An einem Samstag kam das Sams nach Kevelaer

Die Kinderbücher rund um das kleine, freche, rothaarige Sams mit Rüsselnase und im Taucheranzug begeistern Kinder schon seit Jahrzehnten. Es sagt nicht nur, was es denkt, sondern kann über seine blauen Wunschpunkte auch Wünsche wahr werden lassen. An einem Samstag wurde das dritte Sams-Buch von Paul Maar, „Neue Punkte für das Sams“, vom Mülheimer Figurentheater Wodo im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte aufgeführt und begeisterte viele Kinderherzen.
Seit 1983 machen Dorothee Wellfonder und Wolfgang Kaup-Wellfonder Figurentheater und inszenieren dabei hauptsächlich beliebte Kindertheaterstücke, wie das Sams, Conni, Nulli und Priesemut, Hexe Lilli, Lauras Stern oder Pippi Langstrumpf. Dorothee Wellfonder zählt als Figurenspielerin sogar zu den besten zehn Deutschlands. Die Texte ihrer Inszenierungen stammen aus der Feder ihres Mannes Wolfgang Kaup-Wellfonder. Über die ersten Silben ihrer beiden Vornamen kamen sie auf den Künstlernamen Wodo. Jedes Jahr geben die beiden rund 200 Vorstellungen und treten regelmäßig auch in Kevelaer auf. Jetzt wurde zum ersten Mal auch das Sams in Kevelaer aufgeführt.
Die vielen kleinen und großen Stühle waren schnell besetzt und Groß und Klein verfolgte die unterhaltsame Inszenierung. Wolfgang Kaup-Wellfonder trat immer wieder als Erzähler vor das Publikum und ließ die vielen anwesenden Kinder mitraten und mitmachen. Gemeinsam mit seiner Frau ließ er das Sams, Herrn Taschenbier, Frau März, Frau Rotkohl, Herrn Mohn und einen Polizisten über Marionetten Gestalt annehmen.
Zur Geschichte: Herr Taschenbier war tiefunglücklich, weil er in seine neue Kollegin Frau März, seine Herzensdame mit der hübschen Nase, verliebt war. Leider war er zu schüchtern, um sie anzusprechen. Das Sams konnte zwar mit der Liebe seines „Papas“ zu dieser „Nasenfrau“ wenig anfangen, doch hatte das Sams noch ein Geheimnis auf Lager: Es wusste, wie es zu neuen Wunschpunkten kommen könnte. Man müsse nur bei Vollmond um Mitternacht aufs Hausdach steigen und das Zauberwort „Gatsmas“ rufen. Da Herr Taschenbier schnell schwindelig war, beschlossen die beiden, zunächst auf einer Litfaßsäule zu üben. Genau in dem Augenblick, als Herr Taschenbier dort oben saß, kam ein Polizist vorbei. Dieser vermutete „mutwillige Sachbeschädigung“, doch das Sams erklärte, das sei nur eine „gutwillige Dachbeschädigung“.
Als der Polizist Herrn Taschenbier abführen wollte, erklärte das Sams dem Polizisten, sein Papa hätte schon mal gesessen und auch gestanden. „Ihr seid doch auch alle gesessen. Wenn ihr aufsteht, habt ihr auch alle gestanden“, so die doppeldeutige Einladung an das Kinderpublikum.
Schließlich wagen beide den Gang aufs Dach, doch bekommt dort nicht das Sams, sondern aus Versehen Herr Taschenbier die blauen Wunschpunkte. So kann nicht dieser wünschen, sondern nur das Sams, das für die Liebesgefühle seines Papas wenig übrig hat. Dennoch kommen ganz ohne Wunschpunkte Herr Taschenbier und Frau März noch zusammen und das Sams verschwindet in seine Samswelt. Zurückbleiben nur Sams-Rückholtrofen: „Nimmst du sieben Tropfen ein, kommt das Sams zur Tür herein“, erklärt Wolfgang Kaup-Wellfonder zum Abschluss.
Begeisterter Applaus belohnte die beiden Puppenspieler. Dorothee Wellfonder zeigte am Ende noch einigen interessierten Kindern, wie man das Sams bewegen kann. Nicht nur an den Händen und Füßen, auch an der Nase, so konnte der fünfjährige Johannes sehen, führte eine unsichtbare Schnur zur Aufhängung. Er lachte, als Dorothee Wellfonder das Sams die Nase rümpfen ließ.
Wer diese Aufführung des Wodo Figurentheaters versäumt hat, hat am 9. Dezember 2017 um 15 Uhr im Kevelaerer Museum die Gelegenheit, eine Aufführung von Charles Dickens „Tiny Tim rettet Weihnachten“ zu sehen.