Advent als Zeit der Geduld

Nachdem zuletzt Pastor Andreas Poorten mit uns einen Blick auf seine Adventszeit geworfen hat, setzen wir unsere Serie nun mit Romano Giefer fort. Er wirkt seit 2009 als Chordirektor in der Marienstadt. Im Gepäck hat er für uns sein Lieblingsrezept für Eifeler Spritzgebäck.

Welche besondere Zeit ist der Advent für Sie als Musiker und Kirchenmusiker?

Romano Giefer: Der Advent hat ein wunderbares Liedgut, das von Erwartung und Hoffnung erzählt. Dieses Warten und Stillhalten, nicht am Ziel zu sein von etwas, erzeugt den ganz eigenen Tonfall dieser Musik. Adventliche Musik richtet sehr den Blick nach innen auf das, was noch nicht sichtbar ist, aber sichtbar werden will. Man kann auch sagen:

Adventliche Musik ist Musik des „noch nicht“. Nicht von ungefähr sind in dieser Musik viele Texte der Propheten des Alten Testamentes vertont. Der Prophet Jesaja hat ausgesprochen, warum es für das Volk wirklich Grund zur Hoffnung gibt, indem er auf den Spross aus dem Stamm Davids verwies. Vor allem der Gregorianische Choral kann das hörbar machen.

Hat die Zeit des Advents Sie schon als Kind fasziniert?

Romano Giefer: Ja, der Advent war schon als Kind meine Zeit, ich bin wohl ein adventlicher Typ. Seit ich mich erinnern kann, freue ich mich jedes Jahr darauf. Wir saßen immer in der Familie an den Adventssonntagen um den Adventskranz und haben gesungen. Mir war das enorm wichtig und oft habe ich meine Eltern und Geschwister gedrängt, doch endlich zu kommen, sobald es draußen dunkel wurde. Auch wusste ich als Kind die Gotteslobnummern der Adventslieder auswendig, weil ich die so schön fand.

Wie gestalten Sie mit Ihrer Familie diese besondere Zeit?

Romano Giefer: Wir nehmen uns Zeit, auch in äußerlich geschäftigeren Jahren als in diesem. Bei uns hängt ein großer Adventskranz von der Decke. Wir machen das Licht aus und genießen den besonderen Schein der Adventskerzen. Da erzählen wir uns etwas, manchmal singen und musizieren wir auch. Die Adventsstimmung ist so etwas Eigenes. Darin ergeben sich oft Gedanken und Gespräche, die manchen Dingen vielleicht tiefer auf den Grund gehen als sonst.

Advent in Zeiten von Corona – welche Chancen bietet der diesjährige Advent?

Romano Giefer: Die Zeit vor Weihnachten wird dieses Jahr zwangsläufig weniger öffentlich stattfinden. Vielleicht erlebt man dadurch auch in den Straßen tatsächlich einmal die andere Seite von Advent, nämlich nicht nur die Zeit, in der alles volle Fahrt aufnimmt Richtung Weihnachten, sondern eine Zeit der Entschleunigung und Besinnung darauf. In anderen Jahren muss man dem Trubel dafür eher gezielt aus dem Weg gehen. Dieses Jahr müssen Glühweinstände und Jingle-Bells-Lautsprecher aber eben ein Jahr Pause machen. Das wird vielen Leuten fehlen, mir persönlich nicht.

Das Beste aus einer Situation zu machen heißt aber ja keinesfalls, sie als Dauerzustand haben zu wollen. Meine Geschwister sind Mediziner; wenn sie von ihrer gegenwärtigen Arbeit im Krankenhaus erzählen, macht mir das große Sorgen, genauso, wenn mir Kevelaerer Geschäftsleute berichten, was gerade abgeht. Ich habe den allergrößten Respekt vor solchen und unzähligen anderen Menschen, die gegenwärtig alles dafür tun, damit wir diese Krise hoffentlich überstehen. Dazu sollte jeder von uns seinen persönlichen Beitrag leisten.

Wie machen Sie als Chorleiter – aktuell ohne Chorproben – das Beste aus dieser Zeit?

Romano Giefer: Wir machen verstärkt Einzelstimmbildung mit unseren Kindern und Jugendlichen. Mit den Erwachsenen dürfen wir unsere Gottesdienste im Rahmen der Vorschriften gestalten, wenn auch aus dem Stegreif und ohne nennenswerte Vorbereitung. Da leben auch wir gegenwärtig sozusagen vom Ersparten. Es ist natürlich schön, einmal jedem Einzelnen im Chor die volle Aufmerksamkeit schenken oder Sachen in kleiner Besetzung singen zu können. #

Aber natürlich fehlt uns allen in dieser Arbeit auch das Wesentliche, nämlich die Selbstverständlichkeit, ohne Einschränkungen gemeinsam zu singen und zu musizieren. Das ist bei allen Möglichkeiten, die wir Gott sei Dank haben, einfach durch nichts anderes zu ersetzen.

Romano Giefers Eifeler Spritzgebäck

Zutaten
225 g gute Butter , 200 g Zucker, 1 bis 2 Päckchen Vanillezucker, 3 Eigelb, 375 gesiebtes Mehl, 50 g gemahlene Mandeln, Nüsse oder Kokosflocken (je nach Geschmack)

Zubereitung
Den Teig gründlich zu einem festen Mürbeteig verkneten, dann zu einem Stollen formen und 48 Stunden kellerkühl lagern. Der Teig ist danach recht fest. Das Spritzgebäck wird daher am besten in gewünschter Form durch den Fleischwolf gedreht und beliebig angerichtet. Die Plätzchen bei 160 Grad Umluft hellbraun anbacken, nach Belieben mit Kuvertüre überziehen.

Am besten schmecken sie, wenn sie vor Verzehr noch ein bis zwei Tage in einer Blechdose lagern.