Bereit für eine neue Aufgabe
Als ich den neuen Kevelaerer Ortsvorsteher Peter Hohl in seinem Haus an der Venloer Straße antreffe, wirkt er nachdenklich. „Die Situation beschäftigt mich schon sehr“, bekennt der 75-jährige Mann. Gemeint ist die besondere Corona-Zeit. „Es ist nichts berechenbar – und Demut ist da der beste Begriff“, meint der gestandene CDU-Politiker, der 45 Jahre lang im Kreistag und 26 Jahre lang als Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland die Geschicke der Region mitgestaltet hat. „Aber lieber diese Zeit als Krieg oder Hungersnot“, merkt man ihm die Ernsthaftigkeit an, mit der er sich momentan auseinandersetzt. Eigentlich wollte der frühere Hauptschullehrer, der an der Weezer Johannesschule tätig war und seit 1972 in der Kevelaerer City wohnt, keine große exponierte Position mehr. „Das kam nicht von mir – ich bin gefragt worden“, sagt der Feingeist, der privat Klavier spielt, nebenbei auch noch malt und in Vereinen wie den Bürgerschützen und im Museum mitmischt.
„Keine Mandatspolitik“, das habe er sich auf die Fahnen geschrieben für seine Zeit als Politik-Rentner. „Dabei bin ich geblieben“, unterstreicht er. Es sei ein entscheidender Unterschied, „ob man Entscheider ist oder eine repräsentative Aufgabe annimmt.“ Die Position des Ortsvorstehers sei für ihn so gesehen nicht so belastend – zumal jetzt alle Autofahrten nach Kleve und Köln wegfallen. Für Frau und Enkel bleibt also ausreichend Zeit. Und bei so einem Angebot Nein sagen, das kam für ihn nicht in Frage. „Dass ich gefragt wurde, ist ein Ehre für mich – und dass ich von allen Fraktionen gewählt wurde, ist für mich das Pünktchen auf dem i.“
Dass er dabei in große Fußstapfen tritt, ist ihm klar – schließlich bekleideten schon Persönlich-keiten wie Egon Kammann und Dr. Edmund Bercker dieses Amt. Sowohl er selbst als auch andere trauen ihm dieses Amt zu – „das ist eine große Motivation für mich.“ Die Position des Ortsvorstehers, die will er allerdings nicht überhöht wissen. „Ich bin da nur das Kommunikationsmedium, das Bindeglied zwischen Bürger*innen und der Verwaltung“, sagt Peter Hohl. Aber in der Funktion will er natürlich Ansprechpartner sein.
Innenstadt, Radkultur und Autoverkehr
Die lebendige Vielfalt der Stadt zu erhalten mit ihren Altbürgern, Neubürgern und Zugezogenen, der Sport- und Kulturszene, die Kirchengemeinden nicht zu vergessen – dafür will er sich einbringen. Die Gestaltung der Innenstadt mit dem Kapellenplatz, dem Johannes-Stalenus-Platz und dem Peter-Plümpe-Platz sind ihm natürlich ein Anliegen – genauso wie eine umweltfreundliche Infrastruktur. „Das gilt vor allem für die Radkultur.“ Er würde sich vernünftige Haltepunkte und Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt wünschen. „Das ist für Jung und Alt, wenn man die Stadt radgerechter macht.“ Überhaupt solle im politischen Raum mehr für die Umwelt, das aber mit Augenmaß geschehen. „Und auch den Autoverkehr reduzieren finde ich sinnvoll.“ Das dürfe aber gerne mit vernünftigen Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge „Hand in Hand“ gehen.
Was den Einzelhandel angeht, sieht er die „verzwickte Lage“ zwischen Lockdown und Online-Shopping. Da müsse man den Online-Bereich abdecken und viel persönlichen Service zugleich bieten. „In so einer kleinen Stadt kann man das noch, das Persönliche.“ Ein Bereich, der ihm ebenfalls am Herzen liege, sei die Kunst, sagt Hohl. Für den Bildungshumanisten steht über allem die Verpflichtung für die „res publica“, die öffentlichen Angelegenheiten, die für ihn seit fünf Jahrzehnten im Zentrum seiner Tätigkeiten stehen. „Das ist heute wichtiger denn je, aufgrund dessen, was Corona alles auslöst. Entideologisiert kriegt man viel mehr erreicht. “
Jetzt ist er gespannt, was auf ihn zukommt. „Ich dränge mich nicht auf, aber ich bin bereit.“ Und nach diesem Grundbekenntnis setzt sich Peter Hohl am Ende des Gesprächs ans Klavier, improvisiert ein paar wunderschöne klassische und sogar bluesige Klänge. Ein Stück Normalität, das ihm sichtbar guttut – in einer wahrhaft besonderen Zeit.