Boulevard auf dem Balkon

Will man die Grundidee einer „Beziehungskomödie“ mal ein wenig aufpeppen, ist das schon ein gelungener Ansatz: Der betrogene Ehemann geht zum Geliebten seiner Frau und fordert ihn auf, sich ein wenig intensiver um sie zu kümmern. Das ist die Szene, mit der „Sei lieb zu meiner Frau“ beginnt. Dass daraus ein bisweilen stark konstruiertes, aber dank flotter Dialoge dennoch kurzweiliges Stück Boulevardtheater entstehen kann, bewies die Tournee-Produktion des Theaters an der Kö um den Autor und Schauspieler René Heinersdorff am Dienstagabend im ausverkauften Bühnenhaus.
Zufälle gibt‘s!
Der Liebhaber ist natürlich auch verheiratet, seine Frau hat natürlich auch einen Liebhaber und das ist natürlich ausgerechnet der Mann der Geliebten ihres Mannes. Alles klar? Also weiter so: Die Herren kennen sich ja bereits, die Damen lernen sich im Reisebüro kennen und schließlich landen beide überkreuz vom Ehe- zum Liebes- verwechselten Paare zufällig in Instanbul im selben Hotel in zwei Zimmern nebeneinander. Zufälle gibt‘s!
Gäbe es sie nicht, böte sich nicht die schöne Chance, nach immer neuen, sich überkreuz wiederholenden Erklärungen und Ausreden zu suchen und auch nicht die Möglichkeit, dauernd dumm aus der Wäsche zu gucken, was Jeanette Biedermann, Maike Bollow, Hugo Egon Balder und René Heinersdorff offensichtlich mit viel Spielfreude tun. Die Wäsche bleibt übrigens in dieser Seitensprung-Soap an, auch in einer wunderbar stehend hinter der Decke gespielten Bett-Szene. Und unter die Gürtellinie rutscht da auch nix – schön!
Die Bühne braucht kaum Kulissen, so schnell schießen die Sätze hin und her, wechseln die flink agierenden Schauspieler die Perspektiven. Die Idee mit dem aufgeklappten Balkon am Bühnenrand hat allerdings viel Charme, auch wenn sie eindimensional bleibt und nicht ganz in geadelte Romeo-und-Julia‘sche Höhen aufsteigt.
Dass das Publikum immer eine Nasenlänge voraus ist, liegt in der Natur der Boulevardkomödie und produziert natürlich auch in Kevelaer, mit ein paar kräftigen Kalauern und Schwank-Schmankerln versehen, amüsiertes Lachen. Dass die als Alibi der Damen angedachte Freundin Doris aus einem Reisebüro in Winnekendonk stammen sollte, war ein schöner Trick, Lokalkolorit einzustreuen – nur sollte man sich den Ortsnamen dann auch merken können. Konnte Heinersdorff nicht, sagte „Wittendonk“, wurde von Biedermann korrigiert. Doch die hatte den Namen dann nach der Pause vergessen und wurde wiederum von Heinersdorff erinnert: „Das heißt Winnekendonk, das habe ich sehr schwer lernen müssen…“
Eine gute Leistung eines eingespielten, aber aufmerksamen und spielfreudigen Ensembles, die zu Recht mit begeistertem Applaus belohnt wurde.