Bei Abels geht's um die Wurst

Ein wenig klingt es schon nach Lehrbuch, was derzeit in der Kevelaerer Industriestraße stattfindet, aber der mitten im Gange befindliche Generationswechsel bei Abels-Fleisch ist tatsächlich gelebte Praxis und keine graue Theorie. Hans Zimmermann, der im Grunde fast sein ganzes Berufsleben in unterschiedlicher Art als selbständiger Metzgermeister tätig ist, hat schon vor vielen Jahren gedanklich und strategisch damit begonnen, die Übergabe des Betriebes an seine beiden Kinder Laura und Max vorzubereiten.

Auf den allerersten Blick sieht man es den beiden vielleicht nicht an, aber die Geschwister verbindet ein besonderes Band: Sie sind Zwillinge. Darauf angesprochen, betont Laura Zimmermann auch das besonders enge Verhältnis, das sie mit ihrem Bruder verbindet – angefangen bei ganz alltäglichen Dingen, wie der Verständigung ohne große Worte, bis hin zu gemeinsamen Freizeitinteressen, wie etwa das Reisen. Beide bringen beruflich geradezu ideale sich ergänzende Voraussetzungen mit: Laura ist gelernte Kauffrau im Groß- und Außenhandel, ihr Bruder Max ist nicht nur Fleischermeister, sondern obendrein auch noch Betriebswirt im Handwerk.

Von der Feinzerlegung bis zur Auslieferung

Und so ist es beinahe klar, wo jeder seinen Platz im Unternehmen findet, das beide wie ihre Westentasche kennen, waren sie doch als Kinder häufig im Betrieb zugegen, verdienten sich später in den Ferien im elterlichen Betrieb etwas dazu und durchliefen letzten Endes beide auch alle betrieblichen Arbeitsbereiche. Gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Abels-Fleisch tätig, ob in der Feinzerlegung angelieferter Schweinehälften, in der Herstellung verbrauchsfertiger Fleisch- und Wurstwaren oder in der Kommissionierung und Auslieferung. Nicht nur Supermärkte wie die hiesigen REWE- und Edeka-Märkte zählen zu den Kunden, sondern auch Krankenhäuser, Restaurants und Großhändler in der Region.

Laura Zimmermann, die nach ihrer Ausbildung ein Jahr im Ausland und ein weiteres Jahr als Angestellte bei einem Fleischverarbeiter in Hürth verbrachte, betont, dass auch sie alle Verarbeitungsstationen im Betrieb aus praktischer Erfahrung kennt – dieses Wissen über alle Abläufe ist für eine erfolgreiche Betriebsführung ohnehin unerlässlich. Was die Uhrzeit des Arbeitsbeginns angeht, unterscheiden sich die Tätigkeiten der beiden Zwillinge ganz grundlegend: Während Laura Zimmermann in aller Regel um sechs Uhr morgens ins Büro kommt, ist ihr Bruder zu dieser Zeit schon drei Stunden auf den Beinen.

Arbeitszeiten entwickelten sich in Richtung der Bäcker

Rückblickend auf sein Berufsleben stellt dann auch Hans Zimmermann fest, dass sich die Arbeitszeiten der Metzger immer weiter in Richtung jener der Bäcker entwickelt haben: Um den Kunden frische Ware zu garantieren, beginnt die Produktion in den Nachtstunden und zieht sich dann bis in den Tag hinein, was eine spezielle Staffelung der Arbeitszeiten für die Mitarbeiter nötig mache. Und in eben jenen Nachtstunden beginnt für Fleischermeister Max Zimmermann seine Arbeit, der nach seiner umfangreichen Ausbildung in verschiedenen anderen Betrieben Erfahrungen gesammelt hat, bevor er vor zirka einem Jahr im heimischen Betrieb anfing zu arbeiten.

Die erste Frage, ob sich die Kinder eine Betriebsübernahme vorstellen können, stellte Hans Zimmermann bereits vor neun Jahren, als die beiden 1994 geborenen Geschwister noch die Schulbank drückten. Beide betonen jedoch, dass alles ohne „Zwang“ oder bewusste Lenkung ablief, sondern dass es auch ihr Wunsch war und ist, das Unternehmen weiterzuführen.

Momentan hat jeder sein Aufgabenfeld und alle drei ergänzen sich im Betrieb. Dass der agile „Seniorchef“, den man als solchen eigentlich nicht bezeichnen möchte, sich mit einem Schlag gänzlich aus der Firma zurückzieht, können sich alle nicht wirklich vorstellen. Vielmehr soll es ein fließender Übergang werden, bei dem die ‚Junioren‘ immer mehr Verantwortung übernehmen.

Im Grunde blicken alle Drei optimistisch in die Zukunft, ist der Betrieb doch bestens aufgestellt. Wöchentlich werden bis zu 500 Schweinehälften zu Fleisch- und Wurstwaren verarbeitet, von denen ein großer Teil aus unserer Region kommt. Hans Zimmermann betont hier ein klar sich wandelndes Verbraucherverhalten hin zu regionalen Produkten, wo Aufzucht-, Transport- und Schlachtbedingungen qualitativ hochwertig und kontrolliert sind. So werden vorrangig Pfalzdorfer Landschweine und Strohschweine verarbeitet, die auch in der Region geschlachtet werden, so dass lange Transportwege ausbleiben.

Gern und regelmäßig Fleisch- und Wurstwaren

Bleibt zum Schluss noch die Frage, ob die Zimmermanns überhaupt noch gern Wurst und Fleisch essen, wenn man den ganzen Tag davon umgeben ist und auch das Büro etwas mehr als nur dezent nach Räucherei riecht!? Das weisen die Drei lachend von sich und bekennen einhellig, dass bei ihnen gern und regelmäßig die eigenen Fleisch- und Wurstwaren auf den heimischen Tisch kommen und das sagt letztlich mehr, als jedes amtliche Qualitätssiegel..