Blick hinter die Kulissen des Naturhofs

Wer im Supermarkt die Bio-Regale auf der Suche nach Fleisch, Obst oder Gemüse abschreitet, wähnt sich mitunter im Paradies. Das Angebot ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Immer mehr setzten große Ketten und Discounter auf so genannte Bio-Ware. Ob die Angebote wirklich aus der Region kommen, ob artgerechte Haltung und biologischer Anbau wirklich auch für die Tiere oder die Landwirte „paradiesische Zustände“ bedeuten, das erfährt man hier wohl kaum. Doch das Interesse ist da, wie ein von der Wirtschaftsförderung Kevelaer angebotener „Blick hinter die Kulissen“ des Bio-Hofes Etzold jetzt deutlich machte.

Weit über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Altersstufen wollten sich den Betrieb in Winnekendonk bei einer Führung mal genauer ansehen. Miriam Etzold und ihr Sohn Jonas, die den „Naturhof“ gemeinsam nach strengen Vorgaben des „Naturlandverbandes e.V.“ bewirtschaften, zeigten Schweine- und Hühneraufzucht und -haltung und erläuterten dabei viele Aspekte, die auf dem Hof, der seit 1998 neutral nach den Richtlinien der EU-Bio-Verordnung geprüft wird – und das nicht gerade selten – eine Selbstverständlichkeit geworden sind.

Billig-Ware für Verbraucher

Durch entsprechende Haltung, das wurde schnell und quasi am „lebendigen Leib“ deutlich, sind viele immer wieder kritisierte Maßnahmen wie etwa die frühe Trennung von Sauen und Ferkeln, das Entfernen der Ringelschwänze, die Kastration der Eber oder auch die Tötung männlicher Küken nicht erforderlich. Miriam und Jonas Etzold machten aber auch deutlich, dass Bio-Fleisch, -Obst und -Gemüse deutlich aufwendiger produziert werden und die Masse der Verbraucher immer noch Billig-Ware kauft.

Und selbst derjenige, der gern zu „Bio“ greift, sucht sich wie selbstverständlich meist die optisch schönste Ware aus – ein Grund, warum die Eigenvermarktung immer wichtiger geworden sei, erklären die Etzolds. Da könnten sie den Kunden nämlich erklären, warum eine Möhre nicht unbedingt gerade gewachsen sein müsse oder warum ruhig auch mal öfter ein Suppenhuhn in den Topf kommen solle. Deutlich wurde bei der Führung aber auch, dass ein „Naturhof“ lange kein „Selbstläufer“ für „Wirtschafts-Romantiker“ ist, sondern harte Arbeit und eine ständige Anpassung der Produktionsprozesse erfordert.

Der Winnekendonker Betrieb wird durch diese Führung sicherlich auch für den eigenen Bio-Laden einige neue Kunden gewonnen haben, die sich durch transparente Information und bewussten Umgang mit den Früchten der Natur und den Tieren weit mehr als bisher dafür interessieren dürften, was bei ihnen zu Hause so auf dem Teller „landet“.