Bruder Thomas wird 80: Canisianer blickt auf ein bewegtes Leben zurück

Sich Gott verbunden fühlen, in ihm verwurzelt sein. Ja, das ist es wohl was Bruder Thomas zur Canisianergemeinschaft hat gehen lassen. Damals, vor mehr als 55 Jahren. „Genau das war mein Weg“, sagt Bruder Thomas Bischop, der am 11. Januar 2017 seinen 80. Geburtstag feiern darf. Mit Freunden, Weggefährten der Gemeinschaft und den Priestern aus dem Priesterhaus in Kevelaer. Denn hier in Kevelaer, dem Gründungsort der Ordensgemeinschaft der Canisianer, ist Bruder Thomas seit zehn Jahren zuhause, hier fühlt er sich wohl.
„Aber wer weiß, was mein Lebensweg noch für mich vorsieht“, sagt das Geburtstagskind mit einem Lächeln. Am 11. Januar 1937 erblickt Werner Bischop in Raesfeld bei Borken das Licht der Welt, erlebt mit Kinderaugen die Wirren des Krieges. Dennoch gründet er an seinem Geburtsort den ersten Pfadfinder-Stamm, um mit anderen Jugendlichen alte, kranke und behinderte Menschen zu besuchen. Nach dem Schulabschluss absolviert er eine Kaufmannslehre in einem Baustoffhandel.
Doch in seinen Gedanken wächst der Wunsch nach einem geistlichen Beruf. „Ich wollte etwas für das Reich Gottes, etwas für die Menschen tun“, erklärt der Canisianerbruder. So zieht es ihn als jungen Mann nach Neuss. Hier möchte er seine mittlere Reife machen, lernt dabei die Brudergemeinschaft der Canisisaner kennen. 1958 tritt er als 21-Jähriger der Ordensgemeinschaft, die ihren Hauptsitz in Münster hat, bei.
Am 6. Mai 1959 wird Werner Bischop in der Kevelaerer Kerzenkapelle eingekleidet, erhält den Namen Bruder Thomas. Im Collegium Ludgerianum in Münster erhält Bruder Thomas seinen ersten Einsatz.
Die etwa 80 bis 100 Schüler des Internats, die er nachmittags beaufsichtigt und deren Hausaufgaben er betreut, sind nur wenig jünger als er. „Ich wurde einfach ins Schwimmerbecken geworfen“, erinnert sich Bruder Thomas.
Der Umgang mit den jungen Menschen liegt dem Ordensbruder. Nur vier Jahre später traut ihm die Brudergemeinschaft den Einsatz im Martinistift in Appelhülsen zu. Im Heim für schwer erziehbare Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren gewinnt Bruder Thomas erneut das Vertrauen der Heranwachsenden. Er hört ihnen zu, gibt ihnen Mut, schaut dorthin, wo andere wegschauen.
1969 wird Bruder Thomas an das Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch geholt. „Eine ganz wertvolle Erfahrung“, schwärmt der Canisianer noch heute. Hier wird der Erzieher erster Ansprechpartner für bis zu 550 Internats-Schüler. Er sucht mit Schülern, Lehrern und Eltern nach Lösungen, betreut die Hausaufgaben und gestaltet mit den Schülern die Freizeit. Noch bis heute hat er Kontakt zu vielen Ehemaligen und deren Eltern.
1984 wählen ihn seine Mitbrüder zum Leiter der Canisianer-Gemeinschaft und holen ihn damit zurück nach Münster zurück. Nach 18 Jahren Ordensleitung erfüllt sich Bruder Thomas einen Traum und lässt sich zur Niederlassung nach Tula in Mexiko versetzen. „Ich wollte noch einmal eine Veränderung“, erklärt der 80-Jährige. Er setzt sich fünf Jahre für die Ärmsten der Armen ein, für die, die am Rande der Gesellschaft leben.
Seit 2007 lebt Bruder Thomas nun im Priesterhaus in Kevelaer. Er kümmert sich innerhalb der St. Mariengemeinde um die Opferstöcke, ist Lektor, Kollektant, Kommunionhelfer, bereitet Betstunden vor. Im Info-Büro der Marienstadt gibt er Reisenden und Pilgern die nötigen Informationen zum Wallfahrtsort. Sein Anliegen, Gott und den Menschen geholfen zu haben, sieht Bruder Thomas im Alter von 80 Jahren als erfüllt und freut sich in Kevelaer über einen frohen Lebensabend.