Beswingte Musik im Goldenen Löwen

Dass die „Jazz im Löwen“-Abende immer wieder für besondere Konzerte gut sind, durften die Eheleute Baers und ihre Gäste in den vergangenen Jahren schon häufiger erleben. Beim vorletzten Konzert in diesem Jahr bot sich für die Fans „live“-haftigen Sounds erneut eine gute Gelegenheit, mitzugrooven und beim Hören genussvoll zu entspannen.

Für den Abend hatte sich Familie Baers wieder mal einen alten Bekannten eingeladen. Denn mittlerweile ist der Kölner Klarinettist und Saxofonist Engelbert Wrobel schon sowas wie ein Stammgast in der Marienstadt. Zuletzt brillierte er im Januar mit den „Hot Jazz Five“ auf der kleinen, aber feinen „Löwen“-Bühne.

Momentan ist er mit dem „International Swing Quartett“ unterwegs – einer Formation guter Wrobel-Freunde, die in Kevelaer mit ihrem musikalischen Vermögen allesamt überzeugten. Thilo Wagner begeisterte mit seinen perlenden Läufen im Solospiel, einem brillianten Spielverständnis mit den Kollegen und einem wunderbar flüssigen Begleitton, der Spaß machte.

Der aus Australien stammende Gitarrist David Blenkhorn – einer der wenigen Musiker, die dieses ältere Jazzgenre noch bedienen – ließ in seinem dezent-rhythmischen Begleitspiel immer wieder seine samtene, geschmeidige Klangfarbe hören und sorgte damit in dem Gesamtgebäude der Musik für entspannt-lässigen Fortgang.

Sehr im Zentrum des Geschehens stand an diesem Abend seine „Landsfrau“ Nicki Parrott, eine australische Jazzbassistin, die seit zwei Jahrzehnten in New York lebt und schon mit Paul McCartney, Michel Legrand oder dem berühmten Gitarristen Les Paul zusammengearbeitet hat. Neben ihrer Ausstrahlung und dem ausgezeichneten Kontrabassspiel, das durch Fingerfertigkeit, flüssiges Tempo und viel sprühende Spielfreude bestach, zeigte sie auch, was sie für eine exzellente Gesangsinterpretin ist.

Ob es nun ihre lässig-dahingeworfene Interpretation des bossanova-angehauchten „Que sas“, das elegant-laszive „Fever“, das sie mit einer wunderbaren Bassläufigkeit garnierte, oder die zart-geschmeidige Ballade „It‘s been a long, long time“ war – ihre Präsenz, die Intensität und ihre zarte Intimität waren allein das Eintrittsgeld wert.

Dazu gesellten sich Musiker von außergerwöhnlich guter Qualität, die die 30er und 40er Jahre lässig und locker wiederbelebten. Und ob nun mit Benny Goodman‘s „Shivas“, dem swingigen „Tea for two“ mit wunderbarem Saxsolo von Wrobel, der Dynamik des Trio (ohne Wrobel) bei „A gal in Calico“ von Miles Davis oder dem unfassbar kreativen „Sheik of Araby“ – die Combo bot einen humorvoll-spaßigen Musikabend mit Qualität für alle Gäste. Und zwischendurch entzündeten die Mitarbeiter des „Löwen“ sogar Wunderkerzen.

„So ist das, wenn man sich Straßenmusiker zusammensucht“, scherzte Engelbert Wrobel zwischendurch. Wer solche „Straßenmusiker“ seine Freunde nennen darf, hat nicht viel falsch gemacht.