BR – GEL – KLE – USW?

Nun habe ich ja schon oft erzählt, dass ich mit meiner Kiepe zu Fuß durch Kevelaer und Umgebung wandere. Dabei erschrecke ich als Kind des 17. Jahrhunderts jedes Mal, wenn so ein knatterndes oder sogar laute Hupgeräusche von sich gebendes Metallungetüm an mir vorbeifährt. Automobil nennt man ja so ein Ding seit über einem Jahrhundert. Und das sind im Laufe der Jahrzehnte so viele geworden, dass man sie irgendwie unterscheiden muss. Nein – die rote oder blaue Farbe allein hätte da niemals gereicht.

Da mussten schon andere Sachen her, weil man ja beweisen musste, welches von zwei roten Autos die Schuld an einem Crash haben sollte. Man ersann sich Nummernsysteme und so bekam z.B. jeder Kevelaerer Wagen ab 1955 statt der Besatzungskennbuchstaben „BR“ die neuen Buchstaben „GEL“.

Meine gute alte Tante in Pirmasens lachte sich schlapp: „gel“ hängt in der Pfalz an jeder Frage dran und bedeutet so viel wie „nicht wahr?“ oder „stimmt’s?“

Aber dann kam die kommunale Neugliederung 1969. Und damit nicht genug: Am 1.1.1975 wurde der Kreis Geldern in den neuen großen Kreis Kleve integriert. Dass auch Teile von Rees und Moers „mitgeschluckt“ wurden, war für GEL kein Trost, war man doch bedauerlicherweise den Status einer Kreisstadt losgeworden. Also war es auch mit dem GEL-Kennzeichen auf den Autos vorbei. Sie hatten fortan KLE zu (re-)präsentieren.

Jedoch lehrt die Not bekanntlich beten bzw. macht erfinderisch. Diese Not bestand darin, dass immer und immer mehr Autos auf die Straßen kamen und die Anzahl der zu vergebenden Kennzeichen immer knapper wurde. So ließ man u.a. auch die ehemaligen, beinahe ausgestorbenen MO, ERK, KK, LEV und auch GEL fröhliche Urständ feiern. Daher fährt der eine oder andere (auch Kevelaerer?) heute wieder seine nostalgischen Buchstaben spazieren und zeigt seine pfälzisch angehauchte, gegelte Herkunft.

Gottlob ist das eine rein freiwillige Angelegenheit, gel? Und meine Mechel sieht das folgendermaßen: „Wat es dat fönne Kwats! Joarelang hebbe se KLE gehatt un nauw allwehr wat anders? Dorbej es KLE doch so prima – et es doch neks anders as en korte Form van Kävele!“

Euer Hendrick