Neue Mutter-Kind-Station wurde eröffnet und löst die kleine alte Abteilung ab

APH-Team im Hospital in Benin

Feierliche Einweihung und Eröffnung der neuen Mutter-Kind-Station, Dr. Elke Kleuren-Schryvers (r.) und Dr. Warou (l.). Foto: APH

Da war alles nun vorbereitet – das Krankenhauspersonal hatte bunte Bänder in den Händen, quietschgrüne und gelbe und rote Luftballons, die neue Mutter-Kind-Station (Maternité) war gerade rechtzeitig fertig geworden und wartete blitzeblank auf die ersten Patientinnen, ein zwölfköpfiges Team der Aktion pro Humanität aus Kevelaer (APH) freute sich auf den großen Moment – und dann hieß es: warten. Ein Hollywood-Regisseur hätte es besser nicht arrangieren können – pünktlich zur Einweihung der neuen Station, an deren Verwirklichung die Gelderner Rotarier maßgeblichen Anteil haben, drängelten zwei Babys fast gleichzeitig auf die Welt – und der Chefgynäkologe Dr. Warou hatte mit seinem Team im Operationscontainer alle Hände voll zu tun. Doch dann wurde feierlich eröffnet – und die beiden Kaiserschnitt-Neugeborenen waren die Stars des Nachmittags.

Corona-Zwangspause

Nach fast zweijähriger Corona-Zwangspause hatte sich ein Team der APH wieder auf den Weg ins Projekt gemacht, ins Buschkrankenhaus der APH in Benin, Westafrika. Mit dabei APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers mit Peter Tervooren, Dr. Rüdiger Kerner, Chefarzt am Marienhospital Kevelaer, mit Silvia Köbbel und Hildegard Kleinen, das Zahnarzt-Duo Dr. Roland mit Tochter Dr. Kathrin und Medizinerin Angelika Klein, der Moerser Kinderarzt Hans-Hermann Pieper und Annemarie Pieper (Intensivschwester), Hendrike van Briel und Heike Waldor-Schäfer.

Seit fast 25 Jahren versorgt dieses Krankenhaus die nach wie vor bitterarme ländliche Bevölkerung, ist dank der Treue der Spender*innen vom Niederrhein stetig gewachsen und hat inzwischen fast 120 afrikanische Beschäftigte.

120 bis 150 Babys pro Monat

Die Vergrößerung der Mutter-Kind-Station war dringend notwendig. Die kleine Maternité mit 16 Betten stammte noch aus dem Gründungsjahr der APH, 1995, „damals hatten wir nicht einmal eine Geburt am Tag“, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers. „Inzwischen kommen pro Monat etwa 120 bis 150 Babys in unserem Krankenhaus in Gohomey auf die Welt, etwa die Hälfte davon sind Kaiserschnittentbindungen.“ Im weiten Umkreis gibt es kein Krankenhaus, das eine geregelte operativ-gynäkologische Arbeit anbieten kann. Sei es aus Mangel an Operateur*innen oder Anästhesist*innen oder aus Mangel an Blut in der Blutbank.  

Nun verfügt die in einem ehemaligen Schwesternhaus untergebrachte neue Maternité über 40 Betten (30 davon gestiftet von Krankenhäusern in Kevelaer, Xanten und Geldern) und einen großen Kreißsaal – unter anderem. Die Gelderner Rotarier haben dieses Projekt maßgeblich finanziell unterstützt. Damit steigt die Bettenkapazität des Busch-Krankenhauses auf deutlich über 80 Betten an.

Während also im neuen Mutter-Kind-Haus eine Menge los war und Kinderarzt Hans-Hermann Pieper sich schon mit den Plänen zur Erweiterung der „Notaufnahme“ für die ganz kleinen Patient*innen beschäftigte, knubbelten sich vor den beiden Praxis-Häuschen der Zahnärzt*innen und der inneren Medizin geduldig wartende Frauen und Männer. Dr. Rüdiger Kerner kümmerte sich mit seinem Team um die Patient*innen, die zur Magenspiegelung angemeldet waren. Modernste medizinische Technik mitten im Busch – das beeindruckt immer wieder. Der Kevelaerer Chefarzt hält plötzlich einen Schwung farblich unterschiedlicher Laborröhrchen in den Händen. „In all diesen Fällen“, sagt er, „haben wir das Bakterium Helicobacter nachweisen können.“ Das Bakterium nistet sich in der Schleimhaut des Magens ein, verursacht Bauchweh und Übelkeit, löst Entzündungen aus, führt oft zu Magengeschwüren. „Das alles können wir medikamentös ganz einfach behandeln“, sagt der Internist. Wenn man denn den Übeltäter auch entdeckt – gastroenterologische Diagnostik ist in Benin kaum möglich.

Nebenan im Dentistenhäuschen musste Dr. Roland Klein erst einmal den Zahnarztstuhl wieder in Gang bringen. Dann streikte die Absauganlage – da konnten die Kolleg*innen der Abteilung Magenspiegelung aushelfen – dann fiel der Strom aus, dann blieb das Wasser weg. Die Kleins ließen sich nicht beirren, Angelika, die Allgemeinmedizinerin, kümmerte sich unter anderem um die Sterilisation der Instrumente, Vater und Tochter Klein bohrten und füllten und operierten entzündete Zähne heraus. Und Schreiner Peter Tervooren plante mit seinem Schreinerkollegen Dada aus dem Nachbardorf die Erweiterung der Pädiatrie, der Kinderabteilung. Die platzt nämlich auch schon wieder aus allen Nähten.

Inzwischen ist das APH-Team wieder rechtschaffen müde, aber gesund und munter nach Kevelaer zurückgekehrt. Und die beiden Kaiserschnitt-Babys sind, wie auch ihre Mamas, wohlauf.