spielen heute abend viele Songs gegen den Regen”, eröffnete Luley das Konzert am Piano mit Jerry Roll Mortens “New Orleans Joys” aus dem Jahr 1923. Mit seinem erfrischend-vitalem Spiel verpasste er dem Song den passenden Leichtigkeitscharakter und modernen Drive.

Dem schloss er ein kreolisches Volkslied an, bis er dann den “variabelsten Schlagzeuger des Swing” mit auf die Bühne holte. Beide Musiker zeigten blendendes Timing und Klangverständnis. Sie trugen den “St. Louis Blues” als ein hochabwechslungsreiches Stück aus melodischem New-Orleans-Sound und Bossanova vor. Dem folgte mit “Sunny side of the street” ein weiterer Klassiker im Orleans-Style mit rhythmisch dichtem Spiel und fettem swingenden Zug.

Seine große Kunstfertigkeit zeigte Zwingenberger, als er einen Zug auf seinem Instrument losfahren ließ. Zusammen mit dem Pianisten entwickelte er einen Boogie Woogie mit fetzigem Tempo und Feuer, den Luley spontan “Boogie für the golden lion” nannte.

Vitale Frauenpower

Nach der Pause betrat Boykin und packte das Publikum mit ihrer Vitaliät, dem ansteckenden Lachen, ihrer warmen Art und der sanften, vielseitigen Stimme.

So geriet “Sweet home Chicago” zum eher ruhigen Chicago-Blues, “Take the A-Train” zum intimen Swing mit Mitklatschanimation und Feeling. Bei “Blue Skies” von Irving Berlin zeigte sie tolle Phrasierungen, emotionalen Touch und intonierte auf deutsch:” Für dich und mich”, was in ihrer Klangfarbe einfach herrlich rüberkam.

Zwischendurch scherzte sie mit dem Publikum. Zudem präsentierte sie mit ihren musikalischen Partnern mit “Something you got ” einen lässigen Swing-Boogie. Boykin bekannte “We live our freedom – Jazz is free” und brachte mit Luley den Ellington-Klassiker “Mood Indigo” mit tiefen, sehr natürlich dargebotenen Tonmodulationen, zu Gehör.

Zum Schluss gab’s noch “meine Lieblingsrichtung Boogie und Woogie” von ihren zwei Morder-Solisten am jeweiligen Instrument dargeboten und durch den “High Heel Sneakers”- esang ihrerseits veredelt.

Spätestens nach dem dritten Teil des Konzerts musste man vollends Fan des Trios sein, das bei den Zuhörern für Begeisterung sorgte.