Caritas Pirckheimer – eine mutige Frau trotzt der Reformation

Nürnberg, am Tag vor Fronleichnam 1525: Im Zuge der Einführung der Reformation in Nürnberg sollten drei Nonnen des Klarissenkonvents gewaltsam aus dem Kloster verschleppt werden. Freiwillig waren sie dazu nicht zu bewegen. Der Stadtrat und die Mütter der drei Schwestern verlangten ein Abschwören der Gelübde. Mutig trat eine der Schwestern vor und sprach: „Hier stehe ich und will nicht weichen!“ Unterstützung erhielten die drei Schwestern von ihrer Äbtissin. Auch diese leistete den Plänen des Stadtrates zur Aufhebung ihres Klosters furchtlos Widerstand. Trotz aller Einschüchterungsmaßnahmen bekannten sich alle Schwestern weiterhin leidenschaftlich zum katholischen Glauben.
Wie turbulent gerade in Nürnberg die Einführung der Reformation war, legte Sr. Bernadette Bargel OSC anhand einer konkreten Persönlichkeit dar. Im Rahmen der Kevelaerer Glaubensgespräche, die von Pfarrer Ulrich Terlinden begründet wurden und seit dessen Weggang von Dr. Gerhard Hauptmann geleitet werden, referierte sie über Schwester Caritas Pirckheimer.
Anschaulich schilderte die langjährige Äbtissin der Kevelaerer Klarissen das bewegte Leben von Caritas Pirckheimer. Geboren wurde sie 1467 in einer kinderreichen Familie in Eichstätt. Sie erfuhr, obwohl sie ein Mädchen war, eine glänzende Bildung, sprach fließend Latein und besaß eine umfangreiche Bibliothek. Sie trat mit 16 Jahren den Nürnberger Klarissen bei. Mit 36 wurde sie von den etwa 60 Schwestern des Konvents zur Äbtissin gewählt. Aus ihrer Bildung heraus hatte sie den Mut, den Vertretern der neuen Lehre entschlossen gegenüber zu treten und Religions- und Gewissenfreiheit einzufordern.
Im Rahmen der Nürnberger Religionsgespräche 1525 sollte ganz Nürnberg protestantisch werden und alle Klöster sollten aufgelöst werden. Der Stadtrat entließ die Franziskaner, die bisher im Kloster ihren Dienst taten. An dessen Stelle kamen protestantische Prediger, welche die Schwestern von der neuen Lehre überzeugen sollten. Bei deren Predigten bestand für alle Schwestern Anwesenheitspflicht. „Streng kontrollierte der Stadtrat sogar die Ohren der Schwestern, um zu sehen, ob sie nicht mit Watte zugestopft waren“, schilderte Sr. Bernadette. Caritas einigte sich schließlich mit Philipp Melanchthon, einem engen Vertrauten Luthers, darauf, dass das Kloster weiterbestehen konnte, aber keine neuen Novizinnen mehr aufgenommen werden durfte. Somit war das Kloster zum langsamen Aussterben verurteilt. In den Jahren bis zum Tod der letzten Schwester gab es keine hl. Messe mehr, keine Spendung der Beichte oder der Sterbesakramente. Sr. Caritas schaffte es jedoch, den ganzen Konvent zusammenzuhalten. 1532 starb sie, ohne Sterbesakramente, aber mit einem Glauben, den sie unbeirrt bewahrt hatte.
„Martin Luther hatte in vielem Recht, denn es gab Missstände“, gab Sr. Bernadette zu bedenken. „Hätte man ihn in Rom ernst genommen, wäre es vielleicht nicht zur Trennung gekommen.“ Die Geschichte um Caritas Pirckheimer zeige, wie fanatisch Religion leider werden könne. Sie lobte sie als hochgebildete und kluge Frau, die mutig ihrem eigenen Gewissen folgte, die jedoch nie den Dialog mit Andersdenkenden scheute und deren Glaube sich schließlich in den Wirren der Reformation bewährte.
Das nächste Kevelaerer Glaubensgespräch findet am 12. Januar um 20 Uhr im Petrus-Canisius-Haus statt. Das Thema wird sein: „Die Kirche und das liebe Geld.“ (ddb)