Bücherausleihe auf Distanz

Am 19. März 2020 begann für Claudia Jacobs und Birgit Winkels eine neue Zeitrechnung. „Das war schade, dass wir da direkt und ohne großen Vorlauf zumachen mussten – quasi von jetzt auf gleich“, wirkt bei den beiden Leitern der Petrus-Canisius-Bücherei dieser Moment bis heute noch ein bisschen nach. Dass man zwischendurch mal zusammenkam, um miteinander Bücher zu binden, das habe den Mitarbeitern der Einrichtung gut getan. „Dass wir was tun konnten“, das sei wertvoll gewesen, meint Birgit Winkels. Der Bringservice, den man eingerichtet hatte, der sei nur vereinzelt angenommen worden. „Blöd war auch, dass wir neue Bücher angeschafft hatten – und keiner konnte sie mitnehmen“, sagt Claudia Jacobs.

Seit dem 6. Mai 2020 darf man die Petrus-Canisius-Bücherei tatsächlich wieder persönlich betreten – mittwochs ab 15 Uhr für zwei Stunden und donnerstags drei Stunden. „Vor allem die Älteren sind froh, dass so ein Stück Freiheit wieder zurückkommt“, erzählt Jacobs. „Und viele Alleinstehende sind froh, wenn sie auch mal ein paar Worte wechseln können.“ Allerdings gelten für den Besuch der Bücherei besondere Regeln. „Wir nehmen am Eingangsbereich schon Name und Adresse auf. Und wir lassen maximal vier Leser gleichzeitig in die Bücherei herein“, erklärt Jacobs.  Natürlich habe man theoretisch bei einer erlaubten Person auf zehn Quadratmetern mehr Möglichkeiten. „Aber so kann jeder rumlaufen, keiner kommt sich ins Gehege und man kann das entspannt händeln“, sagt Jacobs.

Das hat zur Folge dass „wir leider Familien mit Kindern zurückschicken“ müssen, da auch nur Einzelpersonen hineinkommen dürfen. „Kinder sind halt schwierig, wenn die überall herumrennen und alles anfassen. Das kann man nicht alles desinfizieren.“ Oder man löst die Situation kreativ. „Wir hatten mal eine Mutter mit drei Kindern. Die Kids warteten draußen dann mit dem Eis, die Mutter kam rauf. Und die Kinder haben sie dann bestürmt, was die Mutter für sie an Büchern wohl ausgeliehen hat.“

Besucher sind überwiegend verständnisvoll

Eindeutig sind auch die anderen Regeln: Händewaschen vor dem Betreten der Büchereiräume im Bad und konsequentes Tragen eines Mund- und Nasenschutzes: „Wir schicken auch Leute ohne Maske weg – das muss heute jeder drauf haben“, meint Jacobs. Dass die Besucher die Regeln nicht befolgen, ist eher Ausnahme als Regel, berichtet Winkels nur von einem Vorfall. „Einer wollte sich nicht registrieren lassen, diskutierte mit mir rum“, und rückte am Ende dann doch seinen Namen raus, aber nicht seine Telefonnummer. Sonst seien aber alle sehr verständnisvoll.

Auch selbst gehe man sorgsam mit der Sicherheit um. Die ausgeliehenen Bücher verbleiben 72 Stunden lang auf einer separaten Ablage, bis sie dann wieder bearbeitet oder einsortiert werden. Und um die Theke herum ist ein Abstandsband gelegt, damit man die auszuleihenden Medien an der Theke herüberreichen kann. Plexiglas zum Schutz werde in absehbarer Zeit auch vorhanden sein. Dass das Team so gut mitzieht und auch viele Kollegen über 60, die faktisch zur „Risikogruppe“ zählen, von sich aus sagen: „Wir machen weiter“, das ringt den beiden Leiterinnen Respekt ab. „Wir haben oben im Arbeitsraum immer auf Abstand geachtet und werden das auch hier bewerkstelligen.“

Was sich spürbar in der Corona-Zeit geändert hat, ist notgedrungen oder auch naturgemäß die Art der Ausleihe. „Die Zahlen online sind deutlich gestiegen“, legt Jacobs eine Statistik des „Verbunds libell-e Nord“ vor, dem 28 Bibliotheken – auch die PCB – angeschlossen sind und worüber man Medien abgreifen kann. Demnach sind in diesem Verbund die Ausleihen von 8.737 im Februar auf über 12.800 im April gestiegen – was anteilig auch für Kevelaer zutreffe. „Viele haben uns gesagt, dass sie vorher noch nie online Bücher geordert haben und sich jetzt damit auseinander setzen mussten.“ Hauptsächlich seien Romane geordert worden. „Das, was vorher hier ging, geht halt auch online.“

Leute tauschen Bücher aus

Auch die Suche über andere Plattformen habe stattgefunden. „Und es ist viel untereinander an Büchern ausgetauscht oder aus dem eigenen Bestand gelesen worden.“ Dass dieser gesellschaftliche Trend durch Corona verstärkt werde, das müsse man halt so zur Kenntnis nehmen. Beide hoffen aber, dass die Menschen auch weiter „analog“ den Weg zu ihnen suchen. „Das Anpacken ist halt anders. Dieses Blättern und dieses ‚Ich gucke mal auf die letzte Seite‘, das ist online halt etwas blöder – genauso wie Spiele ausleihen“, hat Jacobs da eine klare Meinung.

Ab dem 15. Juni 2020 will die Bücherei wieder zu den normalen Zeiten Montag bis Donnerstag und Samstag wieder öffnen. „Die aktuellen Infos dazu stellen wir dann auch auf die Homepage.“ Und für die Leser ist das PCB-Team auch bereit, als Ausgleich für die Wochen davor, auch mal die kommende Leih-Zeit auszudehnen. „Wir machen dieses Jahr in den Sommerferien definitiv durch“, kündigt Jacobs an – „für die Leser, die zu Hause bleiben werden. Und das werden sicher viele sein.“