Biblische Einblicke mit Bartimäus und Bethesda

Tastend bewegt sich Bartimäus alias Mona mit Stock und Augenbinde voran. Dichtes Gedränge um sie herum. Der blinde Bettler hat gehört, dass Jesus hier ist und hat nur einen Wunsch: „Ich möchte zu Jesus und wieder sehen können.“ Doch die Menge ist schroff.
„Jetzt sei doch mal still! Dieses Geschrei kann keiner mit anhören!“, ruft einer empört und die ganze Menge stimmt im Sprechgesang mit ein: „Schweig doch, du blinder Bettler, sonst nehmen wir dir deinen Mantel weg!“ Doch Bartimäus lässt sich nicht unterkriegen, von zarten Klavierklängen begleitet, stimmt er immer wieder seinen ans Herz gehenden Klagegesang an: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“
Und Jesus alias Johanna ist offen für diesen Anruf: „Wer hat da gerufen?“, will sie wissen und bittet die Umstehenden: „Dann ruft ihn her.“ Es bedarf nur eines Satzes des Blinden: „Ich möchte wieder sehen können!“, und schon geschieht das Wunder: Ein Jünger nimmt Bartimäus die Augenbinde vom Gesicht und dieser blinzelt und staunt über das wiedergewonnene Augenlicht.
„Genau, Mona, tu so, als würdest du deine Hände zum ersten Mal sehen“, lobt Marita Billaudelle, eine ausgebildete Schauspielerin. „Dreh dich blinzelnd im Raum.“ Romano Giefer wendet sich an die anderen Kinder: „Durch euch muss ein Gemurmel gehen, ein Raunen, eine Mischung aus ‚Hier geht’s nicht mit rechten Dingen zu, Skepsis sowie Jubel und Freudenrufen‘!“
Am Sonntag findet die Aufführung statt
Fleißig und bis ins Details wird aktuell von einer ansehnlichen Schar von 50 Kindern und Jugendlichen noch im Musiksaal der Basilikamusikschule geprobt. Am Sonntag, 24. Februar, steht um 16 Uhr in der Clemenskirche im Klostergarten die Aufführung von „Bartimäus und Bethesda“ an.
Das gemeinsame Projekt des Vorchores (Vorschulkinder und Erstklässler) und dem Mädchenchor der Basilikamusik nimmt nun Form und Gestalt an. Dank des Eifers und der Ausdauer der Kinder wurden seit den Herbstferien die Texte und Lieder auswendig gelernt. Ohne Mappen oder Zettel steht die junge Sängerschar vor Chordirektor Giefer und Billaudelle, der Gründerin von „die-buehnengestalten“, einer Tanz- und Theaterpädagogin mit viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern.
Vor einem Jahr ist sie aus ihrer langjährigen Wirkungsstätte München zurück in ihren Heimatort Kevelaer gezogen und arbeitet nun zum ersten Mal mit Romano Giefer und seinen Chorkindern zusammen. Unter ihrer Regie werden die Musiklieder eingebettet in ein Singspiel.
Bei der dreistündigen Probe im Musiksaal sind die Räumlichkeiten ganz anders als in in der Clemenskirche. Die Standmikrophone werden durch Notenständer angedeutet. Doch ausdauernd geprobt werden kann auch unter diesen Bedingungen.
Bald muss alles sitzen: Die Aufstellung, der gleichmäßige Einzug, Gesten und Handlungen, alles wird eifrig bis in Details geprobt. Von vorne bis hinten und mit vielen Wiederholungen werden beide Stücke geprobt. Dabei gibt‘s noch viele hilfreiche Tipps der Profis.
Zum einsam rufenden Bar­timäus etwa meint die ausgebildete Schauspielerin: „Stell dir vor, 5.000 Leute sind um dich herum und Jesus soll dich hören.“
Oder als Maria zum ersten Mal Jesus sieht und „Hallo Jesus“ und die Menge in etwas zaghaften Jubel einstimmt, mahnt Romano Giefer: „Vergesst nicht, das ist keine Beerdigung. Es geht um Jesus und die frohe Botschaft. Hier kommt kein Trauerlied, sondern ein Freudenlied, bitte mit viel Pepp und Schwung!“
Dem Chorleiter, der oft stehend die Tasten und das Pedal des Flügels bedient und dabei den ganzen Chor leitet, bleibt nichts verborgen. So muss er schon mal einen Jungen, der den Kopf zu den Mädchen wendet, bitten: „Ich kann Dich ja verstehen, die Mädchen sind hübsch, aber ich auch. Immer nach vorne schauen!“ Mit einem Lachen ist nicht nur der „Abtrünnige“ wieder bei der Sache. Mancher Text wird auch noch spontan geändert. Nach drei Stunden sind Chorleiter und Regie mit dem Ergebnis des Tages zufrieden.
Noch folgen weitere Proben. Dann kann der Tag der Aufführung kommen. Die Melodien versprechen Ohrwurmcharakter. Die Texte machen zwei biblische Wundergeschichten für die heutige Zeit spannend und lebendig. Es fehlten neben Bewunderungsrufen auch nicht skeptische Einwände gegen Jesus, „der total überschätzt wird“. Doch am Ende sind alle über den Wundermann Jesus einer Meinung. „Wohin er kommt, da wird alles gut“, heißt es als Lied bei Bartimäus.
„Diese Musik geht echt unter die Haut“, versichert auch Marita Billaudelle, der das Projekt mit den Chorkindern sehr viel Freude bereitet. „Die Kinder machen sehr gut mit und haben einen netten Umgang miteinander.“
Verstärkt werden die jungen Sängerinnen und Sänger am großen Tag noch mit zwei Instrumentalisten auf der Querflöte und der Oboe. Außerdem wird der optische Ausdruck des Singspiels durch die Kostüme aufgewertet. Die beiden Kurzmusicals des preisgekrönten Düsseldorfer Komponisten mit den Texten aus der Feder von Roland Klein versprechen großes biblisches Theater.