Aktuelles aus Achterhoek

Schlaganfall: „…und danach kommt die Angst“

Am Dienstag, des 15. Juli 2014 kam Karl-Heinz („Kalle“) Baaken (59) vom Spätdienst bei der Deutschen Bundesbahn nach Hause und freute sich auf sein Abendessen. Das wollte er sich an diesem Tag selbst zubereiten, da seine Frau Gabi noch bei ihrer „Krabbelgruppe“ war (eine Gruppe von Müttern, die das regelmäßige Treffen über das Erwachsen werden ihrer Kinder beibehalten haben).
Für den bodenständigen, in Kevelaer wohnenden, Baaken eigentlich ein Abend wie viele andere zuvor auch. Doch es sollte anders kommen. Er erinnert sich besonders gut an diesen Abend, zum einen weil er die Rückkehr der deutschen Weltmeister-Elf aus Brasilien im Fernsehen verfolgen wollte und zum anderen weil ihn „der Schlag“ traf.
Nach dem Verzehren seines Abendessens stand er vom Tisch auf, um das Geschirr in die Küche zu bringen, als er spürte das ihm schwindelig wurde. Sein erster Gedanke war, du bist zu schnell aufgestanden. Wer kennt dieses Gefühl nicht auch, wenn der Kreislauf  mit dem abrupten Aufstehen nicht sofort klar kommt. Doch etwas war anders, denn plötzlich lag er auf dem Boden und ein Arm und auch eine Hand waren verkrampft und ein Bein wollte ihm nicht mehr gehorchen. Nach einger Zeit konnte er sich unter starken Mühen aufstellen und schaute in einen Spiegel. Als er seinen herunterhängenden Mundwinkel und das schiefe Gesicht sah, wollte er laut mit sich selbst reden, allerdings konnte er die Laute, die aus seiner Kehle drangen nicht mehr verstehen. Sofort schoss es ihm der Gedanke durch den Kopf „Scheiße, du hast einen Schlaganfall“.
Irgendwie fiel ihm ein den Notruf zu wählen und es war ihm ganz klar, dass das die 112 ist. Auch, dass er dazu ein Telefon benötigte erschien ihm logisch. So ergriff er das Handy, das in der Nähe lag, doch wusste er nicht mehr was er damit sollte. Er konnte sich einfach nicht mehr erinnern, wie er das Telefon bedienen muss. Einfach weg die Erinnerung.
Hilflos in der Küche
Hilflos und allein ließ er sich in der Küche nieder und legte seinen  Kopf auf die verschränkten Arme auf Küchentisch. Es sind dann wohl 30 Minuten vergangen bis seine Frau nach Hause kam und fragte, „Sag mal Kalle warum sitzt du denn hier im dunkeln? Schläfst du?“ Als sie erkennt, dass ihr Ehemann in großer Not war, packt sie ihn beherzt sofort ins Auto und fuhr zum Kevelaerer Krankenhaus. „Meine Frau ist eine echte Kämpferin, hätte ich sie und die professionelle Ersthilfe im Marienhospital nicht gehabt, wer weiß…
Baaken hatte sehr viel Glück, da ihm schnell geholfen wurde. Auch der Umstand, dass er einen Ruhepuls von nur ca. 50 Schlägen hat (ähnlich wie bei Leistungssportlern), hat vermutlich größere Schäden verhindert. So vermuteten es zumindest seine behandelnden Ärzte. „So ein Schlaganfall ist schon eine komische Sache“, sagt er, „es tut nicht weh und manche Dinge die man vorher aus dem Eff-Eff konnte gehen dann nicht  mehr“. Auf einfache Fragen, die man ihm zur Diagnose im Krankenhaus stellt, fand er keine Antworten. So zeigte man ihm ein Bild, auf dem eine Tomate abgebildet war. Er erkannte zwar den Gegenstand, konnte aber nicht mehr das passende Wort dafür über die Lippen bringen. „Oder“, so führt er weiter aus, „Multiplizieren konnte ich,  nur addieren nicht, auch simpelste Aufgaben, diese Fähigkeit war weg“.
Nach dem Verlassen des Krankenhauses kam das übliche Programm der Nachsorge und Reha, um seine Defizite in den Griff zu bekommen. Die Physiotherapie half ihm die eingeschränkten Bewegungsabläufe wieder herzustellen, mit Logopädie die Sprache zu normalisieren und die Wortfindungsstörungen abzubauen. „Manchmal ist es auch heute, nach drei Jahren, noch so, dass mir einzelne Worte nicht spontan einfallen wollen, aber die Logopädin hat mir Tricks beigebracht, wie ich das umgehen kann bzw. wie ich mich an das fehlende Wort erinnere“, sagt er mit einem Lächeln.
Plötzlich kam die Angst
Er war schon eine ganze Weile aus der Reha zurück aber noch nicht wieder arbeitsfähig. Daher verbrachte er viel Zeit Zuhause. Seine Frau Gabi war ganztägig arbeiten und sein erwachsener Sohn wohnt in einer anderen Stadt. Sein Tagesablauf gab zu viel Raum zum Grübeln und um sich selbst zu beobachten. Und dann war sie plötzlich da, die Angst.
Denn jedes Mal wenn ihn irgendetwas zwickte kreisten seine Gedanken sofort um das, was ihm wiederfahren war und dass das möglicherweise wiedergeschehen kann. Dieses negative Gefühl kam immer häufiger und er steigerte sich derart heftig hinein, dass sein Blutdruck auf 200 hochschnellte. Umgehend wurde er wieder ins Marienhospital eingeliefert und kam erneut auf die Stroke Unit (Spezialstation für Schlaganfallpatienten). Hier konnte man jedoch nichts diagnostizieren, dass auf ein körperliches Defizit hindeutete. Man gab ihm die Empfehlung sich in psychologische Behandlung zu begeben, um seine Ängste abzubauen. Zum Psychologen? Das war ihm dann doch suspekt. „Da war ich doch noch nie. Und was soll ich da“, so schildert er seine ersten Gedanken.
Aber er wollte und musste sich seiner Angst, die sich schon zu einer beginnenden Depression ausweitete, stellen. Es war nicht die Angst vor dem Tod, sondern von jetzt auf gleich nicht mehr gebraucht zu werden und nichts mehr alleine zu können. „Ich hatte riesige Angst ein Pflegefall zu werden. Ich war doch immer der, der geholfen hat. Ob im Beruf bei der Bahn oder sonst im alltäglichen Leben“, sagt er mit ernster Mine.
Also begab er sich zur regelmäßigen psychologischen Behandlung nach Kalkar und in eine erneute Reha nach Füssen.  „Das alles hat mir unglaublich geholfen. Aber die beste Medizin hat mit ein Arzt in Kalkar verabreicht. Dieser fragte mich nach meinen Hobbies und ich erwähnte, dass ich sehr gerne und auch viel lese. Darauf hin meinte der Arzt, dann könne ich doch auch ein Buch schreiben über das, was mich beschäftigt. Denn wer lesen kann, der kann auch schreiben“, erzählt Baaken sehr emotional.
Mit dem Gedanken, tatsächlich ein Buch zu schreiben, setzte er sich intensiv auseinander und kaufte eine Ausgabe „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ von Gabi Köster (Kölner Komikerin, erlitt 2008 einen schweren Schlaganfall), um herauszufinden wie andere das gemacht haben.
Baaken war aber enttäuscht über den Inhalt, da nicht wirklich etwas über ihre Krankheitsgeschichte und ihre Ängste in dem Buch stand. „Das kann ich besser“, war seine Überzeugung. Er setzte sich an seinen PC und fing an drauf los zuschreiben. „Am ersten Tag hatte ich bereits 50 Seiten geschafft“, sagt er voller Begeisterung. Eva Dicks, die er aus der ehrenamtlichen Hilfe kennt –  die beiden geben Deutschkurse für Flüchtlinge im Sporthotel – bestärkte ihn darin und bot ihm Hilfe beim Korrekturlesen an. Sie brachte ihn auch darauf, das Buch im Selbstverlag zu produzieren. (Anm. d. Red. Selbstverlag oder Eigenverlag bezeichnet die Herausgabe eines Buches oder anderer Publikationen durch einen Autor selbst, der damit zum Selbstverleger wird).
Nach rund sechs Monaten des Recherchierens und Schreibens sowie Dank der Unterstützung durch seine Familie war es dann soweit, das Buch war mit 228 Seiten fertiggestellt. Das erste vollständige Exemplar gab er seiner Mutter zur Lektüre. „Nach zwei Tagen war sie fertig und war mächtig stolz auf mich“, sagt er mit leicht wässrigen Augen. „Wenn ich die Endfassung lese, dann hätte ich heute sicherlich 350 Seiten schreiben können. Es fallen mir jeden Tag noch Dinge ein, die erwähnenswert sind“.
„Ich möchte mit diesem Buch auch manchem die Hoffnung geben, dass nach einem Schlaganfall das Leben auch immer noch schön sein kann. In der Reha habe ich viele, jüngere und ältere Menschen kennengelernt, die nicht so viel Glück wie ich gehabt haben. Denen möchte ich Mut machen.” Sein Lebensmoto heute lautet: „Bevor du sagst, das kann ich nicht, versuche es und du wirst sehen, du kannst es. Nach dieser Maxime hatte ich die letzten zwei Jahre nicht gelebt. Jetzt kommt das gute Gefühl wieder und es geht mir gut, auch wenn die Angst nicht vollständig weg ist“.
Er hat Pläne. Er arbeitet wieder bei der Deutschen Bahn, erfüllt aber andere Aufgaben als früher, da er in dem was er zuvor machte nicht zu 100 Prozent einsatzfähig ist.
„Ich gehe wieder gerne zur Arbeit und meine neue Tätigkeit füllt mich aus. Ich werde dann in gut drei Jahren in Rente gehen können und spätestens dann werde ich wieder ein Buch schreiben. Vielleicht wird es eine ergänzende Fassung des jetzigen sein oder etwas gänzlich anderes. Erste Ideen habe ich bereits. Jetzt bin ich erst mal gespannt, wie mein Buch angenommen wird und wie die Reaktionen darauf sein werden. Das Buch ist erschienen unter dem Titel „….und danach kommt die Angst“ und kann als Taschenbuch in jeder Buchhandlung oder auch als eBook erworben werden. Wer Baaken schreiben möchte, der kann ihm eine Nachricht unter baaken@gmx.net zukommen lassen.

Das Comidee-Duo sorgte für ein volles Haus

„Ich liebte ein Mädchen aus Witten, wir aßen zusammen nur Fritten. Ich zog dann recht flott nach Essen, nur um sie schnell zu vergessen.“ So – in stark abschwächender Abwandlung eines alten Insterburg & Co-Songs – oder so ähnlich bot das Comidee-Duo aus Rainer Niersmann und Franz Heckens Limericks und Quatsch-Reime vom Feinsten. Und weil es das Publikum so vehement forderte, wurden auch die unfertigen und auch jene Reime ausgepackt, die sich weder reimten geschweige denn einen Sinn ergaben. Die Comedy-Freunde, die nach Achterhoek gekommen waren, hatten die Tränen in den Augen.
Rainer Niersmann und Franz Heckens hatten aber noch wesentlich mehr im Gepäck. Neben den generell konträren Ansichten von Mann und Frau standen unser Konsumverhalten und auch die omnipräsente menschliche Notdurft im Mittelpunkt des Abends.
Die Scheune platzte aus allen Nähten, es gab keinen freien Sitzplatz mehr und die Organisatoren schafften Stuhl um Stuhl heran. Wären auch nur noch zwei weitere Gäste zur alten Feldscheune gekommen, sie hätten nicht mehr hinein gepasst.
Teilnehmer der LandArt, NuK-Mitglieder und viele, die aus der Zeitung von dem Auftritt erfahren hatten, waren gekommen. Diejenigen, die das Ambiente noch nicht kannten und zum ersten Mal im Achterhoek waren, äußerten sich begeistert über die Wohnzimmeratmosphäre und den familiären Umgang untereinander.
„So kann es weitergehen“ lautet das Fazit des NuK-Vorstandes.
Am 16. September findet die nächste und für dieses Jahr auch die letzte Veranstaltung in der Feldscheune statt. Für das historische erste Punkkonzert im Achterhoek gibt es nur noch wenige freie Karten zu kaufen.

Wegekreuz erstrahlt in neuem Glanz

Sonsbeck / Achterhoek
Ein geschichtsträchtiges, über 100 Jahre altes Wegekreuz steht an der Landstraße Nr. 491 unmittelbar van der Anschlusstelle Sonsbeck der A 57, am Husenhof der Familie Eduard Mott, Kevelaerer Straße 100 in Sonsbeck – Ortsgrenze Achterhoek. Das imposante Hofkreuz wird umgeben von Büschen, die Schatten und Schutz bieten. Die Sträucher schneidet die Familie Mott regelmäßig zurück, damit das Kreuz von der Straße aus gut sichtbar ist.
Die in die Jahre gekommenen Marmortafeln mit ihren teilweise verblassten Inschriften geben dem Betrachter wichtige Hinweise. Die obere Tafel mit der allseits geläufigen und typischen Überschrift gibt den imperativen Impuls. “Mein Jesus, Barmherzigkeit”.Die untere Tafel weist auf den Anlass und die Stifterin hin.
Hofkreuze hatten immer den Sinn, sowohl den an ihnen Betenden als auch den Stiftern eine positive Wendung im Leben zu verleihen. Sie sind ein Zeugnis für die persönliche Frömmigkeit der Erbauer. Heute stellen die Hofkreuze vor allem ein bewusstes Glaubenszeugnis nach außen dar. So prägt das eindrucksvolle Steinkreuz am Husenhof auch gegenwärtig das gelebte Vermächtnis einer großen Dankbarkeit gegenüber dem gütigen und barmherzigen Gott. Dieses Glaubenszeichen als christliches Kulturgut in unserer niederrheinischen Heimat dauerhaft zu erhalten, ist auch eine faktische Verpflichtung der Nachfahren.
Dieser Verantwortung stellte sich Anfang 2017 eine Privatinitiative unter Federführung von Artur Elders-Boll, ehemaliger und langjähriger Rendant der Kath. Kirchengemeinde St. Urbanus Winnekendonk. Die notwendige Sanierung wurde mit der Familie Mott abgestimmt. So erneuerte die renommierte Steinmetz- und Steinbildhauerwerksatt van Huet & Weber, Sonsbeck, in den Monaten Juni/Juli 2017 die beiden Marmortafeln mit denselben Texten, aber mit zeitgemäßer Schrift. Zeitgleich wurden Korpus und Kreuzbalken (Naturstein) von den Fachwerkstatt behutsam und sorgfältig gereinigt. Die nicht geringen Aufwendungen finanzierten wohlwollend die Vereine Natur & Kultur im Achterhoek e.V. und für Denkmalpflege Sonsbeck e.V. sowie verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger aus Winnekendonk und Sonsbeck.
“Die konzertierte, gemeindeübergreifende Aktion ist ein gelungenes Bürgerprojekt, das sich zur Nachahmung empfiehlt. Das positive Beispiel zeigt, dass es auch ohne öffentliche Fördermittel geht. Kulturgut als bedeutendes Wahrzeichen gerade in der heutigen Zeit für die nächsten Generationen zu erhalten, ist eine lohnende Aufgabe, die mit Recht viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung seitens einer breiten Öffentlichkeit erfährt”. so Arthur Elders-Boll. Und weiter: “Seit über 100 Jahren lädt das drei Meter hohe Kreuz in der “idyllischen Grotte” vor dem Husenhof die vielen Fahrradfahrer und Pilgergruppen auf dem Weg nach Kevelaer ein, Inne zu halten, Ruhe zu finden und sogar das Gebet, das auf dem Kreuzsockel nun gut lesbar ist, zu sprechen. Das Kreuz ist das Hoffnungszeichen der Christenheit! Die beiden Intentionen des Wegekreuzes, das jetzt in neuem Glanz erstrahlt, sind für das nächste Jahrhundert gesichert, in der Tat, ein erfreuliches Ergebnis des bürgerschaftlichen Engagements zur größeren Ehre Gottes! Abschließend sei erwähnt, dass sich die Familie Eduard Mott, die den Standort des Kreuzes stets liebevoll pflegt, über die gelungene und sensible Restaurierung sehr freut. Deshalb dankt sie allen Beteiligten für die schnelle Realisierung des Vorhabens.”

Ehrliches Interesse für die Belange von Landwirtschaft und Natur

Gut zwei Dutzend Bürger und Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek e.V.“ (NuK) warteten Sonntagmittag am Achterhoeker Dorfplatz gespannt auf den hohen Besuch.
„Wir haben uns anlässlich der Bundes-Silbermedaille für „Unser Dorf hat Zukunft“ in Berlin kennengelernt und sie hatte einfach Interesse, das Dorf mal kennenzulernen“, unterstrich Johannes Baaken vom NuK den eher informellen Charakter der Visite. „So einen Anlass gab es hier noch nie – eine Bundesministerin in unserer kleinen Ortschaft“ , unterstrich der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk.
Um kurz vor halb ein Uhr entstieg die 65-jährige Kleverin dann ihrem Dienstwagen, begrüsste leger und entspannt die Anwesenden und Bürgermeister Dominik Pichler. Wir müssen das dörfliche Leben für die Zukunft stärken und erhalten“, plädierte sie in dem Rahmen für nachhaltige Landwirtschaft, streifte Themen wie die örtliche Versorgung durch nahe Städte wie Kevelaer und zukünftige Gesundheitszentren und scherzte angesichts des beschränkten Busplatzes: „Die anderen können doch mit der Fiets hinterher.“
Anschließend machte sich ein ausgewählte Gruppe mit der Ministerin auf den Weg zu verschiedenen Stationen. Am alten Kapellener Weg begrüssten Jörg und Romy Werner die Ministerin und den Tross auf ihrem Bio-Naturlandbetrieb Möllenhof, erläuterten ihr Konzept mit der Hühner-Freilandhaltung ohne Antibiotika und dem landesweiten Vertrieb im Zusammenspiel mit dem zweiten Standort nahe Wuppertal.
Hendricks erwähnte in dem Kontext die Sorgen des früheren Niederrhein-Bischofs Wilfried Theising, der jetzt im Oldenburger Land mit „Wiesenhof“ zu tun hat, wo große Mengen Hähnchen geschlachtet und die Menschen in „prekären Arbeitsverhältnissen“ beschäftigt würden. Als Verbraucher sei man diesbezüglich nicht konsequent genug, nahm sie sich selbst dabei nicht aus.
An der „Singendonkschen Achtkantmühle“ gab Besitzer Jürgen Bay einige Infos zur 220-jährigen Geschichte der Mühle, seiner Idee, für ein eigenes Bier Hopfen anzubauen und in der Scheune Kultur-Events zu machen. „Das wird irgendwann dann doch Beruf“, bemerkte die Ministerin anerkennend und schüttelte den Kindern der Familie die Hand.
Die Gebrüder Michael und Bernhard Stenmans stellten dann am Booshof ihren Schweinemastbetrieb mit 120 Hektar Land und 300 Sauen vor. Sie unterstrichen dabei, dass sie seit Jahren keine Zuchttiere mehr dazukauften und statistisch zu dem „oberen Zehntel mit dem wenigsten Medikamentenanteil“ zählten.
„Kommen Sie mit der Gülle-Verordnung zurecht?“, fragte Hendricks gezielt nach und fand die Idee einer „Kreativschmiede Landwirtschaft“ nicht schlecht. Auf dem Weg zu Johannes Baakens Mehrgenerationengarten ließ sie sich über verschiedene Naturschutzprojekte aufklären – wie die Umwandlung von 2000 Quadratmetern Seitenstreifen an Feldern zu Grünstreifen „im Einvernehmen mit der Landwirtschaft“ und die Aktivitäten für ein „blühendes Band“ am Niederrhein.
Bei Baakens begutachtete sie die Versuchswiese für diese Grünstreifen, setzte sich mit Baakens Sohn in dessen Weidentipi und plauderte mit den Eltern des Naturschützers. An der NuK-Vereinswiese und der Geschäftsstelle am Achterhoeker Schulweg bei David/Dassel endete die Rundreise. Dort löcherten Amelie David und Paula Bey von der NuK-Jugend die Ministerin mit gezielten Fragen – wie zur Möglichkeit eines Verbots von Mikroplastik in Kosmetikartikeln und von Plastiktüten.
Hendricks wich da der Diskussion nicht aus. Die Umweltministerin verwies auf das Problem, dass ein Mikroplastikverbot nur auf europäischer Ebene gelingen könne, und bei den Plastiktüten eine Verordnung für einen Pro-Kopf-Verbrauch angedacht sei.
Mit einem Präsentkorb und einem Umschlag mit Fragen machte sich die Ministerin auf den Weg. Sie zog eine positive Bilanz: „Das Engagement der Achterhoeker ist beispielgebend, weil sie sehr überlegt, sehr vernetzt und im Bewusstsein der Wirkung dessen, was sie tun, handeln.“
Matthias David vom NuK meinte: „Es war gut, dass Sie es nicht als Wahlkampf missbraucht hat – echt ehrliches Interesse.“ Und Verhülsdonk fand gut: „Das war sehr konkret und kein Wischi-Waschi.“

Konzert unter freiem Himmel wegen der kleinen Schleiereulen

Margot Dessel als Besitzerin der Feldscheune und Mattes David als Geschäftsführer des NuK (Natur und Kultur im Achterhoek e.V.) begrüßten zum Auftakt der 2. Landpartie am Niederrhein die Gäste.
Die in Kevelaer bereits bekannte Charlestown Jazz Band aus Nimwegen (CTJB) in den Niederlanden, spielte zum Auftakt der Veranstaltung für Kunst- Kultur- und kulinarische Angebote der Region. Statt in der Scheune, hatten sich die Band und die Jazz Liebhaber davor versammelt. Denn der NuK zeigte, dass er den Naturschutz ernst nimmt. In der Scheune ziehen momentan Schleiereulen ihren Nachwuchs auf und wären durch die Musik und die Gäste gestört worden. Da sich das Wetter aber von der besonders guten Seite zeigte, war die Änderung in eine Freiluft Veranstaltung sogar mit einer willkommenen Erfrischung verbunden.
Die Mitglieder der CTJB, Eric Beijnvoort, Henk van Amerongen, Jan Dokter, Jan de Bont, Piet Beyé, Pieter Duker und Rob Egging, die All-Round Band waren bereits in Indonesien, in der Schweiz oder  Spanien zu Gast und spielten auf zahlrichen  Festivals. Musikalisches und internationales Spitzenniveau boten sie auch bei ihrem Auftritt im Achterhoek. Gleich mit ihrem ersten Stück „Die Mädchen werden verrückt, wenn sie uns sehen“, rissen sie die Gäste mit und begeisterten mit Jazz, Rock & Roll und Rhytm & Blues Musik.
Bis spät in den Abend genossen Gäste und einige Mitveranstalter der Landpartie, unter ihnen Anne van Rennings und Raphaele Feldbrügge,als Organisatorinnen, das Opening der Landpartie.

Schützenbrüder ehrten Franz Baaken

Die Familie, der Achterhoek, die Sankt-Josef-Kapelle und natürlich die Sankt-Maria-Bruderschaft Achterhoek sind Herzensangelegenheiten für Franz Baaken. Während des diesjährigen Königsgalaballs der Sankt-Maria-Bruderschaft Achterhoek wurde Franz Baaken vom Vorsitzenden Michael Stenmans geehrt. Der aktuell 88-Jährige wurde bei der Gründungsversammlung der Bruderschaft im Jahre 1947 Mitglied und bekleidete verschiedene Posten in den sieben Jahrzehnten:

  • Tambourmajor, Fähnrich und von 1966-1991 Kassierer der Bruderschaft im Vorstand.
  • 1965 wurde er Jubelkönig zum 250-jährigen Bestehen der Bruderschaft und im Jahre 1983 wurde er zum Festkettenträger der Geselligen Vereine in Winnekendonk von seinem Verein  ernannt.
  • Viele Jahre war er zudem Mitglied im Kirchenvorstand Sankt Urbanus Winnekendonk, im Achterhoeker Kapellenausschuss und im Kapellenchor.
  • Mehrfach wurde er von verschiedenen Schützenkönigen zum Minister auserwählt.
  • 1992 empfing er das Sebastianus-Ehrenkreuz der historischen Schützenbruderschaften für seine besonderen Verdienste im Sinne von Glaube, Sitte und Heimat.

Der gelernte Obergärtner Franz Baaken pflegte zudem viele Jahre ehrenamtlich die Außenanlagen der Sankt-Josef-Kapelle im Achterhoek und kümmerte sich um den Umbau und die Unterhaltung des Gemeinschaftsraums im Achterhoek. Seine historische Sammlung von Zeitungsartikeln und Fotographien über seine Heimat sind unschätzbar wertvoll.
Zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud und im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder verbringt er aktuell viel Zeit im Mehr-Generationen-Garten am Hungerwolf im Achterhoek. Auf die anstehende Diamanthochzeit im Oktober, die aus gesundheitlichen Gründen im kleinsten Kreis gefeiert wird, freuen sich die Franz und Gertrud Baaken schon sehr und danken Gott.

Zweite Landpartie mit über 100 Aktiven aus Kevelaer und Umgebung

Kevelaer. Am 10. und 11. Juni ist es zum zweiten Mal soweit: KünstlerInnen und Kreative laden gemeinsam zur selbstorganisierten „Landpartie am Niederrhein“. Zu entdecken gibt es Kunst, Kultur und Kulinarisches an insgesamt 16 Ausstellungs- und Veranstaltungsorten in Kevelaer und Umgebung.
Nach der erfolgreichen Premiere 2016 sind in diesem Jahr über 100 Kulturengagierte mit dabei und laden ihre Gäste zu einem Wochenende in ihre Ateliers, Werk- und Wirkungsstätten ein. Neben dem aus dem vergangenen Jahr bekannten und in der zweiten Ausgabe noch einmal verfeinerten Ausstellungs- und Freizeitprogramm ist vor allem der Veranstaltungsteil erheblich gewachsen. So gibt es in diesem Jahr viel Musik zu hören, aber auch Autorenlesungen und weitere künstlerische Darbietungen. Schon am „Vorabend“, Freitag, 9. Juni,  startet die Landpartie wieder mit einem „Eröffnungskonzert“ in der Feldscheune im Achterhoek (mit der Charlestown Jazzband, NL, VVK 10 Euro, Ticketkontingent begrenzt, Anfragen unter info@nuk-achterhoek.de).
Die Idee, einen guten Mix anzubieten, sei an den Standorten und bei den Veranstaltern sehr gut angekommen, sagen Raphaele Feldbürgge und Anne van Rennings, zwei der Initiatorinnen der selbstorganisierten Landpartie. Anhand eines Flyers und eines Faltblattes kann sich jeder Interessierte eine persönliche Tour zu den ausgewählten Standorten selbst zusammenstellen; auf einer Karte sind für die Fahrradfahrer sogar die Entfernungen zwischen den einzelnen Punkten angegeben. Neben der geografischen Auswahl gibt es natürlich auch die Möglichkeit, sich an dem Gebotenen zu orientieren. So könne man zum Beispiel gezielt Angebote für Familien heraussuchen, zu den Vorführungen und Workshops fahren oder eine „musikalische Tour“ unternehmen. Die Faltblätter und Flyer sind beim Kevelaer Marketing im Rathaus und bei den Standorten erhältlich. Im Internet kann man das Faltblatt herunterladen: www.landpartie-niederrhein.de.
Die Standorte:
Atelier Bettina Hachmann, Schloss Wissen, Schlossallee 26, Weeze.
Atelier für künstlerische Keramik, Jägerstraße 70, Kevelaer.
Ein ‚malerischer‘ Garten, Römerstraße 54, Kevelaer.
Flora Design, Vorst 14, Kevelaer.
Garten(t)räume, Koxheidestraße 104, Kevelaer.
Inge Leenen, Grüner Weg 7, Winnekendonk.
Johanneshof, Johannesstraße 28a, Kevelaer.
Kerkenkath, Ploodyck 3, Winnekendonk.
Kreativschmiede Schelbergen, Hungerwolfsweg 12, Achterhoek.
KUK-Atelier, Johannes-Stalenus-Platz 8, Kevelaer.
Martina Nowak, Kuhstraße 13 c, Twisteden.
Natur und Kultur im Achterhoek e.V., Vereinswiese, Achterhoeker Schulweg 34, Achterhoek.
Naturhof Etzold, Hestert 10, Winnekendonk.
Steinwerkstatt Lepper, Am Bruch 10, Weeze-Wemb.
Wurzelwerk – Der Miteinandergarten, Geldernerstraße 380, Kevelaer.
Zeltplatz Anna Fleuth, Niersstraße 39, Winnekendonk.

Familie Sasse für Naturgarten geehrt

Familie Christiane und Christian Sasse (Mitte) vom Achterhoeker Schulweg wurden vom Landschaftsverband der Gartenbauvereine für ihren Naturgarten geehrt. Sie hatten 2016 am Gartenwettbewerb teilgenommen und erhielten jetzt stellvertretend für den Landesverband aus der Hand von Margot Dassel, Bewerterin für den Kreisverband und Bernhard Lohmann, Heimatverein Ons Derp, die „Große Ehrenurkunde“ als Dank und Anerkennung verliehen.
Auch der Kreisverband Kleve für Heimatpflege würdigte den Naturgarten von Familie Sasse mit dem ersten Platz und einer Urkunde.

Bernd Richter – Mein Kevelaer

Was schätzen Sie an Kevelaer?
Wir konnten einmal den Bürgerservice der Stadt (Reisepassantrag) an einem Samstag nutzen. Das ist eine tolle Möglichkeit.
Für einen Tag Bürgermeister von Kevelaer. Welches Problem würden Sie als erstes in Angriff nehmen?
Ich würde die Verkehrssituation an der Kreuzung Klever Straße/Rheinstraße durch einen Kreisverkehr ändern.
Was sollte ein Besucher auf jeden Fall gesehen bzw. unternommen haben?
Ich würde das Irrland empfehlen. Wir waren mal mit einer befreundeten griechischen Familie aus Thessaloniki dort und alle waren super begeistert.

Für die Natur im Achterhoek

Auf dem Achterhoeker Dorfplatz wiesen NuK-Geschäftsfüher Matthias David und  Johannes Baaken die knapp 30 Helfer vor dem Start  in die Sammelbereiche und Aufgaben ein. „Wir wollen auch die kleinen Dinge wegpacken“, verteilte Baaken danach die Müllgreifer und Mülltüten, mit denen sie die diversen Gegenstände aufheben und einsammeln sollten.
Den Impuls zur ersten gemeinschaftlichen Sammelaktion hatte Davids 13-jährige Tochter Amelie gegeben. Sie hatte immer wieder Unrat wahrgenommen, „wenn ich mit dem Skateboard nach Sonsbeck fahre oder mit dem Rad zur Schule.“
Gemeinsam mit acht anderen Kids hatte sie eine NuK-Jugendgruppe gegründet und bei einem ersten Treffen erste Aktionen durchgesprochen. „Das hier ist die erste – und es sind gut Leute da“, war sie von der Resonanz sehr angetan. Und ihr Vater Matthias meinte nur stolz:  „Für sie fehlt mir grad der Superlativ – die sind gezielt von sich selbst aus auf die Idee gekommen.“ Auf seiner Tour entlang der L 362 entdeckte er später „alle 100 Meter Schnupftabakdosen  – und alle zehn Meter Wodkaflaschen.“
Blöd, das Brot
Und so machten sich die Helfer innerorts, entlang der Xantener Straße, nahe der A 57 und der näheren Umgebung des Achterhoek auf den Weg. „Weil ich der Natur helfen möchte“, erläuterte die 13-jährige Fiona ihre Motivation zur Teilnahme – und erschrak angesichts eines in Folie eingepackten Brotes, das sie im Graben am Feld fand: „Ist ja eklig, so´n lebendiges Brot.“
Am Achterhoeker Rödchen fanden Stefanie Eickermann und ihre beiden Kinder „jede Menge Zigaretten, hier scheint jemand Raucher zu sein.“ Am dortigen Spielplatz pickten Björn und Daniela Klug – seit einem Monat erst Achterhoeker – Papier und andere Gegenstände in die Tüten. „Wir sind Hundehalter, haben uns da unterhalten und nach Vereinen gefragt. So hat sich´s dann ergeben – eine supertolle Idee“, konnte das Paar mit früherem Wohnsitz Berlin „nebenbei“ gleich noch neue Kontakte knüpfen.
In einer Wiese fand Bernhard Wormland an der Landstraße am Straßenrand einen Hydraulikschlauch. „Ich hasse es, wenn sowas weggeschmissen wird, deshalb bin ich auch dabei“, ärgerte sich der 67-Jährige. „Und dann noch hier die ganzen Einwegbecher und Zigaretten, diese Unachtsamkeit halt – einfach Fenster auf und raus“, schloss sich Renate Mennies dem Unverständnis an. „Hauptsache, das Auto bleibt sauber.“
Auch KB-Mitarbeiter Jörg von der Höh sammelte als NuK-Mitglied nahe der Autobahnzufahrt an der Kevelaerer Straße „Getränkedosen, schwarzes Plastik, Joghurtbecher, viele Zigaretten“ und sogar „einen Herrenschlüpfer mit benutzter Binde“.
Vor der eigenen Haustür
Nach zwei Stunden kamen alle am Dorfplatz wieder zusammen – dazu stießen unter anderem noch die Künstlerin Judith Schelbergen und ihr Mann. „Wir kamen zur Aktion leider zu spät – haben aber dafür vor unsrerer eigenen „Haustür“ gekehrt“, konnten beide angesichts ihrer Funde nur den Kopf schütteln. „Was die Leute da bis in den Waldweg hineinwerfen – sogar Schlittschuhe.“
Am Ende kamen auf den großen Sammelwagen der Stadt zum Entsorgen noch diverse Autoreifen, Plastikabfälle, Katzenstreu – und zwei alte Toiletten. Der NuK-Vorsitzende Rainer Verhülsdonk konnte angesichts der besonderen Funde nur konstatieren: „Das ist wie bei der BILD: keiner kauft sie, aber alle lesen sie – und mit dem Müll ist es genauso: Keiner macht´s , aber es is da!“ Die junge Alina als Initiatorin des Ganzen zeigte sich „zufrieden“ mit der Sammlung, aber auch sie fand es „extrem, wieviel Müll hier so rumlag.“
Es geht weiter
Bei der Sammelaktion, bei der 220 Kilo Müll zusammenkamen, wird es aus Sicht der NuK-Jugendgruppe nicht bleiben. Sie plant, zwei Wurfmülleimer nach niederländischem Vorbild im Achterhoek aufzustellen. Mittels zweier Sponsoren sind 1000 Euro für die Anschaffung eines ersten Behälters bereits sicher – für einen Zweiten benötigen die Kids noch Geld.