Aktuelles aus Kevelaer

Wildblumenmischung wartet im Frühjahr auf ihre Aussaat

Die Erfolgsgeschichte der niederrheinischen Wildblumenmischung geht in diesem Frühling bereits in die dritte Runde: Ab sofort steht das bewährte Saatgut wieder zum Verkauf im Gartencenter Breuer in Kevelaer, Am Schleußgraben 20, zur Verfügung. Der Umwelt helfen und soziale Projekte unterstützen – so lautet das Verkaufsmotto auch in 2021. Jeder zusätzliche Quadratmeter Blumenwiese kommt der Natur zugute.

Auch am Niederrhein ist in vielen Vorgärten der bedenkliche Trend zu erkennen: Trotz zahlreicher Kampagnen wird eine naturferne „pflegeleichte“ Umgestaltung vorgenommen. Vollständig versiegelte und mit Steinsplitt oder Pinienrinde bedeckte Flächen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Mäkelei und Anprangerungen helfen bekanntlich wenig und zahlreiche positive Beispiele zur Umwandlung geeigneter Flächen gibt es auch in der Wallfahrtsstadt Kevelaer und ihren Ortschaften (das KB berichtete). Zum Beispiel wurden in der Ortschaft Twisteden/Kleinkevelaer in enger Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Natur- und Heimatverein (Vorsitz: Werner Neumann), Erwerbsgärtnern, Landwirten und der Mannschaft vom Betriebshof allein im vergangenen Jahr ca. 3,5 ha geeignete Gesamtflächen umgewandelt. Zudem verteilt der Verein in Twisteden weitere 100 gefüllte Gläser der Niederrheinmischung an Gartenbesitzer*innen. Mit relativ einfachen Mitteln lassen sich Gärten oder deren Teilbereiche naturnah umgestalten und der Pflegebedarf ist häufig recht überschaubar. 

Blühdauer und Blühverhalten

Seit 2011 arbeitet der Betriebshofleiter und Gärtnermeister der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Johannes Baaken, beruflich wie auch privat mit seinen Familienangehörigen an der Zusammenstellung einer Wildblumenmischung für den Niederrhein. Diese Mischung besteht u.a. aus Ringelblume, Schafgarbe, Goldlack, Margerite, Bartnelke, Natternkopf, Schleifenblume, Bechermalve, Roter Lein, Staudenlein, Zwerglupine, Basilikum, Klatschmohn und Mittagsblume. Wichtig sind dabei Blühdauer und unterschiedliche Blühverhalten, damit der Insektenwelt über einen möglichst langen Zeitraum Nahrung geboten wird und das menschliche Auge sich daran erfreuen kann. Die Wuchshöhe beträgt 50 bis 80cm.

Neu im Angebot ist eine niedrig bleibende, bodendeckende Wildblumenmischung mit einer Wuchshöhe zwischen 20 bis 40 cm. Diese Mischung besteht u.a. aus Flockenblume, Winde, Phlox, Zinnie, Studentenblume, Steinkraut und Kapkörbchen. 

Die Zusammenarbeit der Firma Breuer, der Wallfahrtsstadt Kevelaer und der Familie Baaken wird trotz und besonders in den schwierigen Pandemiezeiten fortgesetzt. Schirmherr der Aktion ist erneut Bürgermeister Dr. Dominik Pichler.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Vier Corona-Neuinfektionen in Kevelaer bestätigt

Am heutigen Donnerstag, 4. März 2021, liegen dem Kreisgesundheitsamt zur Mittagszeit insgesamt 6.845 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Das sind 47 mehr als am Vortag. Von den 6.845 Indexfällen sind 295 in Bedburg-Hau, 812 in Emmerich am Rhein, 946 in Geldern, 694 in Goch, 222 in Issum, 231 in Kalkar, 210 in Kerken, 599 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 1040 in Kleve, 235 in Kranenburg, 508 in Rees, 101 in Rheurdt, 384 in Straelen, 105 in Uedem, 150 (korrigiert) in Wachtendonk und 313 in Weeze.

Von den insgesamt 6.845 bestätigten Corona-Fällen gelten 6.367 als genesen; 136 Personen sind verstorben. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 38 Personen im Krankenhaus.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 76,2. Gestern lag dieser Wert bei 80,3. Aktuell befinden sich insgesamt 1.265 Personen in häuslicher Quarantäne.

Test

Kevelaer feiert den Geburtstag der „Sendung mit der Maus“

So gut wie jeder kennt sie: Die orangene Maus, die jeden Sonntag ausgestrahlt wird und schon einigen Generationen etwas Neues aus der Welt erklärt hat. In diesem Jahr feiert die „Sendung mit der Maus“ einen runden Geburtstag.

Vor 50 Jahren wurde die erste Folge ausgestrahlt, am 7. März, genau ein halbes Jahrhundert später, die 2.309. Folge. Mit Sondersendungen und Aktionen der Fernsehsender ARD, WDR und KiKA wird der Ehrentag gebührend gefeiert. Auch Kevelaer reiht sich in die Schlange der Gratulanten ein: „Harteleke Glöckwenße – das war Kävels Platt“, sagt Bürgermeister Dominik Pichler. „So einen bedeutenden Geburtstag muss man doch feiern“, fügt Verena Rohde, Leiterin der Abteilung „Tourismus & Kultur“, hinzu.

In der Woche vom 7. bis zum 14. März 2021 findet eine Fotoaktion auf den städtischen Social-Media-Kanälen statt – inklusive Gewinnspiel: Zu ihrem Geburtstag wurde „die Maus“ nach Kevelaer eingeladen. Hier besichtigt sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten; vor jedem der Orte macht sie ein Foto von sich. Ihre Sightseeing-Tour ist auf den Social-Media-Kanälen der Stadt Kevelaer, auf Facebook und auf Instagram zu verfolgen. Gewinnen können alle, die die Maus auf ihrer Sightseeing-Tour begleiten und am Ende der Woche ein Lösungswort aus allen besuchten Orten in Kevelaer zusammenstellen können. Als Lohn warten Gewinnerpakete mit Mausartikeln auf die Teilnehmenden.

Kernsanierung wird wohl teuer

Es ist ein sehr umfangreiches Erbe, das der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Reinhard Balthasar Zollinger (1880 – 1945) der Nachwelt hinterlassen hat. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte er eine Dachkonstruktion in Systembauweise, bei der vorgefertigte Einzelelemente rautenförmig zu einer Art tragfähigem Netz zusammengesetzt werden. Sieht man, wie schnell sich die einfache und günstige Bauweise verbreitete, möchte man fast das alte Bild vom „Lauffeuer“ bemühen. Mehr als 100 Standorte von Gebäuden mit Zollinger-Dächern findet man nach kurzer Recherche leicht, in Orten von A wie Annaberg-Buchholz bis Z wie Zella-Mehlis. Auch die Nutzung scheint ähnlich weit gefächert: Unter Zollinger-Dächern finden sich landauf, landab ehemalige „Reichsheimstätten“ ebenso wie alte Zechensiedlungen, Wohnhäuser wie Industrie- und Lagerhallen, Kirchen wie landwirtschaftliche Anwesen, Garagen, Galerien, Gewerbehöfe. 

Schnell und günstig

Wer schnell und günstig bauen wollte, setzte lange auf den findigen Merseburger und sein Patent. Die ersten, heute noch erhaltenen Zollinger-Lamellendächer wurden einem Porträt des Stadtbaumeisters zufolge bereits ein Jahr vor der Patenterteilung in Merseburg errichtet und in den Jahren 1923–1926 zur Standardkonstruktion für verschiedene Bauaufgaben. Unter anderem auch für Turnhallen, falls die schon jemand in der Aufzählung vermisst haben sollte. Schön für ihn, schön für die Nachwelt. Schön auch für Kevelaer. Und möglicherweise bald ganz schön teuer.

Die Diskussion um die mehr als 90 Jahre alte „Kroatenhalle“ gegenüber der Tankstelle an der Kroatenstraße zieht sich schon eine Weile hin. 2010 war die Halle – beziehungsweise das Dach – unter Denkmalschutz gestellt worden. Ins Rollen gebracht hatte die Sache der damalige SPD-Ratsherr Ralf Angenendt. Der wies den Landeskonservator auf die Halle hin, dieser begutachtete die Halle und befand sie für denkmalwürdig. Sie wurde in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Die Nutzung als Sporthalle sollte davon nicht berührt werden. So weit, so immer noch gut.

Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass große Teile der Kevelaerer Politik die Eintragung der Halle in die Denkmalliste – zumindest mittlerweile – kritisch sehen. Den einen steht sie mit Blick auf die städtebauliche Entwicklung des Areals am Wasserturm und am Schulzentrum im Weg, anderen ist die sehr aufwendige Instandhaltung zu teuer und sie würden lieber abreißen und an anderer Stelle neu bauen. Im Auftrag der Politik gab‘s daher mehrere Versuche seitens der Verwaltung, die Kroatenhalle wieder aus der Denkmalliste zu löschen – bisher vergebens. Aktuell startete die CDU mal wieder einen Anlauf. 

Nicht mehr sanieren

Anlass für den Haushaltsantrag der Christdemokraten war die Einstellung von Ansätzen für die „Kernsanierung der über 90 Jahre alten Kroatenturnhalle“. Zwar ist für das laufende Jahr noch keine entsprechende Ausgabe vorgesehen, doch in 2022 sollen laut Entwurf zunächst 200.000 Euro, in 2023 dann knapp 2 Millionen Euro für diese Sanierung ausgegeben werden. Das ist den Christdemokraten dann doch zu viel. „Seit Jahren besteht in der Kevelaerer Politik Einigkeit darüber, dass es in städtebaulicher Hinsicht mehr als sinnvoll ist, die Kroatenturnhalle nicht mehr zu sanieren“, schreibt die CDU in ihrem Antrag, entsprechende Positionen im Haushalt mit einem Sperrvermerk zu versehen und einen erneuten Anlauf zur Aufhebung des Denkmalschutzes zu unternehmen. „Wird das Ansinnen von der Unteren Denkmalschutzbehörde abschlägig beschieden, sind die nächsthöheren Instanzen anzusprechen“, heißt es im Antrag.

Ob der wiederholte Anlauf zum Erfolg führen wird, darf angesichts der Tatsache bezweifelt werden, dass die Halle, respektive das Dach, mehreren Museen angeboten wurde, die alle dankend ablehnten, und auch eine eingehende Dokumentation und ein anschließender Abriss aus Sicht des zuständigen LVR-Referenten Dr. Andreas Stürmer nicht in Frage komme. Es gehe dem LVR nicht zwingend darum, das Dach an dieser Stelle zu erhalten. Hauptsache sei, das Dach überhaupt zu erhalten“, erläuterte Bürgermeister Dominik Pichler in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in der es auch um den schon erwähnten CDU-Antrag ging.

Darauf hob dann auch Frank Jakobs (KBV) ab und regte an, das Dach „mal selbst zu nutzen“, etwa als Element bei der Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes. Darüber habe man bereits nachgedacht, erwiderte der Bürgermeister, doch das sei „nicht ganz so einfach“.

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Das Denkmal

Die nach Angaben des Landschafsverbandes (LVR) 1927 eingeweihte Turnhalle wurde Anfang 2010 als Baudenkmal mit der laufenden Nummer A221 in die Denkmalliste der Stadt Kevelaer eingetragen. „Das herausragende, seltene und überregional bedeutsame Merkmal der Turnhalle ist ihre Dachkonstruktion in ,Zollinger-Bauweise‘“, heißt es in der Eintragung. Mittlerweile gilt als gesichert, dass allein das Dach Denkmalwert besitzt, da die Halle mehrfach umgebaut und beispielsweise 1974 um einen Anbau erweitert wurde. Dadurch sei das Gebäude „stark verändert“ worden.

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Anlässlich der Debatte um die Sanierung der Halle teilt KB-Reporter Wilfried Schotten ein paar Erinnerungen aus Schülertagen  unter dem Titel Folterwerkstatt statt „frisch“ und „fröhlich“:

Die Halle 2003, mit dem Turnerkreuz aus vier „F“. Foto: WiScho

„Ein paar entsprechende Sätze im KB vor gut zwei oder drei Wochen brachten mich auf die Idee, Erlebnisse aus Schülertagen der späten 50er-Jahre mit dieser Turnhalle in Verbindung zu bringen. Dabei erinnere ich mich an einen kleinen, aber drahtigen Lehrer des Kevelaerer Gymnasiums, dessen Namen ich aus Datenschutzgründen besser nur mit …ski enden lasse. Wenn das Wetter zu schlecht war, um den benachbarten „TuS-Platz“ aufzusuchen, blieb zu meinem Leidwesen nur diese Alternative: Turnhalle Kroatenstraße. Schon auf dem Weg dorthin trauerte ich dem Fußballspielen nach, das auf erwähntem Platz für mich die einzige sportlich akzeptable Alternative war. Über der Eingangstür das vierfache „F“ – was ist daran eigentlich frisch und fröhlich? Was mich jenseits dieser Tür erwartete, außer einem fürchterlichen Miefgeruch nach Schweiß und Gummi, waren diese seltsamen Geräte wie Seitpferd, Bock, Kasten – igitt!

Ein dezenter Verweis auf die obige Überschrift sei an dieser Stelle gestattet. Viele Jahre später – ich hatte tatsächlich diese unsäglichen Turnstunden überlebt – erhielt ich als Erwachsener und Stadtfotograf die Gelegenheit und Erlaubnis, besagte „Werkstatt“ mir von oben ansehen zu dürfen. 

Nun ist sie sichtlich in die Jahre gekommen, hat seit ihren Anfängen aus dem Jahr 1926 außer sportverweigernden Schüler*innen aber auch wirklich Sportbegeisterte beherbergen dürfen: Kwoon-Do – Bogenschütz*innen – Kevelaer Kings, um nur einige zu nennen. Und was das Beherbergen angeht, so diente die altehrwürdige Halle auch irgendwie als Notbehelf für Asylsuchende.

Seit Januar 2010 wird der Ehrwürdigkeit Genüge getan: die Halle steht also seit gut 11 Jahren unter Denkmalschutz. Nun kann ich sie ehrfürchtig und nicht mehr fürchtend betrachten – ihren Schrecken hat sie für mich verloren. Ich muss ja nicht mehr da hinein.”

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Die 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve steigt auf 80,3

Am heutigen Mittwoch, 3. März 2021, liegen dem Kreisgesundheitsamt zur Mittagszeit insgesamt 6.798 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen seit Beginn der Corona-Pandemie vor. Das sind 27 mehr als am Vortag. Von den 6.798 Indexfällen sind 294 in Bedburg-Hau, 803 in Emmerich am Rhein, 937 in Geldern, 690 in Goch, 220 in Issum, 226 in Kalkar, 210 in Kerken, 595 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 1035 in Kleve, 235 in Kranenburg, 508 in Rees, 101 in Rheurdt, 379 in Straelen, 104 in Uedem, 151 in Wachtendonk und 310 in Weeze.

Von den insgesamt 6.798 bestätigten Corona-Fällen gelten 6.336 als genesen; 136 Personen sind verstorben. Im Kreisgebiet befinden sich aktuell 37 Personen im Krankenhaus.

7-Tage-Inzidenz

Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. Die für heute um 0.00 Uhr vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) ermittelte 7-Tage-Inzidenz im Kreis Kleve liegt bei 80,3. Gestern lag dieser Wert bei 75,5. Aktuell befinden sich insgesamt 1.242 Personen in häuslicher Quarantäne.

Shopping lockt in die Innenstadt

Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist klar: Der Handel in den deutschen Innenstädten steht massiv unter Druck. Mit der Untersuchungsreihe „Vitale Innenstädte“ versucht das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln anhand von Besucherbefragungen in Innenstädten Trends aufzuzeigen. Städte und Unternehmen sollen dann aus den Ergebnissen Handlungsfelder und Konzepte für die Zukunft herleiten. 

2020 wurden fast 58.000 Passant*innen bundesweit in 107 Städten unterschiedlicher Größe an mehreren Donnerstagen und Samstagen Ende September bis Mitte Oktober befragt. Kevelaer hat auf Betreiben der Wirtschaftsförderung erstmals an der Untersuchung teilgenommen; hier wurden rund 600 Besucher*innen der Innenstadt befragt.

Inwieweit die Umfrage während der Pandemie Sinn ergibt, mag hier einmal dahingestellt sein; einige Auftraggeber haben jedenfalls aufgrund der aktuellen Lage von Gastronomie und Einzelhandel von einer Veröffentlichung abgesehen. 

Kevelaerer*innen kaufen in Kevelaer

Auffällig ist in jedem Fall, dass die Antworten bei einer Frage in Kevelaer deutlich vom Durchschnitt anderer Städte abweicht. „Wohnen Sie in dieser Stadt oder außerhalb?“, hatten die Interviewer gefragt. Mehr als 95 Prozent der Befragten beantworteten diese Frage mit „Ja“. Im Schnitt kamen also weniger als 5 Prozent der Befragten von außerhalb. In anderen Städten im für Kevelaer relevanten „Ortsgrößendurchschnitt“ (Mittelstädte mit 25.000 bis 50.000 Einwohnern) waren es rund 35 Prozent. 

Unabhängig von den Ursachen darf man also davon ausgehen, dass die Antworten weitestgehend das Meinungsbild der Kevelaerer*innen widerspiegelt. Weiterhin auffällig ist der erhöhte Altersdurchschnitt der Befragten, der bei 49,4 Jahren, in Kevelaer bei 52,1 Jahren liegt. Ein sehr hoher Anteil der über 65-Jährigen und ein außerordentlich geringer Anteil von Besucher*innen bis 20 Jahre ist hier ebenfalls markant.

Die vergebenen Schulnoten haben die Untersucher des Instituts für Handelsforschung in ein „Ampelsystem“ umgestrickt. Einen ,Rotlicht-Bereich‘ (Schulnote 4 bis 6) gibt es in Kevelaer demnach nicht. Mit 1 oder 2, (einem grünen Ampellicht) bewerteten die Befragten recht viele Bereiche, einige dürften dabei Erstaunen auslösen: Gut bis sehr gut sind demnach die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Erreichbarkeit mit PKW und Motorrad, die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad, die Parkmöglichkeiten, Orientierung und Wegführung, das Gastronomie- sowie das Dienstleistungsangebot. Schlechter (Schulnote 3, gelbe Ampel) schneiden das Freizeit- und Veranstaltungsangebot ab. Hier gebe es „noch deutlich Luft nach oben“ erklärte Nicolaus Sondermann, der für das IFH die Untersuchung online präsentierte. 

Sauber, sicher und bequem

In Bezug auf das „Allgemeine Ambiente / Flair / Atmosphäre“ sind die Befragten mit „Sicherheit“, „Sauberkeit“, „Bequemlichkeit“, sowie mit „Plätzen, Wegen, Grünflächen, Sitz- und Verweilmöglichkeiten“ sehr zufrieden, nur eine 3 bekommen dagegen „Gebäude / Fassaden“, „Lebendigkeit“ und „Erlebniswert“. 

Als Handelsforschungsinstitut fragt das IFH selbstverständlich auch die Zufriedenheit mit dem örtlichen Einzelhandel ab. Gute Noten bekommt Kevelaer von den Befragten hier in den Branchen „Schuhe / Lederwaren“, „Uhren / Schmuck“, „Apotheken“, „Bücher“, „Drogeriewaren etc.“ sowie „Lebensmittel“. Nur „befriedigend“ schneiden dagegen „Bekleidung“, „Unterhaltungselektronik / Computer / Foto / Telekommunikation“, „Wohnen / Einrichten / Dekorieren“, „Büro / Schreibwaren“, sowie „Sport / Spiel / Hobby“ ab.

Ein Ergebnis der Untersuchung ist ganz eindeutig: Die Besucher*innen kommen in erster Linie zum „Shopping“ in die Innenstadt – in Kevelaer sogar mehr als im Durchschnitt (siehe Grafik 1). Andere Gründe spielen für den Besuch der Innenstadt eine untergeordnete Rolle und liegen in Kevelaer allesamt deutlich unter dem Durchschnitt. Ebenfalls deutlich: mehr als die Hälfte der Besucher*innen gab an, mit Auto oder Motorrad gekommen zu sein. Allerdings ist hier auch der Anteil der Fahrradfahrer*innen deutlich höher als im Durchschnitt (siehe Grafik 2 weiter unten im Beitrag).

Interessant sind auch die Antworten der Befragten zu ihrem Einkaufsverhalten: Nur 7,1 Prozent gaben in Kevelaer an, verstärkt online zu kaufen (im Durchschnitt 15,4 %); 40,8 % kaufen „überhaupt nicht online ein“ (im Durchschnitt 33,8 %). Corona hinterlässt beim Einkaufsverhalten ein ungleichmäßiges Bild: Wer online zum Shopping unterwegs ist, kauft verstärkt bei großen Online-Marktplätzen ein. Fast die Hälfte der in der Innenstadt befragten Besucher*innen (48,9 %) gab aber auch an, bewusst mehr in der Innenstadt zu kaufen, „um die lokalen Anbieter zu stärken“. Dazu passt, dass 80 % der Befragten angab, „regionale Produkte“ seien für sie „sehr wichtig“.

Sonntags eher nicht öffnen

Bei einem anderen in Kevelaer heiß diskutierten Handels-Thema ist das Meinungsbild übrigens deutlich: Über 70 Prozent der Befragten meinen auf die Frage, ob Geschäfte sonntags häufiger öffnen sollen „nein“ oder „eher nein“. Ein Trend, der übrigens bundesweit so abzulesen ist.

Interessant ist auch die Frage nach der Nutzung von Medien, um sich über das Angebot der Innenstadt zu informieren: Deutlich weniger als im Durchschnitt sind die in Kevelaer Befragten hier online unterwegs, lediglich Internetseiten und Onlineshops lokaler Geschäfte besuchen hier mit 11 % der Befragten mehr als im Durchschnitt (10,2 %). Kevelaer liebt offenbar analog: Fast 50 % der Befragten informieren sich über „Prospekte / Flyer / Plakate“; sogar 61,9 % nutzen die Printausgaben regionaler und lokaler Zeitungen.

Grafik 2: Verkehrsmittel Grafik: IFH Köln

Doch Umfrage-Ergebnisse sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind die Schlüsse, die man aus ihnen zieht, die Ideen und Konzepte, die man daraus herleitet. Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns meint dazu: „Wir haben die Studie nicht für die Schublade gemacht und wollten auch nicht nur bestätigt bekommen, was wir ohnehin schon wissen. Wir kennen jetzt noch genauer die Kundenerwartungen, um die richtigen Ansätze zu finden.“

Hans-Josef Bruns, Wirtschaftsförderer der Stadt Kevelaer. Foto: KB-Archiv

Welche Schlüsse zieht der Wirtschaftsförderer der Wallfahrtsstadt aus der vorliegenden Studie? „Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse möchte ich fünf Erkenntnisse besonders herausstellen: 

1.  Kevelaer steht insgesamt gut da. Sowohl im Vergleich zum Bundesdurchschnitt als auch im Vergleich innerhalb der Ortsgrößenklasse.

2.  Online-Shopping hat das Einkaufsverhalten maßgeblich verändert. Es hat eine Umsatzverschiebung gegeben und zukünftig werden sich die Vertriebswege noch mehr miteinander vermischen. Trotzdem bestimmt der stationäre Einzelhandel hier in Kevelaer auch zukünftig maßgeblich, wie attraktiv unsere Innenstadt wahrgenommen wird. Der Einzelhandel und die Gastronomie sind und bleiben deshalb ein sehr wichtiger Anziehungsfaktor für Kevelaer. Das bedeutet positive Ausstrahlungseffekte für die ganze Innenstadt. Auch der Lebensmitteleinzelhandel spielt dabei eine extrem wichtige Rolle.

3.  Aber es müssen auch neue, zusätzliche Angebote entwickelt werden. Die Studie nennt hier Entwicklungsthemen wie neue Veranstaltungsformate, Angebote für jüngere Zielgruppen und die Entwicklung von weiteren Angeboten gerade im Bereich von Kunst und Kultur. 

4.  Insgesamt ist der Faktor „Freizeit“ und „Erlebnis“ auszubauen. Unsere Innenstadt wird natürlich auch gerne in der Freizeit besucht. Unser Augenmerk muss deshalb auch zukünftig in einer verstärkten Zusammenarbeit der Akteure aus Handel und Freizeit liegen. 

5.  Die weichen Faktoren wie Ambiente und Flair, Sicherheit und Sauberkeit und auch Parken und Erreichbarkeit erzielen sehr gute Werte.

Die Optionen

Welche Aufgaben fasst die Wirtschaftsförderung in den Blick? „Die Handlungsoptionen für eine dauerhafte Attraktivitätssicherung und -steigerung sind für uns ganz klar: 

1.  Fokussierung auf unsere bestehenden Zielgruppen und Entwicklung von Formaten für jüngere Zielgruppen, auch in Fragen zielgerichteter Kommunikation.

2.  Stärkung von (inhabergeführtem) Einzelhandel und der Gastronomie 

3.  Ausbau weiterer Angebote und Funktionen, die für die Besucher einen hohen Stellenwert haben und zu einer Erhöhung von Freizeit- und Erlebniswert führen müssen.“

Wie es weiter geht: Der Umbau des Peter-Plümpe-Platzes soll 2023 starten

Die drei Sieger des „Freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs“ zur Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes stehen seit vergangener Woche fest. So weit, so gut. Doch nun muss weiter selektiert werden. Zwar sind die ersten Bagger noch in weiter Ferne, der weitere Auswahlprozess soll aber recht zügig vonstatten gehen. Bereits zum 1. Mai 2021 soll der Auftrag an das Gewinner-Unternehmen erteilt werden, wie Stadtplaner Franz Heckens mitteilt. Er klärte nun auch über das weitere Vorgehen auf.

Was nach der Preisgerichtssitzung nun noch aussteht, ist das Vergabeverfahren der Stadtverwaltung. Hierbei geht es um eine Punktevergabe, deren Ergebnis am Ende darüber entscheidet, welcher Entwurf den Zuschlag erhält. Im gesamten Bewertungsprozess hat jeder der drei Siegerentwürfe die Chance, maximal 100 Punkte zu erreichen. Für Platz 2 und 3 ist dies nun bereits nicht mehr möglich. Denn die Vergabe der ersten 50 möglichen Punkte je Entwurf ergibt sich aus der Platzierung, die nach der Preisgerichtssitzung festgelegt wurde. Demnach hat der 1. Platz 50 Punkte, der 2. Platz 30 Punkte und der 3. Platz 20 Punkte erhalten. Im Rahmen des Vergabeverfahrens gibt es für alle drei Entwürfe jetzt noch die Chance, je 50 Punkte abzuräumen. 

Auch für den aktuell Drittplatzierten gibt es also noch die Möglichkeit, den Zuschlag zu erhalten. Dass diese Chance nicht ganz unrealistisch ist, lässt Bürgermeister Dominik Pichler durchblicken. Mit Blick auf die damalige Entscheidung zur Umgestaltung des Rathauses sagt er augenzwinkernd: „Das Rathaus hier ist der dritte Platz.“

Der Entwurf wird angepasst

Sobald der Siegerentwurf feststeht, wird dieser der Öffentlichkeit präsentiert und bis zum Herbst angepasst. In dieser Phase können sich die Bürger*innen zum Entwurf äußern, der Gestaltungsbeirat wird einbezogen und auch mit der Politik finden Besprechungen statt. „Wir werden zum Herbst hin zu einem Ergebnis kommen – hoffentlich“, sagt Heckens. In dieser Phase sei die Flexibilität des Sieger-Unternehmens gefordert, da noch Veränderungen und Anpassungen vorgenommen werden müssen (das sei übrigens bei jedem der drei Siegerentwürfe der Fall).

Zum 30. September 2021 müsse dann, so Heckens, der Förderantrag gestellt werden, dessen Bewilligung im Frühjahr 2022 erwartet werde. Möglicherweise müsse man aufgrund der Summe „zwei Anträge stellen und dann Bauabschnitte bilden.“ 2023 soll der Umbau dann frühestens starten. 

Und um einer möglichen Sorge bereits vorzugreifen, erklärt Ordnungsamtschef Ludger Holla: Da der Peter-Plümpe-Platz nicht gleichzeitig in seiner kompletten Fläche aufgerissen wird, soll die Kirmes während der Bauphase in verkleinerter Form auf dem jeweils nicht aufgerissenen Teil stattfinden. 

Sie ist eine Säule in der Praxis

Wenn Elke Sabolčec auf ihre 25-jährige Tätigkeit in der Kinderarztpraxis am Theodor-Heuss-Ring 8 zurückblickt, wird sie glatt sentimental. Der Grund dafür sind ihr ehemaliger Chef Dr. Abiodun Ogundare und sein Nachfolger Dr. Peter Kaiser. Denn im Gespräch über das Dienstjubiläum sind sich beide Ärzte einig, dass Sabolčec quasi zum Inventar der Praxis gehört. Kaiser bezeichnet sie gar als „Säule“ im Praxisbetrieb. Wann alles begonnen hat, kann die Weezerin noch ganz genau sagen: „Am 18. Januar 1996. Das war ein Donnerstag.“ Und auch jetzt, 25 Jahre später, denkt sie noch nicht an einen Tapetenwechsel.

Ihre Ausbildung zur Arzthelferin machte Sabolčec 1990 in einer Hausarztpraxis. Bis 1996 arbeitete sie in Weeze. „Der Umgang mit Menschen“ sei das gewesen, was sie an dem Beruf gereizt habe. Nachdem sie 1996 nach Kevelaer in die Praxis von Dr. Ogundare gewechselt hatte, bildete sich die heute 47-Jährige weiter – unter anderem im Bereich der Ernährungsmedizin und zur Asthmatrainerin. Ogundare sagt heute, er habe sie immer als hochmotivierte Mitarbeiterin erlebt. „Wenn man etwas vorgeschlagen hat, ist sie immer eingesprungen.“ Die Worte von Kaiser über Sabolčec sind ähnlicher Natur: „Ich erlebe Frau Sabolčec so, dass sie besonders viel Freude hat an der Arbeit mit Kindern. Für mich ist Frau Sabolčec so etwas wie eine Säule in der Praxis.“

Ehrung der Ärztekammer

Als Kaiser die Praxis vor fünfeinhalb Jahren übernahm, war er froh, ein motiviertes Team übernehmen zu können. Die berufserfahrene Arztfachhelferin, zu der Sabolčec sich in einer zweijährigen Fortbildung in Münster weiterbildete, sei dabei ein „wichtiger Ansprechpartner“ und eine „große Unterstützung im Praxisalltag“. Für ihn stand Anfang des Jahres schnell fest, dass die jahrelange Treue und das Engagement einer besonderen Ehrung bedarf. Nach einem Kontakt mit der Ärztekammer Nordrhein hat Sabolčec, die besonders die familiäre Atmosphäre in der Praxis schätzt, schließlich eine Ehrenurkunde ausgestellt bekommen. 

Eine Sache, die die 47-Jährige immer wieder daran erinnert, wie lange sie der Kevelaerer Kinderarztpraxis schon treu ist, sind die Patient*innen. Denn diejenigen, die sie früher als Kinder betreut hat, kommen heute teilweise mit ihren eigenen Kindern. Und wer weiß, vielleicht begleitet sie die ein oder andere Familie noch in der nächsten Generation. Denn eines steht für die Arzthelferin fest: „Ich habe nicht vor, mich zu verändern. Solange mir der Beruf noch Spaß macht, mache ich ihn auch weiter.“

Passionszeit in der Tageseinrichtung „Jona“

Parrerin Karin Dembek kommt regelmäßig zu den Kindern in der Evangeliuschen Tageseinrichtung „Jona“, um Geschichten über Jesus zu erzählen.

Wie Jesus getauft wurde, wie er seine Freunde fand, über Bartimäus den Blinden, den Gelähmten, Zachäus den Zöllner und Jesu Einzug nach Jerusalem und das letzte Abendmahl.

Die Kinder hören gespannt zu, wenn sie die Geschichten über ein Bildtheater, Bücher, durch Püppchen oder durch selber nachspielen, erfahren und kennenlernen dürfen.

Foto: privat

Zwischen Hoffnung und Ärgernis

Die Schulen öffnen schrittweise wieder. Grundschul- und Abschlussklassen dürfen wieder in den Präsenzunterricht und haben die lange Zeit des Homeschooling hinter sich. Diese Nachricht brachte nach den Bund-Länder-Beratungen im Februar Erleichterung in viele Familien. Doch immer noch sitzen viele Schüler*innen zu Hause und lernen über digitale Geräte. An manchen Schulen bedeutet das, jeden Tag von morgens bis nachmittags vor dem PC oder Tablet zu sitzen und sich in einer Art Frontalunterricht den Lernstoff anzuhören. Für andere bedeutet es viel Einzelarbeit. Nach dem Beschluss zur schrittweisen Öffnung der Bildungseinrichtungen schwanken auch bei Eltern und Schüler*innen in Kevelaer die Gefühle zwischen Hoffnung und Ärgernis.

Manuela Algra findet, dass es im zweiten Shutdown wesentlich besser laufe als im ersten. Ihre drei Kinder Eelkje, Mats und Marinus gehen auf das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Kevelaer. Bisher sitzen noch alle zu Hause und versuchen zu lernen. Das KvGG sei besser vorbereitet als vergangenen Sommer und es gebe mehr Chancengleichheit, sagt Algra. „Im zweiten Lockdown wurden iPads an Schüler*innen verteilt, die vorher nicht die digitalen Möglichkeiten hatten“, so die 45-Jährige. Auch ihr jüngster Sohn Mats könnte dieses Mal besser lernen. Dennoch braucht der Zwölfjährige im Gegensatz zu seinen älteren Geschwistern immer noch Hilfe von seiner Mutter. Das Erklären überließen die Lehrkräfte wohl häufig YouTube-Videos, die schwer zu verstehen seien. „Die Schüler*innen sind so sehr an die Erklär-Weise ihrer Lehrer gewöhnt, dass es ihnen schwerfällt, sich das von Fremden erzählen zu lassen“, meint Algra. 

Sie hätte sich daher mehr Hilfestellungen für die Eltern gewünscht. Es werde vorausgesetzt, dass die Eltern nun die Lehrerfunktion einnehmen. Bei ihren größeren Kindern laufe das schon besser. Die 13-jährige Eelkje ist in der achten Klasse und bearbeitet so wie der 15-jährige Marinus, der in der EF ist, fast alles allein. Auch wenn Eelkje lieber zur Schule ginge, komme sie mit dem Homeschooling gut zurecht, sagt sie. „Die Lehrer geben sich alle viel Mühe, auch wenn manche immer noch überfordert sind“, sagt Eelkje. Im Moment werden bei ihr keine Klassenarbeiten geschrieben. Ob diese später im Schuljahr nachgeholt werden, steht auch noch nicht fest. Außerdem habe sie in den Nebenfächern momentan mehr Aufgaben als in einem normalen Schulbetrieb. „Wenn wir keine Meetings haben, sind wir auch ziemlich allein mit allem, weil wir ja nicht wie sonst Fragen stellen können.“ Sie hofft, dass die Schule auch für sie demnächst wieder offen ist. 

Neue Strategien aneignen

Vera Meurs fühlt sich ebenfalls von der Schule allein gelassen. Ihr siebenjähriger Sohn besucht die Overberg Grundschule in Winnekendonk. „Wir wurden quasi ins kalte Wasser geschmissen“, sagt die 38-jährige Mutter. Sie habe mit ihrem Sohn große Probleme im Homeschooling gehabt. „Heute lernen die Kinder alles anders als zu meinen Schulzeiten und man muss sich als Elternteil diese Strategien erstmal aneignen“, so Meurs.

Da die Winnekendonkerin und ihr Ehemann berufstätig sind, waren sie auf die Notbetreuung angewiesen, in die Jona jetzt gemeinsam mit drei weiteren Kindern geht. „Er freut sich, seine Mitschüler*innen und Freunde sehen zu können und kann jetzt viel besser lernen“, sagt Vera Meurs. Mittlerweile gibt es wieder mehr Präsenzunterricht an der Schule und an drei Tagen in der Woche findet Unterricht mit der ganzen Klasse statt. Angst, dass sich ihr Sohn dort anstecken könnte, hat Meurs nicht. „Die Kinder müssen auch am Platz ihre Masken tragen und die Schule achtet auf alle Sicherheitsmaßnahmen. Mit 20 Kindern in großen Räumen habe ich keine Bedenken“, erklärt sie. 

Ihre jüngere Tochter Lynn geht zur Liebfrauen-Realschule in Geldern in die siebte Klasse. Ihr falle das Homeschooling auch nicht leicht. „Sie versteht das System nicht gut und daher muss ich mich neben der Arbeit auch um sie kümmern“, erzählt Meurs.

Die Mutter hat Angst, dass ihre Kinder irgendwann schulische Probleme haben werden. Ihre älteste Tochter Mara macht momentan ihren Realschulabschluss an der Liebfrauenschule in Geldern und möchte danach am Berufskolleg Geldern ihr Abitur im Ingenieurswesen machen. Gerade für die 15-Jährige sei die momentane Situation nicht besonders gut für die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen. Mittlerweile geht sie als Abschlussschülerin zwar wieder zur Schule, aber es ist sehr viel Zeit verloren gegangen. 

Ihre Klasse ist aktuell in zwei Räume verteilt. Ein Teil der Schüler*innen bekommt den Stoff direkt von der Lehrkraft vermittelt und für den anderen Teil wird es per Video übertragen. Allerdings gäbe es technisch manchmal Probleme, sodass die Lehrer*innen zwischen den Räumen pendeln müssten. Dennoch funktioniert der Präsenzunterricht für die meisten  Schüler*innen besser als das bisherige Homeschooling. 

Das soziale Gefüge fehlt

Manuela Algra sieht die große Gefahr  darin, dass vor allem Kinder aus sozial schlechten Verhältnissen am Ende des Schuljahres große Probleme haben werden. „Es ist eine riesige Bildungsschere, die auseinanderklappt“, sagt Algra. Kinder von vollberufstätigen Eltern säßen den ganzen Tag allein vor ihren Schulaufgaben und hätten entweder nicht genug Möglichkeiten oder Motivation, um etwas für die Schule zu erledigen. „Die Eltern bekommen auch überhaupt kein Feedback, weshalb wir schwer einschätzen können, wie es für die Kinder läuft“, kritisiert Algra. Durch das fehlende soziale Gefüge fehle ein großer Bestandteil des gemeinsamen Lernens. 

Ob die Politik schnell genug gehandelt habe, wurde in den vergangenen Wochen häufig in Frage gestellt. Vera Meurs jedenfalls hätte sich gewünscht, dass es früher eine langfristige Lösung gegeben hätte. „Durch die kurzfristigen Lösungen war alles sehr unsicher“, sagt die Winnekendonkerin. Manuela Algra denkt hingegen, dass das Problem eher bei den Schulen liege. An vielen Schulen fehle es an Digitalisierung, die auch schon vor Corona hätte in Angriff genommen werden müssen. Es hätten sich zu wenige Lehrkräfte damit beschäftigt.

Digitalgeräte nicht für jeden

Dass das Homeschooling die Bildungsungleichheit noch einmal verschärft, zeigt auch eine nicht-repräsentative Umfrage der Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalen unter 22.000 Eltern in NRW. Selbst bei den unterschiedlichen Schulformen soll es demnach in NRW einen großen Unterschied im Bereich der Digitalisierung geben. Während 60 Prozent der Gymnasiast*innen digitale Geräte zur Verfügung stünden, seien es bei Haupt- und Realschüler*innen nur 30 Prozent. Die ohnehin schon schwächeren Schüler*innen würden dadurch mitunter noch schwächer. 

Ob diese Ungleichheit nochmal ausgeglichen werden kann, ist noch unklar. Und auch, ob bald wieder mehr Kinder zur Schule gehen dürfen, steht noch nicht fest. „Ich würde mir wenigstens in den Schulen mehr Perspektive wünschen“, sagt Vera Meurs.