Abschied von Heinz Paal

Es war zuletzt still um Heinz Paal geworden. Der langjährige Stadtdirektor und erste hauptamtliche Bürgermeister Kevelaers lebte in den letzten 15 Jahren vor allem als Privatmensch. Als das KB ihn vor zwei Jahren besuchte, hatte er gerade begonnen Saxophon zu lernen.
Er erzählte von den Spaziergängen mit seiner Frau, dem Wein, den er genoss, und schönen Zeiten in seinem Haus in Spanien. Nun ist Heinz Paal im Alter von 76 Jahren gestorben.
Mit 15 Jahren in die Stadtverwaltung
Bereits als 15-Jähriger fing Paal beim Amt Rindern an, mit 30 erwarb er nach Studium das Kommunaldiplom, mit 32 begann seine lange Verwaltungstätigkeit in der Stadt Kevelaer, für die er zunächst die Leitung des Rechnungsprüfungsamts übernahm. 1976 wurde Heinz Paal zum Kämmerer und Beigeordneten ernannt und nach dem Ausscheiden von Dr. Karl-Heinz Röser zur Jahreswende 1983/84 zum Stadtdirektor berufen. 1999 wählten ihn die Kevelaerer zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister ihrer Stadt. Für eine zweite Amtszeit kandidierte er nicht mehr. Ihm folgte 2004 Dr. Axel Stibi.
Wer die gesamte Spanne von Paals Kevelaer-Zeit begleitet hat, sieht zwei große Abschnitte im Wirken des Stadtmachers, die unterschiedlich zu bewerten sind. In der ersten Hälfte war Paal geradezu brillant – in seiner Analyse, seinen Instrumenten und seiner Überzeugungskraft, wenn er politische Mehrheiten für eine Idee gewinnen wollte.
Und mutig war der Rathauschef: Als der Stadt auf geheimnisvolle Weise sehr viel Geld zufloss, investierte er fast eine Million Mark ins „Bohrloch“, wohl wissend, dass die Idee eines Kur­zentrums scheitern und das Geld in den Sand gesetzt sein könnte (was auch eintrat). Die Entscheidung war kein Alleingang, sondern abgestimmt mit einem risikofreudigen Stadtrat.
In der ersten Hälfte seiner Kevelaer-Zeit schimmerte durch die Oberfläche des gewieften Verwaltungsprofis der unglaublich ehrgeizige junge Mann durch, der sich Wissen und Bildung auf unbequemen Wegen hart erarbeiten musste und sich schon mal mit direkt genossenen Kaffeebohnen „dopen“ musste: „Zum Kaffeekochen hatte ich keine Zeit.“
In jener ersten Amtszeithälfte reifte Paals Ansehen in der Wallfahrtsstadt, von dem er in der Beurteilung durch viele Bürger auch in der zweiten Hälfte seiner Amtsjahre zehrte, als sich der berüchtigte Twistedener Klüngel auszuwirken begann.
Der Mann, der mit Widerspruch schlecht umgehen konnte, fand im Stadtrat einflussreiche, ihn geradezu vorwärts treibende Mitstreiter, die häufig den Geruch des Eigennutzes verströmten, ohne dass das von politischen Beobachtern stets bemerkt worden wäre.
Amtszeit mit zwei Seiten
Im Gefolge der so genannten Traberpark-Affäre, bei der der Stadtrat als Kontrollorgan versagte, fielen Masken, zerbrachen Vertrauensverhältnisse und entwickelten sich langsam offene Gegnerschaften.
Je mehr Heinz Paal als „Machtmensch“ von eigenen Leuten im Rathaus gefürchtet wurde – dies besonders seit seiner Wahl zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt (1999) –, desto geringer wurde seine politische Kraft zur Durchsetzung millionenschwerer Vorgänge. Logische Folge der Entwicklung war Paals Nichtkandidatur 2004.

1984 wurde Paal als Stadtdirektor vereidigt.
Fotos: KB-Archiv


Zu den traurigsten Vorgängen während der Amtszeit von Heinz Paal zählt der Versuch, den bei Paal in Ungnade gefallenen Beigeordneten Karl-Ulrich Braasch abwählen zu lassen. Etwa die Hälfte des Stadtrats ließ sich dafür einspannen. Am Ende reichte die Mehrheit nicht aus.
Braasch schied bald darauf regulär aus dem Amt und wurde von seinem Chef Heinz Paal mit einer Laudatio in den Ruhestand verabschiedet, die das Gegenteil von dem zum Ausdruck brachte, was zuvor den Abwahlversuch begründet hatte. Karl-Ulrich Braasch starb 2010.
Das Wissen um die Schattenseiten ändert nichts an der Einschätzung, dass Heinz Paal ein hoch talentierter Stadtmacher war, der besonders in der ersten Hälfte seiner langen Amtszeit gute Spuren hinterlassen und zukunftsweisende Entwicklungen – besonders auf dem wirtschaftlichen Sektor – angestoßen hat.
Eine dieser Entwicklungen, die zu seiner Amtszeit noch scheiterte, hat Heinz Paal noch wiederauferstehen sehen: Auf der Hüls entsteht an „seinem“ Bohrloch nun der Solepark St. Jakob.
Heinz Paal wird auf See bestattet. Die Trauerfeier findet im Familienkreis statt.