Alle wegen Pistor

Wenn das Bühnenhaus zur Fankurve wird: Vollbesetzt war das Kevelaerer „Hallenstadion“ am Freitagabend. „Alle gegen Pistor“? Nein, „alle wegen Pistor“, mag man analog zum Titel des Fußball-Tippspiels seines Heimatsenders sagen. Sven Pistor, Tippspiel-Frontmann und „Liga live“-Moderator beim Radiosender WDR 2, sprach und spielte dort live und in Farbe, und zahlreiche Fußballfans diverser Vereinsfarben wollten dabei zusehen.
In Topform
Pistor ist also jemand, der den Fußball schon aus Sicht seiner Profession ernst nimmt, aber auch die vielen kuriosen Seiten des Rasensports kennt. Die haben natürlich am Samstagnachmittag, wenn‘s ernst wird in den Stadien, in einer Radiomoderation nix zu suchen. Am Freitagabend auf der Bühne sind sie dafür umso unterhaltsamer. Seien es die fröhlich kommentierten Videoschnipsel aus dem Internet, in denen Vereine, Spieler und Vorstände wie auch Fans munter sich selbst in die Pfanne hauen. Sei es das „Klugscheisser-Quiz“, bei dem vier „Experten“ aus dem Publikum ihr Wissen um Regeln wie Sprüche testen konnten. Sei es die Lesung aus Pistors Buch „50 Dinge, die sie über den Fußball-Westen wissen mögen“, in der es um den „weißen Brasilianer“ Ansgar Brinkmann ging. Der Moderator war in Topform, ließ rhetorisch kaum Bälle liegen und kämpfte sich wacker durch zwei rund einstündige Halbzeiten. Dabei absolvierte er ein anständiges Laufpensum über die Flügel und teilte immer wieder in alle Richtungen aus, so dass fast jeder aus der vereinsseitig breit gestreuten Fanbasis mal einen ordentlichen Lattenschuss abbekam.
Dass Pistors Bühnengast Jürgen Jansen in seiner Zeit als Bundesligaschiedsrichter zahlreiche Anekdoten erleben durfte, stellten beide im munteren Zwiegespräch heraus. Dass Fußball, und erst recht die Schiedsrichterei, eine ernste Sache sein können, wurde klar, als Jansen berichtete, dass er in den Skandal um Robert Hoyzer hineingezogen wurde. Obwohl er nicht beteiligt war und schließlich völlig rehabilitiert wurde, war seine Karriere allein durch den Verdacht beendet. „Das braucht man nicht“, sagte Jansen noch heute sichtlich ergriffen. Doch habe ihm diese Zeit auch gezeigt, „wer meine Freunde sind“. In seiner Familie habe er Rückhalt und Kraft für einen neuen Anfang gefunden.
Und auch Sven Pistor wurde zum Ende seiner aktuellen Show mit dem Titel „Alles Vollpfosten“ noch einmal ernst und brach eine Lanze für den Fußball, der aus seiner Sicht wohl eine der gelungensten Formen der Integration von Menschen unterschiedlichster Herkunft darstellt.