Beim Wiedersehen nach 60 Jahren gab es viel zu erzählen

„Es war zu der Zeit, wo noch Anstand und Sitte herrschte, Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet wurden und es auf dem Pausenhof eine imaginäre Trennwand gab, die beide Geschlechter voneinander trennte“, erinnert sich eine Jubilarin der Diamantenen Kommunion, die nun in Kevelaer gefeiert wurde, an das Jahr 1957. „Die Mädchen gingen mit gesenktem Blick und waren total eingeschüchtert.“ Danach zeigt sie ein Foto von dem Tag der Erstkommunion.
Johanna Kusters, geborene Knechten, hatte das Treffen mit Hilfe von Rainer Peters organisiert.  Aus allen Himmelsrichtungen (aus Hannover, Wiesbaden, München und Österreich) waren 32 Jubilare gekommen, die vor 60 Jahren in der Antoniuskirche mit Pastor Wilhelm Overlack (1997 verstorben) die erste Heilige Kommunion feierten. Für alle gab es eine freudige Begrüßung und ein großes Hallo vor der Basilika, wo man sich zum Besuch der Abendmesse getroffen hatte. Diese hielt neben dem designierten Weihbischof Rolf Lohmann auch der Russenseelsorger im Bistum Münster, Pfarrer Heinrich Michael Knechten, der auch 1957 in Kevelaer zur Erstkommunion gegangen war.
Lohmann stellte das Johannesevangelium 21, 1-14, wo Jesus sich am See Tiberias den Jüngern zu erkennen gibt, indem er sie nach erfolglosem Fischfang noch einmal hinaus schickt, um dann mit vollem Netz wieder an Land zu kommen, und den Roman „Der alte Mann und das Meer“ von  Ernest Hemingway nebeneinander. „Das kennen wir auch aus dem privaten Bereich. So wie bei dem alten Mann, ist nach vielen Mühen und großem Einsatz die Bilanz oft ein Nichts. Die Geschichte des erneuten Fischzugs auf Gottes Geheiß hin zeigt, das die Zukunft mehr ist als die Verlängerung der düsteren Gegenwart. Sie zeigt, dass da, wo Vertrauen, Verstehen und Zuwendung hinzukommt die Gegenwart Gottes als ein Geschenk das Leben möglich macht. In der Eucharistie bekommen wir das größte Geschenk, nämlich Gott selbst und davon können sich die Jubilare der Diamantenen Kommunion heute noch tragen lassen.“
Nach der Messe wurde auf den Stufen vor der Basilika noch ein Erinnerungsfoto gemacht, bevor man sich zum gemeinschaftlichen Abend im „Alt Derp“ traf. Pfarrer Knechten sang ein russisches Tischgebet, dann ließen es sich alle schmecken und es gab einen langen Austausch von Erinnerungen und Neuigkeiten. Für Johanna Kusters war das Treffen eine der letzten Gelegenheiten, dass sich alle noch einmal wiedersehen konnten: „Viele konnten jetzt schon nicht mehr kommen, weil die Anfahrt zu beschwerlich gewesen wäre. Es gab auch schon Absagen wegen Krankheit oder weil einige schon verstorben sind.“
Ein Teilnehmer erinnerte sich genau an seinen Kommunionunterricht: „Wir wurden vom Lehrer im Fach Glaubenslehre unterrichtet und ab und zu kam der Pastor in die Schule. Jeden Morgen vor der Schule waren wir um sieben Uhr im Halbschlaf in der Kirche. Da gab es zusätzlich biblischen Unterricht und der Besuch der Messe am Sonntag um acht Uhr war Pflicht, ebenso wie die Christenlehre am Sonntag um 14 Uhr. Wenn wir nicht ordentlich mitgemacht hatten, wurde es noch länger und es gab auch schon einmal eine Bibel in den Nacken.“
In die Zeit der Erstkommunion fiel auch der Umzug der alten Volksschule von der Marktstraße in die St. Antonius Grundschule an die Bieg. „Jeder musste seinen eigenen Stuhl tragen und zur neuen Klasse bringen“, erinnert sich ein Teilnehmer. An den Tag der Kommunion konnten sich auch noch einige erinnern. „Wir haben uns in der Schule getroffen und sind dann zusammen mit den Lehrern in einem feierlichen Marsch zur Kirche gezogen. Das Wetter war gut und wir waren stolz auf unsere schönen Kleider.“