Bewusstsein und Handeln verändern

Das Thema Klima- und Artenschutz wird auch bei uns in Kevelaer allmählich immer stärker und offensiver diskutiert. Biolandwirt Bernd Verhoeven ist einer der Protagonisten, der das Thema in die Debatte bringen möchte. Auf seinem Grundstück hatte er vor Kurzem eine Ausstellung des NABU zu den Gefahren von Glyphosat miteröffnet. Am Wochenende lud er die Besucher zu einem Wildbienen-Vortrag mit anschließender Exkursion ein.

Insgesamt 14 Personen waren es am Ende, die in dem Hofcafé den Worten des Wildbienen-Spezialisten Hermann Hunfeld lauschten. Eingerahmt wurde der Raum dabei von den Wänden der NABU-Ausstellung. Zahlreiche Infobroschüren und -materialien sowie Querschnitt-Modelle von Wildbienenhäusern auf den Tischen ergänzten die Ausstellung.

„Ich habe als Kind auf einem Bauernhof gelebt, bin ehrenamtlich dazu an der Schule meiner Frau“, erzählte Hunfeld, der Dortmunder Ingenieur im Vorruhestand. Fragen der Schüler zu dem Thema hatten ihn bewogen, sich ab 2011 diesem Thema im Selbststudium zu widmen und sich dazu umfassendes Wissen anzueignen. Mit den Schülern baute er damals ein Wildbienenhaus im Schulgarten – und später auch in seinem heimischen Garten.

Wie sehr ihn dieses Thema gepackt hatte und wie wichtig die Spezies Wildbienen für die Natur ist, konnte Hunfeld dann in dem anschaulichen, aber mit zwei Stunden etwas zu langem Vortrag über die Wildbienen sehr gut vermitteln. Dabei machte er die grundlegende Bedeutung der Wildbienen – auch im Vergleich mit den im kollektiven Bewusstsein verankerten Honigbienen –  sehr deutlich.

Weniger Flugkilometer, aber bessere Bestäubung

Ihr Flugradius sei zwar deutlich kleiner, machte der Experte klar, „aber Mauerbienen sind zum Beispiel zehnmal effektiver als Honigbienen. Und die trockenen Pollen der Wildbienen bestäuben die Blumen viel besser“.

Hermann Hunfeld erläuterte die Bedeutung der Wildbienen. Foto: AF

Das sei auch ein Grund, warum Landwirte Wildbienenkästen in ihren Obstfeldern aufbauen. „Tausend Wildbienen ersetzen ein Bienenvolk mit 10.000 Tieren.“ Ihr „Handicap“ sei die Abhängigkeit vom Nektar und von Pollenquellen in der Nähe. „Wiesen sind ein ‚Fünf-Sterne-Hotel‘ für Bienen“, meinte ein Junge und rief die Begeisterung des Fachmanns hervor.

Hunfeld gab auf Bildern wieder, welch unterschiedliche Blumenarten für Wildbienen geeignet sind: vom Wegerich über die Brombeerblüte bis zur Wegwarte am Straßenrand und zum Oregano oder der Witwenblume. Und er machte klar: „Die Tiere benötigen Nistplätze.“

Einen Teil des Vortrags widmete Hunfeld der Frage, wie man ein Insektenhotel richtig anlegt. Er regte unter anderem an, dazu Hohlblockziegel oder Bambusstäbe zu verwenden und für die Arbeiten hochwertige Bohrer und trockenes Holz zu nutzen.

Wichtig für die Artenvielfalt

Die Bienen seien ein wichtiger Bestandteil der Artenvielfalt, machte er deutlich, dass von den 560 bestehenden, solitär lebenden Wildbienenarten die Hälfte auf der „roten Liste“ der bedrohten Tierarten steht. Entscheidend sei eines: „Es liegt an unserem Bewusstsein, das fehlerhafte Verhalten zu erkennen und zu verändern.“

In dem Kontext warb er für einen Verzicht auf Pestizide, für das Anlegen von Wildwiesen für die Bienen, für das Nichtmähen von Grünstreifen und für die Duldung von Wildpflanzen in landwirtschaftlichen Randbereichen. „Auch Straßenböschungen sollte man möglichst unberührt lassen“, so der Experte.

Im Anschluss an den Vortrag machten sich die Teilnehmer auf dem Hof auf den Weg entlang des Wildbienen-Habitats, um selbst Ausschau nach den Tieren zu halten. „Das war sehr interessant, damit habe ich mich zuvor gar nicht beschäftigt“, zog die Weezerin Claudia Dünte während der abschließenden Tour ein positives Fazit des Nachmittags.