Aktuelles aus Redaktion Kevelaerer Blatt

„Man lernt immer dazu“

In unserem Blick hinter die Kulissen des Kevelaerer Blattes stellen wir heute Doris de Boer vor, eine unserer „rasenden Reporterinnen“, die sich jetzt allerdings erst einmal etwas Ruhe gönnen wird.

KB: Doris, Du stammst gebürtig aus Süddeutschland. Was hat Dich nach Kevelaer geführt?

Doris de Boer: Die Liebe. Mein Mann ist Holländer, eigentlich „fliegender Holländer“, denn er ist beruflich sehr viel in der ganzen Welt unterwegs. Als ich noch in München Theologie studiert habe, haben wir uns dort auf einer Wallfahrt kennengelernt. Er hat sich schließlich in Kevelaer niedergelassen, weil er mehr in Deutschland arbeitet als in Holland und hier nah an seiner Heimat ist. Der Wallfahrtsort gefiel ihm schnell. Er war calvinistisch und ist dann zum Katholizismus konvertiert, den er hier natürlich in Fülle vorfindet. Nach meinem Studium bin ich ihm sehr gerne nach Kevelaer gefolgt.

Und wie bist Du schließlich zum KB gekommen?

Ich habe anfangs für die RP geschrieben und war dafür auch oft in den umliegenden Städten, zum Beispiel in Aldekerk und Nieukerk unterwegs. Aber ich bin gern mit dem Fahrrad unterwegs und wollte lieber über Kevelaer schreiben, schließlich gibt es hier auch genug zu berichten. Mich interessieren die Heimatgeschichte und natürlich das Wallfahrtsleben. Deshalb habe ich einfach mal beim KB angerufen und stieg dann gerne beim KB ein.

Wie gehst Du ans Schreiben ran?

Früher hat es immer gedauert, einen Einstieg in den Text zu finden. Inzwischen bin ich seit zehn Jahren dabei, und wenn ich erst mal den ersten Satz habe, schreibt sich der Text fast wie von allein. Man lernt schnell zu formulieren. Ebenso wie man lernt, die richtigen Fragen zu stellen.

Fürs KB schreibst Du oft über Kirche und Wallfahrt. Woher stammt Dein Bezug zum Thema?

Ich interessiere mich einfach für Spiritualität, gelebten Glauben und die frohe Botschaft der Bibel. Glaube heißt für mich, dass es mehr gibt als das Sichtbare, dass wir uns einem höchsten Wesen verdanken, der aus Liebe die Welt ins Sein rief, der mit den Sinnen nicht greifbar ist, aber der doch hinter allem steht. Glaube im Alltag hat für mich viel mit Reifen und Wachsen zu tun, aus den Erfahrungen des Lebens, auch aus Fehlern oder Krisen zu lernen, in Dankbarkeit heraus jeden Tag zu leben, seine Talente zu entfalten, Gutes zu tun oder Freude zu schenken.

Trotzdem berichtest Du über viele Themen – das KB ist ja auch keine Kirchenzeitung.

Ja, das stimmt. Aber man lernt immer dazu, wenn man etwas aus einer anderen Perspektive sieht. Sich mit neuen Themen zu beschäftigen, ist stets ein Gewinn. Und jeder Mensch hat seine Geschichte, seine Botschaft, die einem auf Vieles einen neuen Blick eröffnen.

Was interessiert Dich persönlich neben dem Glauben besonders?

Musik. Kevelaer ist wunderbar, was das Angebot an Musik angeht. Die Chöre, die Orchester, die vielen Möglichkeiten, ein Instrument professionell zu erlernen… Aber ich finde es schwierig, über Musik selbst zu schreiben. Gern schreibe ich Porträts von Menschen – ob über eine Hundertjährige oder einen Handwerker am Lebensabend. Menschen interviewen finde ich unglaublich toll. Ich habe meine Großeltern kaum gekannt, darum liebe ich es, von alten Menschen zu hören, von ihren Lebenserfahrungen, was ihnen weiterhalf, gerade auch in den schlimmen Zeiten. Ich finde es auch toll, dass man als Journalist herausragenden Menschen Fragen stellen kann – was man sonst nicht so leicht kann. Gern bin ich auch bei Veranstaltungen und frage die Beteiligten, Veranstalter oder Künstler, warum etwas so oder so gemacht wurde.

Als Mutter zweier, bald dreier Kinder sieht man Dich fürs KB besonders bei Veranstaltungen für Familien.

Ich finde Kindertheater toll. Da kann ich als Mutter mit meinen Kinder hingehen und berichten. Oder über Veranstaltungen aus dem Kindergarten oder der Schule berichten. So lässt sich prima Berufliches und Privates verbinden.

Die baldige Geburt Deines dritten Kindes bedeutet aber auch, dass für die rasende Reporterin jetzt erst einmal Babypause ist, oder?

Ja, der Termin ist im Februar. Ich habe mal über Bischof Johann Michael Sailer geforscht, der vor gut zwei Jahrhunderten für die Kirche und das Glaubensleben in Deutschland ganz entscheidend war und ich würde gern ein Buch mit seinen heute noch wegweisenden Gedanken herausbringen. Dafür nutze ich die Zeit, während ich auf die Geburt warte oder dann danach. Nach der Geburt werde ich erst einmal keine Zeit für Termine haben – aber man wird sicher weiter immer mal was von mir im KB lesen.

KB live in der Lokalzeit

Multimedial ging es am Dienstag, 10. Dezember 2019, zu beim WDR, als das Kevelaerer Blatt mit seinem 140. Geburtstag Thema in der Lokalzeit Duisburg war. Nach einem kleinen Beitrag über die Redaktion, der vergangene Woche in Kevelaer gedreht wurde, beantwortete KB-Herausgeber Rudi Beerden live im WDR-Studio weitere Fragen rund um Kevelaers Heimatzeitung. Wer‘s verpasst hat, findet den Beitrag in der WDR-Mediathek unter https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-duisburg/video-lokalzeit-aus-duisburg—400.html.

Wie gefällt Ihnen das Kevelaerer Blatt?

Haben Sie schon teilgenommen? In der vergangenen Wochen haben wir unsere große Leserbefragung zum Kevelaerer Blatt gestartet, weil wir Ihre Heimatzeitung noch mehr an Ihren Wünschen und Interessen ausrichten möchten. Noch bis zum Sonntag, 15. September 2019, können Sie die Befragung auf unserer Internetseite ausfüllen unter www.kevelaerer-blatt.de/leserbefragung.
Damit sich die Teilnahme für Sie doppelt lohnt, gibt es auch einiges zu gewinnen: Karten für die Konzertpremiere der Band „High Fidelity“ im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus, Frühstücksgutscheine von Kevelaerer Cafés, Exemplare des Buches „Du Mein Kevelaer“ von der in Kevelaer beheimateten Niederrhein-Journalistin Heike Waldor-Schäfer, bebildert mit Fotos des KB-Fotoreporters Axel Hundertmarck, KB Digital Schnupperabos und laminierte Posterseiten des Kevelaerer Blattes. Also nehmen Sie schnell teil – es lohnt sich!

„Gedanken stehen niemals still“

Es sind Zeilen, die berühren, und Fotos, die zum Träumen einladen. Seit einigen Wochen schon lassen uns Monika Behrens und Wolfgang Deselaers im Kevelaerer Blatt an ihren Gedanken in Form von Worten und Bildern teilhaben. „Sie sind tatsächlich im Alltagsstress entstanden“, gestehen Monika Behrens und Wolfgang Deselaers, die sich im Entstehen ihrer Gedichte und Fotos wunderbar ergänzen und damit den Alltag ein klein wenig verzaubern.
Mit Worten spielen

Gedichte und Geschichten schreiben, das ist der gelernten Kulturgeragogin wohl mit in die Wiege gelegt worden. Denn schon von Kindesbeinen an, sobald des Lesens und des Schreibens mächtig, verfasst sie kleine Geschichten und Gedichte. Verstärkt wird dieses, als sie einen Gedichtband erbt. „Da habe ich bei mir gedacht: Mit Worten spielen – das kann ich auch“, verrät die 42-jährige Mutter zweier Töchter, deren Kreativität kaum Grenzen zu kennen scheint. Denn auch im Umgang mit Pinsel und Farbe zeigt sich die künstlerische Ader von Monika Behrens. Bis vor Kurzem besucht sie einmal wöchentlich eine Künstlergruppe in Straelen. „Leider fehlt mir dafür im Moment die Zeit“, bedauert Monika Behrens.
Eine künstlerische Ader steckt auch in Wolfgang Deselaers. Auch er malt seit frühester Jugend, entwickelt aber zunehmend eine Liebe zur Fotografie. 1980 erwirbt er seine erste Kamera, sucht seitdem den richtigen Blick im richtigen Moment zu finden. „Was nicht immer so einfach ist“, gesteht der 55-jährige Diplom-Ökonom und leidenschaftliche Fotograf. Nun mag es reiner Zufall sein, dass sich zwei kreative Menschen wie Monika Behrens und Wolfgang Deselaers begegnen und sich auch noch gegenseitig in ihrem Schaffen bereichern. Es scheint aber fast so, als haben sich beide gesucht und gefunden.
Seit mehr als sechs Jahren ergänzen sich die kreativen Gedanken von Monika Behrens und Wolfgang Deselaers. „Gedanken stehen niemals still“, erklärt die Betreuerin im Katharinenhaus in Winnekendonk, die in ihre Gedichte sehr emotionale Gedanken einfließen lässt. „Das können bedenkliche wie auch fröhliche Gedankengänge sein“, führt sie weiter aus. Ihr Partner sucht und findet das passende Foto dazu.
„Manches Mal entstehen die Gedichte auch aus dem Foto heraus“, erklärt ebenfalls der Vater zweier Töchter. Unterwegs ist das Paar immer mit offenen Augen und einem Blick für das Wesentliche. Ob in der Natur, in Städten, auf dem Jahrmarkt oder Flohmarkt, immer ist die Kamera dabei.
Lisbeth und Co

Neuerdings wird das Paar von Lisbeth und ihren Freunden begleitet. Lisbeth und Co sind kleine Filzgeschöpfe in Form von Maus, Löwe, Frosch, Waschbär und vielen weiteren tierischen Gefährten. Gemeinsam mit Monika Behrens und Wolfgang Deselaers begeben sie sich auf Entdeckungsreise durch die Welt. Daraus ist jetzt ein kleines Buch entstanden: „Lisbeth’s Welt“, mit einer anrührenden Geschichte von Monika Behrens und Fotos von Wolfgang Deselaers. „Lisbeth’s Welt“ spiegelt genau den Leitspruch des sympathischen Paares wider: „Der Zauber ist in uns. In Herz und Hand.“ Lassen auch Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, wöchentlich von unserer Kolumne mit Gedicht und Foto berühren und verzaubern. Viel Spaß dabei.

Das Heimatlied für die Hosentasche

Auf dem Heimatabend lagen sie auf den Tischen aus und fanden buchstäblich großen Anklang: Das Kevelaerer Blatt hat die vier Strophen des Kevelaerer Heimatliedes auf eine faltbare Karte in Visitenkartengröße drucken lassen. Zum immer und überall dabeihaben und mitsingen. Passt praktischerweise in die Hosentasche oder ins Portmonee. Wer noch keines hat: Die Heimatlied-Kärtchen des KB gibt es kostenlos in der Redaktion des Kevelaerer Blattes im E-Werk-Office-Port in der Johannesstraße 11. Holen auch Sie sich Ihr Kevelaerer Heimatlied „to go“!

Zum neuen Jahr

Da ist es wieder … ein neues Jahr. Und wieder falle ich, wie eigentlich bei jedem Jahreswechsel, in ein kleines Loch. Jetzt geht alles wieder von vorn los … immer passiert das Gleiche … ewig grüßt das Murmeltier. Hoffentlich passiert in diesem Jahr nichts Schlimmes, wie soll ich damit fertigwerden, hoffentlich bleiben alle gesund usw. Die Liste ist endlos. Solche Gedanken schwirren durch meinen Kopf.
Mittlerweile bin ich auf der Hut, wenn solche Gefühle mir das Leben schwer machen. Denn ich merke, dass ich mich selbst runterziehe. Ich glaube, dass es vielen Menschen ähnlich geht an den ersten Tagen des neuen Jahres. Es passieren Dinge, an denen man nichts ändern kann. Ein geliebter Mensch stirbt, man wird verlassen, man wird krank oder verliert den Arbeitsplatz. Da schlägt das Schicksal wieder zu und der Mensch steht da und schnappt nach Luft. Wie geht man damit um?
Auch ich bin leider nicht der positivste Mensch auf dieser Welt. Ich hadere oft mit den Umständen, an denen man nicht wirklich etwas ändern kann. Aber seitdem ich älter bin, merke ich, wenn sich meine Gedankenspirale im Kreis dreht. Und dann setze ich mich hin und höre in mich hinein. Warum denkst du schon wieder so? Dinge, die du nicht ändern kannst, musst du akzeptieren. Es liegt nicht alles in unserer Hand. Was ist, ist. Aber wir können entscheiden, ob wir sagen: Okay, dann mach ich das Beste daraus – oder wir können aufgeben und zerbrechen daran.
Das Leben ist nicht immer gut, aber auch nicht immer schlecht. Man muss lernen, die guten Dinge wirklich zu schätzen, und das, was man nicht ändern kann, zu akzeptieren. Auch ich tue mich schwer damit, aber Übung macht bekanntlich den Meister. Jedes neue Jahr ist eine wundervolle Chance. Wie ein Buch, das von uns geschrieben werden möchte. Jeder hat die Möglichkeit, an jedem Tag das Beste aus sich selbst zu machen. Und so stehe ich hier am zweiten Morgen des neuen Jahres auf meinem Balkon, schaue in den Himmel, sehe, wie die fleißigen Postmitarbeiter ihre Autos beladen, und denke, ja, es läuft alles so, wie es soll. Ich werde aus diesen 365 Tagen das Beste machen.
Genauso, wie Sie. Ich wünsche Ihnen ein gesundes und wundervolles Jahr 2019.

Experiment zum Glücklichsein

Es ist ein Montagmorgen im Dezember. Es regnet in Kevelaer. Ich, 51 Jahre alt, Mutter zweier erwachsener Töchter, verwitwet, seit anderthalb Jahren mit Katze allein lebend, werde heute ein Experiment durchführen: Ich werde versuchen, ein wenig „Glücklichsein“ zu finden.

Denn sie ist da, diese Leere, die mich manchmal umgibt. Dieses „War-das-schon-alles“-Gefühl, dieses oft scheinbar grundlose Schlechte-Laune-Haben. Dieses „Weigern“ des Körpers, bestimmte Dinge immer und immer wieder hinzunehmen, den Alltag durchzustehen, so- dass er reagiert mit Kopfschmerzen, Magenschmerzen und einem Kloß im Hals, der dir sagt, dass du nicht immer alles im Leben hinunterschlucken kannst.

Viele Ratgeber, die ich gelesen habe, sagen mir, ich soll meine Gedanken verändern. Denn nur die Gedanken zu den Situationen im Leben erzeugen gute oder schlechte Gefühle. Und das will ich heute ausprobieren. Ich habe mir vorgenommen, den ganzen Montag zu versuchen, alle negativen Gedanken direkt im Kopf „umzuprogrammieren“ ins Positive. Los geht’s also.

Ich wache etwas entnervt auf, weil meine Katze um meinen Kopf kreist und ihr heiseres „Miau“ in mein Ohr haucht. Sie hat Hunger und will, dass ich aufstehe. Na gut, ist ja schon 7.15 Uhr. Ich freue mich, dass ich ein so pfiffiges Haustier habe. Die Mieze kriegt ihr Futter und ich meinen Kaffee, der heute besonders gut schmeckt. Nachdem ich ein bisschen aufgeräumt und mich fertiggemacht habe, gehe ich heute in die Stadt. Ich muss einen neuen Personalausweis beantragen und vorher Fotos machen lassen. Ich laufe mit dem Regenschirm los und stelle fest, dass die meisten Menschen, die mir entgegenkommen, einen ziemlich unfreundlichen Gesichtsausdruck haben. Und dann nehme ich allen Mut zusammen und beginne mit dem Experiment: Ich lächle jeden Menschen an …

Und siehe da, es kommt manchmal ein Lächeln zurück. Zaghaft, wie eine Blume, die sich im Frühling durch die harte Erde bohrt, so lächeln einige der Passanten mich an. Im Fotoladen scherze ich mit dem Inhaber, es ist ein lustiges Gespräch und ich erfreue mich daran. Auch in der Wartezone bei der Stadtverwaltung merke ich, dass viele Menschen sich freuen, wenn man sie anspricht. Die alte Dame zum Beispiel, die mit mir wartet und sich angeregt mit mir unterhält. Auch die Sachbearbeiterin bei der Stadtverwaltung ist sehr nett und zuvorkommend und einem Späßchen nicht abgeneigt.

Ich stelle fest, dass ich nicht einen negativen Gedanken hatte während dieses Stadtgangs. Nachdenklich, aber auch voll mit positiven Eindrücken gehe ich gegen Mittag wieder nach Hause und ziehe das Fazit, dass etwas Wahres daran ist, dass man seine Gedanken und damit auch seine Gefühle beeinflussen kann. Wer mit einem Lächeln im Herzen unter die Menschen geht, sie anlächelt, ein liebes Wort für sie hat, einfach nur ein bisschen Liebe ausstrahlt, der wird belohnt. Nicht immer, aber es wird immer öfter passieren, je mehr man von dieser Liebe verschenkt.

Auch ich habe an diesem Montagmorgen gelernt, dass es gar nicht so schwer ist, aus der Alltagsroutine einmal auszubrechen und ein bisschen Sonne in den Tag zu bringen. Es werden nicht alle Probleme im Leben dadurch gelöst. Aber wenn man was tut, und nicht nur abwartet, ist das tatsächlich ein guter Anfang. Und es gibt einem Mut, auch andere Baustellen in seinem Leben in Angriff zu nehmen.

Also lächeln Sie mal, wenn Sie unterwegs sind. Es kostet nichts und ist eines der schönsten Dinge, die Sie verschenken können.

Junge Detektive, wachsende Korallenriffe und ein Dorf am Fluss

Die „SPIEL“ in Essen ist der alljährliche Höhepunkt für Gesellschaftsspieler rund um die Welt. Auch in diesem Jahr gab es dort weit mehr überzeugende Neuerscheinungen zu entdecken, als die meisten Menschen in ihrer Freizeit unterbringen können. Wir haben deshalb drei Tipps für unterschiedliche Zielgruppen herausgegriffen und getestet.

EXIT Kids – Code Breaker

EXIT Kids - Code Breaker (Grafik: Verlag)

EXIT Kids – Code Breaker (Grafik: Verlag)

Escape Rooms erfreuen sich ähnlicher Beliebtheit wie deren Gesellschaftsspielumsetzung, der „Exit“-Reihe des Kosmos-Verlags, die im vergangenen Jahr mit dem „Kennerspiel des Jahres“ ausgezeichnet wurde. In diesem Jahr erweitert der Verlag die Palette um ein Spiel für Kinder. Ziel des Spieles ist es, Rätsel zu lösen, an deren Ende immer ein vierstelliger Zahlencode steht, mit dem ein überdimensioniertes Vorhängeschloss aus Kunststoff entsperrt werden soll. In vier Schwierigkeitsgraden gibt jede der enthaltenen Rätselkarten Hinweise auf vier Lösungsberiffe. Diese Begriffe finden sich auf 20 offen ausgelegten Karten wieder, die dann ihrerseits eine der Ziffern und deren Position für das Zahlenschloss verraten. Der Clou – und in unseren Testrunden ein noch größerer Spaßfaktor für die Kinder als die eigentlichen Rätsel – besteht darin, dass die Begriffe auf den Hinweiskarten verschlüsselt sind: Einige lassen sich nur im Spiegel lesen, andere nur durch einen Rotfilter und wieder andere nur unter UV-Licht. Die nötigen Hilfsmittel liegen dem Spiel natürlich bei. Weil das alles gegen die Zeit gespielt wird, entbrennt stets erst eine heiße Debatte darum, welche Begriffe für das aktuelle Rätsel benötigt werden, und dann eine wilde Suche in den ausliegenden Karten.

Auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad sind die Rätsel so leicht, dass auch jüngere Kinder dabei erfolgreich sind. Die einzige Voraussetzung besteht darin, dass die teilnehmenden Kinder bereits lesen können müssen. Mindestens durch die Grundschule hindurch bleibt das Spiel spannend. Und während die Erwachsenen zunächst Sorge hatten, die gegenüber der „echten“ Exit-Reihe geringe Komplizität könnte das Interesse schnell abflauen lassen, bereitet das Durchsuchen der Karten den Kindern so viel Vergnügen, dass sie selbst bereits gelöste Rätsel noch einmal spielen. Dabei zeigte sich dann jedoch auch der einzige Haken, der vermutlich doch dazu führen könnte, dass spätestens nach den 60 enthaltenen Rätsel die Luft raus ist: Kinder merken sich einfach ruckzuck, ob ein bestimmter Begriff nun auf einer Karte für Spielgel, UV-Licht oder Rotfilter zu suchen ist – was die Suchdauer erheblich verkürzt.

Exit Kids – Code Breaker
1-4 Spieler, ab 7 Jahre, 15 Min.
Kosmos, ca. 25 Euro

Reef

Reef (Grafik: Verlag)

Reef (Grafik: Verlag)

Ein Spiel, dessen Regelwerk auf eine Doppelseite passt, verspricht einen schnellen Einstieg, kann aber dennoch Spieltiefe aufweisen. „Reef“ von Emerson Matsuuchi ist daher ein ideales Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler, aber auch für Vielspieler eine reizvolle Abwechslung.

Jeder Spieler hat einen vier mal viel Felder großen Abschnitt des Meeresbodens vor sich und soll darauf das prächtigste Korallenriff errichten. Dazu gibt es Korallen in vier Farben, die auf jedem der 16 Felder in bis zu vier Lagen übereinander platziert werden. Gewählt werden die Korallen über Karten, von denen jeweils vier offen ausliegen und jeder Spieler pro Zug entweder eine neue Karte aufnimmt oder eine aus der Hand ausspielt. In letzterem Fall gibt die Karte vor, von welcher Farbe der Spieler sich zwei Korallen nehmen darf und welches Korallenmuster in seinem Riff direkt im Anschluss wie viele Siegpunkte verspricht. Die Muster können einfach nur alle Korallen einer Farbe sein, Winkel aus drei Korallen einer Farbe, alle Korallen in der vierten Ebene und manches mehr. Relevant ist für die Wertung jedoch nur die oberste Koralle eines jeden Korallenstapels.

Gute Planer können die Optimierung ihres Riffbaus ziemlich weit treiben, doch auch ohne Grübeln hat man viel Spaß dabei, die Korallen optimal im Riff zu platzieren und den Mitspielern das ein oder andere attraktive Muster vor der Nase wegzuschnappen.

Reef
2-4 Spieler, ab 8 Jahre, 30 Min.
Next Move Games, ca. 33 Euro

Key Flow

Key Flow (Grafik: Verlag)

Key Flow (Grafik: Verlag)

Bei dem ein oder anderen Strategiespieler wird „Key Flow“ aufhorchen lassen, gibt es doch ein beliebtes Spiel namens „Key Flower“. Tatsächlich greift der Neuling viele Themen aus dem fünf Jahre alten Vorgänger auf, ersetzt aber zentrale Mechanismen durch neue, was dem Spiel einen zügigen Ablauf ohne Wartezeiten für einzelne Spieler verleiht.

Wer das 2011 mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnete „7 Wonders“ kennt, wird mit dem Spielprinzip von „Key Flow“ schnell warm: Durch vier Jahreszeiten hindurch gibt es jeweils eine Starthand voll Karten für jeden Spieler, aus der dieser eine Karte auswählt und ausspielt und die übrigen Karten im Uhrzeigersinn weiterreicht, bis irgendwann alle Karten einer Jahreszeit gespielt sind.

Zwei Sorten von Karten gibt es dabei: Zum einen solche, aus denen Schritt für Schritt vor jedem Spieler ein Dorf an einem Fluss entsteht. Diese Karten bestehen aus Gebäuden, die Aktionen ermöglichen, aus Booten, die Ressourcen bringen und aus weiteren Karten, die festlegen, wofür der jeweilige Spieler später zusätzliche Siegpunkte erhält (zum Beispiel für die Anzahl der Kühe im Dorf). Die zweite Sorte Karten zeigt ein bis drei Spielfiguren. Diese Karten werden an ein Gebäude angelegt, um dessen Aktion auszuführen – Rohstoffe erhalten, Rohstoffe transportieren, ein Gebäude aufwerten und mehr. Bis zu drei Mal in einer Jahreszeit darf jedes Gebäude so verwendet werden, allerdings muss die Anzahl der Spielfiguren auf der angelegten Karte größer sein als die Häufigkeit, mit der das Aktionsgebäude bereits genutzt worden ist. Der Clou dabei: Man darf auch bei den unmittelbaren Nachbarn die Aktionsgebäude nutzen, deren Fähigkeiten einem gerade nützlich sind, falls Pfeile auf der Karte das erlauben. Die Karten mit den Spielfiguren sackt am Ende einer Jahreszeit jedoch der Gebäudebesitzer ein – und darauf können sich so manche Siegpunkte verbergen. Will man also Aktionen nutzen, die das eigene Dorf nicht bieten kann – oder riskiert man lieber nicht, dem Gegner dadurch Punkte zu schenken?

Wie auch bei „7 Wonders“ ist der Spielmechanismus eigentlich recht einfach, doch die Vielfalt der Symbole, die die Aktionen und Siegpunkte repräsentieren, stellt anfangs eine Hürde dar. Vielspieler wird das nicht schrecken, Gelegenheitsspieler sollten sich nicht abschrecken lassen. Denn spätestens nach der ersten Partie blickt man durch und hat mit „Key Flow“ ein unterhaltsames Spiel, das unterschiedliche Wege zum Sieg bietet und das sich auch noch zu sechst in einem vertretbaren Zeitrahmen spielen lässt.

Key Flow
2-6 Spieler, ab 14 Jahre, 75 Min.
R&D Games, ca. 38 Euro

Adlerauge

“Wo Schatz? Wo denn?“ Schatz hatte mal wieder was entdeckt, was sich außerhalb meines Wahrnehmungshorizonts befand. Wie oft ist es schon passiert, dass er völlig entrückt in eine Richtung zeigte und begeistert verkündete, was seine Augen (obwohl auch nicht mehr taufrisch) erspäht hatten.
Egal, ob ein Reh oder ein Eisvogel – er sieht´s und ich krieg nichts mit. Das sind die Momente, in denen ich mich frage: „Bin ich blind oder doof?“ Dabei gibt Schatz sich wirklich alle erdenkliche Mühe, mir auch die Möglichkeit einer besonderen Entdeckung aufzuzeigen. Aber egal, ob ich nun seinem ausgestreckten Zeigefinger oder seiner Beschreibung „Da oben hinter dem vierten Baum rechts – 12 Uhr“ folge, ich seh´ meistens nix.
So verpasse ich manchen erfreulichen Moment. Denn welches Tier verweilt schon so lange an einer Stelle, bis ich es wahrnehmen kann? Wie Schatz es immer wieder schafft, während der Fahrt mit dem Rad, noch dazu mit dem Hund an der Leine, etwas Spektakuläres zu schauen, ist mir ein Rätsel. Mir bleibt nichts anderes übrig, als Schatz zu glauben, was er mir da erzählt. Denn mit Beweisfotos wird es meistens nix, auch wenn mein Liebster die Kamera immer dabei hat. Entweder dauert die Einstellerei zu lange oder er hat nicht das richtige Objektiv dabei. Ich muss zugeben, dass da ein klein wenig Schadenfreude aufkommt.
Allerdings konnte ich im letzten Urlaub einige Erfolgserlebnisse für mich verbuchen. Ich entdeckte ein Reh in einem Garten – ein lebendiges wohlgemerkt – und einen Fuchs auf der Wiese. Endlich konnte auch ich einmal rufen: „Da guck´ mal!“ Ich hatte mal etwas zuerst gesehen, an dem Reh war Schatz sogar achtlos vorbeigefahren. Stolz wie Oskar war ich in diesen Momenten.
Christel Hundertmarck