Aller guten Dinge sind drei

Dreimal habe ich die Hauptstraße „bereist“, nun soll diese Zahl auch für die Busmannstraße gelten. Und da kann ich ganz bequem anknüpfen an den Bericht über die Hausnummer 7 (KB Nr. 42), als es um Bruno Fleurkens und die Ritterklause ging. Nun gehe ich „mal ebkes“ nach gegenüber zur „Brauerei“, wo ich ab 1968 einer der Stammgäste sein durfte.

Gleicher Ausschnitt wie oben, 29 Jahre später… Foto: WiScho

Meine Erinnerung geht leider nicht weit genug zurück, sodass ich die Namen der ehemaligen Inhaber Peter und Josef Valks meinem Vetter Kalli Renard und seinem schon öfter erwähnten, sorgfältig erstellten Bildband über die Kevelaerer Gastronomie verdanke. Wie mir seine Tochter Hanni verriet, die sich mit 97,5 Jahren zusammen mit ihrer Schwester Magdalene gottlob rüstiger Gesundheit erfreut, war ihr Vater Josef Valks der letzte Brauer, der in Kevelaer diesem Handwerk nachging. Kein Wunder also, warum seine Gaststätte diesen Namen erhielt.

Sehr gerne erinnere ich mich allerdings an die beiden freundlichen guten Geister des Hauses: das Geschwisterpaar Hanni und Magdalene, die zunächst mit ihrer Mutter, nach deren Ableben in 1985 allein verantwortlich das Haus führten. Sie versorgten mit viel Liebe und Herzblut ihre Gäste, die aus den unterschiedlichsten Gründen gerne in die Gaststätte kamen: Da waren zunächst die Mannen des KMGV, die bei Valks ab 1929 für 50 lange Jahre ihr Domizil hatten (Quelle: Chronik des KMGV) und im kleinen Saal wöchentlich für ihre Auftritte übten. Eine zweite Gruppe, zu der ich gehörte, traf sich dort wegen des Billardtisches, der als einer von wenigen im Stadtgebiet übrig geblieben war; Jahre zuvor gehörte es fast zur Pflicht eines Kevelaerer Wirtes, einen solchen Tisch zu betreiben. Anfang der 60er-Jahre spielte im Lokal „Zur Brauerei“ der Billardklub „Picardie“, der sich wohl hauptsächlich aus Anwohnern der engeren Nachbarschaft zusammensetzte.
Es ist leider immer wieder dasselbe Klagelied: „Die schönen Tage von Aranjuez“ gehen einmal zu Ende, denn das Beständigste auf der Welt ist nun mal der Wechsel. Das Haus trug in früheren Zeiten den Namen „Bierstall“, woraus später „Zur Brauerei“ wurde, und in den 1970ern ergab sich durch Besitzerwechsel der Name „Bierbrunnen“. Unsere beiden freundlichen Damen gaben zu der Zeit die Regie ab an die Wicküler Brauerei, die für den neuen Namen sorgte.

Der neue Pächter Ilija Menesi kam von „Alt München“, dem ehemaligen „Weißen Schwan“ (Düngelhoff / Hermann Keens), einem weiteren Traditionshaus an der heutigen Egmontstraße. Menesi übergab eines Tages den Bierbrunnen an seinen vormaligen Kellner Jovan Milojkovic, der wiederum nach einigen Jahren an seinen Landsmann Stevan Rujevic übergab.

Auf obigem Foto ist die Stelle markiert, an der man 1992 den Haupteingang der LuGa baute; aber auch der kleine Außenbereich der Gaststätte ist zu sehen, der, sehr zur Enttäuschung von Hanni und Magdalene Valks, von Jovan M. leider ziemlich vernachlässigt worden war. Der einst so liebevoll gepflegte Brunnen, der quasi zum Inventar der Gaststätte gehörte, findet sich heute in einem Innenhof der LuGa wieder. Spätestens ab 1992 verlor die Stadt an der Busmannstraße 22 ein weiteres traditionsreiches Haus – doch die Erinnerung stirbt nicht.