Bei der Berendonker Bruderschaft blieb der Vogel hängen

Als es um 18 Uhr bei der St. Franziskus-Bruderschaft Berendonk „Antreten“ hieß, hing der Rumpf des Vogels noch an der Stange und es konnte sich keiner mehr überwinden, die entscheidenden Schüsse abzugeben, die den König oder die Königin gekürt hätten.
Nach dem obligatorischen Umzug unter der Begleitung „des harten Kerns des Musikvereins Eintracht Wetten“ (so der  musikalische Leiter Klemens Martens), dem Gedenken der Toten vor dem Mahnmal der zwei Weltkriege, der Ehrung der Jugendprinzessin Ida Kösters (15 Jahre) und des Schülerprinzen Michel Köster (12) sowie dem Fahnenschwenken zu Ehren der scheidenden Königin war die Welt der Bruderschaft noch in Ordnung.
Die zehn Fähnriche der starken Fahnen-Abteilung, auf die die Bruderschaft mit Recht stolz ist, zeigten mit ihren Figuren die Fesselung und Entfesselung des Hl. Sebastianus. Er war Hauptmann der Prätorianergarde am Hof des Kaisers Dio­kletian und bekannte sich öffentlich als Christ. Weil er Soldat war, wurde er vom Kaiser zum Tode durch Erschießen verurteilt. Die Fahne ist das fesselnde Seil, welches zuerst von rechts und links um den Hals des Hl. Sebastianus geworfen wurde. Anschließend wurden beide Hände in den Nacken gebunden. Als sich die Seile zuzogen, wurde der Heilige rückwärts gegen einen Baum gedrückt. Die Bogenschützen hielten den ohnmächtigen Sebastianus für tot und ließen von ihm ab. Seine Freunde bemerkten jedoch, dass er noch lebte und lösten seine Fesseln. Das Führen der Fahne von den Beinen zum Kopf stellt diese Szene von ca. 290 nach Christus nach
Bei herrlichem Schützenfest-Wetter wurden in kurzer Zeit die Preise geschossen. Georg van Bebber holte sich den 1. Preis, den 2. Preis sicherte sich Matthias Selders, über den 3. Preis konnte sich Achim Janßen freuen und den 4. Preis errang Wolfgang Nilkens. Hierfür benötigten die Gewinner 375 Schuss. Anschließend wurde es jedoch leise auf der Schießanlage an der Krautparsch. Nur sporadisch schallte noch ein Schuss über das Gelände und als die „Gefahr“ bestand, dass der Vogel fallen konnte, kam es zur Generalverweigerung der Vereinsmitglieder.
Nur um den Kinderthron wurde gekämpft und schließlich wurde Anna Sensen Königin (Mitte) und zu ihren Ministerinnen ernannte sie Isabelle Quinders (rechts) und Berthe Krauhausen.
Die erste Vorsitzende der Schützen, Erika Boland, schrieb einen Tag später in einer Pressemitteilung: „Leider hat die Berendonk keinen König/in. Jetzt machen wir das Beste daraus. Es wird auf jeden Fall einen Schützenball geben, in dem der Kinderthron und die Prinzen im Mittelpunkt stehen werden.“
Die Schießgruppe ist qualitativ gut aufgestellt und ist ein wichtiger Bestandteil der Bruderschaft, da sie die Möglichkeit bietet, junge Menschen gezielt an die Tradition heranzuführen. Auf der 2009 über dem Tennisheim erstellten Anlage sind Kinder ab 12 Jahren (mit Sondergenehmigung ab 10 Jahren) jeden Freitag um 18 Uhr herzlich willkommen. Anmeldung ist über Telefon 0172/8068383 möglich.