Aktuelles aus Kevelaer

Dauereinsatz an den Orgeln

Neben der normalen vierstimmigen Liedbegleitung braucht ein Organist viel Musiktheorie und Harmonielehre, um auch selbst frei an diesem Instrument, das Hand, Fuß und Stimme fordert, spielen zu können. Gerade für einen Organisten an der Wallfahrtspfarrei St. Marien sind täglich viele Gottesdienste und häufig auch Pontifikalämter zu begleiten, die zum Teil über Internet, Fernsehen und Radio übertragen werden. Dafür gibt es in der Basilika die große Seifert-Orgel, die größe deutsch-romantische Orgel der Welt.
Nicht jeder traut sich an dieses Instrument. Nach dem Weggang von Viktor Fischer Anfang Februar und seit dem krankheitsbedingten Ausfall von Basilikaorganist Elmar Lehnen seit Mitte März spielt ein junger Mann im schwarzen Mantel die Orgel: Marco Heise. Knapp über 20 Jahre alt studiert er in Berlin gerade Orgelimprovisation bei Wolfgang Seifen und wird ab Oktober 2019 auch das Kirchenmusikstudium aufnehmen.
Nun ist er aber erst mal im Dauereinsatz und von morgens bis abends an den Orgeln von St. Marien zu treffen. Neben Eucharistiefeiern, Pilgerandachten, dem Marienlob, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen macht Marco Heise auch Orgelführungen. Wenn er Feierabend hat, sitzt er meist auch noch lange an der Orgel und spielt. Gerade jetzt in der Pilgerzeit muss er den Basilikachor zum sonntäglichen Hochamt begleiten und dann in der freien Zeit, die ihm noch bleibt, die Literatur dafür üben.
An die Orgel selbst kam der junge Mann erst mit 15 Jahren. Klavierspielen hatte er sich mehr oder weniger selbst beigebracht und darin auch Auszeichnungen gewonnen. Als Jugendlicher sprach ihn der Pfarrer der örtlichen Pfarrei in Hoppenwalde in Mecklenburg-Vorpommern an, ob er mit seinen Klavierkenntnissen nicht auch die Orgel spielen könnte, was er dann auch in der Folge übernahm.
Richtigen Orgelunterricht bekam er erst mit 18 Jahren. Durch Talent und viel Fleiß holte er jedoch in wenigen Jahren viel auf. Morgens vor der Schule, in allen freien Stunden bis abends setzte er sich ans Klavier oder an die Orgel und übte.
Zum ersten Mal nach Kevelaer und an die Seifert-Orgel kam er mit Patryk Lipa, einem Kommilitonen aus Berlin. Nach dem Studium von Orgel als Konzertfach, von Orgelimprovisation und Kirchenmusik wird dieser ab August die Stelle des zweiten Basilikaorganisten übernehmen, eine ausgezeichnete Besetzung, wie auch Marco Heise meint. Er schätzt den gebürtigen Polen als „sehr fleißigen, versierten, lieben Menschen mit überragender Virtuosität“.
Ins Schwärmen kommt Marco Heise auch, wenn es um seinen neuen Arbeitsplatz an der Großen Seifert-Orgel geht. „Diese Orgel ist ein fantastisches, außergewöhnliches Instrument. Es gibt unendliche Klangmischungsmöglichkeiten. Mit seinen 135 Registern ist sie wie ein Orchester, das man dirigieren kann und das alle Klangfarben von Trompete, Flöte, Glockenspiel bietet. In Berlin haben wir nichts Vergleichbares.“
Die Anfangszeit war für ihn nicht ganz leicht. Nicht nur, dass er sich an die große Orgel mit ihren vielen Bedienmöglichkeiten erst gewöhnen musste. Manche Lieder, die in Berlin nicht gesungen werden, musste er erst kennenlernen oder sich an andere Tempi gewöhnen.
Letzte Woche waren es drei Pontifikalämter, die er begleiten musste. Neben der Vorabendmesse und dem Hochamt wurden so in einer Woche fünf Gottesdienste auch über Fernsehen übertragen. Auf der Empore ist auch eine eigene Kamera. So wurde nicht nur seine Musik eingefangen, sondern er selbst auch gefilmt. Über eine Fernsprechanlage ist er normal mit dem Chordirektor und dem Chor verbunden, der seit einiger Zeit nun weit weg von der Orgel im nördlichen Seitenschiff steht.
Aber manches Mal setzt auch die Technik aus und dann gibt es keine Verbindung. Öfter auch bekam er kurz vor Beginn auch noch manche Anweisung, etwa ein Lied nicht in D-Dur, sondern in F-Dur zu spielen. Aber mit Improvisieren ist er ja nicht nur aufgrund seines Studienfaches bestens vertraut. Und wenn etwas nicht gleich so gut klappt, dann setzt sich Marco Heise einfach noch eine extra Stunde an die Orgel und übt das betreffende Lied in zig Tonarten, bis es sitzt.
Neben seinem Dienst hier an der Orgel läuft sein Studium in Berlin normal weiter. Einmal fuhr er nach der Abendmesse mit dem ICE noch nach Berlin, wo er um 5 Uhr ankam. Dann hatte er erst mal Prüfung in Hymnologie und danach Unterricht. Anschließend saß er wieder im Zug zurück nach Kevelaer und kam pünktlich zur Abendmesse an, bei der er wieder an der Orgel saß. Obwohl er gewiss bei den zwei Orgelstellen, die er gerade in Kevelaer vertrat, nicht so viel lernen konnte, schloss er die Prüfung mit 1,0 ab.
Demnächst wird der junge Organist jedoch etwas entlastet, denn Elmar Lehnen freut sich, langsam wieder ganz an die Orgel zurückzukehren. Voll Lob und Ankennung ist der Basilikaorganist über seinen jungen Kollegen: „Er hat die Zeit grandios genutzt. Auf ihn war stets Verlass. Er war mit Feuereifer dabei. Sein Leben bestand die letzte Zeit allerdings fast nur aus Schlafen, Essen und Orgelspielen. Mehr als in dieser Zeit hier in Kevelaer wird er nicht lernen können.“
Trotz seiner enormen Leistung an der Orgel bleibt Marco Heise gern bescheiden. „Die Menschen in Kevelaer haben mich sehr herzlich empfangen und es wurde auch schon mal ein Auge zugedrückt, wenn mir ein Fehler passierte. Schließlich bin ich ja noch kein Profi, sondern erst Musikstudent. Aber mir macht die Arbeit wahnsinnig große Freude. Ich bin super dankbar, hier sein zu können.“

Mit so manchem neuen Gesicht

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagte der alte und neue Vorsitzende nach der Jahreshauptversammlung des Vereins für Museumsförderung in Kevelaer in der historischen Kneipe des Museums. Der Verein verzeichnet seit dem vergangenen Jahr bis heute einen Mitgliederzuwachs von 43 Personen.
Höhepunkte des Veranstaltungsprogramms 2018 waren die zwei Mundartabende aus Anlass runder Jahrestage der großen Kevelaerer Heimatdichter Theodor Bergmann und Jupp Tenhaef.
Die Anschaffung eines Archivscanners durch den Verein ist für die Unterstützung der Museumsarbeit von großer Bedeutung und war eine der finanziellen Hilfen des Jahres 2018.
Dr. Wilhelm Flick schied nach zwölf Jahren als Schriftführer auf eigenen Wunsch aus und wurde vom Vorsitzenden Peter Hohl für seine Verdienste um den Verein und des Museums besonders gewürdigt.
Die anstehenden Vorstandswahlen fanden unter Berücksichtigung der neuen Satzung statt. Peter Hohl wurde zum dritten Mal zum Vorsitzenden des Vereins gewählt.
Zu seinem Stellvertreter wurde nach dem Ausscheiden des ehemaligen Museumsleiters Dr. Burkhard Schwering Rafael Sürgers. Nachfolger von Dr. Wilhelm Flick wurde Mario Maaßen. Zum Kassierer wurde Ansgar Bossmann und zum Wahrer der Sammlung Heinz Jansen wiedergewählt. Gabriela Thoenissen und Thorsten Rogmann sind neue Beisitzer im Vorstand.
Maaßen, Rogmann und auch Thoenissen sind dabei die neuen Gesichter in der zukünftigen Vereinsarbeit. Und die Museumsleiterin Veronika Hebben ist nun qua Amt geborenes Mitglied im Vorstand.

„Zwischen uns herrscht immer ein blindes und harmonisches Vertrauen”

Warum dieses Geschwisterband so fest miteinander verbunden ist, dafür haben Lissy Woltering, geborene van de Braak, und ihr zehn Jahre jüngerer Bruder, Karl van de Braak, eine ziemlich simple Erklärung: „Zwischen uns herrscht immer ein blindes und harmonisches Vertrauen. Das ist einfach da.“

Mit großer Dankbarkeit blickt das Geschwisterpaar auf 180 Lebensjahre zurück. „Deshalb feiern wir auch fast eine ganze Woche lang“, scherzt das heutige Geburtstagskind Lissy Woltering mit einem Augenzwinkern. Am 16. Mai 1924 erblickt sie als fünftes Kind des Ehepaares van de Braak aus Twisteden das Licht der Welt. Fast auf den Tag genau, nämlich am 21. Mai, nur zehn Jahre später, erblickt ihr Bruder Karl als zehntes Geschwisterkind das Licht der Welt.

Alle zehn Kinder werden auf dem Mölderhof in Twisteden geboren, zu dem damals auch die nur wenige 100 Meter entfernte Mühle gehörte, (heute vielen als Ferien-Domizil gegenüber dem Freizeitpark Irrland bekannt).

Twisteden hat eine blaue Königin

Für die heranwachsende Lissy ist es eine Selbstverständlichkeit, auf ihre Geschwister zu achten. Auch nach dem Abschluss der Hauswirtschaftsschule unterstützt sie den elterlichen Hof. Als Königin im blauen Kleid steht sie 1950 an der Seite von Peter Grüntjens. „Twisteden hat eine blaue Königin“, titelte damals eine Tageszeitung.

Etwa zur gleichen Zeit startet ihr Bruder Karl van de Braak seine Bäckerkarriere. Wie selbstverständlich erhält er Unterstützung von seiner Schwester. Im Alter von 20 Jahren, am 9. Dezember 1954, erwirbt sich Karl van de Braak als jüngster Handwerksmeister Nordrhein-Westfalens, den Meisterbrief im Bäckerhandwerk. „Ja, das war damals schon eine kleine Sensation“, erinnert sich der jüngere Bruder, der am kommenden Dienstag 85 Jahre alt wird.
Nach dieser Meisterleistung machte sich der junge Mann in seinem Heimatdorf Twisteden als Bäcker selbstständig und zusätzlich einen Namen. „Meine Schwester war schon maßgeblich an der Gründung beteiligt“, sagt der Bäcker mit lobenden Worten. Anfang der 1960er Jahre lernt Karl van de Braak seine zukünftige Frau Liesel Bremers kennen. Noch während der Kennenlernphase entwickeln der junge Bäcker und die Einzelhandelskauffrau einen Plan. „Eine neue Backstube mit Geschäfts- und Wohnräumen sollte unsere Zukunft sein“, erinnert sich der leidenschaftliche Bäckermeister.

Noch bevor die Hochzeitsglocken läuten, eröffnen sie im November 1962 ihr Ladenlokal mit angrenzender Backstube. Ein gutes halbes Jahr später treten sie vor dem Traualtar. Sechs Kinder, Hildegard, Ursula, Benno, Anne, Bettina und Georg bereichern das Leben im Verkaufsraum und in der Backstube.

Neben einem reibungslosen Ablauf im Ladenlokal und Backstube, zwischendurch werden bis zu 18 umliegende Geschäfte beliefert, der Verkaufsraum 1972 auf Selbstbedienung umgestellt, legt das Ehepaar van de Braak sehr viel Wert auf ein intaktes Familienleben. Daran maßgeblich beteiligt ist wieder die Schwester Lissy. Sie ist die gute Seele im Geschäft, in der Backstube und in der Familie.

Tante Lissy hat immer ein offenes Ohr

Tante Lissy, wie sie mittlerweile überall genannt wird, hat immer ein offenes Ohr, sei es für Kunden, Verkäuferinnen oder Dorfbewohner. Wird ein Rat gebraucht, steht Lissy zur Seite. Auch für die Kinder des Ehepaares van de Braak wird Lissy zur wichtigen Ansprechpartnerin. Urlaub war für sie allerdings ein Fremdwort. „Also schickten wir sie 1975 in Kur“, erinnert sich ihr Bruder, der sich in der Freizeit gerne mit der Ahnen-und Heimatforschung beschäftigt.

Ein gutes Jahr später, am 27. November 1976, läuten zu aller Überraschung die Hochzeitsglocken der St. Quirinus-Kirche in Twisteden. Lissy van de Braak tritt mit ihrem „Kurschatten“ Hermann Woltering vor dem Traualtar. Von da an pendelt Lissy Woltering zwischen Rheine und Kevelaer/Twisteden hin und her, wird, wie kann es anders sein, auch für die drei erwachsenen Kinder ihres Mannes, zur engen und liebevollen Vertrauten.

1996 stirbt ihr geliebter Mann nach schwerer Krankheit. „Wir hatten eine sehr glückliche Zeit“, erinnert sich die 95-Jährige mit strahlenden Augen. 1997 führt ihr Weg nach Kevelaer zurück. Ihr Bruder Karl zieht sich 1992 aus dem Geschäftsleben zurück. Seitdem genießt das Reisen mit seiner Frau.

Maßgeblich ist er an der Gründung des Bürgerbusvereins Twisteden beteiligt, steuert diesen 15 Jahre lang. Auch dem Kevelaerer Männergesangsverein verleiht er seine Stimme. Bis vor wenigen Jahren setzte er sich auch noch als CDU-Mitglied stark für die Lokalpolitik ein. Als die Pläne für den Bau des Antonius-Hauses in Kevelaer öffentlich werden, zögern Lissy Woltering, wie auch Karl und Liesel van de Braak, beide unabhängig und nicht wissend vom Vorhaben des anderen, nicht lange und erwerben sich hier je eine Wohnung.

Über diese Zusammenführung in einem gemeinsamen Haus, ist das Geschwisterpaar mehr als glücklich. Und immer wenn das Ehepaar van de Braak Besuch von den Kindern erhält, besuchen sie auch eben ihre Tante Lissy. „Darüber freue ich mich natürlich ganz besonders“, sagt Lissy Woltering, die auch mit ihren 95 Jahren täglich zur Gnadenkapelle spaziert. Natürlich gemeinsam mit ihrem Bruder Karl. Der allerdings läuft meist hinterher. „Meine Schwester ist etwas schneller als ich“, gesteht er mit einem dankbaren Lächeln. Dankbar darüber, einander zu haben.

Nächste Woche Donnerstag wird eröffnet

Denis Brüggemeier hat dem Kevelaerer Blatt einen exklusiven Einblick in den neuen Edeka-Markt in der Innenstadt gegeben.
Wenn man den neuen Markt (Slogan: „Purer Genuss by Brüggemeier“) betritt und den Blick durch die große Halle schweifen lässt, dann ist man schon beeindruckt. Nicht alle in Kevelaer sind begeistert von dem riesigen Objekt, in dem Brüggemeier demnächst seine Waren präsentiert, aber der eine oder andere wird sicher bald das entspannte Einkaufen in der großzügigen Atmosphäre genießen.
Alle wichtigen Orientierungspunkte sind durch große Hinweise vom Eingang aus sofort ersichtlich und man hat das Gefühl, dass man über alle Regale und Warenträger hinwegsehen kann. Alles ist luftig und offen gestaltet. Es wird besondere Einkaufswagen für Mütter mit Kleinkindern geben und auch welche mit Sitzgelegenheit, wenn man sich zwischendurch einmal setzen muss.
Noch sind die Handwerker intensiv beschäftigt, aber Denis Brüggemeier ist sich sicher, dass alles bis zum geplanten Eröffnungstermin fertig sein wird. „Ab Donnerstag, 23. Mai, um 7 Uhr stehen wir für unsere Kunden bereit“, verspricht Brüggemeier. Nur die angegliederte Apotheke wird ca. drei Wochen später eröffnen.
Im neuen Edeka-Markt werden täglich frisch zubereitetes Sushi und selbstgemachte Smoothies angeboten. Speziell gestaltete Regale für lokale Anbieter, eine große Auswahl an Frischfisch, zwei Räucherofen (Fisch & Wurst) und ein Reifeschrank für Dry-aged Beef sind weitere Highlights. Dem Metzger kann man bei seiner Arbeit zusehen und er kann jeden seiner Kunden persönlich begrüßen.
Es wird eine bunte Candyworld für Süßwaren geben. Die Idee hat Denis Brüggemeier aus einem Urlaub in den USA mitgebracht. Die Kosmetik wird an einem besonders beleuchteten und gestalteten Verkaufsstand präsentiert. Für die Liebhaber von Whisky ist ein spezieller Bereich vorgesehen und edle Rauchwaren findet man zukünftig in einem temperierten Humidor.
“Wir wollen dem Kunden auch zu Spitzenzeiten ein Höchstmaß an Komfort bieten“
Es wurde besonderes Augenmerk auf den optischen Gesamteindruck und das Einkaufserlebnis gelegt. Aufwendig gestaltete Deckenelemente ziehen die Blicke auf sich. „Wir haben insgesamt sieben Kassen aufgestellt, obwohl uns die Berater aus der Edeka-Zentrale geraten haben, fünf bis sechs würden auch ausreichen. Wir wollen dem Kunden auch zu Spitzenzeiten ein Höchstmaß an Komfort bieten“, sagt Brüggemeier mit Überzeugung.
„Für uns bei Edeka Brüggemeier ist es enorm wichtig, dass sich auch unsere Mitarbeiter wohlfühlen“, führt er weiter aus, „daher haben wir bei der Gestaltung der Personalräume an viele Details gedacht, die das Arbeiten bei uns so angenehm wie möglich machen.“ Die nach Themen schön gestalteten Aufenthalts- und Ruheräume sowie die farblich ansprechend gestalteten Sanitärräume könnten sich auch in einem privaten Wohnhaus befinden.
Bemerkenswert ist, wie das Unternehmen sich mit dem Thema Energie befasst hat. Etwa 60 bis 70 Prozent der täglich benötigten Energie gewinnt man über Solarkollektoren auf dem Dach. Darüber hinaus wird daraus auch ein Teil der für die Nacht benötigen elektrischen Energie in Batterien gespeichert. Im gesamten Baukörper ist nur eine Notheizung vorgesehen, da das Gebäude die Heizenergie aus der Rückgewinnung der entstehenden Wärme aus den Kühlanlagen beziehen wird.
Die letzte Woche vor der Eröffnung wird dann für Denis Brüggemeier und seine Mitarbeiter stressig werden – wenn die Lastzüge mit der Ware und kurz vor der Eröffnung die frischen Lebensmittel eintreffen. Das wird noch eine logistisch herausfordernde Aufgabe, denn es müssen ca. 30.000 verschiedene Produkte an die richtigen Stellen im Markt einsortiert und aufgebaut werden

Bleiben, aber aufstehen

Die KFD St. Antonius protestiert und auch andere in der katholischen Kirche begehren auf – nicht nur gegen die Missbrauchsfälle selbst, die immer zahlreicher bekannt werden, sondern auch gegen den Umgang der Amtskirche damit. Die gebürtige Kevelaererin Monika Eyll-Naton hat als Pastoralreferentin von St. Maria Magdalena Geldern das Thema vor Ostern in einer streitbaren Predigt aufgegriffen – mit Reaktionen im gesamten Bistum:
Liebe Mitchristen, liebe Schwestern und Brüder, das Gleichnis vom barmherzigen Vater – die Paradegeschichte für eine Predigt in der Fastenzeit, um mit Ihnen darüber nachzudenken, was Umkehr bedeutet und wie wir uns auf das kommende Osterfest vorbereiten können. Doch ich bin in diesem Jahr dazu überhaupt nicht in der Lage. Wie kann ich, die ich als Hauptamtliche fiir die Kirche stehe, Ihnen irgendetwas über Umkehr und Buße sagen. Jedes einzelne Wort bliebe mir im Hals stecken.
Ich wage mich trotzdem an dieses Gleichnis heran, aber aus einer anderen Perspektive. Der barmherzige Vater, ja, das ist auch aus meiner Perspektive Gott, der uns liebt. Der uns nachgeht. Der um uns wirbt. Der uns seinen Sohn gesandt hat in der großen Hoffnung, dass die Menschen durch ihn zu ihm zurückkehren und sein Angebot einer Neuen Welt annehmen. Der jüngere Sohn aus Jesu Gleichnis, der sich aufmacht und in die Welt zieht, das ist für mich die Kirche.
Die große römisch-katholische Weltkirche. Sie hat sich von ihrem Vater das Erbe auszahlen lassen. Das, was sie für das Erbe hält: die Prachtbauten in Rom, der großzügige Lebensstil – wobei ich Papst Franziskus da versuche herauszunehmen. Das Machtgebaren des Wasserkopfes einer Kirche, die ein armer Wanderprediger sich vor 2000 Jahren ganz anders vorgestellt hat. Die gepachtete Kenntnis der Wahrheit, für die sie sogar über Leichen ging und das nicht zu knapp.
Die Kirche hat sich von Gott entfernt und ist in die Welt hinausgezogen. Sie hat geprasst und gefeiert, sich in goldene Badewannen gelegt und rumgehurt, dass einem schlecht wird, wenn nun die ganzen Gewaltdelikte ans Licht kommen.
Wie käme ich dazu, zu Ihnen von Umkehr zu sprechen, wenn die Kirche selber, die Amtsträger da oben es noch mit keinem Schritt getan haben?!?! Die katholische Kirche ist noch nicht mal an den Schweinetrögen angelangt wie der verlorene Sohn in unserem Gleichnis. Sie ist noch dabei, das Erbe zu verprassen, nämlich ihre Glaubwürdigkeit und ihren guten Ruf, sollte sie ihn jemals verdient haben. Punkt! Ich wiederhole es gerne noch einmal: die Kirche ist der verlorene Sohn und mit ihren ganzen Skandalen verprasst sie das Erbe Gottes und seines Sohnes Jesus Christus.
Die Bischöfe, Kardinäle und leider auch Papst Franziskus übersehen die Zeichen der Zeit. Sie sehen nicht, dass ihnen alles zwischen den Fingern zerrinnt, dass die Menschen in Scharen weglaufen, dass Gottes Botschaft mit den Füßen getreten wird. Ich habe mich in den letzten Monaten durch alle möglichen Berichte gelesen. Ich habe mir die Dokumentation „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ angesehen und geweint über das, was Ordensfrauen auf der ganzen Welt, in jedem Land, auf jedem Kontinent durch Priester erleiden müssen. Ich habe das Gipfeltreffen der Bischöfe in Rom verfolgt und Auszüge aus der Rede unseres Papstes gelesen. Dabei muss ich sagen, dass ich bis vor wenigen Wochen große Stücke auf Papst Franziskus hielt, dass ich große Hoffnungen in ihn gesetzt habe, auch dann noch, als immer deutlicher wurde, dass auch er zögert anzupacken und es nicht schafft, den Dreck, der im Klerus geschieht, aus der Kirche zu fegen. Doch leider relativiert Papst Franziskus in seiner Abschlussrede des Gipfeltreffens die Missbrauchsfälle der Priester, indem er sagt, dass in den Familien und Sportvereinen, im Internet und durch Sex-Tourismus mindestens so viel Missbrauch stattfindet wie im Klerus.
In der Mitte der Rede sieht Franziskus die „Hand des Bösen“ am Werk. Das empört mich besonders. Denn wenn ich die sexuelle Gewalt an Kindern und an Ordensfrauen, wenn ich diesen ganzen Machtmissbrauch als Satans Werk bezeichne, dann verlagere ich diese Taten nach außen. Dann ist Satans Werk das Böse und nicht mehr dieser oder jener Priester, der seine Taten verantworten muss.

Statt die Ursachen nach außen zu delegieren, also an den Satan, würde ich eher von „systemischen Defekten“ (Julia Knop, Erfurter Theologín, in ihrer Rede bei der Frühjahrsversammıung) sprechen, die endlich in unserer Kirche überdeutlich zutage treten und wie ein Geschwür nun aufbrechen. Ob sie nun richtig behandelt werden, ob sie entfemt werden, wage ich zu bezweifeln. Mit systemischen Defekten meine ich eine religiöse Aufladung von Macht, eine Sakralisierung des Weiheamtes, die theologisch nicht zu haltende Ablehnung von Frauen zu Weiheämtern, eine Stilisierung von Gehorsam und Hingabe, eine Dämonisierung von Sexualität und die Tabuisierμng vom Homosexualität.

Ich will nur ein›Thema mal herausgreifen: Die Spiritualität und Sexualität. Die spirrfualirät und die sexuaıirär sind das Intimste des Menschen. Sie berühren den Menschen so tief in seiner Seele, dass er oftmals gar nicht davon zu sprechen vermag. Mir geht es jedenfalls so. Gotteserfahrung kann man nicht in Worte fassen und den Höhepunkt des Geschlechtsaktes, den Orgasmus, kann man auch kaum in Worte fassen. Beides hebt einen über Grenzen hinweg. Beides hat eine« so schöpferische, eine gebârende Kraft. Beides gehört ganz zum Menschsein dazu. Spiritualität und Sexualität gehören zusammen.

Die Kirche hat diese Ganzheit gespaltet, die Spiritualität erhöht und verherrlicht, die Sexualität erniedrigt und verteufelt. Die Lösung des Missbrauchskonfliktes liegt also nicht nur in der juristischen Aufarbeitung, die ohne Frage absolut notwendig ist, oder in der Auflwebung des Pflichtzölibats, was mehr als überfällig ist, sondern in der Integration von Spiritualität und Sexualität, um beides im Menschen zur Ganzheit zu bringen.

Durch die Spaltung, durch die Abspaltung der Sexualität, der Verhenlichung der Keuschheit, der Überhöhung Marias als „die reine Magd“ sucht sich die Sexualität erst recht einen Ausdruck. Einen macht-vollen Ausdruck. Sie wird so machtvoll, dass es zu massivem Machtmissbrauch kommt und das Oben des Klerus und das Unten der Gläubigen manifestiert wird.

Neben jeder Entschuldigung, neben der juristischen Aufarbeitung, neben der Wiedergutmachung an die Opfer ist es daher ein mehr als überfälliger Schritt, die Sexualmoral neu zu erschaffen. Frau und Mann sind als gleichberechtigte Geschöpfe Gottes zu sehen, Spiritualität und Sexualität zu vereinen und zu integrieren. Sicher müssen sich Strukturen verändem, aber vor allem müssen sich das Denken und die Haltung verändem.

Im Bild des heutigen Gleichnisses gesprochen, lebt die Amtskirche in einer Blase, femab von der Lebenswirklichkeit ihrer Gläubigen und der Botschaft Gottes. Sie ist ausgezogen aus dem Vaterhaus, hat sich von der Botschaft Gottes weit entfemt. Die Botschaft Gottes ist in der Sprache und den Kulturen der damaligen Zeit verfasst. Heute wäre sie in eine andere Sprache gebracht, mit anderen Bildem übersetzt, vor allem in die jeweilige Kultur hineingeholt. Warum sollen Tradition und Lehren aus völlig anderen Zeit- und Erkenntniszusammenhângen für uns heute eine unveränderte Bedeutung haben?

Dazu gehört zum Beispiel der Blick auf homosexuelle Menschen, die in der Theologie und der Pastoral immer noch nicht gewürdigt werden. Dabei gibt es längst solche Anpassungen der Lehre Gottes an neueste Erkenntnisse. Vor 300 Jahren durfte niemand sagen, dass die Erde eine Kugel ist und um die Sonne kreist, dass die Erde ein Windhauch ist im gesamten Weltall. Da hätte man um sein Leben fürchten müssen. Heute belächeln wir die Kreationisten, die immer noch daran festhalten, dass die Welt in sieben Tagen erschaffen wurde. Es ist daher notwendig, auch beim Thema Homosexualität eine andere Haltung und Lehrmeinung einzunehmen. Es ist eben eine andere Lebensform. Machen wir darum nicht so ein Auflleben. Starren wir nicht auf die Sexualität, sondern auf den Menschen in seiner Ganzheit!

Ich weiß, dass mit mir viele an dem Zustand unserer Kirche leiden. Die Austritte steigen gewaltig und den Zenit haben wir noch nicht überschritten. Das sind einerseits Menschen, die die Hoffnung aufgegeben haben, dass sich noch was åndem könnte, odengandererseits Menschen, die bislang immerhin noch solidarisch ihren Kirchensteuerbeitrag geleistet haben, das aber angesichts der Skandale jetzt nicht mehr veranhuortëñfiiläánnen. Etliche aber bleiben und leiden und wissen nicht, was sie tun können. Müssen aushalten, dass sie angefragt werden, wanım sie diesem Laden noch treu bleiben. Ich antworte dann immer, es ist nicht die Kirche, der ich treu bleibe, sondem Jesus Christus. Und Jesus Christus hat eine Kirche gewollt! Allerdings nicht die, die wir haben. wie gesagt, der jüngere Sohn verprasst noch sein Erbe und ist noch nicht mal an den Schweinetrögen angelangt.

Aber ich möchte nicht leiden u_nd lieben und stumm bleiben. Ich habe beispielsweise die Petition unterschrieben, die Frauen aus Münster unter dem Stichwort Maria 2.0 aufgesetzt haben. Darin schreiben sie unter anderem: Wir stehen fassungslos, enttäuscht und wütend vor dem Scherbenhaufen unserer Zuneigung und unseres Vertrauens zu unserer Kirche.

Sie rufen auch zum Streik auf vom 11. – 18. Mai. Am liebsten hätte ich das in unserer Gemeinde mitinitiiert, fühle mich aber den Kindern und Familien verpflichtet, die in dieser Zeit noch ihre Erstkommunionfeiem haben. Mir ist klar, dass ein Streik nichts ändert, aber er ruft Aufmerksamkeit hervor. Er zeigt vor allem: wir dürfen den Wandel unserer Kirche nicht den Bischöfen überlassen. Wir müssen selber anfassen, denn neben der Amts kirche gibt es uns. Wir alle sind Kirche.

Darum gibt es auch vieles über das Dasein und das Leben der Kirche zu erzählen, das liebevoll ausfällt. Wo wir jenseits der aktuellen Krisen und Streitfragen von der Geschichte Gottes mit den Menschen in der Kirche egrzählen können. Sie alle werden solche Antworten selber geben können, sonst wären wir heute nicht hier.

In vielen Fällen in ihrer Geschichte stand und steht die Kirche an der Seite von Opfem ganz verschiedener Zusammenhänge, sei es in Armut oder Trauer, in Krieg oder Naturkatastrophen, in den kleinen oder großen Lebensschicksalen. Dafür stehen Sie als Gläubige und Ehrenamtliche und wir als Seelsorgeteam unserer Gemeinde.

Zu Beginn des Gottesdienstes sprach ich in der Einleitung davon, dass die beiden Söhne auch dafür stehen, ich zwischen Gehen oder Bleiben zu entscheident Für mich ist Gehen keine Option, weil meine Berufung mich hierhin, mitten in die Kirche geführt hat, um durch mein Frau-sein, mein Ehepartnerin-Sein, mein Muttersein und mein Christin-sein Gottes Liebe zu uns Menschen zu bekunden und zu verkünden. Auch wenn es schwierig ist und die Strukturen mich behindem, auch wenn KlerikaIismus von oben, aber auch von unten, aus der Gemeinde mich einschränken.

Ich möchte noch einmal dazu aufrufen, die Gestaltung der Kirche nicht den Bischöfen überlassen. Natürlich weiß ich, dass bei diesem riesigen Schiff das Wendemanöver sehr lange dauert. Aber wenn wir nicht einfordem, dass das Ruder herumgerissen wird, dann fährt der ganze Laden an die Wand, ungebremst. Ich gebe mich nicht zufrieden mit einem „synodalen Weg”, wie die Bischöfe es bei ihrer Frühjahrskonferenz beschlossen haben, denn ich befürchte, dass außer reden, reden, reden und sitzen, silzen, sitzen nichts dabei herum kommt.

Wir Frauen müssen entschiedener das Diakonat und das Priesteramt einfordem – mit dem Wissen, dass wir selber es nicht mehr erleben werden. Aber wer den ersten Schritt nicht untemimmt, hat schon resigniert.

Wir Männer und Frauen an der Basis müssen entschiedener einfordem, dass Menschen in konfessionsverbindenden Partnerschaften selbstverständlich gemeinsam zur Kommunion gehen dürfen.

Wir müssenientschiedener einfordem, dass Menschen, deren Liebe in der Ehe gestorben ist und die sich mit Hoffnung auf einen .neuen Partner einlassen, dazu den kirchlichen Segen bekommen und sich weiterhin von Jesus Christus nähren lassen dürfen.

Wir müssen entschiedener einfordem, dass Menschen in ihrer Liebe, Treue und Verlässlichkeit zueinander gesehen und nicht auf ihre Homosexualität reduziert werden.

Geben wir uns nicht mit der immer gleichen Antwort zufrieden, die da lautet: Wir müssen beachten, dass wir Weltkirche sind und andere Kontinente, Länder und Kulturen mitnehmen. Wir können keinen deutschen Sonderweg gehen.

Wenn wir heute von Mission sprechen, dann- bedeutet das immer auch Inkulturation, d.h. die Kultur des jeweiligen Landes beachten und in die Gestaltung von Kirche einbeziehen. Warum sollte das für uns nicht gelten? Warum müssen wır uns durch eınseıtıges Weltkırche Denken ausbremsen lassen?

Schauen wir zum Schluss noch auf das Ende des Gleichnisses vom verlorenen Sohn: Der Sohn, der beim Vater zu Hause geblieben ist, der tagein, tagaus sein Leben brav als Sohn auf dem Hof seines Vaters gelebt hat. Der hat sich nie getraut, den Mund aufzumachen und zu sagen „ich will“. Hier im Gleichnis „Ich will wenigstens mal ein Ziegenböckchen, wenn schon nicht das Mastkalb“. Der Sohn blieb immer Sohn, er wurde nicht zum Mann. Er trat nie aus dem Schatten des Vaters heraus und hat sein Leben nie eigenständig in die Hand genommen.

Dieser Sohn kann uns Ansporn sein, ein Anti-Beispiel gleichsam, es anders zu machen. Erwachsen zu werden und das Geschick unserer Kirche mit in die Hand zu nehmen. Den Mund aufzumachen, Veränderungen einzufordern, mitzugestalten, neue Wege zu gehen im Kleinen wie im Großen.

Gehen oder bleiben? Für mich ganz klar: Bleiben. Aber aufstehen, Leute, aufstehen – aus Liebe zu Jesus Christus!

„Atempause“ zieht um

Momentan ist noch nicht viel von den sommerlichen Temperaturen 2019 zu spüren, aber der gerade erschienene Programmflyer der „Atempause im August“ soll trotzdem schon Lust machen auf Sommer, Entspannung und Fitness.
5. bis 23. August 2019

Das von der Wallfahrtsstadt Kevelaer organisierte dreiwöchige Programm vom 5. bis 23. August unter dem Motto „Gesund an Leib und Seele“ wird Dank der zahlreichen Sportpartner auch in diesem Jahr wieder sehr abwechslungsreich. Ob Auspowern, Gesundheit und Entschleunigung – für jeden Geschmack und jedes Alter ist etwas Passendes dabei. Auch der traditionelle Abschlussabend mit Verpflegung durch Edeka Brüggemeier und Rewe Narzynski sowie das Open-Air-Kino, präsentiert von der Volksbank an der Niers, wird als abschließendes Highlight der Veranstaltungsreihe nicht fehlen.
In diesem Jahr findet die „Atempause im August“ nicht wie gewohnt auf der Hüls-Wiese, dem momentan entstehenden „Solegarten St. Jakob“, statt, sondern auf der Wiese am Schulzentrum. Im Veranstaltungszeitraum ist die Anlegung der Wege und der Parkanlage noch nicht abgeschlossen. Die Veranstaltung weicht einmalig auf die Fläche hinter der Dreifachturnhalle aus. Die möglichen Anfahrtswege zur neuen Fläche sind im Programmflyer durch einen Lageplan abgebildet und somit leicht zu finden. Nach Fertigstellung des muschelförmigen Gradierwerks und der Parkanlage im Frühjahr 2020 ist dies der perfekte Ort, um die „Atempause im August“ ab dem kommenden Sommer dort auszurichten.
Der Programmflyer mit der Übersicht aller kostenfreien Sportkurse liegt bei der Wallfahrtsstadt Kevelaer sowie selbstverständlich auch bei allen Partnern der Veranstaltung zur Mitnahme aus.
Alle Infos auch online

Digital ist der Programmflyer unter www.kevelaer-tourismus.de verfügbar und steht zum Download bereit. Nähere Informationen zu den einzelnen Sportarten in Form von kurzen Kursbeschreibungen sind dort abrufbar. Alle Kevelaerer und Gäste dürfen sich bereits jetzt auf einen „aktiven“ August freuen.

Eine Hommage an ihre Stadt

Dreieinhalb Jahre hat es gedauert – jetzt ist es erschienen, das Buch von Heike Waldor-Schäfer und Axel Hundertmarck. Gemeinsam haben die Niederrhein-Redakteurin einer Regionalzeitung und der Fotograf, der seit Jahren auch im „Kevelaerer Blatt“ immer wieder seine Kunstfertigkeit beweist, auf 178 Seiten die schönen und liebenswerten Seiten der Wallfahrtsstadt ausführlich beleuchtet.
Das Schreiben habe etwas gedauert, weil sie auch etwas unterschätzt habe, dass das Verfassen eines Buches etwas anderes ist als die Veröffentlichung und Recherche zu einem einzelnen Artikel, räumte die Journalistin ein. „Man lernt da auch eine neue Technik“, zeigte sie sich genauso wie Hundertmarck „sehr glücklich“ über das Ergebnis des Prozesses.
Es handele sich nicht um ein Buch „mit Zeittafeln, Chroniken oder historischen Abrissen“, so Waldor-Schäfer, „sondern um Geschichts-Geschichten, die sehr individuell“ sind, meinte die 58-Jährige. „Jedes Kapitel kann man für sich nehmen.“ Als Neubürgerin, die „vor sieben Jahren mit Dackel nach Kevelaer gezogen ist“, durfte sie die Faszination des Ortes kennenlernen. „Diese Magie und Anziehungskraft“ rüberzubringen, das sei der Anspruch gewesen.
Der Ort, der sie dabei am meisten überrascht habe, sei die Kerzenkapelle gewesen. „Das war für mich vorher ein düsterer Ort mit Weihrauch. Aber da lebt Geschichte.“ Inhaltlich habe es zahlreiche spannende Aspekte gegeben, die sie im Laufe der Arbeit entdeckt habe, erzählt Waldor-Schäfer.
Als er die Anfrage erhalten habe, habe er sich „gebauchpinselt gefühlt“, gestand Hundertmarck freimütig. Dann habe er sofort angefangen und die ganzen dreieinhalb Jahre über „permanent fotografiert“. Dabei habe er dann Tausende Bilder zusammengebracht, aus denen die Auswahl erfolgte.
So beinhaltet das Buch ganz aktuelle Bilder von der Marientracht und der offiziellen Eröffnung des Solegartens wie auch ältere Fotos vom Papstbesuch – und so grandiose „Glückstreffer“ wie die Malerin, die am Kapellenplatz eine Gnadenkapelle auf Leinwand bannt oder den früheren Wallfahrtsrektor Stefan Zekorn, der in der Gnadenkapelle noch ein Handybild schießt.
„Das Buch hat auch gut in die Reihe des Verlages gepasst“, verwies Waldor-Schäfer auf die konstruktive Rolle des Ahlener Anno-Verlages, der schon mit Büchern wie „Du mein Duisburg“ oder „Du mein Xanten“ regionale Akzente gesetzt hatte.
„Wir machen bewusst subjektive Bücher, die den Ort aus Sicht des Autors und des Fotografen zeigen“, freute sich Geschäftsführer Bernd Krümmer über ein Werk, das „leicht und locker geschrieben ist und Lust auf das Buch und die Stadt macht.“
Auch die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf zeigte sich von dem Werk begeistert und regte an, dass in einer Auflage von 1000 Exemplaren veröffentlichte Buch an Neubürger oder Gäste der Stadt zu vermitteln.
Und was die Geschichten Kevelaers angeht, hat Heike Waldor-Schäfer im übertragenen Sinne „Blut geleckt“. Sie wünscht sich, dass die Kevelaerer sie weiterhin mit Bildern, Informationen und Geschichten zu der Stadt versorgen. „Ich komme auch vorbei und bringe Kekse mit“, will sich die Autorin dafür auch gerne Zeit im persönlichen Gespräch nehmen.
Wer also Bilder oder Dokumente hat oder ähnlich Spannendes erzählen und beizusteuern kann, möge sich über waldorschaefer.heike@t-online.de“ an die Autorin wenden. Vielleicht wird dann ja daraus ein zweites Kevelaer-Buch.

Ein sehr ungewöhnlicher Künstler an einem sehr ungewöhnlichen Ort

Da haben sich zwei wohl nicht gesucht, aber doch auf ganz wunderbare Weise gefunden: Heinz Henschel hängt, respektive ein Ausschnitt seines Werkes, und zwar an einem Ort, der ebenso geheimnisvoll und irgendwie verwunschen anmutet wie dieser wundersame Künstler selbst.
Ein paar herausragende Daten weiß man aus der Geschichte des Hauses te Gesselen – doch die Geschichten der Menschen, ihre Motive und Motivationen, das, was diese alten Mauern gesehen haben mögen, bleibt uns größtenteils verborgen. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn die leeren Räume des ältesten Wohnhauses im Lande bieten quasi unbegrenten Raum für Fantasie und Fantastisches.
Fast ebenso ergeht es dem Betrachter der Bilderwelten Henschels. Seine realen Darstellungen regen die Fantasie an, seine Fantasiewelten tun dies ohnehin. Doch schon bald stellt man fest, dass einem dieser fleißige Fantast Henschel immer einen Schritt voraus ist – auch Jahre nach seinem Tod. Die wissenschaftliche Aufarbeitung seines Schaffens hat gerade erst begonnen und dazu geführt, dass den Kunsthistorikern die Münder ebenso offen stehen vor Staunen wie den Laien.
Was immer klarer wird, je intensiver man sich mit den Bildern dieses Autodidakten beschäftigt: Heinz Henschel erzählt mit seinen Bild-Kompositionen Geschichten einer schier unendlichen Detailtiefe. Woher er diese Gabe hatte, die noch dazu mit einem schier unermüdlichen Fleiß einhergeht, können wir nur mutmaßen. Was es für ihn bedeutet haben mag, wissen wir nicht. Was es für uns bedeuten kann, hängt davon ab, wie tief wir uns hinein- ziehen lassen wollen in die Akribie, den Fleiß, die Inspiration, die Intuition diese Künstlers, der für sich im Verborgenen eine Art Geborgenheit gefunden haben mag. Wir dürfen ihn entdecken, so wie wir dank der aufgeschlossenen Besitzerin auch das Haus te Gesselen in einigen Facetten erspüren dürfen. Als Ausstellungsraum für Henschels Werk in diesem, einem künstlerischen Glücks-Fall.
Die Ausstellung „O wie schön, dass niemand weiß…“ mit 130 Werken von Heinz Henschel ist am 18. und 19. Mai, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr, im Haus te Gesselen, Kapellener Str. 4 in Wetten, zu sehen.
Katalog beim KB
Als „Geheimtipp“ geht Heinz Henschel nicht mehr durch, Das machte schon die erste Ausstellung im Kevelaerer Museum 2018 deutlich, die dort alle Besucherrekorde brach. Aber auch der Andrang zur Katalogvorstellung im Haus te Gesselen zeigte, wie groß das Interesse an der Entdeckung dieses unbekannten Künstlers ist.
Wer sich weitergehend mit Heinz Henschel beschäftigen möchte: Beim Kevelaerer Blatt ist der aufwendig erstellte Katalog (208 Seiten) zur Ausstellung zum Preis von 38 Euro erhältlich.

Die Einzige, die zählt

Wie vermittelt man den Menschen, denen es in einer Wohlstandsgesellschaft so gut geht, in Zeiten aufkeimenden Populismus und wachsender weltweiter Unfreiheit unter Diktaturen mit Hilfe der Musik den Gedanken von Freiheit in all seinen Facetten? Vor diese Aufgabe hatte sich in diesem Jahr der Theaterchor Niederrhein gestellt.
Dazu hatte er in gut einem Dreivierteljahr unter der Regie von Peter van Aar, Dorette Ploegmakers, der tatkräftigen Mitgestaltung von Chormitglied Theresa Kruse und dem Dirigat von Tom Löwenthal ein vielfältiges Programm aus Musical-Songs, Gospel, Pop, strengen Eisler-Melodien und afrikanischen Klängen auf die Beine gestellt.
Zweimal zweieinhalb Stunden Musik, Gedanken und Emotionen trugen dann ihren entscheidenden Teil dazu bei, dass dieses Unterfangen tatsächlich gelang – in beiden Fällen abzulesen an den Reaktionen eines begeisterten Publikums, das an beiden Tagen stehend Ovationen gab, aufrichtig emotional berührt und mitgenommen erschien.
Die Band um den Pianisten Wolfgang Czeranka sorgte für die angemessene musikalische Begleitung an beiden Abenden. Beim Bühnenbild hatten sich Regie und Chor etwas Besonderes einfallen lassen und mit weißen Wickelbändern eine Optik geschaffen, die wie bei einem 3 D-Bild die Illusion von Gitterstäben real werden ließen – plus der starken Farbchoreografie von Volker Meisel.
Und als einige der Männer zu den Klängen von Milvas „Liberta“ diese „Gitterstäbe“ einrissen und jubelten , wurde dem Publikum auf plastische Weise vor Augen geführt, wie sich Befreiung aus Gefangenschaft wohl anfühlt.
Schon der Einstieg in das Konzert sorgte für Gänsehaut, als die Chormitglieder zu dem Gospel „Oh freedom“ mit Augenbinden und Händen auf dem Rücken seitwärts die Bühne betraten, während Jutta Stammen inbrünstig die Freiheit des Unterdrückten beschwor – nicht der einzige starke Solistenbeitrag.
Danach fächerte der Chor die Facetten der Freiheit musikalisch auf – von der Freiheit, nach harter Arbeit zu Hause geborgen zu sein („A hard day´s night“), in der Liebe die Kontrolle zu verlieren („I´m so excited“) oder für die Freiheit als italienischer Partisan zu sterben („Bella ciao“). Oder es ging darum , sich von einer Liebe zu trennen („Run“) oder von dem anderen getragen zu werden („Wind beneath my wings“), versinnbildlicht durch schwebende Papierflieger. Dazu wurde in „Les Misérables“ die Befreiung des Menschen besungen. Und welches Symbol der Freiheit könnte stärker sein als die Freiheitsstatue, die Bärbel Rolfs inmitten der Bühne am Ende des ersten Teils zum „Lied der Moldau“ verkörperte.
Der Theaterchor hatte den Mittelstufenchor des Gymnasiums mit in das Programm eingebunden – und mit seinen Beiträgen „Learn to fly“ und „Breaking free“ bewiesen die Jugendlichen, dass Kevelaer einen guten Sangesnachwuchs mit modernem Anspruch hat.
In Teil zwei ging die musikalische Freiheits-Reise über die Freiheitshymne „Dry your tears, Africa“, dem Cat Stevens-Klassiker „If you want to sing out“ mit Melanie Cox, „Firework“ von Kate Perry, dem zarten „For good“ und dem prägnanten „Frei und schwerelos“ aus dem Musical „Wicked“ weiter.
Den Bereich Pop bildeten Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ und der Rock´n-Roll-Klassiker „Footloose“ ab. Gloria Gaynors „I will survive“ geriet zum starken kollektiven Bekenntnis für ein eigenständiges Leben.
Bei „Think“ von Aretha Franklin schrien Solistin Theresa Kruse und der Chor die „Freiheit“ förmlich nur so heraus. Und Fleedwood Macs „Go your own way“ unterstrich das Recht des Individuums, selbst die Richtung des eigenen Lebens zu bestimmen.
Für die berührendsten Momente am Ende sorgte Johannes Stammen mit seiner Interpretation des Westernhagen-Klassikers „Freiheit“ , die für kollektives Mitsingen sorgte, und die Schlussrede von Elie Wakeem.
Selbst aus Syrien geflüchtet, konnte er authentischer als jeder andere im Saal dazu aufrufen, für die Freiheit im Leben einzustehen und sich dabei nicht aufhalten zu lassen. Drei Sekunden innige Stille folgte seinen Worten nach – und anschließend brandete der Applaus im Publikum auf. Dazu passte Queens „Don´t stop me now“. Die Botschaft des Abends war angekommen.
Bildergalerie

Bei 30 km/h auf 180

Horst Blumenkemper (SPD) musste sich doch sehr wundern, als er hörte „wie hier über geltendes Recht gelästert wird“. Ulrich Hünerbein-Ahlers (Grüne) antwortete prompt: „Ich lästere nicht, ich deute mein Unverständnis an.“ Immerhin mit so markanten Sätzen wie „Wir glauben der Verwaltung nicht“ und „Wir müssen runterkommen von dem Vorrang für PKWs.“
Dazu hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zum Thema „Tempo 30 in Kevelaer und den Ortschaften“ gestellt, der von der Verwaltung ausführlich bearbeitet und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung vorgestellt worden war. „Gute Ansätze, aber zu kurz gesprungen“, lautete die erste Einschätzung Hünerbein-Ahlers‘.
Auch die Hinweise von Bürgermeister Dominik Pichler auf den Paragraphen 45 der Straßenverkehrsordnung, der der Anlage von Tempo-30-Zonen zugrunde liege, sowie seine Anmerkung, man habe mit der vorgeschlagenen zeitlichen Begrenzung vor Schulen „den Vorschlag einer Behörde“ übernommen, wischte der Grüne vom Tisch.
Als besonders schwierig stellt sich aus Verwaltungssicht dar, dass die in Paragraph 45 genannten Voraussetzungen für die Einrichtung von Tempo 30 so umfangreich sind, dass sie „für keine der untersuchten Straßen im Stadtgebiet der Wallfahrtsstadt Kevelaer vorliegen“. Und das sind immerhin 400.
400 Straßen überprüft

Selbst eine Novellierung, die eine Einrichtung in Einzelfällen gestattet, wenn bestimmte Einrichtungen einen direkten Zugang zu einer Straße haben, habe in Kevelaer lediglich an zwei Stellen zum Ergebnis, dass Tempo 30 angeordnet werden könne: Vor dem Regina Pacis und vor dem Urbanus Kindergarten in Winnekendonk.
Der Forderung Hünerbein-Ahlers‘, „wenn die Verwaltung kann, aber nicht muss, dann soll sie“, ist diese in einigen Fällen durchaus nachgekommen, etwa bei der Grundschule in Winnekendonk oder der in Twisteden. Hier liegen nicht unbedingt zwingende Gründe vor, jedoch haben Rückfragen ergeben, dass sich Polizei und Straßen NRW durchaus die Einrichtung einer zeitlich begrenzten Tempo-30-Strecke vorstellen können und diese befürworten.
Ein weiterer Aspekt, den die Verwaltung anführte und der durch Willi Gerats von der FDP bestätigt wurde, sind Straßen, auf denen aufgrund ihrer Beschaffenheit, Verkehrsführung oder Länge eine Geschwindigkeitsvorschrift schlichtweg überflüssig wäre, weil dort eine Geschwindgkeit über 30 km/h ohnehin nicht erreicht werden kann. Hier Verkehrsschilder
aufzustellen, wäre tatsächlich ein klassischer „Schildbürgerstreich“.
Um der Enttäuschung über die Ablehnung einer flächendeckenden Begrenzung auf Tempo 30 im Stadtgebiet nicht die im Prinzip gute und wichtige Sache zum Opfer fallen zu lassen, wurden die letztgenannten Straßen ausgenommen und folgende von der Verwaltung vorgeschlagenen Zonen bzw. Beschränkungen vom Ausschuss beschlossen:
1. Einrichtung Tempo 30 Zone auf dem Klösterpad in Winnekendonk,
2. Einrichtung einer Tempo 30 Beschränkung auf der Friedenstraße vor dem Regina Pacis Altenheim,
3. Einrichtung einer Tempo 30 Beschränkung auf der Basilikastraße vor dem Krankenhaus,
4. Einrichtung einer Tempo 30 streckenbezogenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Sonsbecker Straße in Winnekendonk vor der Grundschule, beschränkt auf die Schulzeiten,
5. Einrichtung einer Tempo 30 streckenbezogenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Dorfstraße in Twisteden vor der Grundschule beschränkt auf die Schulzeiten.