Aktiv gegen die Krise mit Lieferservice und Mittagstisch

Das Telefon klingelt, Agnes Pacco nimmt den Anruf entgegen: „Hallo, ja, das können wir machen. Wir bringen es in einer Dreiviertelstunde.“ Dann legt sie auf. „Das wird wohl der letzte Anruf für heute sein“, konstatiert die 67-Jährige, die seit gut einem Jahr den „Knoase-Treff“ führt – und sich derzeit mit einem Mittagstisch und einem Lieferservice versucht, über Wasser zu halten. „Ich mache das seit zwei Wochen“. Sie zeigt auf ihr Angebotsplakat. „Man muss was tun und nicht immer nur grübeln“, sagt die Kneipenwirtin, die in der Situation die Ärmel hochgekrempelt hat – auch wenn es ihr im Moment nicht immer leicht fällt, positiv zu sein.

Über Facebook, „Geldern digital“ und „Kevelaer digital“, habe sie für das Angebot schon Werbung gemacht. „Das Poster bringe ich draußen vor der Tür noch an, die Flyer sind in Druck und wir wollen diese dann dazu verteilen.“ Und das Desinfektionsmittel steht auch zur Nutzung bereit. Sonntags bietet sie einen Mittagstisch an. „Da kommen schon zwölf bis vierzehn Leute. Vorige Woche gab es Gulasch mit Kartoffeln und Rotkohl. Die Leute waren zufrieden und schreiben: Es war lecker. Ich hatte auch schon Gäste aus Kevelaer, die ihr Essen hier abgeholt haben und angekündigt haben, hier im Oktober feiern wollen.“

Bislang kann sie damit aber noch keinen großen Staat machen. Denn der Lieferservice findet momentan zu wenig Resonanz. „In der Woche sind es sieben bis acht Gerichte, die bestellt werden.“ Es sei wohl noch etwas Geduld angesagt, „bis es bei den Leuten ankommt, dass es dieses Angebot gibt.“ Sie versuche, das Angebot interessant, abwechslungsreich und so kostengünstig wie möglich zu halten. Das Wetter motiviere leider viele, zum Beispiel selbst zu grillen. „Und manche haben Kurzarbeit und sagen sich, wir holen für 4,50 Euro eine Pizza, da sind wir auch satt.“ So kommt es halt vor, dass sie dann auch Essensreste verschenken oder entsorgen musste.

Die Kosten laufen weiter

Bis zum Beginn der Corona-Krise war für die Gastronomin eigentlich alles in Ordnung. „Ich hatte so viele Reservierungen, das Jahr war für mich gerettet.“ Die Situation hat sich mit Corona komplett geändert. „Man lebt ja auch von dem Knoase-Saal. Aber da sind ja alle Gesellschaften, Beerdigungen und Veranstaltungen weggefallen.“ Die Kosten, die laufen aber weiter.

20 Jahre Gastronomie in Detmold und im Winnekendonker Bürgerhaus hat sie schon hinter sich. „Eigentlich habe ich schon ein Alter, wo ich mich aufs Sofa setzen und Geld beantragen könnte“, lacht die 67-Jährige. Aber an dem Knoase-Projekt, „da hängt mein Herz dran.“ Nicht zuletzt, weil die Wettener sie direkt angenommen haben. „Zuletzt bei der Kappensitzung hatte ich das Gefühl, ich gehöre hier dazu. Und ich fühle mich auch dazugehörig. Ich will das hier weitermachen.“ Wie so ein Betrieb zukünftig weiterlaufen soll, da sieht sie noch ganz viele Fragezeichen. „Ich befürchte, wenn man die Nachrichten so verfolgt, dass das mit der Gastronomie vor August/September nichts wird.“ Und in einem Kneipenbetrieb stehe man halt gerne näher zusammen. „Den Thekenbereich kann man also total vergessen. Wer will denn mit vielleicht 20 Leuten auf 120 Quadratmeter getrennt voneinander sitzen, ein Bierchen trinken und knobeln?“

Über die Erweiterung der Räumlichkeiten zum Saal hin könne man sicher eine Möglichkeit für Gastronomie schaffen. „Beim Essen kann man das so hinkriegen, dass man Zwischenräume schafft“, zeigt sie nicht ohne Stolz auf das Kneipen-Interieur. Da sind die Tische durch Blumen und andere Accessoires schon so voneinander getrennt, dass kleine Gruppen für sich dort durchaus sitzen könnten. Entsprechend habe sie der Beschluss der Bundesregierung schon enttäuscht. „Man könnte ja auch draußen Stühle hinstellen für Radfahrer, die da eine Pause machen wollen.“ Aufgeben, das kommt für Agnes Pacco aber nicht in Frage. Sie will solange aktiv bleiben, wie es geht. Und sie hofft darauf, dass die Wettener ihr Angebot mehr nutzen und sie damit unterstützen – damit der „Knoase-Treff“ auf lange Sicht existieren kann.