Aktuelles aus Kevelaer

Treiben und treiben lassen

Es könnte alles so einfach sein: Ein mehr als bescheidenes Tor zur Welt steht offen für Benjamin, nachdem er einen exzellenten College-Abschluss und sogar schon ein Stipendium in der Tasche hat. Doch die eigentliche „Reifeprüfung“ wartet noch auf den Musterschüler, der in Sachen Liebe und Sex noch ziemlich unerfahren ist. Die reifere – und ungleich abgeklärtere – Mrs. Robinson reizt den jungen Mann. Einen Sommer lang treiben es die beiden und lassen sich beide treiben. Doch dann wird‘s kompliziert: Benjamin verliebt sich in Elaine, die Tochter von Mrs. Robinson.

Für das Dinslakener Landestheater Burghofbühne hat Matthias Fontheim (Inszenierung und Bühne) „Die Reifeprüfung“ in die beengte Szene eines grauen Kastens gesetzt. Der ist Swimmingpool und Hotelzimmer und Disco und noch ganz andere Räume und doch so beschränkt, dass er kaum einen Ausbruch zulässt. Da kann das Saallicht noch so häufig angehen, da können die Charaktere noch so oft einen atemlosen Ausflug durch den Zuschauerraum oder auf die Hinterbühne unternehmen – sie landen immer wieder in den bescheidenen vier Wänden ihrer Selbstbeschränkung.

Alles wirkt vorbestimmt, wie die Karriere- und sogar die Familienlinie, die Benjamins Eltern für ihren Sprössling bereits vorgezeichnet haben. Lässt der Vater (Arno Kempf) am Anfang noch jovial die Zügel locker („er soll sich die Hörner abstoßen und das Leben genießen“), presst er schon bald gemeinsam mit einer ängstlich-zurückhaltenden Mutter (Christiane Wilke) den Sohnemann in seine Schablone – sonstdrehe er ihm den Galdhahn ab, droht er.
Sind die Eltern noch gradlinig und vorhersehbar angelegt, wird‘s bei deren Freunden schon diverser und diffiziler. Mr. Robinson (Andreas Petri) weiß um die gescheiterte Beziehung zu seiner Frau, findet aber nicht die Kraft, die Ehe zu beenden. Warum, das erfährt man nicht, dazu lässt sein Verhalten zu viele Deutungen zu. Mrs. Robinson ist die Abgeklärtheit in Person. Außer ihrer Tochter scheint ihr es an nichts gelegen – nicht einmal an sich selbst. Friederike Bellstedt zeigt eine Frau, die sich treiben lässt durch eine Art lakonischer Langeweile, die ihresgleichen nicht mal mehr zu suchen scheint. Je gleichgültiger ihre Beziehung zu dem jüngeren Mann wird, umso größer wird ihr Drang, die Tochter vor ihrem Liebhaber und einem Leben wie dem ihren zu schützen. Patric Welzbacher gelingt der Spagat zwischen linkisch-unerfahrenem Jüngling und rau-rumpelndem Rebell so glänzend, dass er das Publikum zum Lachen bringt und zu Mitleidsbekundungen hinreißt. Und Julia Sylvester ist als Elaine schlichtweg eine Offenbarung zwischen köstlicher Koketterie und verdammt echter Verzweiflung und läuft der sehr guten Mrs. Robinson damit vielleicht sogar ein wenig den Rang ab.

Dass die Bühnenfassung (Terry Johnson) des Romans von Charles Webb in der Fontheim-Inszenierung ohne die üppigen Filmkulissen auskommt, macht die Konzentration auf das Innerste der Figuren umso intensiver – und das hervorragende Ensemble, das während der Aufführung auf offener Bühne an den Rändern sitzt, lässt Liebe zum Stoff und zum Schauspiel auf eine Weise durchblicken, dass anderthalb Stunden vergehen wie ein Jahrhundertsommer, von dem man doch keine Minute missen möchte. Vielleicht ist man danach kein anderer Mensch. Aber es war schön. Langanhaltender Applaus.

Patronatsfest mit Rückblicken und Ehrungen

Zum Auftakt des Patronatsfestes der St.-Hubertus-Gilde Keylaer am Montagnachmittag hatte der Rektor der Wallfahrt und Präses der Hubertusgilde, Gregor Kauling, erstmals die Möglichkeit, die Festmesse zu lesen. Der Spielmannszug der Feuerwehr setzte dabei den musikalischen Rahmen.

Der Präsident der Hubertusgilde, Theo Keysers, verwies anschließend in seiner Rede auf den Umstand, dass an diesem Tag die 59. Hubertuskirmes in der heutigen Form gefeiert wird. „Gerade deshalb freuen wir uns in jedem Jahr wieder, dass es noch immer gelingt, diese jahrhundertealte Tradition aufrecht zu erhalten und so die Keylaerer Gemeinschaft und die Hubertusgilde zum festen Bestandteil des Kevelaerer Gesellschaftslebens zu machen.“

Keysers dankte allen Mitgliedern und Beteiligten, die an der Vorbereitung und Durchführung der Kirmes mitgearbeitet haben, und übergab Erich Rotthoff zugunsten der Aktion St. Nikolaus einen Umschlag mit 250 Euro, dem Erlös aus dem diesjährigen Kindertrödelmarkt.

Der Präsident der Gilde blickte auf einige historische Momente des Vereinslebens zurück: Auf das Jahr 1948, als das Leben in der Gilde wieder in Gang kam und man für die erste der beiden neuen Schwenkfahnen noch „mit Butter, Eiern und Speck bezahlte“. Er bezog sich auf das Jahr 1968, als die Hubertuskapelle grundlegend renoviert wurde und viele neue Mitglieder den Weg in den Verein fanden.

Das nahm er zum Anlass, Manfred Aben, Karl Blenkers, Harald Jovic, Hubert Peters, Peter Sarsi, Hubert Spronk, Hermann Voss und Hans Winkels mit dem Jubelorden für 50 Jahre Mitgliedschaft auszuzeichnen. Auch Marlene Cleve, die 50 Jahre in der Schießgruppe tätig war und bis heute für die Schützenbrüder noch die Kragen aufnäht, wurde auf die Bühne gebeten.

Für 40 Jahre Vereinszugehörigkeit wurde Siegfried Klenner und für 40 Jahre in der Schießgruppe Maria Haesters ausgezeichnet. Für 25 Jahre wurden Karl-Heinz Ermers, Andrea Hiep, Frank Statten und Paul Verhülsdonk geehrt, für 25 Jahre aktives Fahnenschwenken Jens van Leuven.

Den silbernen Verdienstorden erhielten Markus Valks und Michael Baumanns für ihren jeweiligen Einsatz als Fahnenschwenker-Obmann, den hohen Bruderschaftsorden Gerd van Leuven.

Im Anschluss daran nutzten die Anwesenden die Gelegenheit zum ausführlichen Austausch, bei dem der Wandel der Zeit auch ein Thema war. „Früher war das für uns der lange Frühschoppen, und wer damals trank, konnte den Tag danach blau machen“, erinnerten sich Hans Winkels und Peter Sarsi.

„Vor vierzig Jahren, da standen sie noch Schlange bis zur Straße. Das ging von Montagmorgen bis Dienstagmittag“, ergänzte Markus Aben. „ Da waren alle Firmen hier, die haben um 11 Uhr Feierabend gemacht und kamen dann geschlossen ins Zelt. Da gab´s keine Tische.“

Die Schützenfrauen Maria, Else, Amenie, Magda, Finni, Alwine, Irmi und Lisa kamen vor fünfzig Jahren über ihre Männer in die Hubertusgilde. „Die Kerle waren ja immer weg – und wir mussten was Sinnvolles tun“, hatten sich Lisa und die anderen deshalb zusammengeschlossen.

„Wir haben jedes Fest mitgefeiert und es gab nie Streit oder Missverständnisse“, betonten die rüstigen Ladies und gingen später gemeinsam auf die Tanzfläche. Denn zu fortgeschrittener Zeit sorgte die Formation „Two for you“ für Stimmung unter den Mitgliedern der Hubertusgilde, die den Kern der Feiergesellschaft ausmachten.

Von der Stimmung mitnehmen ließen sich auch der amtierende König Fabian Keysers mit seiner Königin Marie Weber. „Die Kondition lässt nach, aber ich bin noch am Leben“, hatte seine Majestät vor dem „Endspurt“ seine persönliche Befindlichkeit beschrieben. „Die letzte Runde geht auch noch“, fegten die beiden, umringt von den Schützenbrüdern, gemeinsam mit Adjutant Heinz-Gerd Peters und dessen Frau Claudia über das Parkett.

Am Rande der Patronatsfeier zog Gilden-Präsident Theo Keysers ein differenziertes Zwischenfazit der Kirmes. „Der neue Mittwoch mit den drei DJs und den Lichterspielen war gut besucht und alle, die da waren, haben gesagt, es war toll“, nannte er einen Glanzpunkt im Programm. „Die 600 Leute, die bestimmt da waren, werden sicher für uns Werbung machen.“

Die Popschlagernacht am Samstag aber „war diesmal nicht das, was es sein sollte“, so Keysers. Man habe von verschiedener Seite schon Kritik wahrgenommen. „Wir brauchen für den Samstag eine neue Band – die haben wir uns vorher nicht angehört“, gestand er selbstkritisch ein.

„Das nehmen wir mal als Wachrüttler, an den Veranstaltungen zu arbeiten“, sah es der Gildenchef als Mahnung an, dass nicht alles so selbstverständlich laufen muss. Um die bevorstehende 80er-Party und den Bullenball als Kultveranstaltungen mache er sich aber keine Sorgen.

Keysers machte außerdem im Gespräch mit dem KB deutlich, dass 2019 sein letztes Jahr an der Spitze der Gilde sein werde. „Dann bin ich 60 Jahre alt, es ist dann die 60. Kirmes in der Form und ich organisiere das hier dann seit 20 Jahren mit.“ Das sei ein guter Zeitpunkt, um das Amt abzugeben.

Ein Ball für König Keysers

Am Freitag war Königsball bei der St.-Hubertus-Gilde Keylaer für König Fabian Keysers mit Königin Marie Weber sowie Adjutant Heinz-Gerd Peters mit seiner Frau Claudia und Prinz Jan Schiffer mit Adjutant Theo Wilbers. Nach dem Einzug der Abordnungen der geladenen Ehrengäste, Vereine und Verbände (davon gab es 19) spielte die „X.O. Band“ zum Tanz auf, den das Königs- und das Adjutantenpaar mit dem Ehrentanz eröffneten. Als die Gäste nach einer Zugabe riefen, stellte Vize-Präsident der Gilde und Vater des Königs Theo Keysers lächelnd fest: „Das hat er jetzt seinem Vater voraus; bei ihm hat nach dem Tanz keiner Zugabe gerufen.“

Verlosung

Von der Schießgruppe gab es wie in jedem Jahr eine attraktive Verlosung zugunsten der Jugendarbeit.

Die Sankt Hubertus-Gilde ist ein Verein mit über 170 Mitgliedern. Dass es mit Fabian Keysers in diesem Jahr einen so jungen König gibt, liegt an der Altersstruktur der Gilde, die sehr ausgewogen ist. Viele junge Mitglieder stießen in den letzten Jahren zum Verein, sodass dessen Fortbestand gesichert scheint. Pflege des Schießsports, Jugendförderung, Unterhaltung des Vereinsheimes, Pflege der Hubertuskapelle zu Keylaer, Errichtung und Unterhaltung von Anlagen, um die zuvor aufgeführten Aufgaben zu gewährleisten, sind die Ziele der Gilde. Zur Pflege des Schießsports und zur Jugendförderung unterhält die Gilde eine Schießgruppe.

Früher mit Festessen

Alljährlich zum Hubertustag am 3. November begeht die Gilde ihre Kirmes. In früheren Zeiten wurde zur Kirmes eine gemeinsame Heilige Messe gefeiert. Danach traf man sich zu einem Festessen. Nach dem Essen verteilten sich die Gildenbrüder auf die umliegenden Bauernhöfe der Mitglieder und feierten ihre Kirmes. Seit 1960 wird die Hubertuskirmes in der jetzigen Form mit einem Festzelt durchgeführt. Ein Höhepunkt der Kirmes ist heute der Königsball am Kirmesfreitag.

Die Hubertuskirmes ist mit ihrem Programm ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Kevelaer geworden. Der jüngste König in der Geschichte der Gilde und seine Königin genossen offensichtlich den zu ihren Ehren veranstalteten Abend.

St. Martin ritt durch Schravelen

Es war ein süßer Anblick, der sich den Teilnehmern des Martinzuges an der Pforte des Kindergartens bot. Kleine, große, in Herzensform gebastelte Laternen wiesen den kleinen Marienkäfern den Weg des Zuges durch den kleinen Ortsteil.

“Natürlich haben wir die Lieder eingeübt, nach 30 Jahren hat man ja Routine” , lachte die Leiterin Beate Kaus. Dabei gäben die Erzieherinnen nie vor, wie welche Laterne auzusehen habe. Das erkläre die unterschiedlichen Arten und Formen.

“Die kleinen Marienkäfer sind aus Flüssigseifen-Behälter erstellt”, zeigte sie auf ein paar der Exemplare, die die Kinder vor ihr trugen. Bei der einen Laterne habe man auf dem Papier erst Wachstropfen, dann Farbe und wieder Wachs genommen und so die schönen Farbtupfer erzeugt, plauderte sie ein bisschen aus dem Nähkästchen.

An der Spitze des Zuges durfte auf dem Schimmel zum zweiten Mal Johannes Grevers reiten, was ihm sichtlich Spaß machte: “Man hat mich damals gefragt, ob ich das machen will.” Eine Nachbarin hatte ihn angesprochen, weil sie wusste: der macht sowas gerne.

Entlang der kleinen Siedlung waren die Häuser geschmückt mit LED-Lampen und Lichterkettenn. Nachbarn hatten Kinderpunsch und Dampfnudeln für die Kleinen zubereitet. “Jahr für Jahr stehen wir hier. Und das Event wird immer größer”, so eine Anwohnerin.

Auch der “arme Mann” fand sich schnell, der von dem “Heiligen Martin” die Hälfte des Mantels erhielt, auch wenn es an diesem Abend nicht ganz so kalt schien. Die Kinder wurden von ihren Eltern begleitet, bei denen der Tenor einhellig war: “Dass man teilt”, sei einfach eine wichtige Grundeigenschaft, und das lerne man mit über die Martinsgeschichte.

Am Ende konnten sich die kleinen Jungen und Mädchen nach dem zügigen Marsch durch Schravelen noch auf etwas Besonderes freuen. Im Sportraum der Kindertagesstätte kamen sie dem St. Martin ganz nah.

“Ich freue mich jedesmal, wenn ich zu euch komme, und bedanke mich sehr für euren Gesang. Habt ihr das mit Mama ud Papa gemacht”, fragte er die Kinder. “Nein, alle zusammen!”, riefen diese spontan aus. Gemeinsam stimmten sie das Martinslied an, bevor der Heilige Mann jedem Kinder ein Stück des großen Weckmanns reichte.

Danach ging es zu den Eltern in den großen Versammlungsraum, wo sich der Martin  verabschiedete und alle gemeinsam nochmal für ihn “sein Lied” anstimmten.

Nach dem Zug begrüßte der Heilige Mann die Kinder persönlich.

Alles ist handgemacht

Als im vergangenen Jahr die Alltagsbegleiter der Caritas Geldern-Kevelaer die Idee entwickelten, einen Basar zugunsten des ambulanten Hospizdienstes der Caritas zu veranstalten, stieß dieses schnell auf offene Ohren. Gerne war man dazu bereit, die Ehrenamtlichen im Hospizdienst mit dem Erlös eines Basars zu unterstützen.

Denn unter den zahlreichen Alltagsbegleitern und Pflegemitarbeitern befinden sich nicht nur kreative Köpfe sondern auch überaus geschickte Hände. „Die Eine kann häkeln, die Andere nähen, wieder andere basteln oder zaubern aus wenigen Zutaten herrliche Köstlichkeiten“, schwärmt Birgit Stienen, Pflegedienstleitung des Caritas Pflegeteams Kevelaer.

Diese kreative Fähigkeiten setzten die Mitarbeiter der Caritas in diesem Jahr erneut ein und veranstalten am  Sonntag, 18. November, von 11 bis 17 Uhr, in den Räumen der Sozialstation der Caritas Kevelaer anf der Marktstraße 19, ihren zweiten Martinsbasar.

Der Erlös des Basars kommt, wie im vergangenen Jahr, unter anderem dem ambulanten Hospizdienst der Caritas zu Gute. Die ehrenamtlichen Hospizhelfer, begleiten in schweren Stunden Sterbende und ihre Angehörigen zu Hause oder im Seniorenhaus.

Der zweite Teil des Erlöses wird für den Einsatz von Aromaölen in der Pflege von schwerkranken und älteren Menschen eingesetzt. Diese Aroma-und Duftöltherapien verschaffen den Patienten wertvolle Erleichterungen und Wohlfühlmomente.

Seit den Sommermonaten engagieren sich die Alltagsbegleiter, Pflegemitarbeiter und natürlich die Ehrenamtlichen des Hospizdienstes mit sehr viel Herzblut, um während des Martinsbasars ein breites Angebot ihrer Kreativität zu präsentieren. „Es wurde gestrickt, gehäkelt, gebastelt, gewerkelt und in der Küche gezaubert“, versichert Jutta Steufkens, Initiatorin des Martinsbasars und Alltagsbegleiterin. Die Produktpallette reicht von Socken, Mützen oder Schmuck zu Dekoartikel und Likörchen bis zu Ölen. „Alles ist Handgemacht“, betont die Alltagsbegleiterin.

Zahlreiche Kevelaerer Geschäfte ermöglichen mit Sachspenden eine zusätzliche Tombola. Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt ein Kuchenbuffet mit selbstgemachten Köstlichkeiten vom Backblech. Ein Punschstand im Außenbereich rundet einen gemütlichen Martinsbasarbummel ab. Zukünftig soll der Martinsbasar des Caritas-Pflegeteams Kevelaer alle zwei Jahre stattfinden. „Wir hoffen am Sonntag natürlich auf sehr viele Besucher in unsren Räumen“, sagt Birgit Stienen, die das außerordentliche Engagement der Mitarbeiter sehr lobt.

Im kommenden Jahr wird erneut ein Grundkurs für die ehrenamtliche Arbeit im Hospizdienst angeboten. Wer sich für diesen erfüllenden Dienst interessiert, kann gerne einen unverbindlichen Gesprächstermin mit dem Sozialdienst der Caritas vereinbaren. Ansprechpartnerin für Kevelaer ist: Birgit Stienen, Pflegedienstleitung Pflege und Hilfe zu Hause, Marktstraße 19. Telefon: 02832/97805 50, E-Mail: stienen@caritas-geldern.de. Weitere Informationen unter: www.caritas-geldern.de

Pater-Slavko-Gedenktag

Die Medjugorje-Pilgervereinigung „Regina Pacis“ Kevelaer lädt am Samstag, 24. November, zum Pater-Slavko-Gedenktag nach Kevelaer ein. Um 10 Uhr wird Sr. Lioba von der Gemeinschaft der Seligpreisungen aus Uedem, die lange in Medjugorje lebte, über das Wirken und Sterben von Pater Slavko berichten.

Dieser langjährige Seelsorger von Medjugorje, der mehrere Sprachen fließend beherrschte und zahlreiche Bücher schrieb, die Seher und die vielen Pilger seelsorglich betreute, starb am 24. November 2000 während des Kreuzweggebets in Medjugorje unerwartet. Sr. Lioba war unmittelbare Zeugin davon.

Am Pater-Slavko-Pilgertag, der dieses Jahr genau auf seinen Sterbetag fällt, wird in der Kevelaerer Kerzenkapelle um 11.30 Uhr der Rosenkranz gebetet, um 12 Uhr erfolgt die Eucharistiefeier. Um 14.30 Uhr gibt es die Möglichkeit zur Eucharistischen Anbetung mit Barmherzigkeitsrosenkranz, Heilungsgebet und Einzelsegnung. Das Ende des Pilgertages ist um 16 Uhr.

Einst ein Zentrum für Polychromeure

Bei ausgefallenen Dingen ist das Kevelaerer Blatt immer gerne vor Ort, um seinen Leserinnen und Lesern davon zu berichten. Mein Auftrag diesmal war das „Berufsbild Polychromeur“. Mich begleitete Gottfried Mülders, der durch seine berufliche Tätigkeit häufig Kontakt zu Polychromeuren hatte und das Treffen organisierte.

Ich betrete die Werkstatt von Hans Rommen und fühle mich in der Zeit um 100 Jahre zurückversetzt. Der 79-jährige Polychromeur-Meister sitzt an einer uralten Werkbank. Ihm gegenüber sitzt der 78-jährige Alfred van Schayck, ebenfalls Meister des Faches. Sie bemalen eine Heiligenfigur und ein Relief des Kreuzweges.

Eine bunte Kiste mit zahlreichen Fächern und gemahlenen Farben (Pigmente), Schellack, Spiritus und Nitro stehen herum. Die Einrichtung der Werkstatt ist noch so wie um die Wende des 19. Jahrhunderts, als die erste der bereits drei Generationen der Familie von Hans Rommen als Polychromeure tätig war.

Polychromie ist ein Begriff, der in der Kunst verwendet wird, um die farbige Gestaltung in Malerei und Kunsthandwerk, insbesondere bei Bildern und Strukturen, zu beschreiben. In der Antike und im Mittelalter wurde sie viel ausgeübt. Im 19. Jahrhundert wurde die Polychromie wiederentdeckt und wiederverwendet. Es entstand im Handwerk der Lehrberuf als Polychromeur, der in dreijähriger Ausbildung in Werkstätten und Berufsschule (meistens zusammen mit den Malerlehrlingen) das notwendige Wissen vermittelte.

In und um Kevelaer siedelten sich zahlreiche Polychromeure an, weil hier durch die Wallfahrt viele Grossisten für Devotionalien und Gipsfiguren ihren Standort hatten. Werkstätten für Figurenmalerei mit Meister, Gesellen und zahlreichen Hilfskräften waren keine Seltenheit und es war ein Beruf, mit dem man seinen Lebensunterhalt finanzieren konnte. Mit Zunahme der Automatisierung und der Importe (besonders aus China) von Heiligenfiguren brach das Berufsbild ein und verschwand; ebenso die Werkstätten, nicht nur in Kevelaer.

Heute ist das Berufsbild, soweit nicht noch alte Meister ihr Fach ausüben, in die Ausbildung zum Restaurator mit Spezialisierung Kunstgattungen übergegangen.
Für die zwei alten Polychromeur-Meister war und ist ihr Beruf immer mit Leidenschaft verbunden und deshalb sind sie auch heute noch mit Pinsel und ruhiger Hand dabei.

Krippenmarkt

Auf dem Kevelaerer Krippenmarkt 2018 werden Hans Rommen und Alfred van Schayck beim Stand von Christliche Kunst Bauer einen Tisch haben, um den Besuchern einen kostenlosen Dienst anzubieten. Man kann mit seinen gegebenenfalls beschädigten Heiligenfiguren kommen um zu erfahren, ob diese restauriert werden können und ob sich dies noch lohnt.

Das Hobby wurde zum Beruf

Das „Hobby Pferd“ zum Beruf zu machen, wird in unzähligen mit Wendy-Postern dekorierten Kinder- und Jugendzimmern geträumt. Christina van Ackeren hat sich auf den Weg begeben, diesen Traum zumindest ein Stück weit Wirklichkeit werden zu lassen. Sie trägt den etwas sperrigen Titel Pferdeosteopathin und hat sich jüngst im Nebenerwerb mit diesem in die Selbstständigkeit begeben.

Geht es um manuelle Therapie für Pferde oder das sprichwörtliche „Einrenken“, fällt unweigerlich der Name eines jüngst verstorbenen ostfriesischen „Urviehs“: Tamme Hanken. Steht man Christina van Ackeren gegenüber, ist einem sofort klar, dass sie anders (mit Kopf statt Kraft) an die Sache herangehen muss, als jener sich einst gekonnt vermarktende „Knochenbrecher“.

Auf zwei Standbeinen ruht ihr Können in Bezug auf Mensch und Pferd. Sie absolvierte ein Studium zur Diplomphysiotherapeutin an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen und sattelte anschließend eine zweijährige Weiterbildung am Deutschen Institut für Pferdeosteopathie in Dülmen drauf. Diese ist eine der wenigen anerkannten und renommierten Institutionen für diesen Ausbildungsweg. Das ist umso wichtiger, als dass die Berufsbezeichnung einer Pferdeosteopathin nicht geschützt ist.

Die Liebe zu Pferden war in van Ackerens Leben schon immer da und so saß sie bereits als Kind im Sattel. Anders ist ein erfolgreiches Arbeiten für sie auch gar nicht denkbar. Steht doch das partnerschaftliche Verhältnis aus Pferd und Reiter im Vordergrund, die Symbiose zweier Lebewesen gegenüber dem veralteten, aber immer noch anzutreffenden Bild des Pferdes als Sportgerät.

Ihr therapeutischer Ansatz setzt daher immer eine genaue Analyse der Partnerschaft aus Pferd und Reiter voraus. Dabei geht es unter anderem um Stand und Gang des Tieres, die Haltungsbedingungen und natürlich um Ausrüstung und Reitweise. Nur in diesem ganzheitlichen Ansatz ist eine sinnvolle Zuordnung der Symptome ihrer zuweilen gar nicht leicht zu erkennenden Ursache möglich. Da kann auch schon mal ein längst vergessener kleiner Reitunfall plötzlich die Hauptrolle spielen.

Bringt der „friesische Knochenbrecher“ nun mittels „Knickknack“ zwischen zwei Werbeblöcken das Pferd wieder auf Trab, ist die Arbeit Christina van Ackerens zumeist langwieriger, über mehrere Einheiten angelegt und im Grund in ihren Methoden der Humanphysiotherapie recht ähnlich.

„Ich möchte keines meiner beiden Standbeine missen“, gewährt van Ackeren einen Einblick in ihre Zukunftspläne. Sie würde sowohl gern als angestellte Physiotherapeutin mit menschlichen Patienten arbeiten als auch mit einer wachsenden Zahl von Vierbeinern in selbstständiger Tätigkeit. Beides bedingt einander, beides berührt sich inhaltlich. Somit erklärt sich auch ihr Wunsch, einst ein ganzheitliches Therapiekonzept für Pferd und Reiter anbieten zu können, was beiderlei Probleme und Bedürfnisse in den Blick nimmt, um das Motto „Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ noch etwas wörtlicher nehmen zu können.

Lyrische Impulse zum Kapellenplatz

Fast die gesamte Stadtführerkompetenz war nebst vielen Kevelaerern und Neugierigen zu dem Kunst- und Kulturspaziergang mit Dr. Bastian Rütten gekommen. Der Verkehrsverein Kevelaer und Umgebung e.V. hatte dazu eingeladen. Dr. Rainer Killich konnte gleich zu Beginn sehen, auf welch reges Interesse die Führung gestoßen war.

Dr. Rütten ist zwar kein geborener Kevelaerer und erst seit gut einem Jahr fest im Seelsorgeteam von St. Marien. Aber der Religionspädagoge, der allen Kevelaerern als Autor von „Mensch, Maria!“ ein Begriff geworden ist, verstand es, verschiedene Seiten des Kapellenplatzes spirituell und literarisch gekonnt zu erschließen. Da rief sogar Marianne Heutgens, die dienstälteste Stadtführerin, am Ende spontan aus: „Dieser Mann ist ein Gewinn für unsere Stadt! Wir hoffen, Sie bleiben uns hier noch lange erhalten.“

Auf dem knapp einstündigen Spaziergang über den Kapellenplatz ging es nicht um Daten und Fakten zur Wallfahrt oder ihrer Geschichte. Auch Einheimische bekamen neue Gedanken und Gedichte mit auf den Weg, die sie die Orte in Zukunft anders wahrnehmen lassen.

„Wir wollen uns in die Zeit von vor 375 Jahren zurückbeamen“, begann Rütten. „Denken Sie sich alles weg, was später dazu kam. Damals gab es hier außer dem Bildstock nur die Handelsstraßen, die sich genau hier kreuzten“. Das Heiligtum läge, so Dr. Rütten, an den Straßen der Menschen, was ihn als Seelsorger dazu inspiriere, an den Straßen der Menschen und nicht nur in den Häusern der Kirche zu sein. Hier gelte es, Menschen anzusprechen, die mit der Kirche oft nichts mehr am Hut haben: „Der Kapellenplatz muss ein Experimentierlabor werden, wo Trost und Tröstung geschenkt wird.“

In der Kerzenkapelle stünden die vielen Hunderten Kerzen der einzelnen Pilgergruppen nicht nur für Andacht, sondern auch für ihr buntes Leben, ihre Geselligkeit. Mit Rainer Maria Rilkes Gedicht „Gebet“ sei die Kerzenkapelle gerade nach dem 1. November ein Ort für die stille Seele und könne den Werktag abbilden. Die Basilika dagegen würde mit ihrer Pracht und ihrem Gold den Pilgern, die hier Trost suchen, jeden Tag zum Fest, zum Sonntag machen. „Was für ein toller Dienst für andere, die oft seit Monaten kein Fest mehr hatten“, so der Theologe.

Sein spiritueller Lieblingsplatz sei aber eher unscheinbar, liege an der Seite der Basilika zwischen Priesterhaus und Brunnenhof. An einer Stele habe die Ordensfrau Silja Walter ihr Gedicht „Beter“ hinterlassen. Zweimal habe Dr. Rütten die Ordensschwester persönlich getroffen, die zwar freiwillig in beengten Räumen lebte, aber das volle Leben erfahren habe. Hier am Seiteneingang zur Basilika, zwischen Empore und Sakramentskapelle, sei genau der richtige Ort für ihre Zeilen: „Jemand muss wachen… Jemand muss singen, Herr, wenn du kommst.“

Vor der Sakramentskapelle, wo in Kevelaer den ganzen Tag eine unscheinbare Hostie angebetet wird, stellte Dr. Rütten einen interessanten Vergleich an. Der Wert eines weißen Blattes Papier sei mit 0,04 Cent materiell denkbar gering, aber wenn darauf der erste Liebesbrief unseres Partners, Abschiedsworte unserer Eltern oder die ersten Worte unsere Kinder und Enkel notiert sind, hat dieses eine Blatt Papier für uns einen unschätzbaren ide­ellen Wert. Ebenso die Hostie. Eine Hostie habe ungewandelt einen reinen Materialwert von 0,0003 Cent. Aber gewandelt ist es unschätzbar kostbar und heilig, weil Christus darin verborgen ist.

Vom Gedanken der Anbetung ging es weiter zur alten Aschermittwochswahrheit „Homo viator“, gegenüber der Priesterhausstele. „Wir sind unterwegs als pilgernde Menschen mit der Gewissheit des eigenen Todes, aber unter dem Schutz der Sakramente“, so Dr. Rütten. Neue Tore aber öffnen sich auch an dieser Stelle, die Tore zum Brunnenhof, wo sonst das Wasser als Zeichen des Lebens sprudelt. „Hoch über dem Brunnenhof der Engel mit Fahne und Trompete, der uns auch aufzeigt, dass wir in unserem Leben einen guten Schutzengel zur Seite haben.“ Wieder schrieb Rilke dazu passende Verse: „Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte mir in den Armen und wurde klein… Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, – und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt…“

Am Ende der Führung, die mit großer Begeisterung angenommen wurde, waren alle noch zum weiteren Austausch bei Kaffee oder Tee im Museum eingeladen. Allerdings ohne Dr. Rütten, der schon seinen nächsten Termin hatte. Aber alle hegen die Hoffnung auf eine Fortsetzung dieses Kunst- und Kulturspaziergangs.

Orgelkonzert zum Abschluss der Wallfahrt

Einen fulminanten Abschluss fand am Nachmittag des Allerheiligentages jene Orgelkonzertreihe, die in gewohntem Rhythmus die Wallfahrtszeit durchzieht. Alessandro Bianchi hatte den Weg aus dem Norden Italiens nach Kevelaer auf sich genommen – die majestätische Basilikaorgel ist eine solche Reise allemal wert. Gut 50 Freunde der Orgelmusik hatten den Weg in die Basilika angetreten und sich nicht vom trüb-nassen Novemberwetter verschrecken lassen.

Das Programm hielt häufiger zu hörende Werke wie das Finale aus Louis Viernes dritter Sinfonie bereit, vor allem aber auch Kompositionen, die seltener zur Aufführung kommen. Zur Eröffnung gab es mit Joseph Bonnets „Variations de concert“ gleich einen richtigen Brocken – spieltechnisch markierte Bianchi bereits an dieser Stelle, dass er ein Freund der weit oben hängenden Trauben ist.

Ähnlich wie der weitaus bekanntere Marcel Dupré zählte Bonnet zu jenen französischen Orgelvirtuosen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die ein heute geradezu unglaublich erscheinendes Reise- und Konzertpensum in Europa und Amerika absolvierten. In diesen Zusammenhang fallen gewiss auch die gespielten Variationen, die in erster Linie der Demonstration der technischen Meisterschaft des Organisten dienen sollen, über die Bonnet zweifelsohne verfügte – ob gleiches für ihn als Komponisten gilt, ist Geschmackssache. Darüber musste sich Bianchi allerdings keine Sorgen machen und konnte sich dank seiner überragenden Technik ganz dem Musizieren im besten Sinne widmen.

In die Reihe der vielreisenden Orgelvirtuosen ist auch Bianchis Landsmann Marco Enrico Bossi (1861­–1925) zu rechnen, der zu seinen Lebzeiten hohe Popularität genoss. Immerhin zählte er zu den Musikern, die sich mit ihrer Musik selbst auf den berühmten Welte-Notenrollen verewigen durften, die als frühe Speichermedien in den selbstspielenden „Welte-Philharmonie-Orgeln“ zum Einsatz kamen – auch das durch Bianchi dargebotene „Erhöre mein Flehen“ rechnet dazu. Solche Musikautomaten fanden sich in Haushalten der Oberschicht ebenso wie auf Ozeanriesen, etwa der Titanic. Letztere versank nur aufgrund einer Lieferverzögerung ohne Orgel und in diesem Zusammenhang nicht ohne Ironie: Bossi kam auf einer Atlantikpassage ums Leben.

Einer ganz so ‚lebendigen‘ Ausgestaltung des Motivs „nahendes Lebensende“ hätte es im Grunde gar nicht bedurft, wie sie in der Basilika zur Aufführung kam – der hervorragend spielende Bianchi war daran weitgehend unschuldig. Aber die Melange aus leidender Vox coelestis, himmelschreiend verstimmtem Gedackt, unharmonischen Röhrenglocken und dazwischenfiependem Hörgerät eines Konzertbesuchers stellte all jene auf eine äußerst harte Probe, die dem Umstand definierter und aufeinander bezogener Tonhöhe zumindest einen gewissen Restwert beimessen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses innige Flehen erhört wurde – selbst, wenn es nur eines um Nachstimmung der Gedackten (und Mixturen) war.

Den Mittelblock bildeten zwei Franzosen, deren sehr spezielle Beziehung zueinander reichlich Stoff für Geschichten und Anekdoten geliefert hat – Louis Vierne und Marcel Dupré. Zählt das bereits erwähnte Finale aus Viernes „Dritter“ zu den Orgelhits, ist die Transkription „Zephyrs“ von Dupré nur selten zu hören, geht sie doch auf eine Improvisation des Meisters zurück, die später verschriftlicht, von ihm aber nie autorisiert wurde.

Beide Werke trug Bianchi gleichermaßen packend und souverän vor und verstand es dabei, die frankophonen Facetten der Basilikaorgel gekonnt zur Geltung zu bringen. Der ästhetische Wert, eine „Augenblicksmusik“ zu verschriftlichen und anschließend in völlig anderer Situation „nachzuspielen“, blieb aber auch nach dieser Aufführung fraglich.

Hatte Bianchi bis hierhin schon ein eindrucksvolles Zeugnis seines Könnens abgelegt, wartete der wahre Titan erst noch auf Organist und Zuhörer. Franz Liszts „Fantasie und Fuge über den Choral ‚Ad nos, ad salutarem undam‘“ ist mit knapp einer halben Stunde Spielzeit der mächtigste unter den drei epochemachenden Monolithen, die der ‚Abbé‘ der Orgelwelt hinterließ.

Das thematische Material für diese entgegen dem Titel eigentlich dreiteilig angelegte Komposition entnahm Liszt dem „Choral der Wiedertäufer“ aus dem ersten Akt der Oper „Le prophète“ von Giacomo Meyerbeer – in seiner Zeit gleichermaßen ein äußerst erfolgreicher wie auch (neidbedingt) angefeindeter Komponist. Schon allein die Wahl von Thema und Form machen das Changieren zwischen der Welt des Theaters und der Bühne als auch einer Faszination für alles „Religiöse“ deutlich, welches für Liszts Leben geradezu konstituierend war.

Was passiert nun mit einem Hörer, der von all dem nichts weiß, Struktur und Bau des Werkes nicht kennt und vielleicht „Ad nos“ sogar zum ersten Mal hört? Er wird unter den über ihn hereinbrechenden, noch so vorzüglich gestalteten Klangwogen Schiffbruch erleiden und schon in der zeitlichen Ausdehnung des Werkes jede Orientierung verlieren. Genau das war auch zu beobachten. Will man es tadeln? Gewiss nicht, denn eine gänzlich kommentarlose Aufführung wird weder dem Werk noch den Zuhörern gerecht. Wenige erläuternde Sätze führen zu einem anderen Musikerlebnis – lohnend für alle Beteiligten.

Nach 70 dicht gefüllten Minuten spendeten die Zuhörer stehend reichen Applaus, den sich Alessandro Bianchi zweifelsohne redlich verdient hatte und diesen mit einer kleinen Zugabe belohnte.