Abschied vom Beigeordneten

Es ist gekommen, wie erwartet: Der Mülheimer Rat hat den Kevelaerer Beigeordneten Marc Buchholz zum künftigen Sozialdezernenten gewählt. Theoretisch erfolgt der Wechsel nach Mülheim schon zum Ende des Monats. Praktisch möchte Bürgermeister Dominik Pichler sich morgen mit seinem Mülheimer Amtskollegen darauf verständigen, dass Buchholz noch bis Ende März in Kevelaer bleibt, um eine geordnete Übergabe vorzunehmen.
Parallel dazu haben die Überlegungen für die Zeit nach Buchholz begonnen. Am Dienstag hat der Bürgermeister den Fraktionsvorsitzenden drei Vorschläge unterbreitet, wie die Stadtverwaltung nun vorgehen könnte: Sie könnte die Stelle des Ersten Beigeordneten neu ausschreiben. Sie könnte aber auch die Aufgabe auf zwei Fachbereichsleiter verteilen: Einen für die Bereiche Jugend, Schule und Sport, einen für Arbeit und Soziales. Oder nur der erstgenannte Fachbereich erhielte einen eigenen Leiter unter Arbeit und Soziales würden bei einem vorhandenen Fachbereichsleiter angedockt.
Nicht zur Debatte standen zwei weitere Optionen: Die Stadt könnte auch, wie manch andere Kommune, beispielsweise das Jugendamt an den Kreis abgeben. Das jedoch will in der Kevelaerer Politik niemand. Selbst die KBV, die zumindest mal beantragt hatte, einen Kostenvergleich zu erstellen, würde die Vorteile eines eigenen Jugendamtes nur für signifikante Kosteneinsparungen aufgeben. „Da reden wir nicht von der Größenordnung, um die es bei ein oder zwei Fachbereichsleitern geht“, betont der KBV-Fraktionsvorsitzende Günther Krüger.
Und auch der alte Wunsch der Grünen und der FDP, einen Technischen Beigeordneten einzustellen, wurde schnell verworfen: CDU und SPD halten an ihrer Position fest, dass die Verwaltung in diesem Bereich gut aufgestellt sei. Selbst die FDP möchte das Thema „nicht mit dem Weggang von Marc Buchholz verknüpfen“, so Fraktionschef Jürgen Hendricks. Und auch die Grünen wissen, dass es aufgrund der Größe Kevelaers keine zwei Beigeordneten geben kann. Die Wahl zwischen einem Sozialdezernenten und einem Technischen Beigeordneten fiele nicht leicht, gibt der Fraktionssprecher der Grünen, Ulrich Hünerbein-Ahlers, zu. Den Grünen gehe es allerdings bei dem Thema auch mehr darum, dass jemand in der Stadtplanung sich abseits des Tagesgeschehens um die Frage kümmern könne, „wo wir in zehn Jahren sein wollen“; jemand, der Leitplanken entwickele und langfristig plane. Das müsse nicht zwangsläufig auf der Stelle eines Beigeordneten passieren.
Das Votum der Politik am Dienstag war damit überraschend schnell klar: CDU und SPD positionierten sich gegen eine Nachbesetzung der Stelle des Ersten Beigeordneten. „Die Lebenserfahrung und auch die Erfahrung aus Geldern lassen vermuten, dass wir Marc Buchholz nicht 1:1 ersetzen können“, glaubt Paul Schaffers, Fraktionsvorsitzender der CDU. In diesem Punkt herrscht fraktionsübergreifend Einigkeit: Buchholz hat sich in den 13 Jahren eine Expertise erarbeitet, die niemand mitbringen wird, der sich auf diese Stelle bewerben würde – und falls doch, würde er vielleicht nicht lange bleiben. „Für mich wäre eine Neuausschreibung okay gewesen“, sagt Bürgermeister Pichler. Das Problem, dass sich richtig gute Leute mittelfristig nach größeren Städten mit besserer Besoldung umsehen, gebe es schließlich für Kevelaer immer.
Die Stadtverwaltung prüft daher nun, ob es möglich ist, den Bereich Arbeit und Soziales bei einem anderen Fachbereichsleiter anzudocken. Diese Lösung favorisiert die SPD. Die CDU wäre bereit, diese Vorgehensweise „kritisch zu begleiten“, wenn die Verwaltung diesen Weg für gangbar halten sollte. Man bevorzuge allerdings die Variante mit zwei neuen Fachbereichsleitern, so Schaffers. Aus Haushaltssicht wäre diese Lösung teurer. Allerdings sind die meisten anderen Fachbereiche der Stadt in der Vergangenheit bereits „gewachsen“, die Fachbereichsleiter an den Grenzen ihrer Möglichkieten. Am ehesten käme wohl der Fachbereich zwei von Ludger Holla in Betracht, zumindest was die Zahl der Mitarbeiter und die Unterstützung durch Abteilungsleiter betrifft. Holla hätte dann mehr Arbeit bei gleicher Bezahlung – denn eine höhere Besoldungsstufe ist für die amtierenden Fachbereichsleiter nicht mehr möglich. Abzuwarten bleibt, ob die Analyse der Stadtverwaltung zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt und wie sich der betroffene Fachbereichsleiter dann dazu positioniert.
Sollte es zu zwei neuen Bereichsleitungen kommen, so sei noch offen, ob es qualifizierte interne Bewerber für die Leitung des Bereichs Arbeit und Soziales gebe, sagte Bürgermeister Pichler. Die Stelle des Fachbereichsleiters für Jugend, Schule und Sport, die in jedem Fall nun geschaffen werde, wolle man möglichst schnell ausschreiben, nicht zuletzt wegen möglicher Kündigungsfristen nichtverbeamteter Bewerber.

Marc Buchholz, Sozialdezernent der Stadt Kevelaer

Marc Buchholz, Sozialdezernent der Stadt Kevelaer. Foto: Archiv


Lob und Dank
„Große Fußspuren hinterlassen“, „hervorragend aufgestellter Fachbereich“, „hat seinen Bereich sehr, sehr gut geleitet“, „in der Fraktion sehr geschätzt“: Die Fraktionsvorsitzenden sparten im Gespräch mit dem KB nicht an Lob für Marc Buchholz – und auch nicht an Dank, wie Ulrich Hünerbein-Ahlers auf den Punkt bringt: „Ich möchte Marc Buchholz zu seiner Wahl herzlich gratulieren und ihm genauso herzlich danken für die in Kevelaer geleistete Arbeit!“