Aktuelles aus Kevelaer

Corona-Ausbruch im Kevelaerer Wohnstift St. Marien

„Ich habe es befürchtet und es ist tatsächlich eingetreten“, sagt Ordnungsamtschef Ludger Holla mit Blick auf die Verbreitung der Coronavirus-Mutation in Kevelaer. Noch in der vergangenen Woche äußerte er Sorge über eine mögliche Ausbreitung. Nun wurde die britische Mutation des Virus im Wohnstift St. Marien in Kevelaer nachgewiesen. Insgesamt gab es 14 Indexfälle unter den Bewohner*innen und einen Indexfall unter den Mitarbeitenden. Ob eine Gen-Sequenzierung bei allen Tests stattgefunden habe, sei ihm nicht bekannt.

Insgesamt seien 61 Personen unter Quarantäne gestellt worden. Nach dem Ausbruch sind Reihentestungen in der Einrichtung im Gange. Eine infizierte Bewohnerin verstarb. Sie habe schwere Vorerkrankungen gehabt, sagt Holla. Er habe beim Kreis angeregt, die Impfungen in dem Wohnstift nun vorzuziehen, bisher aber noch keine Rückmeldung erhalten. Da die Einrichtung als Wohngruppe definiert wird, fiel sie nicht unter den Impfstart im Januar.

Dieser „Hotspot“ hat dazu geführt, dass die 7-Tage-Inzidenz in Kevelaer erneut im dreistelligen Bereich lag. Am heutigen Mittwoch, 3. Februar 2021, war diese allerdings auf 89,6 gesunken. Klammere man den Hotspot aus, liege der Wert relativ stabil bei knapp über 50, berichtet Holla. Der bundesweite Trend mache jedoch Hoffnung auf ein baldiges Sinken der Zahlen auch in Kevelaer.

Versuchter Diebstahl eines Kleinkraftrades

Im Zeitraum von Samstag, 30. Januar 2021, 15 Uhr, bis Montag, 1. Februar 2021, 7.15 Uhr, versuchte ein/e unbekannte/r Täter*in, ein Kleinkraftrad an der Händelstraße zu entwenden. Der Besitzer des Krads hatte das Fahrzeug vor der Hausnummer 38 abgestellt und bemerkte am Montagmorgen Beschädigungen am Krad. Ein/e Unbekannte/r hatte das Lenkradschloss beschädigt und am Zündschloss des Fahrzeuges manipuliert. Anschließend flüchtete er/sie in unbekannte Richtung.

Hinweise zu verdächtigen Personen oder Beobachtungen nimmt die Kripo Goch unter Tel. 02823-1080 entgegen.

Auffahrunfall mit vier Fahrzeugen: 73-Jähriger schwer verletzt

Am Montag, 1. Februar 2021, kam es auf der Klever Straße B9 in Höhe des Kreisverkehrs Wettener Straße zu einem Auffahrunfall, bei dem drei Autos aufeinander geschoben wurden. Ein 73 Jahre alter Mann aus Kevelaer fuhr mit seinem Mitsubishi Colt die Klever Straße in Richtung Weeze, als er aus bislang nicht bekannten Gründen den stockenden Verkehr vor dem Kreisverkehr zu spät wahrnahm und gegen die Mercedes A-Klasse eines 27 Jahre alten Mannes aus Kalkar fuhr.

Die A-Klasse des 27-Jährigen wurde durch den Aufprall gegen die vor ihm stehende A-Klasse eines 78 Jahre alten Mannes aus Kevelaer geschoben. Diese wiederum stieß gegen den Renault Clio eines 50-jährigen Kevelaerers. Der 73-Jährige verletzte sich bei dem Unfall schwer und die 28 Jahre alte Beifahrerin aus Kalkar in der A-Klasse des 27-Jährigen wurde leicht verletzt.

Zu wenig Anerkennung

Die wichtigste Information hatte Fachbereichsleiter Ulrich Berns in seinem Verwaltungsbericht gleich zu Beginn der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am vergangenen Donnerstag: Aufgrund von Corona-Infektionen sind die beiden Kindergärten St. Marien und der Huberts-Kindergarten aktuell geschlossen. Der Ausschuss gab von seiner Seite dann grünes Licht für den Haushaltsentwurf des Jugendhilfeetats 2021 - bei zwei Enthaltungen der Grünen, die das damit begründeten, dass die Partei seit Jahren für das grundsätzliche Aussetzen von Kitagebühren eintrete. 

Kinderschutzfachkraft

Die Kosten für die Heimunterbringung seien sehr hoch, man solle Streetworker einstellen, um über Prävention Kosten zu senken, regte Stefanie Zielke (SPD) an. Die Fraktion habe einen entsprechenden Antrag gestellt, stellte der Ausschussvorsitzende Jens Auerbach klar. Die 2,5 Stellen im Haushalt 2021 kämen von den Schulsozialarbeitern am Schulzentrum und der halben Stelle im „Kompass“, die im vergangenen Jahr vom Ausschuss beschlossen worden sind, meinte Ulrich Berns auf eine Anfrage der CDU später. 

Einen kurzen Diskurs gab es dann zum Antrag der CDU-Fraktion für ein institutionelles Schutzkonzept zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt und Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Das Thema sei wichtig, sexualisierte Gewalt gegen Kinder in den Medien „omnipräsent“, lobte Martin Brandts (CDU) die Verwaltung dafür, dass sie in ihren Ausführungen dargelegt habe, dass dies kein neues Thema sei. Dort wurde unter anderem auf die Vereinspflicht zur Überprüfung eines erweiterten Führungszeugnisses seit 2012 hingewiesen. Auch Jugendamtsleiterin Ingrid Brams verwies auf die Kinderschutzfachkraft, die von allen Einrichtungen, Institutionen und Vereinen anonym angesprochen werden kann.

In der Umsetzung seien die Vereine und Institutionen jedoch noch nicht so weit. Jeder Verein sollte dazu ein Konzept umsetzen, so Brandts. Eine Fachgruppe beschäftige sich mit einer solchen Arbeitshilfe, könne aber wegen der Pandemie schlecht tagen, scheute sich Fachbereichsleiter Berns, einen festen Termin für die Vorlage des Papiers zu benennen. „Ein erster Entwurf ist zumindestens 2021 angedacht.“

Beiträge anpassen und aufbessern

Ausführlich diskutiert wurde die neue Satzung zur Förderung von Kindertagespflege, deren Empfehlung an den Rat formal in der kommenden Sitzung verabschiedet werden soll. Bisher habe es nur eine Richtlinie dazu gegeben. Eine Satzung habe eine klare Rechtsbindung und Außenwirkung, sagte der Ausschussvorsitzende Jens Auerbach (FDP). „Da hat man dann ein Handwerkszeug zur Hand, das dann bindend ist.“ Auch finanziell würden die Beiträge „angepasst und aufgebessert“ . Das sei so auch schon im Haushaltsentwurf enthalten. 

Das Kinderbildungsgesetz habe sich grundlegend geändert, führte Jugendamtsleiterin Ingrid Brams aus. In der neuen Satzung seien nicht nur Rechte und Pflichten der Tagespflegemütter, sondern der Eltern und auch wann die Kinder in Tagespflege gehen, dargelegt. Die Löhne sollen jährlich steigen, sagte sie. Auch fünf Stunden pro Jahr seien für die Fortbildungen seitens der Tagesmütter vorgesehen.

Katja Plenzdorf-Weber (SPD) regte an, das Entgelt für die Tagespflege noch anzuheben, da es „in keinem Verhältnis zu den Anforderungen“ stehe. Kevelaer liege da im Vergleich zu anderen Kommunen beim Entgelt „deutlich drunter“.  Für die CDU begrüßte Martin Brandts die Satzungsform. So gebe es klare Spielregeln. 

Auf seine Frage, wonach das Jugendamt entscheide und ob es über eine Pauschale oder über Stunden abrechne, entgegnete Jugendamtsleiterin Ingrid Brams, bisher habe es nur Pauschalen gegeben. Aber es habe Schwierigkeiten bei Vertretungsfällen gegeben, wieviele Stunden da übernommen werden und unterschiedliche Angaben von Eltern und Müttern. „Wir wollen aber grundsätzlich Pauschalen“, sagte sie. In der Bürgerfragestunde hatte eine Kindertagesmutter Kritik an den Sachaufwendungen geübt, die „keine Anerkennung“ und sachgerechte Vergütung darstellten.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

24 Corona-Neuinfektionen im Kreis Kleve

Am heutigen Montag, 1. Februar 2021, liegen dem Kreisgesundheitsamt zur Mittagszeit insgesamt 5.909 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Das sind 25 mehr als am Vortag. Von den 5.909 Indexfällen sind 272 in Bedburg-Hau, 720 in Emmerich am Rhein, 780 in Geldern, 603 in Goch, 177 in Issum, 215 in Kalkar, 187 in Kerken, 515 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 910 in Kleve, 214 in Kranenburg, 471 in Rees, 90 in Rheurdt, 302 in Straelen, 91 in Uedem, 117 in Wachtendonk und 245 in Weeze.

Von den insgesamt 5.909 bestätigten Corona-Fällen gelten 5.464 als genesen; 119 Personen sind verstorben. Es ist eine weitere mit Covid-19 infizierte Person aus Kevelaer verstorben, sie war Ende 50. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 35 Personen im Krankenhaus.

Weiterer Fall von Corona-Mutation nachgewiesen

Im Kreis Kleve wurde erneut ein Fall der britischen Corona-Virus-Mutation B.1.1.7 festgestellt. Die Frau befindet sich in Quarantäne. Das Labor hatte nach dem positiven Testergebnis zusätzlich eine sogenannte „Gen-Sequenzierung“ durchgeführt. Das Gesundheitsamt steht im engen Kontakt zur Indexpatientin sowie den Kontaktpersonen.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 73. Gestern lag dieser Wert bei 75,2. Aktuell befinden sich insgesamt 1.231 Personen in häuslicher Quarantäne.

Eine Portion Japan in Kevelaer

Die Resonanz zur Eröffnung war groß. Sollte es etwa bald überflüssig werden, zum Verzehr des beliebten japanischen Sushis in die nächstgelegene Großstadt reisen zu müssen? So oder so ähnlich lauteten viele Reaktionen auf die Ankündigung, dass Kevelaer mit „Xin Cháo“ ein eigenes japanisches Lokal bekommen sollte. Im Januar bewahrheitete sich diese „Hoffnung“ vieler Sushi-Liebhaber. Die Inhaber Huu Tu Bui und Phuong Thao Nguyen haben nicht nur dem leerstehenden Lokal an der Bahnstraße 4 neues Leben eingehaucht, sondern auch eine neue Spezialität in die Marienstadt gebracht. Neben dem beliebten Sushi stehen weitere kulinarische Kreationen aus Japan auf der Speisekarte.

Das Inhaberpaar, das gebürtig aus Vietnam stammt, lebt selbst erst seit Kurzem in Kevelaer. Gewohnt haben sie zuletzt in München, wo der 39-jährige Huu Tu Bui im japanischen Restaurant „sushi + soul“ als Chefkoch tätig war. Die Verbindung zu Kevelaer entstand mehr durch einen Zufall, wie sein Bruder Viet Anh Bui, der aktuell tatkräftig im Team mit anpackt, erzählt. Die Familie sei einst zu Besuch im Twistedener „Irrland“ gewesen und habe anschließend Kevelaers Stadtkern besichtigt. „Wir fanden die Stadt sehr gemütlich. Die Stadt ist wunderschön“, sagt Viet Anh Bui, der in Aachen lebt und dort selbstständig in der Gastronomie tätig ist.

Nicht ganz ohne Sorgen

Im August vergangenen Jahres habe die Familie das Lokal, in dem ehemals die Pizzeria „Calabria“ ansässig war, angemietet. Dabei habe ihnen nicht nur die Corona-Pandemie Sorgen bereitet, gesteht Viet Anh Bui, der gemeinsam mit seinem Bruder ständig neue Ideen in der Küche entwickelt. Man habe sich auch die Frage stellen müssen, ob die ausgefallene japanische Küche in einer ländlichen Gegend Anklang finden würde. Thailändische Gerichte seien vielen Leuten ein Begriff, japanische eher weniger.

Aber man habe schon bald nach der Eröffnung am 10. Januar Rückmeldungen der Gäste erhalten, die das Corona-bedingte „To go“-Geschäft in Anspruch genommen haben. „Viele Kunden haben sich sehr gefreut, dass es endlich Sushi in Kevelaer gibt“, sagt Viet Anh Bui. Was die Familie trotz der Krise dazu bewogen hat, den Schritt nach Kevelaer zu wagen? „Der Mut, den wir als Selbstständige haben müssen.“

20 bis 25 Sitzplätze gibt es im Lokal, die den Gästen zur Verfügung stehen werden, sobald die Corona-Maßnahmen es zulassen. Aber schon jetzt sind die Inhaber dankbar über Rückmeldungen und mögliche Verbesserungsvorschläge. Und sobald in der Wallfahrtszeit wieder zahlreiche Besucher*innen in die Marienstadt reisen, ist das Team zuversichtlich, auch diese mit ihrem Angebot zu erreichen. „Ich denke, sie werden es ausprobieren“, sagt Viet Anh Bui. Bis dahin möchte das kleine Team aber erst einmal herausfinden, was den Gaumen der lokalen Gäste erfreut. Das Spannende und gewissermaßen auch die „Kunst“ der Sushi-Zubereitung sei dabei, immer wieder neue Komponenten zu kombinieren, Ideen einzubringen und diese den Geschmacksvorlieben den Gästen anzupassen. 

Dinge, die es nicht überall gibt

Es war der 4. Februar 2011, als Anja Hummler mit Unterstützung ihres Ehemanns Andreas Gertzen den „Schauplatz“ in den Räumen an der Annastraße 21 eröffnete. Damals hielten die gebürtige Ratingerin, die gelernte Fotolaborantin und mehrfache deutsche Meisterin im Frauen-Eishockey ist, und der aus Sterkrade stammende gelernte Kfz-Mechaniker, der zudem Sozialpädagoge und „Seggs“-Bassist ist, nach einem Ladenlokal Ausschau, das 15 Minuten von ihrem Wohnsitz in Walbeck entfernt war. „Ich fand den Laden an der Annastraße ganz süß“, befand Hummler und so fiel die Entscheidung für Kevelaer einfach aus dem Bauch heraus. 

Das Paar hatte sich Jahre zuvor bei der Arbeit bei einem Projektentwickler in Ratingen kennen- und liebengelernt, sich dann im Projektmanagement selbstständig gemacht. Unter dem Label „BumbleBee­Bags“ hatte Anja Hummler angefangen, aus alten Schweizer Armee-Wolldecken Taschen zu gestalten und damit auf Kreativmärkte zu gehen. „Das war der Einstieg in die ,Droge‘“, sagt sie heute mit einem Schmunzeln. 

Daraus entstand die ungewöhnliche Idee, einen Laden aufzuziehen, in dem Hummler ihre eigenen Produkte verkauft – und auch die anderer Kreativer und im Kunsthandwerk Tätiger. „Wir haben 2011 als Fachvermietung angefangen, als eines der ersten Geschäfte in Deutschland, und haben Regalfläche vermietet“, sagt die 52-Jährige. „Von der Idee bis zur Eröffnung haben wir das in drei Monaten aus dem Boden gestampft.“ In den diversen Regalen fand sich ein breit aufgestelltes Sortiment, das vor allem kein Angebot „von der Stange“ sein sollte, sondern etwas Besonderes. Schmuck in jeglicher Form, Selbstgestricktes, aber auch Werke einer Weezer Künstlerin, Holzskulpturen aus Kevelaer und modische Accessoires aus München waren dort zu finden.

Zusammenarbeit mit kleinen Labels

„Wir haben da eine Nische bedient und wir konnten so kontinuierlich unseren Kundenkreis vergrößern“, freut sich Hummler, von der ihr Partner Andreas Gertzen sagt, dass sie „für jedes Problem einen Lösungsansatz parat hat und sehr hartnäckig ist“. Dafür könne er sich gut „in komplexe Themen reinfuchsen, gut mit Zahlen umgehen“ und bei einer Idee „immer den wunden Punkt finden“, sagt sie. So ergänzten sie sich als Team. Vor dreieinhalb Jahren erfolgte dann der Umzug in Egon Kammanns ehemalige Bäckerei an der Busmannstraße. „Dadurch hat der Laden nochmal an Qualität gewonnen“, sagt Hummler. Das Konzept, mit dem sie auf der Annastraße gestartet sind, stellten sie vorher schon ein. „Wir arbeiten jetzt mit kleinen Labels zusammen, die uns beliefern.“ Wichtiges Kriterium dabei ist aber nach wie vor, „dass es Produkte sind, die es so nicht überall gibt“. 

Das reicht von der Damen- und Kindermode aus eigener Herstellung – mit dem Label „wunderdinge“ als „Schauplatz“-Hausmarke – über ausgesuchte Wohnaccessoires aus Skandinavien oder warme Filzpantoffeln aus Dänemark bis zum ausgefallenen Schmuckstück. „Die Jagd nach Neuem, das macht einfach Spaß“, unterstreicht Anja Hummler. Gemeinsam versuchen sie, sich von Corona nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. „Wir arbeiten viel im Lockdown“, sagt Hummler. Seit ein paar Jahren läuft der Onlineshop. „Das geht jetzt intensiver mit Abholen“, sagt sie. Die Kund*innen hätten den Laden mit ihren Bestellungen „auf dem Schirm“.

Und im letzten Jahr hätten überraschend viele „Tagesausflügler“ ihren Laden aufgesucht. „Viele sagten, sie wären zum ersten Mal in Kevelaer.“ Auf eine Wiederkehr hoffen Hummler und Gertzen, wenn der Lockdown vorbei ist. Sie produziere noch viel, habe auch wieder neue Produktfotos für das Netz fertiggestellt, erzählt die Geschäftsfrau. „Dafür ist jetzt mal Zeit.“

Für die Busmannstraße

Beide engagieren sich außerdem offensiv für die Händlergemeinschaft in der Busmannstraße, die „als Gemeinschaft 2020 sehr lebendig war“, wie sie übereinstimmend sagen. 2018 riefen sie die „Spätschicht“ ins Leben, die mit Livemusik und Foodtrucks zum Überraschungserfolg avancierte. Zwei Jahre später organisierten sie wegen Corona alternativ die „Late Night Shopping“-Abende in der Straße – und auch das funktionierte. „Es war nie übervoll, es herrschte eine schöne Atmosphäre, es wurde gut angenommen“, sagt Gertzen.

Wie lange sie mit ihren beiden Hunden hinter der Ecktheke ihren 80 Quadratmeter großen Laden noch weiterführen wollen, darüber zerbrechen sie sich nicht den Kopf „Ich habe nie weit in die Zukunft geplant, bin ein beweglicher Mensch“, sagt Hummler. „Ich hoffe noch auf den Lottogewinn und ein Haus in Kanada.“ Bis es soweit ist, „konzentrieren wir uns auf das, was geht“, sagt Gertzen. 

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

11 neue bestätigte Infektionen seit Freitag in Kevelaer

Am heutigen Sonntag, 31. Januar 2021, liegen dem Kreisgesundheitsamt zur Mittagszeit insgesamt 5.884 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Das sind 58 mehr als am Freitag. 11 neue Index-Fälle davon sind es in Kevelaer.

Von den 5.884 Indexfällen sind 272 in Bedburg-Hau, 720 in Emmerich am Rhein, 775 in Geldern, 600 in Goch, 176 in Issum, 215 in Kalkar, 186 in Kerken, 512 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 904 in Kleve, 214 in Kranenburg, 470 in Rees, 90 in Rheurdt, 299 in Straelen, 91 in Uedem, 117 in Wachtendonk und 243 in Weeze.

Von den insgesamt 5.884 bestätigten Corona-Fällen gelten 5.458 als genesen; 117 Personen sind verstorben. Die 117. verstorbene Person kommt aus Geldern und ist Anfang 80. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 33 Personen im Krankenhaus.

Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 75,2. Freitag lag dieser Wert bei 72,6.

Aktuell befinden sich insgesamt 1.127 Personen in häuslicher Quarantäne.

Elmar Lehnen führt musikalisch durchs Kirchenjahr

Am vergangenen Wochenende wurde auf dem „Youtube“-Kanal des Bereichs „Tourismus & Kultur“ der Wallfahrtsstadt im Internet ein Film mit einer virtuellen Führung zur großen Seifert-Orgel in der päpstlichen Basilika in Kevelaer mit Basilikaorganist Elmar Lehnen veröffentlicht (gesonderter Bericht folgt). Bereits am 29. Januar startete Lehnen auf „Youtube“ auch eine Reihe von Filmen, in denen er an der Orgel musikalisch durch das Kirchenjahr führen will. Das teilte der Kevelaerer Orgelbauverein kurz zuvor bei „Facebook“ mit.

„In diesem Jahr 2021, dem Jahr der Orgel, möchten wir Sie gerne mitnehmen auf eine Reise. Eine Reise mit der Orgel durchs Kirchenjahr. Es gibt so viele Stmmungen, die die Liturgie während des Jahres durchziehen. Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Passion, Pfingsten, Osterzeit undsoweiter. Unsere große romantische Orgel des Orgelbauers Romanus Seifert und Sohn aus dem Jahre 1907 ist prädestiniert dafür, diese Stimmungen mit ihrer Vielfalt von Klangfarben in Musik umzusetzen. Wir stellen Ihnen nun jeden Monat ein Fest des Kirchenjahres musikalisch vor und möchten Ihnen auch in diesen zwölf Teilen die große Seifert-Orgel der Basilika näherbringen. Wir beginnen heute mit dem 25. Januar, die Bekehrung des heiligen Apostels Paulus“, erklärt der Kevelaerer Basilikaorganist. Die Idee dazu hatte Lehnen selbst, der zudem in dem rund elfeinhalb Minuten langen Film als Sprecher und natürlich als Organist zu erleben ist.

Kunst in Corona-Zeiten: Kreativ bleiben

Entspannt-konzentriert beugt sich Daniel Neuys im KuK-Atelier über seinen Laptop. Der 39-Jährige hat gerade mit seinem Gast eine Videosequenz gedreht und möchte sich das Ergebnis des Zusammenseins ansehen. „Sieht gut aus“, meint er zufrieden. Nein, ein Vergnügen sei die Coronazeit für Künstler*innen nicht. „Es ist herausfordernd, damit umzugehen“, sagt der kreative Kopf. „Ich handle gern spontan und improvisiere gerne, aber drumrum habe ich gerne einen feststehenden Rahmen. Und wenn der wegfällt, muss ich mich jedes Mal selbst neu ,sichern’. Das ist sehr ungewohnt.“ 

Konzerte und Veranstaltungen organisieren, sich mit anderen Künstler*innen ungezwungen austauschen – das alles ist im Moment so wie sonst nicht möglich. Dazu kommt „so ‘ne Unsicherheit, mit so einer permanenten Bedrohung irgendwie.“ Natürlich habe auch er wochenlange Phasen gehabt, wo er Angst hatte, in ein Loch zu fallen. „Aber das ist halt die Lebenskunst.“ In der Phase des ersten Shutdowns habe er viel Zeit an seinem Zeltplatz „Anna Fleuth“ in Winnekendonk verbracht. „Ich bin ja auch Permakultur-Designer. Das ist auch Kreativität“, sagt er. 

Im Sommer habe man vom Verein „wirKsam“ aus noch einige künstlerische Dinge realisieren können – wie die Performance des Kölner Künstlers Holger Maik Mertin am Museum, die mitorganisierten „Schlosskonzerte“ der Geigerin Lea Brückner oder das Malen mit den Kindern zum „Late Night-Shopping“ im KuK-Atelier. Jetzt im zweiten Shutdown verbringe er oft die Zeit im Distanzunterricht mit seinen Kindern, um am Nachmittag im KuK-Atelier einzeln jemanden zu treffen oder auch mal nach draußen zu gehen.

Am Anfang war das Kunstlokal

Die diversen Ankerpunkte und Interessen würden ihm helfen, die Situation einigermaßen gut zu bewältigen. „Ich bin auf verschiedenen Schienen unterwegs.“ Und wo eine besondere Zeit herrscht, bekommt sie nun sogar ihren Ausdruck in einer ganz besonderen Form der künstlerischen Interpretation – in dem Projekt „Distanz-Handlungen.“ Angefangen habe alles „mit dem ,Kunstlokal’ im KuK im Dezember 2020“, erzählt Neuys. Damals habe er begonnen, sich mit Video-Streaming zu beschäftigen. „Ich habe da die Künstler mit ihren Fotos von der Ausstellung hier zusammengebracht mit einer Live-Stream-Improvisation an der Gitarre.“ So wurde ein „virtueller Gang“ durch die „Wirksam-Ausstellung“ möglich.

Voller Körpereinsatz nötig.

Dazu hatte er die Videokamera an der Decke hängen. Das „Kunstlokal“ plus die aktuelle Situation inspirierten ihn zu einer Idee. „Das Einzige, was möglich ist, sich mit einer Person zu treffen. Ich wollte das, was geht, nutzen, um kreativ zu sein – und was erlaubt ist.“ So traf er sich mit dem Maler Axel Theyssen. „Er hat dann auf seiner Seite des Kamerabildes gemalt – und ich machte elektronische Musik dazu, alles improvisiert. Und alles wurde von der Kamera gefilmt.“ 

Theyssen schlug ihm vor, im Baumarkt einen grünen Teppich zu kaufen. Neuys stellte fest, dass das über die Kamera transportierte Bild aber nicht grün, sondern sehr grau und pixelig rüberkam. „Unperfekt, unfertig“, so wie er es selbst mag. Aus seinem Skizzenbuch fotografiert er Bilder, Situationen ab, scannt sie ein und fügt sie via Computer in das Bild ein. Er und die jeweils zweite Person bewegen sich am Boden, jeweils durch irgendwas in der Mitte getrennt.

So entstand dann das Konzept „Distanz-Handlungen“. „Mit einer Bekannten – einer anderen Künstlerin – habe ich eine Szene mit einem Baum gestaltet, wo wir versuchen, aneinander auf Distanz vorbeizukommen.“ Die Bewegungen entsprechen dabei nicht dem Bild, das sich auf dem Computer darstellt, weil die beiden auf dem Boden sich bewegen und dadurch eine andere Silhouette erzeugen. „So „klettert“ sie auf dem Baum – und ich „wandere um den Baum herum.“ 

Über diese Form der Darstellung bekomme der ganze Rahmen „seine ganz eigene Ästhetik“ – und die Gegenwart einen ihr angemessenen Ausdruck. „Man will sich als Künstler auch ausdrücken, nicht stehenbleiben“, sagt Neuys.

Kleine Silhouetten-Filmkunstwerke

Dabei zeichnet der Computer das Video zu der Performance auf – und Neuys unterlegt das Ganze dann mit seinen Musik-Interpretationen. „Das ist eine Mischung aus Malerei, Musik und Videokunst.“ Auf diese Weise sind kleine Silhouetten-Filmkunstwerke entstanden – wie „God is a DJ“, wo es scheint, als krabbele er aus einem Kreuz heraus. Und in dem Video „Befangen“ hat er ein „Zimmer“ als Rahmen-Fotografie eingeführt, die zwei Performern als Bewegungsrahmen für die jeweils getrennte Distanz-Bewegung dient. „Ich markiere dabei vorher mit einem Band die Konturen auf dem Boden, damit man sich im Bild bewegen kann.“

Auf YouTube sind die kurzen Sequenzen unter dem Stichwort „Daniel Neuys“ zu finden. „Das ist für mich eine Art virtueller Ausstellungsraum.“ Die Reaktionen der Leute, die am Johannes-Stalenus-Platz und dem Fenster vorbeikamen, waren schon von Erstaunen gekennzeichnet, sagt Neuys. „Dann sehen die Leute uns hier auf dem grünen Teppich räkeln. Die erwarten das gar nicht.“ 

Demnächst soll das Ganze noch eine Erweiterung finden. Zusammen mit dem Autor Max Pothmann, mit dem er im Rahmen des Projekts „Wort und Tonschlag“ seit Jahren zusammenarbeitet. „Er ist auf Elternzeit in Gran Canaria und rief mich an, ob wir bei unserer Arbeit die Projektionsebene Video nicht mit dazu packen wollen.“ Kurzerhand stellte Neuys in einer vierstündigen Arbeit das Video „Tod einer Pomeranze“ mit Pothmanns Text und seiner Musik plus Video-Performance zusammen. Und für Neuys steht fest: „Das wollen wir aufführbar machen.“