Aktuelles aus Kevelaer

Mit der Taschenlampe durch die Ausstellung

Der Raum der Sonderausstellung rund um die Feuerwehr im Kevelaerer Museum war am Freitagspätnachmittag komplett abgedunkelt worden und einige Kinder wagten sich allein oder in Begleitung in die besondere Führung mit dem Titel „Nachts im Museum“. „Keine Angst, ich kenne hier jeden Winkel, es wird auch nicht gruselig, aber hoffentlich spannend“, versicherte Museumspädagogin Indra Peters beim Eintreten.

Dass Leute der freiwilligen Feuerwehr ganz normale Menschen mit den unterschiedlichsten Berufen sind, das erkundeten die Kinder an der großen Wand im Eingangsbereich mit Fotos, Alter, Name und Löschzug verschiedener Freiwilliger. Gemeinsam mit den Kindern klärte Indra Peters dann die Frage: Woher hat die Feuerwehr eigentlich ihr Geld? „Die holt es sich von der Bank“, meinte ein Mädchen.

Die Arbeit ist unentgeltlich

Aber die jungen Besucher lernten schnell, dass die Feuerwehrleute zwar für ihre Arbeit ausgestattet werden, aber sie keinen Lohn dafür bekommen. „Ihre Arbeit ist unentgeltlich und dient dazu, anderen zu helfen. Wie Spülmaschine für Mama ausräumen eben!“, meinte Indra Peters. Die Kinder erfuhren, dass es oft auch Jugend- oder sogar Kinderfeuerwehren gibt, dass es Feuer selbst schon „ewig lang“ gibt, doch die Feuerwehr selbst erst rund 150 Jahre.

Begleitet von Theo Winkels von der Freiwilligen Feuerwehr Twisteden als Experte ging es dann näher an ein Gerät zum Feuerlöschen, eine Handpumpe aus dem Jahr 1713. Über Ochsen wurde das schwere Gerät zum Brandherd gezogen und über Menschenketten, die volle Eimer weiterreichten, mit Wasser versorgt. „Über eine Wippe mussten dann vier Leute hier pumpen. Das war so anstrengend, dass viele schon nach kurzer Zeit wegen totaler Erschöpfung ausgetauscht werden mussten“, wusste Indra Peters.

Die Temperatur der Feuerwehrleute messen?

Alte Wassereimer aus Leder, teils auch mit Initialen der Besitzer, gab es im Taschenlampenlicht zu sehen. Jeder Haushalt musste einen solchen haben und bei einem Brand galt es, als Nachbarschaften gemeinsam im Kampf gegen das Feuer zusammenzustehen. Einen langen Eisenstab mit einem eingebauten Thermometer gab es zu erkunden. Auf die Frage, was die Feuerwehr wohl damit mache, kamen verschiedenste Erklärungen der Kinder. „Damit misst man, ob das Feuer Fieber hat? Oder man misst die Temperatur der Feuerwehrleute?“ Theo Winkels gab nach einigem Rätselraten die Lösung: „Mit dieser Heusonde kann man die Temperatur von Heu in den Ställen messen. Heu kann sich nämlich bei großer Hitze selbst entzünden. Die Feuerwehr trifft mit dieser Heusonde auch Vorsorge bei Bauern“, erfuhren die Teilnehmer.

Dass es früher keine Alarmsirene gab, sondern einfach eine Glocke geläutet oder ein Horn geblasen wurde, kam zur Sprache und es wurden alte Uniformen und Pickelhelme angeleuchtet, die nicht nur „cool“ aussahen und die Träger größer machen, sondern den Aufprall von einstürzenden Mauerstücken mildern, indem diese an der Spitze zerschellen. Lustig fanden es die Kinder, dass es früher auch Helme mit Berieselungsanlage gab. „So ein Feuerwehrmann war dann wie ein lebendiger Springbrunnen und wurde durch das Wasser aus dem Helm umgeben, geschützt und gekühlt! Toll, nicht?!“, fand auch die Museumspädagogin.

Immer wieder Alarm

Richtig spannend wurde die Führung durch Matthias und Hermann-Josef Kaenders, die wie Theo Winkels bei der Freiwilligen Feuerwehr in Twisteden sind. Immer wieder gab es Alarm, mal gab es einen gespielten Einsatz wegen eines angebrannten Schweinebratens mit gebildeter Rettungsgasse aller Teilnehmer im Museum und der Vorführung einer alten Kübelspritze, dann war da noch eine Absperrung wegen eines verunglückten LKW mit ausgetretenen Chemikalien, die aber gerade noch rechtzeitig entfernt worden waren.  Matthias Kaenders, der auch lange beim Spielmannszug war, machte auch einen Trommelwirbel und berichtete über die Zusammenhänge zwischen Spielmannszügen und Feuerwehren.

Am Ende gab es für die drei Freiwilligen einen großen Applaus, denn, so Indra Peters: „Ein Dankeschön ist oft viel wert, egal, ob bei der Feuerwehr oder beim Spülmaschineausräumen.“ 44 Jahre schon ist Hermann-Josef Kaenders bei der Feuerwehr, sein Sohn trat früh in seine Fußstapfen und ist seit 25 Jahren dabei und aktuell Löschzugführer in Twisteden und ist nun einer der Nachfolger von Theo Winkels, der den Teilnehmern viel Wissen aus seiner Praxis und aus der Geschichte der Feuerwehr vermittelte.

„Es war spannend und lehrreich. Besonders schön war, dass auch die Kleinen von Anfang bis Ende mitmachen konnten“, meinte die 14-jährige Christin aus Wachtendonk, die mit ihren Cousinen aus Kevelaer an der Spezialführung durch die Sonderausstellung gerne teilnahm. Am 31. August 2019 gibt es eine zweite Kinder- und Familienführung durch die Sonderausstellung und zwar wieder „nachts im Museum“.

Unbekannte brechen in Hallenbad ein

Zwischen Montag, 12. August 2019, 15 Uhr, und Dienstag, 13. August 2019, 8 Uhr, hebelten unbekannte Täter eine Fluchttür zum Anbau des Schwimmbades an der Straße Hüls auf. Sie durchwühlten anschließend die Räumlichkeiten nach Diebesgut und entwendeten Münzbargeld aus einem Büro.
Hinweise zu verdächtigen Personen oder Beobachtungen bitte an die Kripo Goch unter Tel. 02823-1080.

Die Schöne und der Bürgermeister

Am vergangenen Samstag, 10. August 2019, verwandelten leuchtende Kerzen, Menschen in farbenprächtigen Gewändern und internationales Stimmengewirr die Kevelaerer Innenstadt. Unter den Pilgern konnte in diesem Jahr auch Sayana Ranjan entdeckt werden. Die Finalistin der TV-Sendung Germany‘s Next Topmodel 2019 war mit ihrem Freund Prash und dessen Familie in die Wallfahrtsstadt gekommen, um eine Kerze anzuzünden. Viele Teilnehmer beschreiben den Tag als großes Familientreffen, so wie Sayanas Freund Prash, der nicht zum ersten Mal die Wallfahrt in Kevelaer besucht hat.
Der Bericht von der Tamilenwallfahrt 2019 folgt im Kevelaerer Blatt vom 15. August 2019.

Ein gelungener Abschluss des Jubiläums

Tauschläger, Holzschnitzer, Bauern und Spinner waren nur einige der Berufsgruppen, die den Besuchern auf Keylaer am Hauptfesttag ihr Handwerk vorführten. Der Bauern- und Handwerkermarkt auf dem Hubertusplatz lockte Groß und Klein, Keylaerer und Nicht-Keylaerer, Jung und Alt auf den Hubertusplatz.

„Zu verkaufen steht nicht im Vordergrund“, sagte Horst Kuhrt, Vorsitzender des Imkervereins für Kevelaer und Umgebung e.V. Es sei einfach schön, dabei zu sein und Präsenz zu zeigen. Kuhrt führt ebenfalls ein eigenes Geschäft für Imkereibedarf in Kevelaer und hatte an diesem Tag eine kleine Auswahl an verschiedenen Artikeln rund um den Honig mitgebracht. Lippenpflegestifte, Cremes, Bonbons und Seife waren einige der Produkte. Das Interesse an seinem Stand war groß. Wann auch immer man bei Kuhrt vorbeikam, meist tummelten sich viele Interessierte um ihn herum. „Bienen und Insekten sind ein Thema im Moment“, machte er deutlich, dass ihm die Aktualität des Themas bewusst ist.

Besonderes Handwerk

Unter einem großen Zelt windgeschützt untergebracht waren unter anderem Korbflechter, Drucker und Holzschnitzer. Meist gab es einen großen Verkaufsstand und zusätzlich einen Stand, an dem das Handwerk live vorgeführt wurde. Anblicke, die die meisten unter uns sicherlich nicht oft zu sehen bekommen.

„Das ist mein Hobby seit über 40 Jahren“, erzählte Andre Scaf, während er an einer großen Holzschnitzerei an seinem Stand weiterarbeitete. „Von Beruf habe ich nichts mit Holz zu tun“, lachte der Niederländer. Er sei eher im technischen Bereich zuhause. 800 Stunden Arbeit steckten bereits in seinem Werk, das vor ihm lag. Die Preise der Schnitzereien am Verkaufsstand wirkten dagegen sehr gering. „Das sind symbolische Beträge. Und wenn ich nichts verkaufe, dann ist das so“, lächelte Scaf und machte deutlich, dass es ihm vor allem um die Freude an der Arbeit ging.

Jeden Monat sei er in den Niederlanden auf einem Markt vertreten und daraufhin sei man auf ihn zugekommen, ob er nicht beim Jubiläum auf Keylaer auch dabei sein wolle. Für den Niederländer kam nur eine Zusage in Frage, was er nicht zu bereuen schien. Ein wenig Geschäft und vor allem Gespräche mit interessierten Bürgern waren die Belohnung.

Musikalisch wurde der Markt von der Blaskapelle „Die Stall-Freunde“ aus den Niederlanden begleitet. Für die kleinen Gäste gab es eine Hüpfburg und ein Kinder-Karussell. Für Begeisterung bei allen Altersgruppen sorgten die Traktoren, die am Rande des Hubertusplatzes aufgestellt waren. Vor allem die Fahrzeuge älteren Baujahrs boten einen besonderen Anblick.

Nicht ganz so historisch, aber dafür mit viel Action kamen die Kaltblüter der „Kaltblutfreunde“ aus Uedem daher. Tauziehen gegen ein Pferd und hinter einem der Tiere „surfen“ standen auf dem Unterhaltungsplan. Für das Surfen wurde eine große Plane hinter das Pferd gespannt. Der Surfer konnte sich an einem Seil festhalten. Lediglich zwei Freiwillige fanden sich, um den Surfspaß auszuprobieren. Das Grinsen im Gesicht danach verriet den Spaß der Teilnehmer an der Aktion.

Ein vergebliches Ziehen

Das Tauziehen war wie zu erwarten ein kurzes Schauspiel. Auch wenn sich sieben Leute fanden, die sich der Herausforderung stellten: gegen die Hunderte Kilos des Pferdes kamen die Besucher nicht an. Der Spaß war dennoch garantiert. Die jüngeren Gäste, die an beiden Aktionen nicht teilnehmen konnten, durften anschließend auf dem Rücken des sanftmütigen Riesen ein paar Runden drehen.

Eine Woche, neun Veranstaltungen und viele zufriedene Gesichter – das ist das Ergebnis der Jubiläums-Woche auf Keylaer. Alles in allem sei es „mehr als wir erwartet haben“, sagte Reinhard Peters vom „Arbeitskreis Heimatfreunde Keylaer“. Alle Veranstaltungen seien gut angekommen und gut besucht gewesen. Ob man irgendetwas hätte besser machen können? Nicht wirklich, meinte Peters. Er denkt, dass man bei einem weiteren Jubiläum alles wieder genauso machen würde.

Eine Fotogalerie zum Hauptfesttag finden Sie hier.

Woher kommt eigentlich unser Kevelaerer Wasser?

Bis zu 6.000 Kubikmeter Wasser werden im Sommer täglich durch das Wasserwerk der Stadt Kevelaer auf Keylaer gepumpt – im Winter circa 3.000. Diese Zahlen sorgten bei den Besuchern des Wasserwerks für erstaunte Gesichter. Arno Voss, stellvertretender Wassermeister, Marco Maas, Rohrnetzmeister und Anna Walter, technische Leiterin, führten interessierte Besucher gruppenweise durch das Wasserwerk auf Keylaer.

Seit 1976 ist das Wasserwerk in Betrieb. Zu diesem Zeitpunkt war das alte Wasserwerk jedoch noch nicht vollständig abgeschaltet, um in der Startphase für einen Notfall gerüstet zu sein. Ab Januar 1977 lief das neue Wasserwerk dann alleine – bisher ohne größere Zwischenfälle, berichtete Anna Walter.

Es gibt vier Brunnen, aus denen das Wasser bezogen wird. Zwei sind in der Regel aktiv, sagte Arno Voss – im Sommer auch mal mehr. Die Brunnen liegen „ein paar hundert Meter weiter in einem Waldstück“ und sind circa 20 Meter tief gebohrt. Man habe mal noch tiefer gebohrt, was jedoch nicht von großem Erfolg gekrönt war. „Das Wasser konnte man nicht gebrauchen, das sah aus wie Cola“, erzählte Voss.

Sechs Pumpen nach Kevelaer

Der stellvertretende Wassermeister erklärte den Besuchern den Weg, den das Wasser nimmt, bevor es bei den Verbrauchern aus dem Hahn kommt: Zunächst wird das Wasser vom Brunnen ins Gebäude des Wasserwerkes gepumpt. Anschließend versuche man, „den Eisenanteil zu minimieren“, bevor das Wasser in einen Reaktor gepumpt wird. Dort werden Eisen und Schwermetalle entfernt und das Wasser wird anschließend gefiltert. Zum Schluss wird dem Wasser Kohlensäure hinzugefügt, um den pH-Wert zu neutralisieren, der vorab hochgepumpt wurde. „Über sechs Reinwasserpumpen wird das Wasser nach Kevelaer gepumpt“, erklärt Voss weiter. 

All diese Schritte hören sich nach einem langen Prozess an. So lange braucht das Wasser jedoch gar nicht, bis es bei uns in der Leitung ist. Circa zwei Stunden vergehen, bis das Brunnenwasser durch die Anlage gelaufen und bereit ist, in die Leitungen nach Kevelaer zu fließen.

Keine Wasserknappheit zu befürchten

Vor allem in trockenen Sommern steigt der Wasserverbrauch an. Wasserknappheit brauchen die Kevelaerer Bürger allerdings aktuell nicht zu befürchten. „Wir haben zwei Millionen Kubikmeter Wasserrecht im Jahr“, erklärte Voss.

Er betonte in seinen Erläuterungen die gute Wasserqualität: „Wir brauchen nicht chloren. Unser Wasser ist fast keimfrei.“ Auch die hohe Nitratbelastung, die es mal gab, bestehe heute nicht mehr. Nachdem eine Kooperation mit den Bauern geschlossen worden sei, die unter anderem eine geringere Düngung vorsieht, sei der Nitratgehalt stark zurückgegangen. Von einem Höchstwert von circa 50, der die Grenze darstellt, sei der Wert auf circa 24 gesunken – also alles im grünen Bereich.

Eine Information von Arno Voss brachte die Besucher zum Schmunzeln: „Man kann auch gut sehen, wenn mal Länderspiel ist, wenn da Halbzeitpause ist. Oder auch an Silvester, wenn um kurz vor 12 alle nochmal auf Toilette gehen.“

Das Feedback der Besucher war positiv – nicht nur zu diesem Teil des Keylaer-Jubiläums. „Es gibt jeden Tag etwas Neues“, schätzt Elli Kisters das abwechslungsreiche Angebot der Jubiläums-Woche. Auch Reinhard Peters, einer der Köpfe des „Arbeitskreises Heimatfreunde Keylaer“, zeigte sich zufrieden – nicht nur mit der Führung durchs Wasserwerk: „Eigentlich sind bei allen Veranstaltungen unsere Erwartungen übertroffen worden.“

Ein zwangloser Hubertuslauf auf Keylaer

Neben dem Bauern- und Handwerkermarkt kam am Hauptfesttag des Keylaer-Jubiläums auch der Sport nicht zu kurz. Knapp 45 Läufer und Walker hatten sich zusammengefunden, um ausgehend von der Hubertuskapelle eine Runde zu laufen. Organisiert wurde der Lauf vom „LWT Lauf- und Walking Treff Kevelaer“. Die längste Strecke ging über 7,1 Kilometer, gefolgt von einer 5,2-Kilometer-Strecke und die Walker liefen 4,6 Kilometer. „Das soll ein ganz einfacher, zwangloser Lauf sein“, meinte Gottfried Winkels vom LWT Lauf- und Walking Treff Kevelaer. Ganz so schien es auch zu sein. Die Läufer kamen sichtlich zufrieden und gut gelaunt ins Ziel.

„Das ist eingebettet in die ganze Aktion hier auf Keylaer“, nannte der stellvertretende Bürgermeister und Mitglied des Lauf- und Walkingtreffs Kevelaer, Johann-Peter van Ballegooy, den Anlass des Hubertuslaufs, „seit über 25 Jahren bin ich dabei.“ Hauptsächlich waren Mitglieder des Lauf- und Walkingtreffs anwesend. Ein paar wenige weitere Läufer hatten sich eingefunden und auch ein Vierbeiner lief tapfer mit ins Ziel.   

Weitere Fotos vom Lauf finden Sie hier.

Die Mundart lebt in und auf Keylaer

Rappelvoll – anders kann man das Innere des Hubertus-Saales auf Keylaer nicht beschreiben. 120 Mundart-Interessierte bedeuteten ein ausverkauftes Haus, sehr zur Freude von Hans-Gerd Op de Hipt, der als Vorstandsmitglied der „Heimatfreunde Keylaer“ und  Moderator souverän durch einen überaus kurzweiligen, teils vergnügten, teils nachdenklich-besinnlichen Abend führte.

Zwei Stunden „holländischer Dialekt“

Herzlich begrüßte er den anwesenden Ehrenbürger der Stadt Kevelaer, Pastor Richard Schulte Staade und zitierte, auf das Thema des Abends überleitend, den Bischof von Utrecht, der gesagt haben soll „Deutsch ist ein Dialekt der holländischen Sprache“, und um diesen Dialekt ging es in den folgenden gut zwei Stunden.

Fünf Akteure des Mundart-Abends. Foto: WiScho

Religiöses Gedankengut spielte von Anfang an eine Rolle, wo Heinrich Baumanns gleich mit einer Litanei loslegte. Hierbei bat er das Publikum, stets den Kehrvers „Bewoare ons“ zu wiederholen. Vor was sollte der Herr uns alles bewahren? Es ging um „Koppinn on Buckpinn“, „kalde Füüt on affstehende Ohre“, um „Huste und Pruste“ und nicht zuletzt um „Fraulüj, die knippe on bitte“. Letztere wollten sich wohl ein bisschen rächen: Er meinte zum Schluss, er komme noch einmal wieder. „Bewoare ons!“, war die logische, aber wohl nicht ganz ernst gemeinte Retourkutsche.

Mehrere Lieder (unter anderem Texte von H. Tenhagen, J. Croonenbroeck), alle mit Bezug zu Kevelaer und von großer Heimatliebe zeugend, wechselten sich mit den weiteren Vorträgen ab. Musikalisch begleitet und unterstützt wurde das sangesfreudige Publikum von Hans Grüntjens, der das Akkordeonspielen wahrlich nicht verlernt hatte.

Maria Verhülsdonk erntete viel Beifall für ihre Erzählung, was die Familie früher alles mit „Ons alde Komm“ angestellt hatte: Sie (die Komm!) musste alles tragen und ertragen, vom Backteig bis zum Aerpeleschlaat, von Vaters Fußwäsche bis zum gewaschenen Kinderpopo, der sie auch noch als Nachttopf leicht zweckentfremdete. Es folgte eine optisch-rhythmische Augenweide, als eine Tanzgruppe von acht Landfrauen in hübschen, farbigen Kleidern zu südamerikanischen Rhythmen auftraten. Die kleine Zugabe danach ergab sich automatisch ohne Zurufe des Publikums, das umso kräftiger applaudierte.

Knochenfunde im Schwarzbruch

Knochenfunde im Schwarzbruch! Wilfried Renard rezitierte ausdrucksstark, sozusagen „met Händ on Füüt“, eine schaurig-schöne Ballade von Jupp Tenhaef, in der es zunächst „nur“ um ein Fußballspiel zwischen Hasen und Füchsen, im späteren Verlauf aber mehr um Mord und Totschlag ging (daher die gefundenen Knochen).

Die Tanzgruppe begeisterte die Zuschauer. Foto: WiScho

Nach so viel Hektik kam Maria Verhülsdonk mit dem besinnlichen Text „Was ist Heimat?“ besonders gut an. Sie zählte auf, was an Dingen und Begebenheiten alles dazu gehört, und man konnte aus jedem Satz und Beispiel die tiefe Heimatverbundenheit heraushören.

Heftzwecken und Hexenschüsse

Diese Vorträge ließ man sodann in einer 20-minütigen Pause „sacken“, bis es Heinrich Baumanns gelang, das schwere Leben eines Beamten darzustellen, der sich endlich mal von seiner Arbeit erholen wollte. Dabei machten ihm Heftzwecken, Hexenschüsse und „ennen Bruch“ das Leben aber auch wirklich schwer, einschließlich der uneinsichtigen Ehefrau, die Kohlen holen als guten Zeitvertreib für ihn ansah. Schließlich wollte er wohl doch lieber wieder zur Arbeit gehen…

Die erwähnte Tanzgruppe hatte sich inzwischen grüne und orange Overalls angezogen und legte, völlig untypisch zur Kleidung, eine Polka nach kölscher Musik und kölschem Text hin. Die Zugabe entfiel – die Damen waren „pim-aff“ und wurden mit herzlichem Applaus für die gelungene Darstellung verabschiedet.

Elli Kisters und Cläre Peters unterhielten mit einem pointenreichen Dialog auf der Parkbank. Foto: WiScho

Zu einem echten Highlight nahmen Elli Kisters und Cläre Peters auf einer Parkbank Platz und dann ging ein Feuerwerk von Pointen los, sodass das Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskam. „Grit on Trüj“ kamen „van’t Höckske op et Stöckske“, eine sprach von dreifacher Diät (denn von einer wird man ja nicht satt!).

Es war die Rede von Weihnachten im Kuhstall, idyllisch und schön, egal, ob die „kuhen dor pesse of schitte“, auch die Liebe war ein Thema nach dem Motto „m-m-s“ =montags-mittwochs-samstags in abgeschwächter Form blieb es bei m-m-s = März–Mai–September. Und mit demselben Seufzer schloss man das Thema ab: m-m-s = möchte manchmal schon! Das Publikum hatte einen Heidenspaß an den beiden Damen und ihrem mehr als perfekten, frei vorgetragenen Dialog.

Danach wurde es wieder besinnlicher und Wilfried Renard zitierte mit gewohnter Betonung zwei Gedichte von Theodor Bergmann mit Schwerpunkt auf „Ons Modertaal“. Es waren der Highlights noch nicht genug: Maria Verhülsdonk betete ausdrucksvoll zur Abend­ruh zum lieben Gott. Ihre Zeit könne vielleicht bald vorbei sein, „äwel, wenn’t gett, vannach noch ni“.

Wor hör ek t‘hüß

Zum alles krönenden Abschluss schmetterte der ganze Saal die vier Strophen unseres Heimatliedes „Wor hör ek t’hüß“ und der Chronist meint, er habe dabei hier und da ein Tränchen gesehen. Hans-Gerd Op de Hipt verabschiedete die Gäste und schloss dabei einen herzlichen Dank an Gilde, Landfrauen, Mitarbeiter und die Presse mit ein.

Kevelaerer auf Kapellenplatz überfallen

Am Sonntag, 11. August 2019, gegen 23 Uhr, war ein 43-Jähriger aus Kevelaer zu Fuß auf dem Kapellenplatz in Richtung Hauptstraße unterwegs. Auf Höhe eines Cafés sprach ein Unbekannter den 43-Jährigen an und erkundigte sich nach einer Galerie in Kevelaer. Die beiden führten zunächst einen belanglosen Dialog, zwischendurch telefonierte der Unbekannte kurz. Nach dem Telefonat forderte er plötzlich Geld von dem Kevelaerer und gab an, ein Messer bei sich zu haben.
Zwar konnte der 43-Jährige kein Messer bei dem Täter ausmachen, trotzdem nahm er einen Geldschein aus seinem Portmonee, warf das Geld auf den Boden und flüchtete. Der Täter entfernte sich daraufhin in unbekannte Richtung. Der Kevelaerer beschreibt den Mann als circa zwischen 18 und 25 Jahre alt, sowie circa 160 bis 170cm groß. Er war von kräftiger, trainierter Statur. Der Mann hatte blonde, mit Gel hochgestylte Haare. Seine Augen waren blau. Er trug ein graues Kapuzenshirt, blaue Jeans und Turnschuhe. Er führte ein Herren-Fahrrad mit sich, es war wahrscheinlich schwarz und hatte Trekkingreifen.
Hinweise bitte an die Kripo Goch unter Tel. 02823-1080.

Neues Zuhause in Kevelaer gefunden

Wer wissen will, wo die netten Ecken in Kevelaer sind, welche Ziele sich wirklich lohnen und warum es in dem kleinen Wallfahrtsort so schön ist, der muss nur Charlotte Bordewisch fragen. Sie ist Kevelaererin mit Herz und Seele. Dabei lebt die 38-Jährige noch gar nicht so lange hier. „Aber ich kenne die Stadt wie meine Westentasche“, sagt sie. Vor sechs Jahren zog Charlotte Bordewisch von Detmold nach Kevelaer und fand am Niederrhein ein neues Zuhause.

Wie schön Kevelaer ist, hört sie zudem jeden Tag. Sie arbeitet im „Klostergarten“, dem barrierefreien Hotel in der Stadt, in dem Menschen mit und ohne Behinderung beschäftigt sind. Charlotte Bordewisch gehört zum Housekeeping-Team: „Staubsaugen, putzen, wischen, bei Bedarf die Betten beziehen“, zählt sie ihre verschiedenen Aufgaben auf.

29 Zimmer hat das Hotel, „die sind immer gut gebucht“. In der Regel beginnt ihr Dienst um 9 Uhr im Klostergarten, dann liegt die Liste schon bereit, welche Zimmer wie gemacht werden müssen. Für Charlotte Bordewisch und ihre Kolleginnen und Kollegen werden die Gäste in drei Kategorien geteilt: Bleiber, Anreiser und Abreiser. Wer in einem Hotel arbeitet, sollte flexibel sein. „Es sind keine festen Zeiten, sondern man muss arbeiten, wie man gebraucht wird“, sagt Bordewisch – auch an Wochenenden und Feiertagen.

Kein weiter Arbeitsweg

Zum Glück hat Bordewisch es nicht weit zur Arbeit. Ihre kleine Wohnung liegt unmittelbar neben dem Hotel. „Ich kann direkt auf die Zimmer 11, 12 und 14 schauen“, lächelt sie. Bordewisch lebt im sogenannten Ambulant Betreuten Wohnen. Unterstützt wird sie im Alltag von Christine Bielen vom LVR-HPH-Netz Niederrhein.

Bordewisch ist sehr selbstständig und vor allem gut organisiert. Gegen acht Uhr steht sie auf, nach dem Dienst stehen Ausruhen, Duschen und Haarewaschen auf dem Programm, außerdem kocht sie gerne und so gibt es abends immer etwas Leckeres zu essen. Den Fernseher schaltet sie vor allem dann ein, wenn Fantasyabenteuer wie „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ laufen, aber es darf auch ein guter Horrorfilm laufen.

Mit Freunden geht sie ins Kino, zum Kegeln und zum Reiten. Und sollte noch Zeit bleiben, muss Charlotte Bordewisch nur auf die Liste schauen, die sie sich für ihre Hobbys gemacht hat: Musik, Sudoku, Spielen, Malen, Lesen, Schreiben. Außerdem müssen nicht nur die Hotelzimmer, sondern auch die eigenen vier Wände geputzt werden.

Familie in Geldern

Dass Charlotte Bordewisch vor sechs Jahren von Detmold an den Niederrhein zog, hatte seinen Grund. In Detmold arbeitete sie in einem Café, in dem wie im „Klostergarten“ Menschen mit Behinderung beschäftigt werden. Aber die Bedingungen seien nicht so gut gewesen wie in Kevelaer. Ihr Vater habe ihr geraten, sich etwas Neues zu suchen. Der Niederrhein lag gedanklich nahe, in Geldern lebt Charlottes Schwester mit ihrer Familie. Und dass Tante Charlotte regelmäßig ihren Neffen Jan besucht, versteht sich von selbst.

Wer die ambulanten Wohn- und Unterstützungsleistungen des LVR-HPH-Netz Niederrhein kennenlernen möchte, kann sich bei Anja Booltink mobil unter Tel. 0152-09321919 oder per E-Mail anja.booltink@lvr.de melden.

Zu Besuch bei Bauer Joosten

Jedem, der das Zentrum Kevelaers in Richtung Keylaer verlässt, ist auf Höhe des Hubertushauses der stattliche Bauernhof gewiss schon aufgefallen – die markanten Offenställe bemerkt das Auge, den dort eigentlich immer wehenden Kuhduft die Nase. Im Rahmen der „Festwoche Keylaer“ hatte Bauer und Hofinhaber Herbert Joosten zu einer Besichtigung seines Betriebes eingeladen und damit eine weitere Möglichkeit geschaffen, das reiche Leben und Wirtschaften auf diesem Kevelaerer Flecken kennenzulernen. Waren schon die vorangegangenen Veranstaltungen gut besucht, so fanden sich auch dieses Mal rund 70 Interessierte ein, darunter viele Eltern mit ihren Kindern – eine Zweiteilung der Gruppe war unausweichlich.

Der 1364 erstmals urkundlich erwähnte Hof wird seit nunmehr fünf Generationen durch die Familie Joosten bewirtschaftet, die 1890 in den Betrieb einheiratete. Auch heute noch ist es ein Familienbetrieb im besten Sinne, teilen sich doch Herbert und Sohn Christopher Joosten samt Ehefrauen die Arbeit auf. Und das Führen eines Viehbetriebes bedeutet nun einmal: 24/7/365 – unabhängig von Lust und Laune. Einzig wenn eine der beiden Familien im Urlaub ist, verstärkt eine Aushilfe das verbliebene Team – Herbert Joosten fügt augenzwinkernd hinzu: „Das ist für meinen Sohn die bessere Variante, aber auch für mich, wenn ich zurück komme.“

Die großen landwirtschaftlichen Fahrzeuge beeindruckten die Besucher. Foto: MaWi

Vater und Sohn führten je eine Gruppe über den im Laufe der Zeit immer weiter gewachsenen Hof. Dem aufmerksamen Beobachter fallen die alten Strukturen noch auf, um die sich in den letzten Jahrzehnten weitere Ställe, Hallen und Silos gruppiert haben. Milchkühe sind das Kerngeschäft und derer finden sich 200 Stück, die jeden Tag morgens und abends gemolken werden – Zeitansatz: zwei Mal dreieinhalb Stunden. Für viele Beschäftigte im Öffentlichen Dienst wäre damit der Arbeitstag schon gelaufen, nicht so für Bauer und Bäuerin, schließt sich doch nun das vielfältige Tagesprogramm an. Das reicht von der weiteren pflegerischen Versorgung der Tiere, über Instandhaltungsarbeiten am Hof, hin zu den klassischen Tätigkeiten im Ackerbau.

Milchkühe, Jungvieh, Fleischtiere, Ackerland

Denn mit den 200 Milchkühen ist es nicht getan, hinzu kommen 35 Stück Jungvieh, 50 bis 60 Fleischtiere und natürlich noch 76 Hektar Ackerland, um die Lebensgrundlage für die Vierbeiner bereitzustellen. Nicht ganz ein Drittel der Fläche (22 Hektar) davon sind Grasland, der Rest wird mit wechselnden Feldfrüchten bestellt. Immerhin elf Tonnen Futtermasse sind jeden Tag für die Tiere notwendig, die sich im Wesentlichen aus Grassilage, verschiedenen Eiweißkomponenten und Rapsschrot zusammensetzt. Letzteres soll den Wegfall von Soja kompensieren – eine Forderung der Molkerei, um „gentechnikfreie“ Milch anbieten zu können. Ganz so einfach wie es sich die meisten Verbraucher vorstellen, ist das letztlich nicht, wie Herbert Joosten ausführt, ist die sehr proteinreiche Sojabohne in der Tierernährung doch nur schwer zu ersetzen, wenn man nicht zu große Einbußen beim Milchertrag hinnehmen möchte.

Ertragsmaximierung, Nachhaltigkeit, Romantik

Nun kann man gewiss davon ausgehen, dass im Grunde alle Besucher der Hofführung als Bewohner des ländlichen Raumes wenigstens noch einen mittelbaren Bezug zur Landwirtschaft haben und zumindest eine „Grundimmunität“ gegen das vorrangig in Städten grassierende „Bauernhof-Romantik-Virus“ aufweisen, dennoch kamen logischerweise auch Fragen zur Sprache, die die im aktuellen Diskurs kritische Bewertung der konventionellen Landwirtschaft widerspiegeln: Weidehaltung kontra Stallhaltung, Nitratbelastung durch zu viel Gülle, Spaltenböden oder Einstreu und letztlich alle Fragen, die sich im Spannungsfeld aus Ertragsmaximierung und Nachhaltigkeit ergeben.

Wieviel „Romantik“ ist jetzt also auf dem Hof der Joostens zu finden? Um es etwas zuzuspitzen: Es findet sich auf den ersten Blick soviel „Romantik“, wie in einen Milchpreis von 35 Cent pro Kilogramm hineinpassen – Discounterpreise kommen eben nicht nur beim Kunden, sondern auch beim Erzeuger an.

Technologie, Forschung, Energieträger, Nährstoffmix

Und wie schafft man es auf dem Hof in Keylaer damit umzugehen? Joostens setzen auf Technologie und den Einsatz neuester Erkenntnisse aus der landwirtschaftlichen Forschung zur Optimierung ihrer Betriebskosten. So wird zum Beispiel bei der Futterzubereitung nichts dem Zufall überlassen: Jede Tiergruppe bekommt den für sie optimalen Nährstoffmix und Herbert Joosten berichtet, dass sich in den letzten Jahren verglichen mit seiner eigenen Lehrzeit die Uhren hier merklich weitergedreht haben.

Zu Besuch bei den kleinen Kälbchen. Foto: MaWi

Wieviel Energieträger in die Produktion einfließen und wieviel davon umgewandelt den Hof wieder verlassen, wird genau in einer Nährstoffstrombilanz erfasst, womit wir schließlich auch beim Thema „überbordende Bürokratie“ angelangt wären, von der auch der Landwirt nicht verschont wird. Andererseits kann aber nur so sichergestellt werden, dass beispielsweise die ausgebrachten Güllemengen die zulässigen Grenzwerte nicht überschreiten, was nach Herbert Joostens Aussage auch streng kontrolliert wird.

Tierwohl, Bürste, Gummibelag, frische Luft

Generell stehe das Tierwohl ganz oben auf der Agenda, wie übrigens in allen Milchviehbetrieben – jedes Defizit mache sich sofort in einer sinkenden Milchleistung und damit in der Bilanz bemerkbar. Da fällt natürlich sofort die „Kuhbürste“ ins Auge – nicht nur Menschen lassen sich gern den Rücken kraulen. Wesentlicher dürften die neuen Bodenbeläge aus verschiedenen Gummischichten sein, um die Tiere nicht mehr auf dem harten Beton stehen zu lassen – Erkrankungen der Gelenke und des Stützapparates haben sich dadurch zahlenmäßig verringert.

Und natürlich die eingangs schon erwähnten offenen Ställe: Den ganzen Tag weht frische Luft durch die Anlage und die Tiere haben Tageslicht. Herbert Joosten betont den darin liegenden Kompromiss aus Stall- und Freilandhaltung: „Früher hat man immer gesagt, dass durch diese Art der Haltung die Gefahr von Lungenentzündungen zunehmen würde – tatsächlich hat sich aber der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere verbessert.“

Und dann ist es auf dem Rundgang irgendwann doch noch so weit, dass ein Moment der „Bilderbuch-Romantik“ folgt: Kleine Kälber lassen Kinderherzen höher schlagen und Bauernherzen weich werden. „Ohne bedingungslose Liebe zum Tier geht es nicht“, sagt Joosten auf die Frage, was es braucht, um Bauer zu sein.