Berufsorientierung ganz praktisch

Sich für einen Beruf zu entscheiden, ist gar nicht so leicht. Deshalb fand mit den Schülern der Klasse 10a der Städtischen Gemeinschaftshauptschule Kevelaer ein dreitägiges Orientierungsseminar über grüne Berufe statt.
Gefördert durch die Gelsenwasser-Stiftung, brachte das Projekt Schüler des Wahlpflichtfaches „Grüne Berufe“ im Rahmen einer vertieften Berufswahlorientierung auf den Weg, sich mit den Mitteln des Theaters „hautnah“ mit diesen und anderen Fragestellungen zu beschäftigen und sie gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Klassenlehrerin B. Elger und Diplom-Kunsttherapeutin P. Lemke hatten das Konzept entwickelt und dafür 1000 Euro von Gelsenwasser erhalten.
Welcher Beruf passt?
„Ich lass es krachen oder bin ich ein toller Hecht?“, unter diesem Motto wurde nach einer Antwort gesucht auf die Frage: „Welcher Beruf passt da nun eher zu mir? Mag ich es, mit Holz umzugehen oder doch eher mit Tieren, vielleicht als Land-, Fisch- oder Pferdewirt?“ In methodisch unterschiedlichen Einheiten wurden die Schüler angeleitet, eigene und fremde Ressourcen zu erkennen und scheinbare Defizite zu Fragen in der Berufswahl in Stärken zu verwandeln.
Zum Abschluss der Orientierungstage gab es dann noch eine Exkursion zur Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft, Haus Riswick, und zur Blumenwerkstatt des SOS-Kinderdorfs Niederrhein in Kleve.
In Haus Riswick führte Margret Küsters, Bäuerin vom Kiwittwardhof, die Schüler durch die Modellställe, in denen Kühe gehalten werden. Hier wurde gleich deutlich, dass für einige Schülerinnen der Beruf Bäuerin nicht der naheliegendste ist. Sie liefen mit zugehaltener Nase und unter Ausrufen, die ihren Ekel deutlich machten, direkt wieder aus den Stallungen. Die anderen interessierten Schülerinnen und Schüler konnten erfahren, dass es für die sensiblen Tiere in dem Musterbetrieb Versuche mit dem Bodenbelag gibt. „Nur eine Kuh, die sich wohlfühlt, gibt Milch“, berichtete Küsters und zeigte den Anwesenden ein „Kuh-Matratzenstudio“, das auch ein Wasserbett für die Boxen der Kühe enthielt. Eine andere Information, dass eine Kuh pro Tag 50 Kilo Mischfutter benötigt, sorgte ebenfalls für Staunen. Zwei sehr Interessierte stellten Fragen. So wollte eine Schülerin wissen, warum das Kalb seiner Mutter direkt nach der Geburt weggenommen wird (damit keine Bindung aufgebaut wird), und ein Schüler wollte wissen, wie alt denn so eine Milchkuh wird (sie wird nur vier bis fünf Jahre gemolken und dann geschlachtet).
Berufszweig Floristik
Beim Besuch in der Blumenwerkstatt von SOS Kinderdorf e.V. ging es um den Berufszweig Floristik. Floristikmeister Meik Schnitger beschrieb den Schülern den Aufgabenbereich in der Ausbildung und die geforderten Kernkompetenzen: Ehrlichkeit, Loyalität und Herzlichkeit. Ferner seien kaufmännische, handwerkliche und kommunikative Fähigkeiten erforderlich. Auch eine ausgeprägte Empathie sei vonnöten. „Bei Kundenkontakten mit Aufträgen für Hochzeiten oder bei Todesfällen ist dies besonders angesagt. Wir begleiten das Leben von der Geburt bis zum Tod.“